Manipulationsvorwürfe 22 Jahre nach dem Badminton-Turnier bei den Olympischen Spielen in Sydney: Ex-Weltmeisterin Ye Zhaoying behauptete im dänischen Fernsehen, sie sei damals von der chinesischen Teamleitung gezwungen worden, im Halbfinale gegen ihre Landsfrau Gong Zhichao klar zu verlieren, um diese vor dem Endspiel gegen die Dänin Camila Martin zu schonen.
"Du fühlst dich so kraftlos, denn du bist allein gegen das System", sagte Ye bei TV 2 Sport. Die 48-Jährige, die in Sydney Bronze holte, lebt mittlerweile mit ihrem Mann Hao Haidong, dem Rekordtorschützen der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft, im Exil im spanischen Malaga. Alleine habe sie "nichts gegen das System" ausrichten können, sagte Ye.
Der Badminton-Weltverband BWF teilte mit, er nehme die Vorwürfe "sehr ernst", keinerlei "Spielabsprachen" würden toleriert werden. Das Internationale Olympische Komitee verwies nach einer Anfrage des Branchenportals insidethegames auf die "Integrity-Hotline", bei der vertraulich auch mögliche Spielmanipulationen gemeldet werden können. Der Schutz der "Glaubwürdigkeit der Wettbewerbe" sei ein wesentlicher Bestandteil der IOC-Agenda 2020+5.
Im Badminton hatte es auch bei den Spielen von London 2012 einen Manipulationsskandal gegeben. Im Frauendoppel versuchten Duos aus China, Südkorea und Indonesien, absichtlich zu verlieren, um in der K.o.-Phase auf vermeintlich leichtere Gegnerinnen zu treffen. Acht Spielerinnen wurden daraufhin disqualifiziert.
"Die Olympischen Spiele sind das wichtigste Turnier für China", sagte Ye, daher sei es "wirklich wichtig für die Trainer und die Leitung, Gold nach Hause zu bringen". Aus diesem Druck würden Spiele vor und bei den Spielen manipuliert.
Ye und ihr Mann haben kaum noch Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat, nachdem Hao vor zwei Jahren zum Sturz der chinesischen Regierung aufgerufen hatte. Damals bezeichnete er die Kommunistischen Partei als "terroristische Organisation", die für "entsetzliche Gräueltaten gegen die Menschheit" verantwortlich sei.