Im Main Event von WrestleMania 33 unterlag der Undertaker Roman Reigns und beendete anschließend wohl seine aktive Karriere. Über zehn Minuten lang verabschiedeten sich die Fans im Camping World Stadium von Orlando, Florida vom legendären Deadman. Brock Lesnar sicherte sich die Universal Championship von Bill Goldberg, während Randy Orton die WWE Championship von Bray Wyatt gewann. Zudem feierten die Hardy Boyz ihr WWE-Comeback mit dem Gewinn der Raw Tag Team Champion-Titel.
WWE Cruiserweight Champion Neville vs. Austin Aries (Kickoff Match)
Sieger und weiterhin WWE Cruiserweight Champion: Neville mit dem Red Arrow. Ein großes Match endete mit Aries, der den 450 Splash durchbrachte und anschließend Last Chancery ansetzte, nur damit Neville sich per Griff in sein lädiertes Auge befreite. Somit konnten beide Männer punkten und dem Publikum im Kickoff kräftig einheizen, Nevilles Run dauert fort und verleiht dem Titel somit endlich etwas dringend benötigte Konstanz. Aries wirkte dennoch stark und hat legitime Argumente für die Fortführung der Fehde.
2017 Andre the Giant Memorial Battle Royal (Kickoff Match)
Sieger: Mojo Rawley, nachdem er als letztes Jinder Mahal eliminierte. Strowman begann mit einer Vielzahl von Eliminierungen, darunter Big Show, bevor er vom geschlossenen übrigen Feld über das Top Rope geschickt wurde. NXTler Killian Dain wurde im Anschluss extrem dominant dargestellt und schickte u.a. Sami Zayn unter lauten Buhrufen als Viertletzten nach draußen.
Mahal legte sich kurz vor Schluss draußen mit Rawleys Kumpel und NFL-Star Rob Gronkowski an, der daraufhin in den Ring stieg und Mahal abfertigte. Anschließend eliminierte Mojo zunächst Dain und anschließend Jinder. Wieviel Sinn dieses Ergebnis macht, wird die WWE nun bei SmackDown beweisen müssen, dass Rawley aufgrund von Zack Ryders Verletzung solo gepusht werden soll, deutete sich schon länger an.
Doch die Frage bleibt, ob der Sieg einem Strowman, der nach der cleanen Niederlage gegen Roman Reigns einen Erfolg hätte gebrauchen können, nicht deutlich mehr genutzt hätte.
Intercontinental Champion Dean Ambrose vs. Baron Corbin
Sieger und weiterhin Intercontinental Champion: Dean Ambrose nach Dirty Deeds. Dass es eines der kürzeren Matches auf der Card würde, war abzusehen - dass Ambrose seinen Titel verteidigen würde hingegen weniger. Der Lone Wolf hatte das Match zwar über weite Strecken im Griff, Dean wurde aber zum ersten Mal seit längerem wieder praktisch un-Pin-bar dargestellt.
Sein Titlerun wirkte bislang belanglos, weshalb der Wechsel zum Lone Wolf, dessen Push mit dem Sieg der Battle Royal im Vorjahr begann und hier seine Krönung hätte finden können, nur logisch gewesen wäre. Die Fehde wird im Zweifel - auch aus Mangel an Alternativen - fortgeführt, auch wenn der Matchausgang dafür eigentlich keine Grundlage bietet.
Shane McMahon vs. AJ Styles
Sieger: AJ Styles nach dem Phenomenal Forearm. Es wurde zwar kein Gimmick Match, aber natürlich wurde die obligatorische Mülltonne trotzdem ausgepackt, nachdem der Referee K.O. ging. Doch trotz des erfolgreichen Leap of Faith von Shane (Styles setzte vorher einen Versuch daneben) und eines Flying Elbows vom Ring durch das Kommentatorenpult sowie einer Shooting Star Press, bei denen Styles seinerseits jeweils auswich, ging das Match an den Phenomenal One.
Shane-O-Mac gab alles, um einen der Top-Stars seines Brands weiter over zu bringen, die beiden schenkten sich nichts - hier wurde alles richtiggemacht.
United States Champion Chris Jericho vs. Kevin Owens
Sieger und neuer United States Champion: Kevin Owens nach einer Apron Powerbomb. Auch hier traf man Booking-technisch die richtige Entscheidung. Die beiden Ex-besten Freunde gaben es sich heftig, das Publikum war gut dabei und das Match endete mit der brutalsten Aktion in Owens' WWE-Arsenal, die zudem noch einmal unterstrich, wie vorbei diese Freundschaft ist.
Jericho trug somit dazu bei, seinen Weggefährten weiter over zu bringen und wird sich demnächst - oder vielleicht schon beim kommenden Raw? - verabschieden, um mit seiner Band Fozzy auf Tour zu gehen. Da der Universal-Champion-Titel bei einem Part-Timer liegt, macht ein US-Run für KO durchaus Sinn, um ihn bis zum nächsten Main Event-Push weiter relevant zu halten.
Raw Women's Champion Bayley vs. Charlotte Flair vs. Sasha Banks vs. Nia Jax (Fatal 4-Way Elimination Match)
Siegerin und weiterhin Raw Women's Champion: Bayley nach einem Macho Man-Style Flying Elbow gegen Charlotte. Nachdem Nia recht früh als erste von den übrigen drei Frauen gemeinsam gepinnt wurde, schickte Charlotte Sasha später in einen entblößten Turnbuckle und eliminierte sie somit. Zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen Bayley und Banks kam es somit noch nicht, bei Raw oder spätestens in den kommenden Monaten sollte er aber stattfinden.
Doch auch wenn man diese Storyline auf diese Weise schon aufbauen konnte, bleibt die Frage: Wieso hat man sich den Feel-Good-Moment mit Bayleys Titelgewinn und dem Ende von Flairs Streak nicht für WrestleMania aufgehoben? Das Ergebnis hatte so gefühlt merklich weniger Bedeutung.
Raw Tag Team Champions Luke Gallows & Karl Anderson vs. Enzo Amore & Big Cass vs. Cesaro & Sheamus vs. Jeff & Matt Hardy(Fatal-4Way Ladder Match)
Sieger und Raw Tag Team Champions: The Hardy Boyz, nachdem Matt die Titel abhängte. The New Day verkündeten vor dem Match, dass es zu einem Fatal-4Way umgestellt wurde und ging dabei schon fast in einem "Delete"-Chant unter. Und tatsächlich: Die Hardys feierten ihr WWE-Comeback und sicherten sich auch prompt die Titel.
Damit sorgte die WWE, allen Gerüchten im Vorfeld zum Trotz, für eine handfeste Sensation und einen großartigen Markout-Moment. Negativ kann hier lediglich angemerkt werden, dass es für die drei übrigen Teams und insbesondere für Enzo&Cass, denen somit einmal mehr ein Titlerun verwehrt bleibt, natürlich ein herber Rückschlag ist. In diesem Match erinnerten Matt und Jeff optisch deutlich an das frühere WWE-Team und nicht an Broken Matt und Brother Nero aus TNA-Zeiten.
Ob das so bleibt oder sie bei Raw etwas mehr "Delete" und "Obsolete" auspacken dürfen, wird auch über ihre nächsten Gegner entscheiden. Im Zweifel werden sie aber zunächst ihre Titel gegen die Ex-Champs Gallows&Anderson verteidigen.
John Cena & Nikki Bella vs. The Miz & Maryse
Sieger: John Cena & Nikki Bella nach Attitude Adjustment und Rack Attack 2.0 mit anschließendem synchronem Pin. Anschließend schnappte John sich das Mikro, sprach über Nikkis großen Willen während ihrer schweren Nackenverletzung und machte ihr anschließend einen Heiratsantrag.
Hier gibt es wenig zu sagen, das Match war lediglich Aufwärmprogramm für den anschließenden Antrag und das Ganze schlicht ein Feel-Good-Moment, den man auch in Jahren noch in Zusammenschnitten sehen wird. Für Miz ist es schade, aber letztlich ging es hier ohnehin nicht um das Matchergebnis.
Seth Rollins vs. Triple H (Non-Sanctioned Match)
Sieger: Seth Rollins nach einem Pedigree. Beide Männer kamen mit speziellen WrestleMania-Entrances zum Ring und lieferten anschließend das längste und intensivste Match des Abends ab. Ihrer langfristig angelegten Fehde wurde damit Rechnung getragen, Stephanie war als Unterstützung für ihren Ehemann am Ring und verlieh dem Ganzen noch mehr Intensität und Bedeutung.
Hunter, der sich natürlich immer wieder auf das lädierte Knie seines Gegners konzentrierte, brachte Rollins am Ende over. Somit hat man, wie schon beim gesamten Fehdenaufbau, auch beim Finale alles richtiggemacht und es wird spannend, wie die beiden Fraktionen bei Raw und in der Folge miteinander umgehen werden.
WWE Champion Bray Wyatt vs. Randy Orton
Sieger und neuer WWE Champion: Randy Orton nach einem RKO out of nowhere. So sehr man das Booking beim vorherigen Match loben muss, so scharf muss man es hier kritisieren. Wyatts Run endet bereits nach nur knapp einem Monat. Während des Matches ließ Bray immer wieder per Videoeinspieler Maden und Käfer auf der Ringmatte erscheinen, womit er Randy zusetzte. Das Publikum blieb über lange Phasen ruhig, wofür JBL Brays Dominanz verantwortlich machte. Dazu kann man sich wohl jeden weiteren Kommentar sparen. Fakt ist, Orton braucht den Titel nicht, bzw. Bray hätte einen weiteren Sieg gegen einen Veteranen um Längen dringender gebraucht.
Doch nun steht einer der schwächsten World-Title-Runs der Geschichte auf seinem Konto, der selbst Jack Swagger seinerzeit dominant erscheinen ließ. Die Fehde wird weitergehen und es bleibt für den Eater of Worlds zu hoffen, dass man ihn nun an der Herausforderung wachsen und sich den Gürtel zurückholen lässt - einzig der Glaube fehlt nach seinem jahrelangen katastrophalen Booking, das bei WrestleMania einen weiteren Tiefpunkt erlebte.
Universal Champion Goldberg vs. Brock Lesnar
Sieger und neuer Universal Champion: Brock Lesnar nach dem F-5. Sensationelle knapp sechs Minuten dauerte das Match dieses Mal und Brock schaffte es in der Zeit, Goldberg mit zehn Germans nach Suplex City zu schicken. Begonnen hatte das Match mit zwei Spears von Goldberg, das zweite draußen durch die Barrikade. Mehr gibt es hierzu nicht zu sagen. Da es das letzte Aufeinandertreffen der beiden gewesen sein soll, wird es (voraussichtlich) nicht zum Re-Match kommen. Lesnar ist somit erneut, wenn auch mit weniger Momentum, World Champ und wird sich nun endlich wieder den regulären Raw-Superstars stellen.
SmackDown Women's Championship Match (Kickoff Match)
Siegerin und neuer SmackDown Women's Champion: Naomi, indem sie Alexa Bliss in der Slay Mission zur Aufgabe zwang. Schon nach Naomis Verletzung war offensichtlich, dass Bliss lediglich als Übergangschampion ihren zweiten Run bestreiten durfte. So schenkte man Naomi ihren zweiten Titelgewinn vor heimischem Publikum und die enorme Popularität, die sie aktuell genießt, gibt dieser Entscheidung auch absolut recht. Die Fehde gegen Alexa wird definitiv weitergehen.
The Undertaker vs. Roman Reigns
Sieger: Roman Reigns nach einem Spear. Jim Ross' Comeback am Kommentatorenpult und der vermutliche Undertaker-Abschied nach Match-Ende - es war ein würdiger Main Event für WrestleMania 33. Reigns wurde stark dargestellt, aber der Undertaker ließ sich nicht unterkriegen, forderte selbst nach diversen Stuhlschlägen, Superman Punches und Spears noch mehr.
Zum endgültigen Reigns-Turn kam es trotz der gewohnten "Mixed Reactions" nicht, der Sieg war dennoch die absolut richtige Entscheidung, da man weiterhin mit dem Big Dog als Franchise Player plant und der finale Sieg dem Deadman nichts gebracht hätte. Nach Reigns' Abgang mit großem Feuerwerk richtete sich der Fokus komplett auf den Undertaker im Ring, der sich unter "Thank you Taker"-Chants aufrichtete, anschließend noch einmal in voller Montur unter tosendem Applaus zu seinem Theme posierte und dann nacheinander seine Handschuhe, den Mantel und Hut ablegte.
Anschließend verließ er den Ring, ging kurz zu seiner Familie und küsste seine Frau Michelle McCool, bevor er zum voraussichtlich letzten Mal die Rampe hinaufschritt. Zwischendurch wurden im Publikum diverse Fans gezeigt, die den Tränen nahe waren. Es war ein würdiger, über zehn Minuten langer Abschied für eine der größten Legenden der Wrestling-Geschichte.
Fazit:
Kein Rock, kein Stone Cold - dieser Abend gehörte ganz dem bewegenden Abschied des Undertaker sowie Hall of Famer Kurt Angle, der sich zwischendurch von den Fans in Orlando abfeiern lassen durfte. So überwiegen letztlich auch klar die positiven Aspekte bei WrestleMania: Ein würdiger Main Event statt Lesnar vs. Goldberg, ein - wenn er auch vielen nicht schmecken wird - berechtigter Sieg für Roman Reigns, wichtige Siege als Krönungen fantastischer Storylines für Seth Rollins und Kevin Owens.
Dazu das sensationelle Hardyz-Comeback inklusive Titelgewinn, das fast alles andere in den Schatten stellte, Cenas Heiratsantrag, Styles' Sieg über den SmackDown-Boss, der Universal-Titel-Wechsel hin zu einem Mann, der auch mal zehn Minuten und mehr in einem Match gehen kann sowie ein weiteres bockstarkes Cruiserweight-Match.
Dem entgegen stehen lediglich ein paar fragwürdige Booking-Entscheidungen (Rawley als Battle-Royal-Sieger, Ambrose gibt den IC-Titel nicht an Corbin weiter) mit dem absoluten Lowlight in Form von Bray Wyatts nächster Pleite. Vielleicht kann man letzteres in den kommenden Wochen und Monaten noch rumreißen, aber wie schon erwähnt: nach Jahren katastrophaler Wyatt-Darstellung fehlt daran schlicht der Glaube.
Dies soll aber keineswegs einen ansonsten durchaus positiven Gesamteindruck trüben. WrestleMania brillierte mit intensiven Matches, handfesten Überraschungen und großen Momenten. Letzten Endes bleibt nur noch zu sagen: Thank you Taker! Für 25 große WrestleMania-Momente und eine der eindrucksvollsten und unterhaltsamsten Karrieren in der Historie des Business. Wir sehen uns spätestens bei deiner Hall of Fame-Einführung wieder.