Aussperrung, Millionen-Deals: Die Baseball-Liga beginnt mit leichter Verspätung. Auch der Klub von Max Kepler hat für Aufsehen gesorgt.
Die Gedanken von Max Kepler drehten sich in den vergangenen Wochen nicht allein um Baseball. Nicht um Carlos Correa etwa, einen der besten Spieler in der MLB, der nun völlig überraschend Mitspieler des Berliners bei den Minnesota Twins ist. Und auch nicht um seine Leistungen in der vergangenen Saison, die, nun ja, nicht ganz so berauschend waren wie in den Jahren zuvor.
Was Kepler im Trainingscamp in Fort Myers/Florida nicht aus dem Kopf ging, war der Krieg Russlands in der Ukraine - weil er davon indirekt betroffen ist. Sein Vater, Marek Rozicky, stammt aus Polen, genau genommen aus Posen - und Keplers Cousins sind seit Wochen damit beschäftigt, Geld für Essen und Kleidung zu sammeln und die Hilfsgüter an die Grenze zur Ukraine zu bringen.
"Meine Freunde in Europa halten mich auf dem Laufenden", berichtete Kepler vergangene Woche der Lokalzeitung Star Tribune und erläuterte den Amerikanern: Der Krieg finde "praktisch gleich nebenan" statt, bei seinen Freunden und Verwandten. Weshalb es ihm auch nicht leicht fiel, sich mit dem "Opening Day" am Donnerstag zu beschäftigen - an dem seine Twins nun unverhofft frei haben: Der Auftakt gegen die Seattle Mariners wurde wetterbedingt auf Freitag (22.05 Uhr) verschoben.
Tatsächlich hat sein Klub für einen der Aufreger in der Winterpause gesorgt, in der sich die Spieler und die 30 Team-Eigentümer 99 Tage lang nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten - weswegen die Saison erst jetzt beginnt und damit eine Woche später als geplant. Kaum war der Deal unter Dach und Fach, nahm Minnesota besagten Carlos Correa unter Vertrag.
Dessen Kontrakt bei den Houston Astros war abgelaufen, er war einer der begehrtesten "free agents" auf dem Markt, wenn nicht der begehrteste. Dass er nur für drei Jahre und 35,1 Millionen Dollar Jahresgehalt unterschrieb und noch dazu bei einem eher kleinen Team, war ein Paukenschlag: Spieler seines Kalibers pokern in der Regel um längerfristige Verträge.
gettyMLB Free Agents: Hunderte Millionen für Seager und Semien
Die dicksten Free-Agent-Deals zogen Corey Seager (325 Millionen für zehn Jahre) und Marcus Semien (175/sieben) an Land - beide sind nun Teamkollegen bei den Texas Rangers, die nach einer miserablen Saison insgesamt 580 Millionen Dollar in neues Personal investierten. Top-Verdiener ist Werfer Max Scherzer, dem die New York Mets in den kommenden drei Jahren 130 Millionen Dollar zahlen.
Tatsächlich war viel Bewegung auf dem Markt - vor allem, weil die Zahl der Play-off-Teams auf zwölf erhöht und so Anreiz für Investitionen geschaffen wurde. Und weil der "designated hitter" jetzt auch in der schon 1876 gegründeten National League gilt: Die Werfer müssen nun wie bereits in der American League nicht mehr selbst ans Schlagmal, wenn sie an der Reihe wären.
Insgesamt haben die 30 Klubs für 141 "free agents" knapp 3,3 Milliarden Dollar an Garantie-Gehältern investiert - Rekord. Auch das durchschnittliche Jahresgehalt von 4,2 Millionen Dollar 2021 wird steigen. Das von Kepler bleibt gleich: Er unterschrieb 2019 einen Fünfjahresvertrag - für insgesamt 35 Millionen Dollar.