Die Kansas City Royals haben die World Series 2015 gewonnen und damit eine lange Reise erfolgreich beendet. Eine Reise, die im Grunde schon vor einem Jahrzehnt begonnen hatte und die eher unkonventionell und mit einer plötzlichen Zeitenwende auf die Zielgerade bog.
Die Royals waren so nah dran, aber am Ende doch so weit weg. Spiel 7 im heimischen Kauffman Stadium wurde zur Madison-Bumgarner-Show und dem jungen Team aus Kansas City blieb am Ende nur die Zuschauer-Rolle bei einem weiteren Erfolg der San Francisco Giants. Das war 2014. Und unisono hieß es aus Missouri, dass dieser Misserfolg auch im Spring Training dieser Saison nicht vergessen war. Im Gegenteil! Er entflammte ein noch viel größeres Feuer in jedem Einzelnen, der dabei war. Und die Flamme erlosch bis zum Ende der diesjährigen World Series nicht.
30 Jahre nach dem letzten Triumph um Klub-Ikone George Brett, der heute im Front Office sitzt und mitgeholfen hat, die heutige Generation zu formen, ist es erneut gelungen, den Baseball-Thron zu erklimmen. Dabei nahm sich selbige besonders einen Aspekt ihres Vorjahresgegners zu Herzen: Nie aufgeben, immer weitermachen!
Zurückgekommen und gewonnen
"Wir sind zurückgekommen und haben eine Meisterschaft gewonnen. Worte können gar nicht ausdrücken, wie unglaublich sich das gerade anfühlt. Wir haben seit dem ersten Tag gekämpft, einige von uns waren da noch in der Minor League und dies ist ein unglaubliches Gefühl", erklärte es First Baseman Eric Hosmer.
Entsprechend drehten sie in beeindruckender Manier jedes Spiel dieser Serie - selbst in Spiel 3, das an die Mets ging, lagen sie zwischenzeitlich vorn - und raubten den New Yorkern den letzten Nerv.
Mehr noch: Mit ihrer aggressiven Art zwangen sie ihre Kontrahenten in teils überschaubaren Situationen zu Fehlern. So auch beim Run von Hosmer, der Spiel 6 im neunten Inning mithilfe eines Errors von Lucas Duda ausglich. Unkonventionell waren sie in jedem Fall, diese Royals.
Kein Selbstläufer
Die Jungs in Powder Blue gingen mit Vollgas in diese Spielzeit, immer noch bewaffnet mit dem wohl besten Bullpen der MLB und vielen jungen und gefährlichen Hittern. Auf dem Weg in den Oktober kamen mit Second Baseman Ben Zobrist und Starting Pitcher Johnny Cueto am Ende sogar noch zwei wichtige Puzzlestücke dazu, die am Ende den Unterschied machen sollten.
Entsprechend marschierten sie durch die Saison. Die American League Central war schon früh in der Tasche, sodass man sich gegen Ende auch mal einen kleinen Durchhänger leisten konnte. Als dann der Oktober begann, war man jedoch wieder voll da. Nicht ganz so imposant wie im Vorjahr - man verlor bis zur World Series kein Spiel - aber stark genug, um erst die Astros und dann die Blue Jays in packenden Serien niederzuringen.
Ein Selbstläufer war dieser Titel keineswegs. Den einen oder anderen Tiefschlag hatten die Mannen von Manager Ned Yost auch zu verkraften. Besonders gravierend war natürlich der Ausfall von Closer Greg Holland. Viele hatten da schon bedenken, dass dadurch die späten Innings nicht mehr ganz so dominant vonstattengingen, doch weit gefehlt! Wade Davis trat in dessen Fußstapfen und dominierte fast genauso wie sein Vorgänger - selbst im Oktober.
Mannschaft als Star
Normalerweise hat man den einen Spieler, der sich als Schlüssel zum Triumph in der World Series herausstellt und den man dann auch zum MVP wählt. Wie eben Bumgarner im Vorjahr. Doch dieses Jahr stach eigentlich keiner so richtig heraus. Die meisten Runs für den Champion erzielte Zobrist, die meisten Hits und den besten Schlagdurchschnitt hatte Salvador Perez.
Bei den RBI lag Eric Hosmer vorn und Home Runs gab es ohnehin nur zwei insgesamt. Man hätte über Volquez aufgrund dessen Leistung in Spiel 1 und vor allem Spiel 5 nach dem Tode seines Vaters nachdenken können. Doch am Ende ging man mit der größten Konstante des schier unüberwindlichen Bullpens - dem Catcher.
Perez gilt nicht umsonst als einer der besten seines Fachs. Nicht nur seine Qualitäten hinter der Platte sind herausragend, sondern eben auch die als Leader, als Play-Caller. Und die Relief Pitcher haben am Ende den Unterschied ausgemacht. Waren beide Teams in Sachen Starting Pitching statistisch gesehen fast gleich auf - New York ließ 14 Runs zu, KC 13 - war die Differenz bei den Relievern deutlich: Die Mets kassierten spät in den Spielen 13 Runs, die Royals nur deren sechs. Vier davon bei der einzigen Niederlage in Spiel 3.
Langer Atem
Der Champion von 2015 wurde aber nicht erst dieses oder vorheriges Jahr kreiert, sondern schon Jahre zuvor. Wenn man so will, legte die Organisation bereits 2005 den Grundstein mit dem zweiten Pick im Draft, Alex Gordon. Das war ein Jahr bevor der heutige General Manager und Vater des Erfolges, Dayton Moore, seinen Dienst antrat. Allerdings werden böse Zungen behaupten, dass damals noch keiner so wirklich einen Plan hatte, wie man KC wieder nach ganz oben bringen könnte.
Das dauerte im Grunde wirklich bis 2014 und bedurfte einer enormen Menge an Geduld. Moores erster größerer Coup war 2006 jedoch, den heutigen World Series MVP als Amateur aus Venezuela zu verpflichten. Das Team blieb in der Folge erfolglos und schien keine klare Linie zu verfolgen. 2011 hatte man die Payroll gar bis auf 38 Millionen Dollar reduziert, ein extrem niedriger Wert für MLB-Verhältnisse.
Ausgaben steigen
Kurz darauf stiegen die Ausgaben aber doch wieder an und entsprechend erhöhte sich nach und nach die Anzahl der Siege und auch die Ambitionen. Letztes Jahr war man schließlich bereit, anzugreifen und Geld sowie Talente aus dem eigenen System in die Hand zu nehmen, um sich ultimativ für Erfolg in Position zu bringen.
War es bisher die Norm, erfolgreiche Eigengewächse gegen junge, günstige Talente einzutauschen - Pitcher Zack Greinke war das Paradebeispiel, für den nebst anderen die World-Series-Helden Lorenzo Cain und Alcides Escobar kamen - ging es nun andersherum. Diese Saison wurden eigene Prospects für Leistungsträger weggeschickt. Cueto etwa, der das Complete Game in Spiel 2 gepitcht hat. Dayton Moores Weg zahlte sich ultimativ also aus.
Was wird aus Gordon und Co.?
Seit dem Jahr 2000 hat kein Team mehr den World-Series-Titel verteidigt. Zu kompliziert ist es, im Baseball konstant erfolgreich zu sein. Wird es also den Royals gelingen, im nächsten Jahr wieder anzugreifen? Die Chance besteht auf jeden Fall.
In der AL Central brauchen die Minnesota Twins vielleicht noch ein Jahr, um ihre jungen Talente auf das hohe Niveau zu führen - einer davon ist auch der Deutsche Max Kepler. Und der bisher größte Kontrahent aus Detroit hat auf Neuaufbau geschaltet und wird wohl noch nicht wieder soweit sein - es sei denn, sie machen wieder verrückte Dinge in der Free Agency.
Free Agency bürgt zudem eine größere Herausforderung für KC, denn die Verträge von Cueto, Gordon und Zobrist laufen aus. Gordon hat eine Player-Option, doch wer weiß, vielleicht versucht er auf dem offenen Markt mehr zu bekommen als ihm die Royals bieten werden. Aber selbst wenn die drei am Ende des Winters nicht mehr in Powder Blue auftreten werden, sollte das Grundgerüst stehen für ein paar weitere gute Jahre.
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