Die ersten fünf Rennen der neuen DTM-Ära haben gehalten, was sie versprochen haben. Es gab tolle Rennaction, BMW ist beim Comeback eingeschlagen wie eine Bombe. Dominator der Serie ist jedoch Mercedes-Pilot Gary Paffett. Es gab aber auch einige herbe Enttäuschungen. Eine Zwischenbilanz.
Tops:
Gary Paffett: Was für eine Dominanz! Paffett war bisher in jedem Rennen zumindest phasenweise der schnellste Mann auf der Strecke. Meistens sogar durchgehend. Er und sein Mercedes, das passt einfach wie die Faust aufs Auge. Siege in Hockenheim und Brands Hatch, zweiter Platz am Lausitzring, dritter Platz in Spielberg - das war alles extrem stark.
Fast am stärksten war aber sein vierter Platz am Norisring. Nachdem er in der ersten Kurve umgedreht wurde, musste er dem ganzen Feld hinterherhetzen. Trotzdem kämpfte er sich noch bis auf die vierte Position nach vorne. Er war so schnell, dass er das Rennen von vorne sicher mit haushohem Vorsprung gewonnen hätte.
Haushoch ist sein Vorsprung in der Fahrerwertung trotzdem. Mit 95 Zählern liegt er 26 Punkte vor seinem Teamkollegen Jamie Green und 37 vor Bruno Spengler im BMW.
BMW: Dass BMW beim Comeback in der DTM nicht hinterherfahren würde, war beim Anspruch der Münchener zu erwarten. Dass sie aber schon das zweite Rennen am Lausitzring gewinnen und mit Ausnahme des Auftakts in Hockenheim immer mit mindestens einem Auto auf dem Podium standen, ist dann doch ein Paukenschlag.
Motorsportchef Jens Marquardt versucht zwar immer noch, tief zu stapeln und Rückschläge zu prophezeien, aber BMW sieht nach fünf Rennen so konstant aus, dass man ihm nicht so recht glauben mag.
Die Rückkehr von BMW ist auf ganzer Linie gelungen und eine große Bereicherung für die Rennserie. Da sieht man auch gerne großzügig über den unnötig hergeschenkten Sieg am Norisring (siehe Rennaction) hinweg.
Augusto Farfus: Er hat sich von allen Neulingen in der DTM am schnellsten eingelebt und ist dementsprechend auch der am besten platzierte Rookie der Saison. Dabei hätte er aus seinem BMW sogar noch deutlich mehr herausholen können, den Speed dazu hatten er und sein Auto.
Am Lausitzring holte zwar Markenkollege Bruno Spengler den ersten Sieg für BMW, aber schnellster Mann bei den Münchenern war bis zur letzten Quali-Runde eigentlich Farfus. Im Rennen konnte er den Speed von Spengler und Paffett mitgehen.
Am Norisring hätte es den zweiten Podestplatz geben können, denn Farfus war wieder schnell und startete als Dritter. Leider wurde er vor der ersten Kurve angeschoben und in den großen Startunfall gezwungen. Danach war das Rennen gelaufen. Egal, das Potenzial für Siege hat der Brasilianer auf jeden Fall gezeigt.
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Rennaction: Die DTM-Rennen machen Spaß! Es wird hart gekämpft, die stabileren Autos lassen auch mal einen etwas härteren Kontakt zu, ohne dass gleich die Beteiligten ausfallen. Unfair ging es aber selten zu - mit Ausnahme des Auftakts in Hockenheim, als einige Piloten deutlich übers Ziel hinausgeschossen sind.
Häufig genannte Namen waren dabei Neuling Roberto Merhi, aber auch Ralf Schumacher, der Bruno Spengler sehr unsanft abräumte. Weitere prominente Opfer waren Martin Tomczyk und Timo Scheider.
Besonders packend waren bisher die Kämpfe um die Rennsiege. Am Lausitzring musste sich Spengler bis zum Schluss gegen Paffett wehren, in Spielberg hielt Edoardo Mortara das ganze Rennen über den Druck von Tomczyk aus.
Die Krönung folgte am Norisring, als Jamie Green in den letzten Runden eine sensationelle Aufholjagd hinlegte und diese durch späte Überholmanöver gegen Spengler und Tomczyk krönte. Besonders spektakulär: Green schnappte Tomczyk in der allerletzten Kurve des Rennens den Sieg noch weg. Nicht nur die Formel 1 kann 2012 Thriller auf der Rennstrecke produzieren.
Teil 2: Die Flops der ersten Saisonhälfte
Flops:
Audi: Eigentlich hätte BMW die Startschwierigkeiten in die neue Ära der DTM haben sollen, schließlich waren sie ja die Unerfahrenen. Stattdessen tat sich Audi mit der Entwicklung des neuen Autos eindeutig am schwersten.
Hauptproblem der Ingolstädter ist wohl das nervöse Fahrverhalten des A5 beim Bremsen. Den Fahrern fehlt das richtige Vertrauen, um ans Limit zu gehen. Resultat sind zumeist enttäuschende Ergebnisse, vor allem in der Breite. Das mahnte am Norisring auch Teamchef Hans-Jürgen Abt an.
Einzelne Highlights waren vor allem der Sieg von Mortara in Spielberg, aber auch die Podestplätze von Mattias Ekström und Mike Rockenfeller. Doch konstant auf Podiumskurs sind nur Mercedes und BMW. Folgerichtig liegen die besten Audi-Fahrer in der Punktewertung auf den Plätzen fünf, sechs und sieben.
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Timo Scheider: Der zweimalige Champion hat im neuen Reglement die große Chance gesehen, seine Erfahrung in den dritten DTM-Titel umzumünzen. Und wo steht er nach fünf Rennen? Auf Platz zehn der Fahrerwertung. Zwei sechste Plätze sind Lichtjahre von Scheiders eigenen Ansprüchen entfernt.
Scheider hatte aber auch eine Menge Pech. In mehr als einem Rennen wurde er von Konkurrenten herumgeschubst. Zeitweise war er so stinksauer, dass er seine Kinderstube vergaß und seine Kollege beleidigte. Nicht die souveräne Art, die ein Champion haben sollte. Ein Michael Schumacher war da in der Formel 1 angesichts seiner Seuche zu Saisonbeginn deutlich professioneller.
Scheider hat zu seinem Pech aber auch das Problem, im Qualifying nicht schnell genug zu sein und daher sehr weit hinten in der Startaufstellung zu stehen. Klar, dass dort die Gefahr von Unfällen viel größer ist als an der Spitze.
Für Scheider geht es schon jetzt nur noch um einzelne Achtungserfolge. In Sachen Titelrennen kann er sich schon aufs kommende Jahr konzentrieren.
Ralf Schumacher: Noch so ein Mann, der mit hohen Erwartungen in die Saison gegangen ist, wobei er selbst verbal immer ziemlich tief gestapelt hat. Aber wenn man Schumacher heißt, Formel-1-Rennen gewonnen hat und sein fünftes DTM-Jahr bestreitet, dann sind sieben Punkte nach fünf Rennen verheerend. Punkt.
Er wollte im Vergleich zu seinen HWA-Kollegen gut aussehen, doch das ist bislang mal gründlich in die Hose gegangen. Paffett und Green sind schon gar nicht mehr in Sichtweite und selbst der junge Christian Vietoris hat schon mehr als dreimal so viele Punkte gesammelt wie Schumacher.
Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass er am Norisring zumindest ums Podium, vielleicht sogar um den Sieg hätte mitfahren können, wenn die Technik an seinem Mercedes nicht gestreikt hätte. Der Norisring liegt Schumacher eben. Aber nur eine gute Strecke reicht leider nicht, um in der DTM vorne mitzumischen.
Frauen-Power: Susie Wolff und Rahel Frey sind die beiden Damen im Fahrerfeld. Und sie und ihre Arbeitgeber Mercedes und Audi legen sehr großen Wert darauf, dass die beiden nicht nur schmückendes Beiwerk oder PR-Instrumente, sondern ernsthafte Konkurrentinnen für ihre männlichen Kollegen sind.
Sind sie bisher leider nicht. Das zeigt sich 2012 besonders deutlich, nachdem es keine Vorjahresautos mehr gibt. Alle haben das gleiche Material, Wolff also theoretisch genau das gleiche Auto wie Paffett. Und trotzdem zieren sie und Frey in der Regel das Ende des Feldes.
Frey war mit großem Ehrgeiz in ihre zweite Audi-Saison gegangen, kommt aber vor allem im Qualifying überhaupt nicht zurecht. Am Norisring lief es so desaströs, dass sie sogar vom schlechtesten Rennen ihres Lebens sprach. Dass sie 2013 noch eine dritte Chance bekommen wird, muss man im Moment stark bezweifeln.
Wolff steht ebenso wie Frey noch ohne Punkte da, obwohl man von ihr in ihrem siebten DTM-Jahr mehr hätte erwarten dürfen. Wenn dann nach fünf Rennen als Highlights ein zwölfter und ein 14. Platz zu Buche stehen, dann ist das einfach viel zu wenig.