Die Playoffs sind noch nicht vorbei, trotzdem haben längst etliche Spieler die wichtigste Phase der Saison genutzt, um ihr Ansehen zu verbessern - oder sie haben das Gegenteil getan. Above the Break blickt auf die größten Gewinner und Verlierer der Playoffs.
Zwei Tage Pause zwischen NBA-Spielen, das ist nach etlichen Monaten einer ziemlich gehetzten Saison fast schon Urlaub. Der Schein trügt jedoch: Die Olympia-Vorbereitung hat schon begonnen, drei der aktuellen Finalisten wollen sogar sofort nach dem Ende der Finals noch nach Tokio reisen (mit dem "first thing smokin'", wie Devin Booker es ausdrückte).
Und auch die Themen Draft und Free Agency kündigen sich bereits an, Gerüchte um mögliche Trades machen ebenfalls bereits die Runde. Es wird also keine große Zeit zum Durchatmen geben - entsprechend beginnen wir schon jetzt, auch wenn die Finals noch laufen, mit einem Playoff-Fazit.
Welche Spieler haben in dieser Postseason am meisten für ihr Ansehen oder ihre Legacy (oder ihre Brieftasche) getan? Wer hat sich womöglich sogar verzockt? Ein Blick auf die größten Gewinner und Verlierer der Playoffs 2021.
In den Büchern - die Verlierer der Playoffs
Dennis Schröder (Los Angeles Lakers)
Der Braunschweiger ist nicht der einzige Laker, für den das enttäuschende Aus in der ersten Runde Auswirkungen hat, auch Montrezl Harrell ist hier sicherlich zu nennen. Allerdings ist Schröder derjenige, der während der Saison mehrere äußerst lukrative Vertragsangebote abgelehnt hat und nun womöglich deutlich kleinere Brötchen backen muss.
84 Millionen Dollar über vier Jahre hatten die Lakers Schröder mehreren Berichten zufolge angeboten, dieser wusste jedoch um die komplizierte Salary-Situation seines Teams aufgrund der Bird Rights und pokerte hoch. Dass er dieses Angebot abgelehnt hat, könnte sich nach einer schwachen Postseason nun aber rächen.
Gegen die Suns hätten die Lakers insbesondere nach dem Ausfall von Anthony Davis einen Schub durch Schröder gebraucht, dieser traf über die letzten drei Spiele jedoch nur noch neun von 36 Würfen und fand nach seiner Corona-bedingten Pause auch defensiv keinen Rhythmus mehr.
Angeblich hofft Schröder trotzdem noch immer auf einen Vertrag im 100- bis 120-Millionen-Dollar-Bereich - es ist aber schwer vorstellbar, dass er diesen bekommen wird. Es gibt mit Lonzo Ball, Kyle Lowry, Mike Conley, Chris Paul oder Reggie Jackson (siehe Seite 2) andere Point Guards auf dem Markt, es gibt Kemba Walker, der via Trade jederzeit zu haben ist. Und es gibt nicht ewig viele Teams, die einen Point Guard brauchen.
Die Lakers sind ein solches Team und es ist für sie noch immer schwer, Schröder zu ersetzen, unmöglich ist ein Verbleib deshalb nicht. Während der Saison operierte der 27-Jährige jedoch aus einer starken Position - das tut er nun nicht mehr.
Dennis Schröder: Seine Stats bei den Lakers
Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Assists | Turnover | |
Regular Season | 61 | 15,4 | 43,7 | 33,5 | 5,8 | 2,7 |
Playoffs | 6 | 14,3 | 40 | 30,8 | 2,8 | 1,7 |
Aaron Gordon (Denver Nuggets)
Jahrelang wurde die Frage gestellt, wie der Forward wohl in einem Playoff-Szenario umgeben von guten Mitspielern aussehen würde. Nach dem Trade von Orlando nach Denver sollte sie endlich beantwortet werden, in der Serie gegen Phoenix geschah dies dann auch, allerdings nicht nach Gordons Geschmack.
Fairerweise: Der Backcourt der Nuggets war zu diesem Zeitpunkt nach den Verletzungen von unter anderem Jamal Murray eher mit dem der Magic vergleichbar, dafür gab es immerhin noch den amtierenden MVP im Team. Gordon schaffte es jedoch nicht, Nikola Jokic offensiv signifikant zu unterstützen.
Gegen die Suns traf er keinen einzigen Dreier, erzielte 9 Punkte im Schnitt, ging nur viermal an die Freiwurflinie und brachte seinem neuen Team auch als Playmaker keinen Mehrwert. Er soll im Idealfall zwar eher die vierte oder fünfte Option in Denver sein, dass er jedoch so abtauchte, als Denver mehr von ihm gebraucht hätte, war doch etwas alarmierend.
Gordon hat noch ein Jahr Vertrag, die Nuggets können sowohl mit ihm als auch Michael Porter Jr. jedoch schon jetzt verlängern, die Franchise-Stars Murray und Jokic stehen bereits langfristig unter Vertrag. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, Argumente zu sammeln, das ist Gordon jedoch trotz einiger guter Defensiv-Momente kaum gelungen.
Ben Simmons (Philadelphia 76ers)
Für Simmons geht es nicht um finanzielle Fragen, dafür um alles andere. Eigentlich sollte bei den Sixers in dieser Saison mit einem etwas besseren Supporting Cast, einem neuen Coach und einem Joel Embiid in MVP-Form ein ganz tiefer Ritt gestartet werden, stattdessen setzte es das Aus in Runde zwei gegen Atlanta.
Schlimmer als das "was" war dabei das "wie", denn Philly verspielte etliche Führungen - und Simmons war das Gesicht dieser Misere. Im vierten Viertel tauchte er wieder und wieder ab, über die zwei Playoff-Serien vergab er im Alleingang mehr Freiwürfe als das gesamte Team der Phoenix Suns in dieser Postseason.
Die Geduld der Fans und teilweise auch von Embiid schien in der Folge aufgebraucht, um Simmons ranken sich spätestens nach dem Aus wieder einmal Trade-Gerüchte und diesmal scheint es realistisch, dass der Abzug wirklich betätigt wird. Philly sucht Berichten zufolge aktiv nach Abnehmern.
Gegnerische Teams wissen allerdings natürlich auch um Simmons' Probleme - folglich wird Philly kaum den Gegenwert aus der James-Harden-Kategorie bekommen, den man sich für den Top-Pick von 2016 erträumt hatte. Für ihn selbst kann ein neues Team wiederum vielleicht eine Chance sein.
Kristaps Porzingis (Dallas Mavericks)
Viel wurde über die Jahre über die Probleme von KP gesprochen, in der Serie gegen die Clippers kamen sie alle zum Tragen. Gegen das Small-Ball-Lineup kam er weder offensiv noch defensiv zurecht, das noch immer nicht existente Post-Game fehlte ihm ebenso sehr wie die defensive Mobilität auf dem Flügel.
Dass er im Anschluss andeutete, nicht zufrieden mit seiner offensiven Rolle neben Luka Doncic zu sein, machte die Sache nicht besser. In Dallas steht in diesem Sommer alles auf dem Prüfstand, ein neuer Coach und ein neues Front Office ist da, Doncic kann seinen Vertrag vorzeitig verlängern.
Die Franchise bereitet sich darauf vor, alles nach den Wünschen des Slowenen auszurichten. Passt Porzingis da rein? Es ist kaum zwei Jahre her, dass Porzingis und Doncic als die beiden Fackelträger der Franchise stilisiert wurden, das ist nun schon lange vorbei. Der Lette hat noch ganze drei Vertragsjahre vor sich, weshalb es schwer wird, ihn zu traden; klar ist aber, dass es so kaum weitergehen kann. Dallas braucht eine andere Version von Nr. 2 neben Doncic.
Julius Randle (New York Knicks)
Im Vergleich zur Regular Season machte Randle womöglich von allen Spielern den größten Schritt nach hinten. Seine Wahl in ein All-NBA-Team war ohnehin schon ein wenig kontrovers, in der Serie gegen Atlanta bekamen die Kritiker jede Menge Extra-Futter. All die schweren Würfe, die Randle über die Saison traf, sie gingen nun auf einmal daneben.
Randle kam nicht mehr zum Korb, er leistete sich Ballverlust um Ballverlust (gut: dieses Problem gab es in der Regular Season auch schon), er sah schlichtweg aus wie ein Spieler, für den ein gegnerisches Team mit etwas mehr Vorbereitungszeit Lösungen finden kann. Das ist per se kein Schock gewesen, aber es kam zu einem schlechten Zeitpunkt.
Julius Randle: Seine Knicks-Zahlen 20/21
Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Rebounds | Assists | Turnover | |
Regular Season | 71 | 24,1 | 45,6 | 41,1 | 10,2 | 6 | 3,4 |
Playoffs | 5 | 18 | 29,8 | 33,3 | 11,6 | 4 | 4,6 |
Auch für Randle ist der anstehende Sommer nämlich richtungweisend. Für die kommende Saison ist sein Vertrag nur zu 4 Millionen Dollar garantiert, bis zum 31. Juli können die Knicks entscheiden, ob sie 19,8 Mio. daraus machen. Oder ob sie seinen Vertrag vorzeitig verlängern wollen, für vier Jahre und 106 Mio. Dollar wäre das derzeit möglich.
Randle könnte pokern, da er ein Jahr später als Free Agent für weitaus mehr Geld (5 Jahre, etwa 201 Mio.) unterschreiben kann. Nur: Die Playoffs dürften dazu beigetragen haben, dass es eine finanzielle Schmerzgrenze gibt, die New York nicht übertreffen werden wird. Randle ist ein guter Spieler - wie ein 200-Mio.-Spieler sah er in der Postseason nur eben nicht aus.
Noch im Gange - Verlierer
Eric Bledsoe (New Orleans Pelicans)
Wie kann man zum Verlierer werden, wenn das eigene Team gar nicht in den Playoffs dabei ist? Es ist die direkte Verbindung zu Jrue Holiday, der Bledsoes Platz bei den Bucks eingenommen hat. Der arme Kerl kann nicht gewinnen.
Hat Holiday eins seiner (regelmäßigen) schlechten Offensivspiele, heißt es: "Er wirft genauso mies wie Bledsoe." Spielt Holiday stark, kommt aus der anderen Ecke: "Er ist so viel besser als Bledsoe." Das hat der Guard eigentlich nicht verdient, aber es lässt sich nicht ändern. DeMar DeRozan kennt das Problem, seitdem er für Kawhi Leonard getradet wurde.
In den Büchern - die Gewinner der Playoffs
Kevin Durant (Brooklyn Nets)
Am Ende war sein Fuß minimal zu groß, um das schier Unmögliche zu schaffen und ein auf dem letzten Loch pfeifendes Nets-Team in die nächste Runde zu bringen. Der letzte Wurf in der regulären Spielzeit von Game 7 gegen Milwaukee hätte als einer der größten Game-Winner der letzten Jahre in die Geschichte eingehen können, es war jedoch nur ein Zweier und in der Verlängerung ging dann auch Durant selbst die Luft aus.
Es spielte keine Rolle. Durant hat seine ersten Playoffs mit Brooklyn genutzt, um alle Zweifel nach dem Achillessehnenriss 2019 auszuräumen und sich in einer Verfassung zu präsentieren, die viele vorher für unmöglich gehalten hatten. Vor allem deshalb, weil er dabei am Ende fast durchspielte und zeigte, dass keine Belastung zu groß für ihn sein konnte.
Durant hat seinen Hut für den Titel des besten Spielers der Welt erneut in den Ring geworfen, und er hat sich in einer Version gezeigt, die man so seit seiner MVP-Saison in OKC nicht erlebt hat: Der Kritikpunkt in Golden State war stets, dass er schlichtweg zu viel Hilfe hatte, dass es zu leicht für ihn war.
Das hätte in Brooklyn ebenso passieren können, doch gegen Milwaukee waren weder James Harden noch Kyrie Irving permanent im Vollbesitz ihrer Kräfte. Und so bekamen die Zuschauer eben einen legendären Forward in einer legendären Form unter massivem Druck zu sehen - nie eine schlechte Kombination.
Es ist gut möglich, dass Brooklyn nächste Saison alles plattmachen wird. Auch aufgrund dieser Postseason wird dann vermutlich jedoch keiner mehr den Fehler machen, Durants Leistungen dabei nicht wertzuschätzen.
Reggie Jackson (L.A. Clippers)
Es ist nicht lange her, dass Jackson über sein Karriereende nachdachte. Stattdessen hat er bei den Clippers ein Zuhause gefunden und im Prinzip das getan, was die Lakers sich von Schröder erhofft hatten: Er lieferte Shooting neben den Stars und gerade nach dem Ausfall von Kawhi Leonard auch einen gewissen Punch als zweiter Shotcreator.
Jackson lief immer wieder zum richtigen Zeitpunkt heiß, gegen Utah beispielsweise attackierte er auch via Drive sogar einen Rudy Gobert. Defensiv war er nicht die erwartete Schwachstelle, das viel switchende Small-Ball-Lineup der Clippers funktionierte auch dank ihm oft sehr gut.
Jackson gehörte zu einigen Clippers, die ihren Status in der Postseason gesteigert haben, wie etwa auch Paul George, Terance Mann oder Nic Batum. Für den Guard allerdings ist der Zeitpunkt perfekt: Ihm stehen als Free Agent nun wieder alle Türen offen.
Kein Team wird ihn als Franchise-Guard holen, wie Detroit es vor einigen Jahren versuchte, aber als dritte Option in der Offensive hat er seinen Wert nun bewiesen. Auf einem Minimalvertrag wird er nicht noch einmal spielen.
Deandre Ayton (Phoenix Suns)
Aytons Team ist noch im Rennen und der Big Man ist einer der Schlüsselspieler, wenn Phoenix Meister werden will, trotzdem muss er schon jetzt ohne Zweifel hier aufgeführt werden. Ayton hat die Postseason längst genutzt, um nahezu alle Fragezeichen rund um sein Spiel auszuräumen.
Phoenix hat eigentlich nur einen legitimen Big Man (siehe: Spiel 3 der Finals), trotzdem haben sie nacheinander Teams mit Anthony Davis (eingeschränkt), Nikola Jokic und einer Art Micro-Ball aus dem Weg geräumt. Das war nur deshalb möglich, weil Ayton defensiv unheimlich variabel agiert und es über nahezu die gesamte Postseason vermied, in Foulprobleme zu geraten.
Der 22-Jährige bewegt sich wie eine Gazelle, ist mobil genug, um auf dem Flügel zu verteidigen, fit genug für 42 Minuten Spielzeit und versiert genug, um kleinere Verteidiger im Post zu bestrafen. Kurzum: Er liefert nahezu alles, was Teams sich von einem modernen Center erhoffen.
Ayton galt vor der Postseason noch als mögliche Schwachstelle. Er ist mittlerweile ganz klar eine Stärke der Suns und gehört, wenn er das bestätigen kann, in die obere Center-Riege.
Trae Young (Atlanta Hawks)
Individuell (bisher) der größte Gewinner der Playoffs. Ähnlich wie Ayton (und auch Booker) räumte Young reihenweise Fragezeichen aus dem Weg, er tat dies allerdings als klar bester Spieler seines Teams mit dem größtmöglichen Druck gegen drei zunehmend starke Defensiv-Teams in Folge.
Young hat über die Playoffs keine überragenden Quoten geworfen, aber er hat sich als exzellenter Problemlöser erwiesen, der ein unheimliches Gespür für den Moment besitzt. Er verbeugte sich im Madison Square Garden, er stellte die Sixers-Fans ruhig, er packte einen Shimmy aus, nachdem er Edelverteidiger Holiday bereits ausgewackelt hatte.
Am Ende verletzte auch er sich, doch zu dem Zeitpunkt hatte er die Schublade "good stats, bad team" längst verlassen. Young gilt nun eher als einer der besten Bösewichte der NBA, dessen Spiel trotz der geringen Größe und defensiven Anfälligkeit auch in der Postseason bestens funktioniert.
Trae Young: Seine Statistiken in 20/21
Spiele | Punkte | FG% | 3FG% | Assists | Turnover | |
Regular Season | 63 | 25,3 | 43,8 | 34,3 | 9,4 | 4,1 |
Playoffs | 16 | 28,8 | 41,8 | 31,3 | 9,5 | 4 |
Noch im Gange - Gewinner
Chris Paul (Phoenix Suns) und Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks)
Machen wir es kurz: Zwei Legenden, die den jeweils tiefsten Postseason-Run ihrer Karriere jetzt nur noch abschließen müssen. Sowohl Paul als auch Giannis haben längst jede Menge für ihre "Legacy" getan. Bei Oldie CP3 wäre ein Titel nun die Krönung einer illustren Karriere, bei Giannis ließe sich selbst beim Titelgewinn noch von einem "Vorgeschmack" sprechen.
Der Grieche hat innerhalb der Playoffs, vor allem nach Spiel 2 der Nets-Serie einen Sprung gemacht. Sein Spiel ist simpler und dadurch noch besser geworden, er ist weniger als Ballführender unterwegs und setzt dafür mehr Screens; als Resultat ist er noch schwerer vom Korb fernzuhalten. Diese Version von Giannis ist trotz zweier MVP-Awards die beste und dominanteste, die es vom 26-Jährigen bisher zu sehen gab.
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