Wie stoppt man Tony Parker?

Philipp Dornhegge
23. April 200915:21
Kein seltenes Bild: Unbedrängt steigt Tony Parker gegen die Dallas Mavericks zum Korbleger hochGetty
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Heute Nacht empfangen die Dallas Mavericks ihren alten Rivalen, die San Antonio Spurs, zu Spiel drei in der heimischen American Airlines Center. Und wieder stellt sich die Frage: Wer stoppt Tony Parker?

Rückblick auf 2008: Die Mavericks hatten gerade Jason Kidd im Tausch für Devin Harris und DeSagana Diop verpflichtet, als Parker vor Freude jubelte: "Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich richtig glücklich über diesen Trade. Diop hat gegen uns immer gut gearbeitet, genauso wie Harris. Uns hilft dieser Wechsel sicher weiter. Nichts gegen Jason Kidd, aber diese beiden Spieler haben uns immer Probleme bereitet."

Was Parker eigentlich sagen wollte: Der einzige Mavs-Spieler, der ihn effektiv verteidigen konnte, war plötzlich nicht mehr da. Dafür hatte es Parker nun mit dem defensiv zwar soliden, aber viel zu langsamen Kidd zu tun.

Damals hatte Kidd reagiert und gesagt: "Abwarten. Wir wollen doch mal sehen, wer zuletzt lacht..." Mittlerweile ist mehr als klar, wer das ist: Tony Parker!

In diesem Jahr erzielte der pfeilschnelle Spurs-Guard in vier Spielen der regulären Saison gegen Dallas über 31 Punkte im Schnitt. Viel zu oft wurde deutlich, dass die Mavs niemanden haben, der den Franzosen im Eins-gegen-Eins stoppen kann.

Parker im Eins-gegen-Eins nicht aufzuhalten

In den Playoffs bestätigt sich dieser Eindruck. 24 und 38 Punkte in den ersten beiden Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Parker gewinnt den Vergleich mit Kidd bisher deutlich, allerdings hinkt die direkte Gegenüberstellung: Erstens war Kidd vor Spiel eins so schwer krank, dass er sich noch auf der Bank mehrfach übergeben musste.

Zweitens haben beide Spieler völlig unterschiedliche Rollen in ihren Teams: Kidd ist ein reiner Point Guard, einer, der die anderen Spieler in Szene setzt, für Ordnung sorgt und nur gelegentlich punktet. Dafür ist er der vielleicht beste Rebounder aller Zeiten auf seiner Position.

Sein Gegenüber dagegen ist in erster Linie ein Scorer. Seit dem Ausfall von Manu Ginobili sind Parkers Punkte mehr denn je gefragt. Allerdings gelangen ihm bisher im Schnitt zusätzlich 8 Assists - viel zu viel, wenn man bedenkt, dass die Strategie der Spurs einigermaßen durchschaubar ist.

Der letzte Grund, warum der Vergleich zwischen Kidd und Parker unangebracht ist, ist der, dass der Mavs-Aufbau in der Defensive gar nicht auf Parker trifft. Kidd verteidigt ob seiner Größe und seiner langsamer werdenden Füße meist den Shooting Guard der Spurs.

Big Men als Helfer gefragt

Verantwortlich für Parkers Freiheiten sind vielmehr vor allem Antoine Wright, Jason Terry und J.J. Barea, die sich allesamt schon als Bewacher versuchten, jedoch zumeist kläglich scheiterten. Einzig Barea hatte in Spiel eins phasenweise Erfolg, wurde im zweiten Spiel jedoch kaum einmal gegen Parker aufgestellt.

Doch wie sagte Dirk Nowitzki noch vor Beginn der Serie im Gespräch mit SPOX: "Wir spielen ja nicht Eins-gegen-Eins."

Völlig richtig, deshalb sind Nowitzki, Erick Dampier und die anderen Big Men ebenso gefragt. Denn Parkers größte Stärke ist und bleibt der Zug zum Korb - solider Mitteldistanzwurf und verbessertes Passspiel hin oder her.

Da müssen die Help-Verteidiger einfach einen besseren Job machen und sich zur Not auch mal mit einem Foul behelfen.

Parker muss an die Linie geschickt werden

Dampier hatte genau das für die nächste Partie angekündigt: "Mit meinem ersten Foul werde ich Parker zu Boden strecken. Ich garantiere es." Idee gut, Art der Äußerung unglücklich.

Das hat der Center mittlerweile auch eingesehen und sich, nachdem die Liga mit einer Strafe drohte, entschuldigt: "Es geht hier doch nur um Basketball. Ich will mit Sicherheit niemanden absichtlich verletzen. Ich hatte nur sagen wollen, dass wir die Zone dicht machen müssen und keine einfachen Korbleger herschenken wollen."

In der Tat: Wer insbesondere Spiel zwei gesehen hat, wird bemerkt haben, dass Parker nahezu jeden seiner Drives ohne Körperkontakt abschließen konnte.

In zwei Spielen hat der Aufbauspieler gerade einmal 15 Freiwürfe genommen - viel zu wenig, wenn man bedenkt, wie oft Parker innerhalb der Zone abschließt. Von diesen 15 Versuchen hat Parker übrigens "nur" 11 getroffen, das könnte also ein probates Mittel sein, um ihm zumindest ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Alternative Strategien: Zone und frühe Double Teams

Parker selbst ging mit der Äußerung Dampiers übrigens sehr professionell um: "Das darf mich nicht beeinflussen. Es geht hier um Dallas gegen San Antonio. Die Mavs haben Charakter, das wissen wir. Deshalb ist es doch völlig klar, dass sie in Spiel drei physisch präsenter sein wollen."

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Aber sind Fouls wirklich das einzige Mittel, um Parker zu stoppen? Bisher hat man noch nicht einmal eine Zonenverteidigung der Mavericks gesehen, stets ein gutes Mittel, um schnelle Guards von der Penetration abzuhalten.

Natürlich birgt eine Zone immer das Risiko, dass die Distanzschützen zu freien Würfen kommen. Aber erstens hatten die Mavs bisher auch in der Mann-gegen-Mann-Verteidigung Probleme, Michael Finley, Matt Bonner oder Roger Mason am Wurf zu hindern.

Zweitens: Um die Spurs zumindest für einige Angriffe aus dem Rhythmus zu bringen, dürfte die Zone allemal reichen. Fast alle NBA-Teams wissen immer noch nicht, wie man eine Zonenverteidigung konsequent ausspielt.

Verlust des Heimvorteils droht

Ein weiteres Mittel wären konsequente Double Teams, am besten schon an der Dreierlinie. Auch damit riskiert man freilich, dass andere Spieler freistehen, aber immerhin wäre Parker dadurch aus dem Spiel genommen.

Um Spiel drei zu gewinnen, muss Dallas sich auf jeden Fall Einiges einfallen lassen. Tony Parker hat Tim Duncan den Rang des Schlüsselspielers bei den Spurs abgelaufen, und wenn man den Franzosen ausschaltet, hat man das Spiel zu 50 Prozent gewonnen.

Wenn nicht, droht Dallas nach dem Höhenflug zum Auftakt bereits der zweite Absturz innerhalb weniger Tage. Und damit auch der Verlust des Heimvorteils, den sich die Mavs in Spiel eins geklaut hatten.

Erick Dampier droht Strafe nach Drohung gegen Tony Parker