DeMarcus Cousins hat sich die Achillessehne gerissen und fällt mindestens für die restliche Saison aus. Wie geht es nun weiter bei ihm, den New Orleans Pelicans und im Playoff-Rennen der Western Conference? SPOX beleuchtet die Verletzung aus den drei wichtigsten Perspektiven.
Das bedeutet die Verletzung für DeMarcus Cousins
Boogie spielte bis zu seiner tragischen Verletzung 15 Sekunden vor Ende des Spiels gegen die Houston Rockets die produktivste Saison seiner Karriere. Beim Scoring stand er ligaweit auf Platz 6 (25,4 Punkte pro Spiel), bei den Rebounds auf Platz 3 (12,9). Mit teilweise monströsen Vorstellungen hat er dafür gesorgt, dass die Pels in Reichweite des Playoff-Heimvorteils rangierten. Völlig zu Recht wurde Cousins mit einem Starting Spot im All-Star Game belohnt.
Seine starke Saison kam auch deshalb genau richtig, weil er sich in seinem Contract Year befindet. Im kommenden Sommer wird er Unrestricted Free Agent und eigentlich galt es als sicher, dass er einen Maximal-Vertrag vorgelegt bekommt. Die Pelicans galten dabei als Favorit.
Vor seinem überraschenden Trade zu den Pelicans im Februar 2017 hatte Cousins signalisiert, dass er bei den Kings bereit gewesen wäre, eine Designated Veteran Extension zu unterschreiben, einen sogenannten Super-Max mit einem Gehalt von 35 Prozent des Caps. Das Recht auf einen solchen Vertrag ist durch den Trade erloschen.
Nun kann er sich durch seine Verletzung nicht sicher sein, ob ein Team ihm überhaupt einen "normalen" Max (30 Prozent des Caps) anbieten wird. Denn ein Achillessehnenriss ist gerade für Basketball-Spieler die wohl schlimmste "klassische" Verletzung (inklusive des Kreuzbandrisses), da der obere Knöchelbereich unter ständiger Belastung steht.
gettyDas gilt besonders für Spieler von Cousins Statur, der Mann wiegt knapp 130 Kilo und spielt nicht gerade körperschonend. Er wäre beileibe nicht der erste Spieler, der nach solch einer Verletzung nie mehr der Alte wird. Wesley Matthews, Brandon Jennings und Kobe Bryant sind jüngste Beispiele dafür, die nicht gerade Hoffnung machen. Für Pistons-Legende Isiah Thomas bedeutete sein Achillessehnenriss 1994 sogar ein verfrühtes Karriereende.
ESPN-Analytiker Kevin Pelton hatte jüngst einige NBA-Stars untersucht, die nach einer Achillessehnenverletzung noch einmal zurückkamen. Er zog das SCHOENE Projection System heran, dass statistisch ausrechnet, was für einen Einfluss ein Spieler auf den Ausgang eines Spiels hat. Sein Ergebnis war, dass ehemalige Achilles-Patienten im Schnitt knapp 10 Prozent schlechter performen als vor ihrer Verletzung.
Nun wäre Cousins auch mit 10 Prozent weniger noch ein sehr guter Spieler, doch es scheint sicher, dass er sein Spiel wird umstellen müssen, zumindest für die erste Zeit nach seiner Rückkehr. Die Reha wird sechs bis zehn Monate dauern, genauere Prognosen wird es erst nach der Operation geben, die unumgänglich ist.
Mit 27 Jahren ist Cousins in seiner Prime und für einen Achillessehnenriss verhältnismäßig jung. Das kommt seiner Reha sicherlich zugute, weshalb die Pels oder ein anderes Team vielleicht doch nicht so zögerlich mit einem hochdotierten Vertrag umgehen, wie es bei einem 32-Jährigen der Fall gewesen wäre.
Trotzdem müssen sich alle NBA-Fans darauf einstellen, dass es - wenn überhaupt - sehr, sehr lange dauern wird, bevor Boogie mit all seiner Kraft und Power wieder so dominieren kann, wie er es zuletzt getan tat.
Das bedeutet die Verletzung für die New Orleans Pelicans
Für die Pelicans galt die laufende Spielzeit als Schlüsselsaison für die Ausrichtung der Zukunft, die Playoffs waren das Minimal-Ziel. Im Falle eines Scheiterns hätte Head Coach Alvin Gentry wohl seinen Hut nehmen müssen.
In der ersten kompletten gemeinsamen Saison der Twin-Towers war NOLA auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Mehr noch: Aktuell steht ein Lauf von sechs Siegen aus den letzten acht Spielen in den Büchern, mit dem Sieg gegen die Rockets gelang ihnen zudem ein Statement, das auch die Top-Teams nicht sicher vor der Dominanz von Cousins und Davis waren. Ein Blick in die Tabelle verriet, dass der Heimvorteil in den Playoffs näher dran war (2,5 Spiele Rückstand) als ein Nicht-Playoff-Platz (3 Spiele Vorsprung).
Nun stellt sich die Frage, wie es bis zum Saison-Ende weitergeht. Soll Cousins kurzfristig ersetzt werden, um das Team auf Postseason-Kurs zu halten - oder soll der Fokus direkt auf die kommenden Saisons gelegt werden? Für die erste Option fehlt es zwar augenscheinlich an Cap Space, doch es ist beispielsweise noch eine Disabled Player Exception wegen des Saison-Endes von Alexis-Ajinca vorhanden. Apropos verletzte Spieler: Cousins ist der fünfte Akteur, der dem Team über einen längeren Zeitraum fehlt.
Das wiederum führt zu der Erkenntnis, dass ein Run auf die Playoffs ziemlich wertlos sein dürfte, weil man dort Kanonenfutter der Top-3-Teams wäre. Die nicht vorhanden Breite des Kaders versuchte Coach Gentry in der Regular Season damit zu kompensieren, dass er die Spielzeit von Cousins und AD aufteilte, um fast immer einen der beiden auf dem Court zu lassen. Laut Second Spectrum Data hat New Orleans in der kompletten (!) Saison erst 353 Possessions auf dem Konto, bei denen beide Teile der Twin Towers auf der Bank saßen.
Was derweil komplett vom Tisch ist, ist ein Trade von Cousins vor der Deadline. Der galt ohnehin als unwahrscheinlich, nun dürfte kein Team der Welt bereit sein, einen Spieler mit auslaufendem Vertrag und Achillessehnenriss aufzunehmen. Im Sommer werden die Pels merken, dass sie aufgrund ihrer vertrackten Cap-Situation fast keine Wahl haben, außer zu versuchen, Cousins zu halten. Nur die Bezüge stehen noch aus.
Coach Gentry erfüllte nach der Hiobsbotschaft seine Pflicht und gab sich kämpferisch. "Es ist sehr hart für uns, aber wir müssen weiter Gas geben und nach vorne schauen." Davis schlug in die gleiche Kerbe: "Wir müssen einfach weitermachen, mehr können wir nicht tun. Wir dürfen unsere Köpfe nicht hängenlassen und müssen das nächste Spiel gewinnen."
Beide werden aber ganz genau gewusst haben, dass nicht nur die Saison von Cousins, sondern auch die des restlichen Teams praktisch gelaufen ist.
Das bedeutet die Verletzung von DeMarcus Cousins für die Western Conference
Nach aktuellem Stand der Dinge sieht es im Westen nach einem Vierkampf um die Playoff-Plätze sechs bis acht aus. Dazu gehören neben den Pelicans die Portland Trail Blazers, Denver Nuggets und die Los Angeles Clippers. Auch die Jazz sind theoretisch noch im Rennen, ihr Rückstand auf einen Playoff-Platz beträgt 4,5 Spiele.
Während es bei den Blazers und Nuggets recht klar ist, dass sie die Postseason anstreben, verhält es sich bei den Clippers und Jazz etwas anders. Unter anderem aufgrund ihres Verletzungspechs gelten diese Teams als Kandidaten für größere Moves vor der Deadline, um einen Re-Tool durchzuführen und dafür in der laufenden Saison auf die Postseason zu verzichten.
Bei den Clippers stehen Medienberichten zufolge Trades von DeAndre Jordan und/oder Lou Williams im Raum, deren Verträge auslaufen. Beide Spieler wären geeignete Assets, um jüngere Spieler samt Picks an Land zu ziehen, um den Kern um Blake Griffin für die nähere Zukunft neu und vielversprechender auszurichten.
Ähnliches gilt für die Jazz mit Derrick Favors und Rodney Hood. Für Teams mit größeren Ambitionen wären diese Spieler interessant, auch wenn die beiden Verträge ebenfalls auslaufen (Team-Option bei Hood).
Der Verlust von Cousins bei den Pelicans wirft nun ein anders Licht auf die Thematik - denn nun könnte ein Team, das im Rennen um die genannten Plätze zuvor die besten Chancen gehabt hätte, plötzlich nach hinten durchgereicht werden. Somit wären die Erfolgsaussichten auf einen Playoff-Run für die Teams dahinter deutlich größer. Und gerade für einen ehrgeizigen Coach wie Doc Rivers, der nach wie vor im Front Office ein Wörtchen mitzureden hat, kann das entscheidenden Einfluss haben bei der Frage, ob - beziehungsweise mit welcher Intention - man vor der Deadline noch tätig wird.