NBA - Dennis Schröder im Interview: "Es hat nicht jeder eine Karriere wie Dirk Nowitzki"

Frederik Harder
09. März 202014:02
Dennis Schröder fehlt es in Deutschland manchmal an Wertschätzung.getty
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Dennis Schröder spielt mit den Oklahoma City Thunder eine starke Saison, die Playoffs sind wohl nur noch eine Frage der Zeit. Im Interview mit DAZN und SPOX sprach der deutsche Nationalspieler über die Trade Deadline und sein neues Leben als Familienvater.

Außerdem erklärte Schröder, was die Ziele der Thunder in dieser Saison sind. Über seine eigene Zukunft hielt sich der Point Guard dagegen bedeckt.

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Herr Schröder, unser letzter Besuch bei Ihnen liegt jetzt schon eine Weile zurück und viel hat sich verändert. Sehen wir das richtig?

Dennis Schröder: Es hat sich definitiv viel verändert. Der Kleine läuft inzwischen, sagt "Mama" und "Papa". Es hat sich in kurzer Zeit viel verändert, vor allem für mich aus positiver Sicht. Ich kann es kaum erwarten, wenn bald das Mädchen kommt.

Besteht so eine besondere Verbindung zu Oklahoma City, Ihr Sohn kam schließlich auch bereits in Oklahoma City zur Welt?

Schröder: Natürlich, der Junge ist hier geboren und hat einen amerikanischen sowie deutschen Pass. Es wird für immer seine Heimatstadt sein - so wie bei uns Braunschweig die Heimat ist.

Wenn man diese Verbindung berücksichtigt: Erlebt man dann die Trade Deadline ein wenig anders?

Schröder: Ich habe davor mit GM Sam Presti gesprochen und der hatte mir versichert, dass ich nicht getradet werde. Ich habe mich sicher gefühlt, wir wussten, dass wir als Familie bleiben können. Nun schauen wir mal, was dann im Sommer passiert.

Dennis Schröder über Zukunft: "Habe genug Zeit, um nachzudenken"

In der NBA ist es ohnehin schwer zu planen ...

Schröder: Es hat nicht jeder eine Karriere wie Dirk Nowitzki, der für immer bei einem Team bleiben kann. Mal sehen, wo für mich die Reise hingehen wird. Ich war fünf Jahre in Atlanta, nun bin ich in meinem zweiten Jahr in Oklahoma City. Mein Vertrag läuft noch bis 2021, bis dahin habe ich genug Zeit, um nachzudenken.

Ein Grund für Ihren Trade aus Atlanta war, dass Sie bei einem Contender spielen wollten. Nun wurde aber im Sommer das Team um Russell Westbrook und Paul George aufgebrochen. Wie haben Sie das erlebt?

Schröder: Ich hatte ein gutes Verhältnis zu beiden, auf und neben dem Feld. Das war schon komisch, aber ist nun einmal ein Geschäft. Das habe ich in meinen sieben Jahren in der NBA gelernt. Sie haben eine bessere Situation gesucht und die haben sie zum Glück auch gefunden. Wir müssen eben mit den Leuten arbeiten, die wir hier haben. Wir sind auf einem guten Weg, so wie wir gerade spielen. Wir können in dieser Saison etwas erreichen, aber dafür müssen wir jeden Tag hart arbeiten und dann wird sich das auch auszahlen.

Im Sommer war auch die WM mit dem DBB in China, die nicht so verlaufen ist, wie Sie sich das vorgestellt haben. Dafür gab es viel Kritik, auch an Ihrer Person. In den USA ist es ein bisschen anders. Fühlen Sie sich von den deutschen Medien missverstanden?

Schröder: Missverstanden ist vielleicht das falsche Wort. Ich spiele jedes Jahr für die Nationalmannschaft, ich mache das in meiner Freizeit. Es ist definitiv eine Ehre, den Adler auf der Brust zu tragen. Manchmal fehlt aber auch die Wertschätzung dafür. Meine Familie reist immer mit und ich habe wenig Freizeit. Die Medien kann ich nicht kontrollieren, sie werden immer schreiben, was sie wollen. Wir können nur an uns arbeiten und das Beste daraus machen.

Sie sprechen die spärliche Freizeit an. Wie ist es als Vater, wenn man ständig unterwegs ist?

Schröder: Ich versuche, meine Frau und meinen Sohn so oft wie möglich mitzunehmen, damit ich die beiden immer sehen kann. Wenn du weg bist, hast du dann auch mal Heimweh. Es ist aber auf der anderen Seite auch mein Job. Ich bin gerne mit meinem Team unterwegs, um Spiele zu gewinnen.

Dennis Schröder steht oft mit Chris Paul zusammen auf dem Feld.getty

Dennis Schröder über Chris Paul: "Einerseits Spieler, andererseits Coach"

In der Offseason kam im Trade von Russell Westbrook in Chris Paul ein anderer kommender Hall of Famer nach OKC. Ist Paul, der auch die gleiche Position wie Sie spielt, auch einer, von dem Sie sich noch etwas abschauen können? Vielleicht sogar eher als von Westbrook?

Schröder: Das sind zwei völlig verschiedene Spielertypen. Beide sind sichere Hall of Famer. Ich habe viel von Russell gelernt und nun auch von Chris. Er redet viel mit dem Team, versucht alle zu involvieren. Er hat seine All-Star-Nominierung auf jeden Fall verdient. Er ist einerseits Spieler, andererseits aber auch Coach. Das macht er schon sehr, sehr gut.

Hat es Sie ein wenig geärgert, nicht in Chicago gewesen zu sein?

Schröder: Ich komme von der Bank, da ist es schwierig, zum All-Star Game eingeladen zu werden. Ich weiß nicht, ob das überhaupt schon einmal vorgekommen ist. Ich bin aber noch jung und nächstes Jahr werde ich noch einmal angreifen.

Ist aber auch nicht schön, mal ein Wochenende einfach frei gehabt zu haben?

Schröder: Natürlich. Im Januar hatten wir glaube ich 19 Spiele, das war schon recht hart. Ich konnte nun mit der Familie und meinen Freunden ein bisschen abschalten und war ein paar Tage im Urlaub. Danach ging es aber sofort wieder mit der Vorbereitung auf die letzten Saisonspiele los.

Viele hatten vor der Saison wenig von den Thunder erwartet. Was, glauben Sie, ist möglich in dieser Saison?

Schröder: Über Ziele zu sprechen, ist immer schwer. Wenn wir weiter so spielen und alle involvieren, ist einiges möglich. Ich glaube nicht, dass es in der NBA ein Team gibt, welches so ein starkes Point-Guard-Trio wie uns hat. Wir können Situationen gut lesen und wollen uns weiter verbessern. Wir wollen jetzt erst einmal in die Playoffs und dann werden eh alle Karten neu gemischt.

Die Rockets experimentieren mit Lineups ohne Big Men, sie spielen wie angesprochen mit drei Spielmachern. Was macht es so schwierig, sie zu stoppen?

Schröder: Wir drei [Schröder, Paul und Shai Gilgeous-Alexander, d. Red.] können alle scoren, können das Spiel lesen und ein Play machen. Der Gegner weiß eben nicht, was kommt. Dazu haben wir mit Danilo Gallinari einen Vierer, der gut werfen kann und mit Steven Adams einen Center, der jeden in der NBA aufposten kann. Das macht es für den Gegner schwer und deswegen beenden wir in dieser Form auch unsere Spiele. Dennoch ist es alles noch frisch, wir arbeiten weiter, damit wir dann in den Playoffs bereit sind.

Ist es für Sie auch ein gutes Zeichen, dass das Team zur Trade Deadlinie zusammengehalten wurde? Gallinari war gefühlt schon weg und ist jetzt trotzdem geblieben.

Schröder: Es gab natürlich viel Interesse an einigen Spielern von uns. Wir spielen alle eine gute Saison, da ist es nur logisch, dass andere Teams an dir interessiert sind. Sam Presti ist für mich einer der besten GMs in der Liga. Er ist respektvoll, sehr offen uns gegenüber und hat vor der Deadline mit uns gesprochen. Er meinte da schon, dass er niemanden abgeben will. Er hat auch gesagt, dass es Angebote gab, da war er sehr transparent. Er meinte aber auch, dass wir etwas erreichen können, wenn wir weiter so spielen.

Dennis Schröder: "Da streiten wir uns manchmal auf dem Feld"

Kommen wir doch mal zu Ihrer Saison. Dass Sie scoren können, ist eigentlich nichts Neues. Dennoch hat man den Eindruck, dass Sie vor allem defensiv einen großen Sprung gemacht haben. War das auch ein Ziel von Ihnen in dieser Spielzeit, dass Sie Ihre Kritiker widerlegen können?

Schröder: Schon in Atlanta habe ich mich mit Defense empfohlen. Im letzten Jahr dort musste ich viel im Angriff machen. Ich wollte aber immer als guter Verteidiger wahrgenommen werden. Vergangene Saison habe ich oft die besten Spieler des Gegners verteidigt. Die Leute reden immer viel, aber ich weiß, was ich kann. Ich versuche jedes Spiel an beiden Enden des Feldes alles zu geben.

Ist es auch eine Herausforderung, die Sie persönlich suchen, dass Sie den besten Spieler des Gegners verteidigen?

Schröder: Na klar. Wir haben zwei, drei sehr gute Verteidiger mit Shai Gilgeous-Alexander oder Chris. Da streiten wir uns auch manchmal auf dem Feld, wer denn nun verteidigen darf. Das ist eine gute Sache, jeder in unserer Kabine nimmt es persönlich und sucht die Herausforderung. Das ist ein Segen, denn so oft gibt es so etwas nicht.

Dennis Schröder: Seine Statistiken in der NBA

SaisonTeamSpielePunkteFG%3P%Assists
13/14Hawks493,738,323,81,9
14/15Hawks7710,042,735,14,1
15/16Hawks8011,042,132,24,4
16/17Hawks7917,945,134,06,3
17/18Hawks6719,443,629,06,2
18/19Thunder7915,541,434,14,1
19/20Thunder6218,946,838,14,0

Sehen Sie womöglich mit OKC auch die Chance auf den Titel?

Schröder: Das ist schwer zu beantworten. Im Prinzip hat jedes Team eine gewisse Chance. Wir wollen uns erstmal auf uns konzentrieren. Wenn wir in die Playoffs kommen, werden wir auch nicht sagen: "Wir wollen nach Hause fahren." Wir wollen alle gewinnen und werden versuchen, 16 Siege zu holen.

Sie trafen in der vergangenen Nacht mal wieder auf Ihren guten Kumpel Daniel Theis. Wie läuft das auf dem Feld ab? Drückt man sich da den ein oder anderen Spruch?

Schröder: Es macht immer Spaß, gegen ihn zu spielen. Natürlich sprechen wir auf dem Feld auch immer mal wieder miteinander. Wir haben beide viele Jahre zusammen in Braunschweig gespielt und sind nun beide in der besten Liga der Welt. Das kannst du dir eigentlich gar nicht vorstellen. Es ist schön, dass nun mehr deutsche Spieler in der NBA sind, das hilft dem deutschen Basketball enorm.

Daniel Theis verriet uns zuletzt, dass er immer Ihren Boxscore checkt. Machen Sie das auch so?

Schröder: Grundsätzlich versuche ich, jedes Spiel zu schauen, die Boxscores zu checken. Man kann davon immer so viel lernen, aber natürlich habe auch ich ein Auge auf die deutschen Jungs.

Können Sie dann überhaupt vom Basketball abschalten, wenn Sie sagen, dass Sie versuchen, so viel wie möglich zu sehen?

Schröder: Ja, ich schaue viele Spiele, aber es nun mal auch mein Beruf. Trotzdem macht mir das Spaß und ich bereue es nicht. Wenn ich nach Hause komme und schon ein Spiel läuft, dann schalte ich ein.