Die Dallas Mavericks (51-27) sind nach zwei enttäuschenden Heimpleiten mit einem überzeugenden 110:84-Erfolg gegen die Memphis Grizzlies (39-39) in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Bester Mann war ein Spieler, der zuletzt in einer Formkrise steckte: Caron Butler.
Nach den zwei enttäuschenden Heimpleiten der Mavs gegen Orlando und Oklahoma City hatten sich die beiden Teamleader Dirk Nowitzki und Jason Kidd genötigt gefühlt, eindrücklich darauf hinzuweisen, dass es fünf Spiele vor Ende der Regular Season nun wirklich an der Zeit ist, aufzuwachen und den Playoff-Modus einzuschalten.
Vor allem defensiv war das Auftreten der Mavs so erschreckend schwach, dass in Dallas schon leichte Panik eingesetzt hatte und Szenarien diskutiert wurden, wie man im wilden Westen sogar noch auf Rang acht abrutschen und so in der ersten Playoff-Runde auf die Los Angeles Lakers treffen könnte.
Shawn Marion fällt aus
Gegen die Memphis Grizzlies musste also dringend eine Reaktion her. Zwar fiel mit Shawn Marion (Oberschenkelzerrung) der mit Abstand beste Defensivspieler aus, aber das durfte an diesem Abend keine Rolle spielen. Mavs-Headcoach Rick Carlisle versuchte, seinen Teil zu mehr Toughness und defensiver Qualität beizutragen, indem er für Marion DeShawn Stevenson in die Starting Five beförderte.
Dieser Move ging zunächst auch gut auf. Zwei Jumper von Caron Butler, ein Dreier von Jason Kidd - schon stand es nach 73 Sekunden Spielzeit 7:0 für Dallas. Die Grizzlies ließen sich davon aber noch nicht schocken, kamen ihrerseits besser ins Spiel und schafften wenig später sogar den Ausgleich (17:17).
In der Folge zeigten die Mavs dann aber deutlich, für welches Team es hier um unglaublich viel ging, und für welches nicht. Dallas beendete das erste Viertel mit einem 16:3-Run und hatte die Partie ganz fest im Griff (33:20).
Caron Butler taucht wieder auf
Die Highlights in dieser Phase: Zwei weitere Dreier von Kidd und die hervorragende Leistung von Butler. Bei allen Diskussionen um die Probleme in der Defense war zuletzt fast vergessen worden, dass Butler in den letzten Spielen in eine relativ tiefe Formkrise geraten war. 11 Punkte in den beiden letzten Spielen zusammen sprechen eine deutliche Sprache.
Zu sehen, mit welcher Aggressivität der Forward gegen Memphis zu Werke ging - sowohl offensiv als auch defensiv - war im Hinblick auf die Playoffs ein enorm wichtiges Zeichen. Ein Beweis für die aggressive Mavs-Defense: Die Grizzlies beendeten das erste Viertel mit fünf Ballverlusten in Serie.
Dallas machte zu Beginn des zweiten Viertels da weiter, wo es im ersten Viertel aufgehört hatte und baute den Vorsprung auf 20 Punkte aus (46:26). Die Mavs profitierten dabei aber auch von einer desaströsen Vorstellung der Bankspieler der Grizzlies.
Sie war so mies, dass Headcoach Lionel Hollins irgendwann sogar Jamaal Tinsley ins Spiel brachte. Der Point Guard hatte seit dem 5. Februar keine Sekunde mehr auf dem Feld gestanden, jetzt durfte er ran - und er machte seine Sache in der Defensive auch ordentlich.
Nowitzki am Handgelenk getroffen
Die Mavs fielen nicht zum ersten Mal in dieser Saison unerklärlicherweise für einige Minuten in ein Loch und ließen Memphis bis zur Pause wieder näher herankommen (57:45). Dirk Nowitzki war an seinem ganz persönlichen Abend - es war "Dirk Nowitzki Bobblehead Night" im American Airlines Center - zu diesem Zeitpunkt noch kein großer Faktor.
Er sorgte sogar für einige sorgenvolle Momente bei allen Mavs-Fans, als er im Kampf um einen Rebound einen Schlag auf sein rechtes Handgelenk bekam und es noch Minuten später immer wieder schüttelte.
Zum Glück stellte es sich als halb so wild heraus, sodass Nowitzki weitermachen konnte. Wäre Nowitzki nicht gewesen, hätte das Spiel im dritten Viertel noch eine echte Wende nehmen können. Memphis kam zwischenzeitlich bis auf sieben Punkte heran (52:59), auch weil die Mavs in einem jetzt völlig zerfahrenen und von vielen Fouls geprägten Spiel den Rhythmus verloren hatten.
Nur Nowitzki sorgte mit seinen getroffenen Sprungwürfen immer wieder dafür, dass die Führung konstant blieb. Die zweite Schrecksekunde aus Dallas-Sicht gab es dann, als Kidd unabsichtlich von Zach Randolph im rechten Auge getroffen wurde. Das Resultat: ein leichter Cut, der Kidd aber nicht behindern sollte.
Mavericks - Grizzlies: Die Highlights des Spiels im Video bei ESPNJason Terry läuft heiß
Die Mavs brauchten jetzt jemand, der einen Lauf initiieren konnte - und sie fanden diesen jemand in Jason Terry. Wie er es schon so oft in seiner Karriere gezeigt hat, war Terry für einige Minuten nicht zu stoppen.
Neben zwei erfolgreichen Dreiern schraubte sich der Jet zu Beginn des letzten Viertels einmal spektakulär in die Höhe und schloss per Driving-Dunk ab (80:66). Die Mavs hatten jetzt ihre beste Phase des Spiels und machten den Sack vorzeitig zu.
Nowitzki krönte seine gute Vorstellung mit zwei schönen Korblegern, bei einem wurde er sogar noch gefoult. Knapp sieben Minuten vor Schluss (94:70) war das Spiel gelaufen, Nowitzki und die anderen Mavs-Stars konnten schon früh Feierabend machen und sich für die nächsten Aufgaben schonen.
Butler (23 Punkte) und Nowitzki (22 Punkte) waren die Topscorer bei Dallas, für Memphis trafen Rudy Gay (23 Punkte), Zach Randolph und Mike Conley (beide 17 Zähler) am besten.
Cuban: "Wir können jeden killen"
Eine hohe Trefferquote aus dem Feld (55,3 Prozent, 8/14 Dreier), sehr guter Team-Basketball (28 Assists / 49:7-Bankpunkte) bei viel weniger Ballverlusten (12) als zuletzt, dazu eine gute Arbeit an den Brettern und aggressive Defense, die zu vielen Ballverlusten der Grizzlies (20) und zu 25 Fastbreak-Punkten führte. Die Mavs haben in diesem Spiel eigentlich alles erreicht, was sie erreichen wollten.
"Wir mussten einfach besseren Basketball spielen. Jeder Sieg ist in der aktuellen Phase wertvoll - es war ein positiver Schritt in die richtige Richtung. Wir haben defensiv solider ausgesehen als in den Spielen zuvor", war Carlisle zufrieden.
Die Mavs haben weiter alle Chancen, die Regular Season im Westen auf dem zweiten Rang abzuschließen, wenn sie beim anstehenden Auswärtstrip (Portland, Sacramento, L.A.Clippers) mit der gleichen Einstellung zur Sache gehen wie gegen Memphis.
"Wir wissen, dass wir jeden killen können", hatte Mavs-Boss Mark Cuban am Dienstag in Terrys Radio-Show zu den Titelchancen seines Teams gesagt. Ob Dallas in den Playoffs jemanden killt, bleibt abzuwarten, aber nach der Leistung gegen Memphis geht der Trend zumindest mal wieder nach oben. Die Mavs sind aufgewacht.