Die große Hoffnung aus Australien

Philipp Jakob
25. Juni 201415:11
Dante Exum (M.) wird als einer der besten Spieler im Draft gehandeltgetty
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Bevor am 27. Juni der NBA Draft steigt, stellt SPOX die fünf besten Spieler auf jeder Position vor. Den Anfang machen die Point Guards, die vor Potenzial nur so strotzen. Ist tatsächlich sogar der nächste Derrick Rose dabei?

Dante Exum

Statistiken: 18,2 Punkte, 3,8 Assists

College: Australien

Alter: 18

Größe: 1,98 m

Gewicht: 85 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Derrick Rose

Stärken:

  • Gute Größe für einen Point Guard
  • Hoher Basketball-IQ
  • Starke Defense

Schwächen:

  • Wackliger Jumper
  • Bisher noch nicht auf höchstem Level gespielt
  • Muss körperlich zulegen

Fazit:

"Derrick Rose. Er ist jemand, nach dem ich mein Spiel richten möchte", erklärte Dante Exum beim Nike Hoop Summit 2013 selbstbewusst. "Er ist ein Spieler, der gerne zum Korb zieht, dann direkt am Ring abschließt oder auch für seine Mitspieler Würfe kreiert. Ich denke, mein Spiel ist ähnlich und ich möchte mich immer weiter verbessern, sodass ich irgendwann auf seinem Niveau bin."

Mit diesen Aussagen setzte sich der Australier selbst eine unglaublich hohe Messlatte, die auch sein zukünftiges Team an ihn haben wird - und auch haben kann. Denn immerhin ist das Spiel von Exum mit dem von Rose durchaus vergleichbar. Beide lieben es, mit einem explosiven ersten Schritt in die Zone zu penetrieren, beide können über gegnerische Big Men abschließen, beide sind in der Lage nach dem Drive auch ihre Mitspieler exzellent einzusetzen - und beide haben Probleme mit ihrem Wurf.

Dante Exum ist einer der besten International Prospectsgetty

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Das ist aber nichts, woran man nicht arbeiten könnte und dessen ist sich der erst 18-Jährige auch bewusst. Neben seinem sehr inkonstanten Jumper steht auch die Arbeit im Krafttraum im Mittelpunkt des Australiers. Mit seiner Größe hat Exum zwar gute Voraussetzungen, seine zumeist kleineren Gegenspieler auf der Point-Guard-Position auch im Post zu dominieren, um auf NBA-Level zu bestehen, muss er aber noch ein wenig an Muskelmasse draufpacken.

Überhaupt ist es fraglich, ob Exum der fließende Übergang in die NBA zuzutrauen ist. Bisher konnte er sein Talent nämlich noch nicht auf dem allerhöchsten Niveau unter Beweis stellen und spielte in der letzten Saison noch für eine australische High School. Dank seinem unglaublichen Potenzial - auch als fähiger Verteidiger - und dem Ruf, einer der besten International-Prospects der letzten 10 Jahre zu sein, wird er am Draft-Abend aber dennoch nicht lange warten müssen, bis Adam Silver seinen Namen aufruft.

Prognose: Top 5 Pick

Mögliche Teams: Magic, Jazz

Seite 1: Dante Exum

Seite 2: Marcus Smart

Seite 3: Elfrid Payton

Seite 4: Tyler Ennis

Seite 5: Shabazz Napier

Marcus Smart

Statistiken: 18 Punkte, 4,8 Assists

College: Oklahoma State

Alter: 20

Größe: 1,91 m

Gewicht: 103 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Dwyane Wade

Stärken:

  • Starker Finisher in RingnäheMarcus Smart sorgte nicht nur mit seinen sportlichen Leistungen für Aufsehengetty
  • Gute Defense
  • Physisch anderen Point Guards überlegen

Schwächen:

  • Kein klassischer Spielmacher
  • Wackliger Jumper

Fazit: Der 8. Februar 2014 wird Marcus Smart und den NBA-Scouts wahrscheinlich noch lange im Gedächtnis bleiben. Leider spielte die sportliche Leistung des 20-Jährigen an diesem Abend aber keine Rolle. Wenige Sekunden vor Schluss der Partie gegen Texas Tech landete Smart nach einem Drive in der Zuschauermenge hinter dem Korb. Nachdem er sich aufgerappelt hatte, drehte er sich zu einem Fan um, der ihn zuvor offenbar beleidigt hatte, und schubste ihn.

Smart wurde sofort für drei Spiele gesperrt, anstatt von seinen hervorragenden Leistungen auf dem Court zu sprechen, spekulierten alle Experten nur um die scheinbar gesunkenen Draft-Chancen des 20-Jährigen. Ob sich die Teams in ihrer Entscheidung wirklich von dem Aussetzer beeinflussen lassen, steht in den Sternen. Fakt ist aber, dass Smart am College sportlich größtenteils überzeugen konnte.

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Besonders gern schließt der Scoring-Guard in der gegnerischen Zone ab, wo er sich mit seinem kräftigen Körper auch gegen die größeren Big Men problemlos durchsetzen kann. Auch in der Verteidigung profitiert Smart von seinem physischen Vorteilen und punktet außerdem mit seiner hervorragenden Arbeitseinstellung und seinen Leadership-Qualitäten.

Ein Fragezeichen steht allerdings hinter seinem Jump-Shot. 2013/14 traf der 20-Jährige nur schwache 29,9 Prozent seiner Dreier - und das bei 5,3 Versuchen pro Partie! Auch die Tatsache, dass Smart kein klassischer Spielmacher, sondern mehr ein Combo-Guard ist, könnte einige Teams abschrecken.

Prognose: Top 10 Pick

Mögliche Teams: Magic, Jazz, Celtics, Kings

Seite 1: Dante Exum

Seite 2: Marcus Smart

Seite 3: Elfrid Payton

Seite 4: Tyler Ennis

Seite 5: Shabazz Napier

Elfrid Payton

Statistiken: 19,2 Punkte, 5,9 Assists

College: Louisiana-Lafayette

Alter: 20

Größe: 1,91 m

Gewicht: 82 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Rajon Rondo

Stärken:

  • Hervorragende DefenseElfrid Payton (l.) gilt als ein sehr vielseitiger Point Guardgetty
  • Vielseitiger Spieler
  • Viel Entwicklungspotenzial

Schwächen:

  • Distanzwurf nicht vorhanden
  • Turnover-Problematik
  • Neigt zur Passivität

Fazit: Elfrid Payton ist wohl der defensivstärkste Spieler aus der diesjährigen Point-Guard-Riege. Immerhin gewann er in der abgelaufenen Saison den Lefty Driesell Award als Defensive Player of the Year der NCAA und trat damit in die Fußstapfen von Anthony Davis - und Kent Bazemore. Soll heißen: Eine automatische Stammplatzgarantie hat man auch mit dem Résumé eines hervorragenden Verteidigers nicht.

In der eigenen Hälfte stellt er die gegnerischen Point Guards mit seiner Schnelligkeit, seinem langen Körper und einer Spannweite von 2,02 Meter regelmäßig vor Probleme - stark ist vor allem die On-Ball-Defense. Er bringt aber noch mehr auf's Parkett als ausschließlich Defense und überzeugt vor allem mit seiner Vielseitigkeit.

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Ob Scoring, Rebounding oder Passing: Payton kann seinem Team in allen Bereichen des Spiels weiterhelfen und legte 2013/14 19,2 Punkte, 6 Rebounds, 5,9 Assists und 2,3 Steals auf. Wobei, in allen Bereichen ist ein wenig übertrieben. Ein Distanzwurf befindet sich nämlich nicht im Repertoire des 20-Jährigen, wie die fast schon desaströse Dreierquote von 25,9 Prozent (14/54 3FG) unter Beweis stellt.

Auch die durchschnittlich 3,6 Turnover pro Partie sind nicht unbedingt ein positiver Aspekt seines Spiels, ebenso wenig wie die manchmal zu beobachtende Passivität. Payton genießt nicht den Ruf, ein Spiel über die vollen 48 Minuten zu dominieren, sondern ist bekannt dafür, sich ab und zu eine kleinere Auszeit zu gönnen.

Allerdings konnte Payton in mehreren Workouts auf sich aufmerksam machen und gilt als einer der Aufsteiger des diesjährigen Draft. Es ist durchaus möglich, dass er nach Exum und Smart als dritter Point Guard vom Board gehen wird.

Prognose: Midround-Pick

Mögliche Teams: Kings, Magic, Hornets

Seite 1: Dante Exum

Seite 2: Marcus Smart

Seite 3: Elfrid Payton

Seite 4: Tyler Ennis

Seite 5: Shabazz Napier

Tyler Ennis

Statistiken: 12,9 Punkte, 5,5 Assists

College: Syracuse

Alter: 19

Größe: 1,88 m

Gewicht: 82 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Mike Conley

Stärken:

  • True Point GuardVon Tyler Ennis wird man keine Wunderdinge erwarten dürfengetty
  • Exzellente Court Vision
  • Bereits sehr reif, verlässlich und konstant

Schwächen:

  • Nicht besonders athletisch
  • Kein guter Scorer
  • Man-to-Man-Defense

Fazit: Wer Konstanz und Verlässlichkeit sucht, der sollte bei Tyler Ennis genau richtig sein - wer gerne ein wenig mehr Spektakel in seinem Team hätte, der definitiv nicht. Im Gegensatz zu Exum und vor allem Smart, genießt der Kanadier einen Ruf als True-Point-Guard - einer der wenigen im Draft 2014.

Mit seiner reifen und uneigennützigen Spielanlage, der exzellenten Übersicht und seiner - für das Alter - unglaublichen Konstanz führte der Freshman die Syracuse Orangemen zu einer Bilanz von 28 Siegen und 6 Niederlagen, schaffte den Sprung ins All-ACC-Freshmen-Team und wird nun als möglicher Lottery-Pick gehandelt. Der 19-Jährige überzeugte dabei vor allen Dingen als klassischer Spielmacher, der es hervorragend versteht, seine Mitspieler zum Beispiel per Drive & Kick einzusetzen.

Besonders beeindruckend: Als hauptverantwortlicher Ball-Handler leistete sich Ennis nur 1,7 Turnover pro Partie. Darüber hinaus kann sich der Kanadier auf einen soliden Jumper verlassen. Insgesamt fanden 41,1 Prozent seiner Würfe den Weg durch die Reuse, von Downtown waren es immerhin 35,3 Prozent. Aber wie gesagt: Solide, mehr nicht.

Wunderdinge wird man vom 19-Jährigen in der NBA wahrscheinlich nicht erwarten dürfen. In Sachen Athletik wird er fast allen Starting Point Guards unterlegen sein, sein Wurf ist - wie gesagt - nur solide und bereits am College hatte Ennis immer wieder Probleme, direkt in Ringnähe abzuschließen. Ob sich seine On-Ball-Defense auf ein annehmbares NBA-Niveau entwickeln kann, ist ebenfalls fraglich.

Prognose: Midround-Pick

Mögliche Teams: Magic, Bulls

Seite 1: Dante Exum

Seite 2: Marcus Smart

Seite 3: Elfrid Payton

Seite 4: Tyler Ennis

Seite 5: Shabazz Napier

Shabazz Napier

Statistiken: 18 Punkte, 4,9 Assists

College: Connecticut

Alter: 22

Größe: 1,85 m

Gewicht: 83 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Kemba Walker

Stärken:

  • Sehr guter ScorerShabazz Napier konnte sich mit den Connecticut Huskies seinen zweiten NCAA-Titel sicherngetty
  • Viel Erfahrung
  • Eine Menge Selbstvertrauen

Schwächen:

  • Teils fragwürdige Wurfauswahl
  • Eher schwache Defense

Fazit: "Keine Chance, dass ein anderer Point Guard im Draft vor Napier gezogen wird!" Kurz nachdem die Connecticut Huskies den zweiten NCAA-Titel innerhalb von vier Jahren eingesackt hatten, meldete sich LeBron James höchstpersönlich zu Wort und stellte klar, wer seiner Meinung nach der beste Point Guard im Draft ist. Doch obwohl auch John Wall in eine ähnliche Kerbe schlug, wird der 22-Jährige wohl nicht an Exum, Smart, Ennis und Payton vorbeikommen.

Zu viele Fragezeichen stehen hinter dem zweimaligen NCAA-Champion. Zum Beispiel sein Alter. Mit 22 Jahren ist Napier deutlich älter als seine Konkurrenten und hat die wichtigste Entwicklungsphase damit schon hinter sich. Andererseits lässt sich argumentieren, dass ihm die bereits gesammelte Erfahrung im NBA-Geschäft eine Menge helfen wird. Des Weiteren bringt er die so oft zitierte Siegermentalität mit, die für manche Teams extrem wichtig ist.

Auch sollte Napier mit seinen exzellenten Scorer-Instinkten in der Lage sein, für eine Menge Punkte zu sorgen - vorausgesetzt, sein Jumper fällt. Denn am College taten sich immer wieder Probleme auf, wenn es darum ging, direkt am Ring abzuschließen. Aufgrund seiner im Vergleich zu anderen Point-Guards eher "schmächtigen" Statur wird sich das wahrscheinlich auch in der NBA nicht ändern.

Immerhin verwandelte er 40,5 Prozent seiner Versuche von Downtown - ein hervorragender Wert. Besorgniserregend ist nur, dass Napier sich viel zu sehr auf seinen Wurf verlässt, sodass 73 Prozent seiner Abschlüsse per Jump-Shot erfolgten. Für niemanden trifft der Spruch "You live and die by the three " so zu wie auf Napier.

Prognose: Mid/Late First Round Pick

Mögliche Teams: Bulls, Heat

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Die Playoffs im Überblick