Am 31. Mai wird es auf DAZN den ersten Teil der großen Dokumentation Showtime. Lakers. Hollywood! - Die Moe Wagner-Story über den deutschen Rookie Moritz Wagner von den Los Angeles Lakers zu sehen geben. Vor der Veröffentlichung sprach Wagner im Interview mit SPOX über das Erlebnis, ein ganzes Jahr gefilmt zu werden, und die Gründe, warum er sich für diesen Schritt entschied. Außerdem sprach Wagner über seine Rookie-Saison.
Herr Wagner, die Lakers haben jetzt schon länger Urlaub. Wie war für Sie, mal wieder zurück in Deutschland zu sein?
Moritz Wagner: Es war mal wieder schön, in der Heimat zu sein und ein paar alte Freunde zu treffen. Inzwischen bin ich aber schon wieder drüben, war gut eine Woche in Michigan, als mein alter Coach John Beilein seinen Abschied verkündet hat, und bin jetzt wieder in Los Angeles.
Sie sprechen es an. Coach Beilein hat Michigan verlassen und coacht nun die Cleveland Cavaliers. Die Wolverines haben stattdessen Juwan Howard geholt, der auch schon als potenzieller NBA-Coach gehandelt wurde. Sind Sie zufrieden mit der Wahl?
Wagner: Es ist definitiv cool für die Universität und ich freue mich auch für ihn. Er scheint ein guter Typ zu sein und hat früher dort auch gespielt. Er kann sich also mit dem Programm identifizieren, das ist also eine gute Sache.
Coach Beilein ist inzwischen 66 Jahre alt, er wird der älteste Rookie-Coach aller Zeiten in der NBA sein. Haben Sie damit gerechnet, dass er tatsächlich noch einmal den Sprung in die NBA wagt?
Wagner: Ich denke, er hatte schon immer den Wunsch, das mal zu machen und von daher überrascht mich das jetzt eigentlich nicht. Der Zeitpunkt war natürlich schon etwas überraschend, aber im Nachhinein ergibt das denke ich schon Sinn. Ich freue mich natürlich sehr für ihn und hoffe, dass er in Cleveland Erfolg haben wird.
Sind Sie denn schon aufregt, in der kommenden Saison gegen ihn anzutreten? Werden da ein paar nette Worte gewechselt?
Wagner: Das habe ich ihm schon gesagt. Er wird mich definitiv hören. All die Male, die er mich auf dem Feld angeschrien hat, wird er zurückbekommen.
Kommen wir mal zu Ihrem Team. Bei den Lakers ist in den vergangenen Wochen viel passiert. Die Coaching-Suche hat lange gedauert. Der zurückgetretene Magic Johnson trat gegen General Manager Rob Pelinka nach. Wie haben Sie das Ganze aus der Ferne aufgenommen?
Wagner: Bei den Lakers ist etwas passiert? Ganz ehrlich: Der ganze Trubel ist für die Medien ganz schön, aber für die Spieler ist das alles überschätzt. Es ändert sich deswegen für uns in unserem Leben nichts. Deswegen hatte das alles überhaupt keinen Einfluss auf mich, so unspektakulär das jetzt klingen mag.
Aber Sie kriegen das schon alles mit, oder?
Wagner: Nun, ob ich da bin oder mich damit auseinandersetze, sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Ich kann es schließlich auch nicht ändern, deswegen habe ich so ein taubes Gefühl dagegen entwickelt. So ist es nun einmal, das akzeptiere ich.
Hatten Sie denn bereits Kontakt mit dem neuen Coach Frank Vogel? Um was ging es in dem Gespräch?
Wagner: Darüber will ich gar nicht groß reden. Wir haben über nichts Bestimmtes gesprochen, einfach nur Dinge, über die Spieler und Coaches eben so reden. Er ist ein echt netter Typ, der mit viel Energie an die Sache rangeht.
Sie standen in den vergangenen Jahren auch national in den USA sehr im Fokus. Im College-Basketball waren Sie ein bekanntes Gesicht, dann ging es zur bekanntesten Franchise der NBA, wo dann auch ein gewisser LeBron James unterschrieb. Wie kommt man damit zurecht, ständig unter dem Brennglas der Öffentlichkeit zu stehen?
Wagner: Daran muss man sich natürlich erst einmal gewöhnen. In Los Angeles ist es für mich nicht so heftig. Ich kann schon mein eigenes Ding machen. In Michigan war es dagegen schon ein bisschen verrückter. Am Anfang habe ich das noch genossen, aber irgendwann wurde es schon zu einer echten Herausforderung.
Aber grundsätzlich verstehen Sie die Aufmerksamkeit, auch weil Sie sich selbst viel mit den Medien auseinandersetzen. Sie haben schon einige Jahre ein Podcast-Projekt mit dem Kollegen Dre Voigt und nun wird am 31. Mai auf DAZN eine Doku über Sie veröffentlicht.
Wagner: Man muss sich damit definitiv auseinandersetzen, man muss sich die Zeit dafür nehmen, um das auch zu verstehen. Das ist mein persönlicher Ansatz. Ich suche mir die Plattform aus, wo ich meine Geschichte so erzählen kann, wie ich das möchte. Der ganze Rest ist dagegen häufig aus dem Zusammenhang gerissen, das kann man nicht ändern. Das können ebenso Interviews sein, auch da passiert so etwas. Ich will aber sagen, was ich sagen möchte und mache deswegen solche Sachen wie Podcasts mit Dre Voigt oder eben jetzt die Doku mit DAZN.
Können Sie deswegen viele Ihrer Kollegen verstehen, die den Medien extrem misstrauisch gegenüberstehen und am liebsten gar nicht mit den diversen Outlets reden wollen?
Wagner: Klar kann ich das nachvollziehen, ich bin schließlich selbst oft sehr misstrauisch. Genau deswegen suche ich mir meine Kanäle selbst aus. Es ist nicht leicht, man muss eine gewisse Balance als Sportler finden zwischen dem, was einem selber wichtig ist und dem, was eigentlich nur im Weg steht. Die Medien erzählen gerne die Geschichte, die sie selbst erzählen wollen und nicht das, was ich persönlich erzählen möchte. Deswegen müssen Sportler da schon vorsichtig sein.
Sie wurden jetzt das ganze Jahr von einem Kamerateam begleitet. Wie fühlt man sich dabei, wenn man ständig auf Schritt und Tritt verfolgt wird?
Wagner: Anfangs war es schon ein bisschen komisch, aber irgendwann wird es zur Gewohnheit. Zunächst habe ich es ein bisschen als Pflicht angesehen, aber später ist in mir die Überzeugung gereift, dass dies auch mein Projekt ist. Was ich daraus mache, liegt schließlich an mir. Diese Chance wollte ich auf keinen Fall verstreichen lassen.
Wie haben Ihre Mitspieler darauf reagiert? Sie kamen schließlich als Rookie in die Kabine, andere haben dagegen schon zig Jahre in der Liga gespielt. Gab es da hin und wieder den einen oder anderen Spruch?
Wagner: Na klar, am Anfang kam da hin und wieder etwas, aber das war alles nicht so tragisch. Ansonsten hatten aber alle Respekt davor. Sie wissen ja auch, dass wir in Deutschland nicht allzu viele NBA-Spieler haben, sodass es gewissermaßen einzigartig ist. Deswegen war da immer Respekt da und sie haben mir auch immer bei dem Projekt geholfen.
Mit LeBron James haben Sie einen Mitspieler, der selbst viele Projekte am Start hat, sei es seine eigene HBO-Serie mit "The Shop" oder aktuell den Film Space Jam 2. Ist LeBron für Sie in dieser Hinsicht ein Vorbild und haben Sie sich auch den ein oder anderen Tipp abgeholt?
Wagner: Wie ich schon gesagt habe, geht da jeder ein bisschen seinen eigenen Weg. Ich habe meinen, denke ich, nun gefunden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, seine Projekte umzusetzen und LeBron macht das mit "The Shop" natürlich sehr gut. Immer mehr Athleten nutzen nun diese Möglichkeiten, nicht nur LeBron. Kevin Durant hat ja inzwischen auch seine eigene Show.
Wann werden wir Sie mal bei "The Shop" sehen?
Wagner: Ehrlich gesagt habe ich mir die Show noch nie wirklich angeschaut, deswegen kann ich das jetzt gar nicht sagen. Ich sehe LeBron ja sowieso während der Saison fast jeden Tag, da muss ich ihn nicht auch noch in meinem Wohnzimmer haben.
Wie zufrieden sind Sie eigentlich mit der Doku? Ist am Ende das dabei herausgesprungen, was Sie sich zum Anfang vorgestellt hatten?
Wagner: Ich hatte anfangs überhaupt keine Vorstellung, wie das Produkt am Ende aussehen wird. Jetzt habe ich es gesehen und finde das richtig cool. Da steckte schon jede Menge Arbeit dahinter und es ist einfach toll zu sehen, wie es dabei einfach nur um mich selbst geht. Da reibt man sich schon immer mal wieder verwundert die Augen.
Letztlich gibt es auch viel über Ihre Rookie-Saison zu erzählen. Erst waren Sie verletzt, dann logischerweise hintendran, mussten um Spielzeit kämpfen. Dazu verpasste Ihr Team die Playoffs. Haben Sie es zwischenzeitlich vielleicht auch einmal bereut, dass Sie gerade da diese Doku gemacht haben?
Wagner: Ich würde nicht sagen, dass ich bei den Lakers in einer schwierigen Situation bin oder war. Das ist auch gewissermaßen mein Problem mit den Medien. Es gibt immer nur Schwarz oder Weiß, wenn man gewinnt, ist alles super. Wenn man verliert, ist alles schlecht. Das sehe ich aber überhaupt nicht so. Es war für mich ein Super-Jahr, ich habe sehr viel dazugelernt. Man kann aus allem lernen, aus Siegen wie aus Niederlagen, deswegen muss man dieses Jahr nicht als 'schlecht' abzustempeln. Mir hat es deswegen viel Spaß gemacht, ich habe viele neue, spannende Menschen kennengelernt, Freunde gefunden. Die Dokumentation wird das auch alles zeigen, ich bereue das überhaupt nicht.
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Es wirkt ohnehin so, als ob Sie mit solchen Situationen sehr reflektiert umgehen, die Dinge genau analysieren. War dies auch ein Faktor dafür, dass Sie nun dort stehen, wo Sie im Moment stehen?
Wagner: Das ist eine gute Frage, ich kann es nicht wirklich einschätzen. Ich denke, dass dies auch ein wenig mit meinem Elternhaus zu tun hat. Meine Mutter kommt aus dem Westen, mein Vater aus dem Osten, weswegen ich beide Seiten der Medaille kennengelernt habe. Ich denke, dass dies mir deswegen schon geholfen hat, um verschiedenste Situationen einordnen zu können.
Sie werden sicherlich auch Ihre Saison analysiert und Ihre Schlüsse gezogen haben. Woran wollen Sie im Hinblick auf die kommende Saison an Ihrem Spiel besonders arbeiten?
Wagner: Ich werde vor allem an meinem Wurf arbeiten. Wenn ich diesen konstant treffen kann, dann habe ich meine Nische in der Liga gefunden. Natürlich werde ich auch an meinem Körper, wie schon das vergangene Jahr, arbeiten, das ist ohnehin Pflicht. Ansonsten natürlich auch die üblichen Dinge, die Big Men machen, wie dass ich besser rebounde und meine Defense verbessere.
Die Statistiken von Moritz Wagner als Rookie
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | FG% | 3FG% |
43 | 10,4 | 4,8 | 2,0 | 41,5 | 28,6 |
Wie sieht es mit dem späten Sommer aus, Ende August beginnt die Basketball-WM in China. Können wir Sie da im Nationaltrikot sehen?
Wagner: Ich würde es mir persönlich wünschen, aber es gab bislang noch keine Gespräche darüber. Ich muss mich dazu erst einmal mit den Lakers zusammensetzen, natürlich auch mit Bundestrainer Henrik Rödl. Gleichzeitig sind die großen Positionen hart umkämpft. Wir haben da gute Spieler. Ich kann da nicht sagen, dass ich dabei sein möchte und schon bin ich dabei. Ich bin einfach nicht in dieser Position, sondern muss darum kämpfen.
Letztes Thema: Wir können Sie natürlich nicht gehen lassen, bevor Sie uns Ihren Finals-Tpp geben.
Wagner: Ich würde mir aus Fan-Sicht wünschen, dass es mal nicht die Warriors sind. Ich war von Toronto sehr beeindruckt. Was die Raptors defensiv gemacht haben, war echt stark. Mich freut es für Kyle Lowry und Marc Gasol, dass sie nun mal in den Finals stehen. Kawhi Leonard macht Toronto natürlich einzigartig. Das ist ein Spieler, der schwer zu schlagen ist und eben auch schon mal Finals-MVP war, das vergessen die meisten ja oft gerne. Toronto wird auf jeden Fall ein würdiger Gegner für Golden State sein.