Carlisle findet den Schlüssel

Philipp Scherping
27. April 201515:38
Besonders J.J. Barea und Al-Farouq Aminu sorgten für den ersten Sieg der Mavs gegen Houstongetty
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Die Dallas Mavericks haben es also geschafft, sie haben die erste Partie in den 2015er Playoffs gewonnen. Das lag vor allen Dingen an zwei neuen Startern, der Strategie von Rick Carlisle und einer Aktion von Devin Harris.

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Es ging um Stolz. Darum, sich nicht mit 0:4 aus der Postseason zu verabschieden. Es ging um Härte. Darum, sich nicht wie in den drei Spielen zuvor herumschubsen zu lassen. Beide Attribute wurden vom 1,91 Meter großen und 87 Kilogramm schweren Devin Harris durchaus ernst genommen. Im zweiten Viertel traf Harris zum wiederholten Male in dieser Serie auf den fast 40 kg schwereren Dwight Howard, nur diesmal setzte David gegen Goliath ein Zeichen. Harris ließ sich nicht herumschubsen, er war es, der durch seinen Einsatz zeigte, dass die Mavs noch leben.

Für sein hartes Playoff-Foul bekam er zwar ein Flagrant One angehängt, er verhinderte aber zwei einfache Punkte und hauchte seinem Team und den Fans wieder neues Leben ein. Das Resultat: Es folgte ein Lauf, der einen 12-Punkte-Rückstand in eine 7-Punkte-Führung zur Halbzeit umwandelte. Auch Monta Ellis wusste um die Wichtigkeit der Aktion: "Dadurch hat sich das Spiel gedreht", sagte The Mississippi Bullet nach dem Spiel. "Darauf konnten wir aufbauen. Das war ein Foul der alten Schule. Genau dieses Zeichen haben wir in dem Moment gebraucht."

Barea dreht die Zeit zurück

Doch allein ein zu harter Körpereinsatz reichte natürlich nicht, um ein starkes Houston-Team zu besiegen. Es bedurfte weiterer stolzer Krieger. Einer davon: Jose Juan Barea. Der Puerto Ricaner war von Houston zu keiner Zeit zu bändigen, er dirigierte eine Offensive, die seit langem nicht mehr so flüssig aussah. Und obwohl die Situation für ihn als dritten Starting Point Guard im vierten Spiel sicherlich nicht dankbar war, erinnerte sein Spiel stark an seine herausragenden Leistungen während des Meister-Runs von 2011.

Rockets vs. Mavs: Die Serie im Überblick

"Ich hatte die Möglichkeit auf und ab zu rennen. Ich habe attackiert und konnte so für einige Probleme sorgen. Heute hat es funktioniert, hoffentlich bleibt das so", richtete Barea den Blick schon auf das fünfte Spiel in H-Town. Auch Carlisle zollte seinem Wirbelwind Respekt: "Er weiß ganz genau, wann wir welches Tempo gehen müssen. Er findet einen guten Mix aus dem eigenen Abschluss und dem Blick für den freien Mitspieler." Ein Zitat, dass man so eigentlich zu Rajon Rondo erwartet hätte, jetzt liegt das Spiel der Mavs aber in den kleinen Händen von Barea. Es scheint sich zu lohnen.

Aminu komplettiert starkes Trio aus Bankspielern

Fehlt also noch ein dritter im Bunde, um das Trifecta von unkonventionellen Garanten für den Sieg perfekt zu machen. Al-Farouq Aminu wird in den letzten Monaten mit jeder Woche wichtiger für die "alten" Mavericks. Seine Schnelligkeit, Athletik und Einstellung sind im Roster von Rick Carlisle einzigartig und kommen jetzt im wichtigsten Moment der Saison besonders zur Geltung. Der Amerikaner mit nigerianischen Wurzeln klebte an James Harden, als wenn es kein Morgen gäbe. Er verfolgte den Superstar teilweise übers ganze Feld, rieb sich im Deny auf und folgte dem Bärtigen um jeden Screen.

Als wäre das noch nicht genug: Auch in der Offensive wuchs der 24-Jährige über sich hinaus, die Arbeit am Brett funktioniert bei ihm sowieso. Er half seine Mavs also mit brutalster Defense UND einem Double Double. Barea beendete die Partie ebenfalls mit einem Double Double, wobei er nicht als Rebound-Monster, sondern als Assistent gefiel.

Hat Carlisle die Rockets entschlüsselt?

Es scheint also, als hätte Carlisle kurz vor knapp seine Starting-Unit gefunden, die den Rockets wirklich weh tun kann. In den 18 Minuten, in denen Barea, Ellis, Aminu, Nowitzki und Chandler auf dem Feld standen, lag Dallas' Offensiv-Rating bei 118,4, das Defensiv-Rating bei unfassbaren 65,7. Natürlich werden die Rockets nicht in jedem Spiel so schlecht von der Dreierlinie (7/31) werfen. Auch ist nicht davon auszugehen, dass die Mavs Howard im nächsten Spiel bei nur 7 Rebounds halten und das Duell um die Abpraller mit +14 für sich entscheiden werden.

Aber es zeigt, dass Carlisle und sein Coaching Staff an den nötigen Schrauben drehen, damit auch das nächste Spiel gewonnen wird. Denn wartete man besonders in den Partien eins und zwei noch vergeblich auf ein erfolgversprechendes Eingreifen vom Coach, besserte sich das Bild im dritten Spiel dahingehend, dass der Sieg nur eine Possession entfernt war. Und jetzt? Auffällig war, dass die Mavs besonders Trevor Ariza und Corey Brewer immer wieder den Weg zum Korb ermöglichten, nur um dann im letzten Moment, als ein Pass kaum noch möglich war, zu collapsen und die Forwards zu Würfen zu zwingen.

Durch diese Taktik waren zu jeder Zeit mehrere Mavs in der Zone, die sich den Rebound schnappen und zum Fastbreak ausschwärmen konnten. Mehr als ein Hoffnungsschimmer bleibt die aktuelle Leistung jedoch nicht. Dafür sind besonders Harden, Howard und Josh Smith einfach zu stark in dieser Serie. Auch ist davon auszugehen, dass Kevin McHale nicht um eine Antwort auf die Taktik des Gegners verlegen sein wird.

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Smith verlangt "Killerinstinkt"

Irgendwie sah es in dem Spiel auch so aus, als wären sich die Rockets ein wenig zu sicher: "Sie haben, wie ein Team gespielt, das uns ausschaltet und wir, wie ein Team, das nachhause fährt", wunderte sich der besonders im vierten Viertel extrem starke Smith. Gleichzeitig gab er einen Einblick in seinen Gemütszustand und den seiner Teamkollegen: "Wir fühlen diese Niederlage. Damit umzugehen, ist schon echt schwer. Aber wir wissen auch, dass so etwas nicht noch einmal passieren wird."

Laut James Harden müsse man sich einfach nur auf die eigene Stärke beim Dreier besinnen, um so den texanischen Konkurrenten auszuschalten. Denn an offenen Würfen mangelte es nicht. Und wenn die nicht fallen und auch die Rebounds nicht eingesammelt werden, ist das keine gute Grundlage für den erfolgreichen Ausgang eines Basketballspiels.

Barea will 2011 wiederholen

Die Mavs hingegen klammern sich jetzt an den letzten Strohhalm. Der heißt Spiel fünf am Dienstag. In gegnerischer Halle. Mit dem Rücken zur Wand. Beim Stand von 1-3. Dabei beschwört Barea schon mal die Geister aus 2011: "Hoffentlich gewinnen wir in Houston und kommen noch einmal zurück nach Dallas, um hier Spaß zu haben", nur um dann mit einem Lächeln anzufügen: "Wisst ihr, vielleicht gehen wir jetzt auch mit 15-0 durch die Playoffs." Die Antwort darauf lieferte er gleich selbst: "Nein, es ist ein anderes Jahr. Wir werden sehen was passiert."

Der Kader der Dallas Mavericks im Überblick