OKC am Abgrund - Bissiges Utah entnervt Westbrook und George

Robert Arndt
24. April 201809:46
Donovan Mitchell war erneut der Topscorer der Utah Jazzgetty
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Die Oklahoma City Thunder stehen vor dem Aus. Durch die Niederlage bei den Utah Jazz liegen die Thunder nun 1-3 in der Serie zurück. Beim 113:96-Erfolg (BOXSCORE) Utahs zeigten die Jazz, angeführt von Donovan Mitchell, eine starke Mannschaftsleistung und gewannen völlig verdient.

Wie zu erwarten, ging es gleich wieder hitzig los. Russell Westbrook hatte einige Worte für Ricky Rubio, wenig später schubste Paul George Joe Ingles beim Einwurf weg, es gab ein Technical für PG-13. Die Halle kochte und es wurde noch lauter, als Rudy Gobert Westbrook am Ring abräumte. Die Refs reagierten auf die Härte und pfiffen nun kleinste Touch-Fouls. OKC profitierte davon zunächst, doch Rubio hängte Russ in der Folge clever zwei Fouls an.

Westbrook blieb aber auf dem Feld und war deutlich aggressiver als noch in Spiel drei. Das tat der Offense der Thunder sichtlich gut, dazu kamen auch einige Freiwürfe für OKC, weil Utah schnell die Foulgrenze erreicht hatte. So führten die Thunder nach einem Viertel mit 30:24.

Bei aller Intensität gelang den Jazz im Angriff aber sehr wenig, das Team von Quin Snyder fand keinen Rhythmus und musste hart für jeden einzelnen Punkt kämpfen. Den Thunder gelang aber auch nicht mehr viel, in dieser Phase blieben beide Teams unter 30 Prozent aus dem Feld. Utah war immerhin unter den Brettern präsenter und erspielte die besseren Würfe, doch gerade die offenen Dreier aus den Ecken wollten nicht fallen, immerhin glich ein Dunk von Gobert die Partie wieder aus (43:43).

Wenig später brachte ein Dreier von Ingles die Führung für die Jazz und im folgenden Ballbesitz zog Rubio erneut ein Offensiv-Foul gegen Westbrook, es war bereits Nummer vier für den MVP. Ingles ließ einen weiteren erfolgreichen Distanzwurf folgen, die Jazz gingen mit einer 58:52-Führung in die Pause.

Thunder ohne Antwort für Donovan Mitchell

Und das Momentum blieb auf der Seite der Gastgeber. Utah startete mit einem 9:0-Run und spielte weiter erstickende Defense, unter anderem wurde George zu einem Airball aus der Ecke gezwungen. Dazu gelangen nun auch absolute Zirkuswürfe, natürlich vom ebenfalls starken Donovan Mitchell. Die Führung pendelte sich nun bei rund 15 Zählern ein, die Thunder kamen einfach nicht mehr heran. Es wurde sogar schlimmer: Mitchell blieb heiß, Ingles versenkte den nächsten Dreier (87:66).

OKC forcierte mit Beginn des Schlussabschnitts zwar wieder einige Ballverluste und leichte Punkte, doch Mitchell hatte nun immer wieder eine Antwort. Bei den Gästen machte sich Frust breit, Westbrook geriet in einige Techtelmechtel. Später rammte Jae Crowder bei einem Brawl Steven Adams den Ellenbogen ins Gesicht und wurde ejected. Ein kleiner Run von George brachte OKC noch einmal auf 14 Zähler heran, doch für ein Comeback war es dann doch zu spät. Mitchell entschied das Spiel zwei Minuten vor dem Ende von Downtown endgültig.

Für Utah punkteten alle Starter zweistellig, wobei Mitchell (33, 13/28 FG) erneut die meisten Zähler sammelte. Wichtigen offensiven Input gaben aber auch Rubio (13, 8 Assists), Ingles (20, 5/11 Dreier) und Gobert (16, 10 Rebounds), während OKC neben Westbrook (23, 14 Rebounds, 5 Turnover), George (32, 9/21 FG, 12/12 FT) und Anthony (11, 5/18 FG) keine validen Optionen hatte.

Die wichtigsten Statistiken

Utah Jazz vs. Oklahoma City Thunder 113:96, Serie 3:1 (BOXSCORE)

  • Beide Teams schenkten sich erneut absolut nichts. Es war zeitweise ein Hauen und Stechen. Bis zur Pause wurden bereits 22 Fouls gepfiffen, entsprechend gab es auch jede Menge Freiwürfe. OKC konnte davon zwar profitieren (14/14 FT zur Halbzeit), doch die Kehrseite war, dass auch Westbrook das komplette Spiel Foulprobleme hatte. Nach der Pause gab es dann weniger Unterbrechungen und Fouls, erst in der Schlussphase, als sich bei den Thunder Frust breitmachte, setzten sich die Scharmützel der ersten Halbzeit fort. Insgesamt setzte es 7 Technicals und 1 Ejection.
  • Alle vier Fouls gegen Westbrook zog dabei Rubio, der gnadenlos ausnutzte, dass Russ teilweise übermotiviert zu Werke ging. Dabei hatte er den Spanier zunächst gut im Griff. Das änderte sich aber mit den Fouls, als Westbrook defensiv vorsichtiger agierte und Rubio deutlich passiver checkte, was dieser dann ausnutzte.
  • In keinem der drei Spiele hatten die Jazz mehr Dreier als die Thunder getroffen, das änderte sich nun. Das war allerdings auch nicht schwer, da OKC aus der Distanz völlig kalt blieb. Von den 24 Versuchen gingen gerade einmal fünf durch die Reuse (19,2 Prozent). Utah ließ ebenfalls einiges liegen, traf aber immerhin 35 Prozent (12/34 3FG).
  • Es fehlte aber auch einfach am Ball Movement bei OKC, um gute Würfe herauszuspielen. Während bei Utah der Spalding teils wie am Schnürchen lief, gab es bei Oklahoma City viele Einzelaktionen zu sehen. OKC blieb im Spiel zwischenzeitlich 22 Minuten ohne direkte Vorlage. Am Ende standen nur 10 Assists, so wenige spielte in diesen Playoffs noch kein Team.

Utah Jazz vs. Oklahoma City Thunder: Die Stimmen zum Spiel

Quin Snyder (Head Coach Jazz): "Wir versuchen schon das ganze Jahr, offene Würfe zu erspielen. Sie gehen zwar nicht immer rein, doch wir wollen sie immer nehmen. Diesmal haben wir vor allem in der zweiten Halbzeit einige gemacht."

Billy Donovan (Head Coach Thunder): "Ich denke, dass wir den Korb deutlich besser attackiert haben. Dann haben wir es allerdings verpasst, den Ball besser laufen zu lassen. Unser Ball Movement war leider nur selten da, aber manchmal war es auch gut."

Der Star des Spiels

Donovan Mitchell. Die erste Halbzeit gehörte der überragenden Defense von Ingles, doch nach der Pause war der Rookie der Jazz der alles überragende Mann. Immer wenn die Thunder einen kleinen Run hinlegten oder ein wenig Momentum hatten, antwortete der Shooting Guard in beeindruckender Art und Weise. Ob Drive, Floater oder Dreier, Mitchell zeigte wieder sein komplettes Arsenal in der Offense.

Der Flop des Spiels

Carmelo Anthony. Auch die anderen beiden Mitglieder der Big Three hatten keinen leichten Abend, doch Melo war diesmal eigentlich kaum spielbar. Die Jazz stellten den Forward in der Defense immer wieder bloß, sei es im Pick'n'Roll oder auch im Postup mit Derrick Favors. Auf der anderen Seite hatte er einige offene Würfe, nutzen konnte er es nur vereinzelt, was OKC verdammt weh tat. Diesmal sah man Melo sogar wieder einige Male unter dem Korb, doch inzwischen fehlt es auch hier an Sprungkraft, um in Korbnähe abzuschließen.

Coaching Move des Spiels

Es war nur eine Frage der Zeit. Die Jazz attackierten diesmal Carmelo Anthony gnadenlos im Pick'n'Roll. Melos Gegenspieler setzte so lange Blocks, bis der Jazz-Guard (zumeist Mitchell) OKCs Nummer sieben als Gegenspieler hatte. Es folgte das zu erwartende Ergebnis: Anthony wurde fast immer geschlagen, was die Thunder-Defense gewaltig ins Schwimmen brachte. Hätten die Jazz ihre freien Würfe vor allem in der ersten Halbzeit besser getroffen, wäre diese Partie viel schneller entschieden gewesen.