Die L.A. Clippers haben mit einem deutlichen 154:111 die Dallas Mavericks in Spiel 5 der Erstrundenserie deklassiert. Paul George spricht nach seinem Breakout-Game in den diesjährigen Playoffs offen über mentale Probleme in den vergangenen Spielen. Die scheint er nun aber hinter sich gelassen zu haben.
Wenige Minuten nach seinem besten Spiel der bisherigen Postseason zeigte sich Paul George vor den Fernsehkameras so offen wie selten zuvor. "Die Bubble hat mich überwältigt. Ich war einfach an einem dunklen Ort", gab der 30-Jährige im Interview mit TNT einen Einblick in sein Seelenleben. "Die vergangenen paar Spiele waren schwierig. Danke an alle, die hinter mir standen und die mich unterstützt haben."
Der Grund für Georges emotionale Worte: Der Clippers-Star befand sich in einem der schlimmsten Shooting-Slumps, die man je in den Playoffs von einem eigentlichen Superstar gesehen hatte. 14, 11 und 9, so las sich seine Punkteausbeute in den drei Partien vor Spiel 5, seine Feldwurfquote betrug dabei katastrophale 21,3 Prozent.
"Ich habe ehrlich gesagt die mentale Gesundheit unterschätzt. Ich hatte Angst und ein bisschen eine Depression. Hier [in der Bubble] eingeschlossen zu sein, da hab ich mich abgemeldet. In den Spielen 2, 3 und 4 war ich einfach nicht da", führte George mit beeindruckender Ehrlichkeit später weiter aus, warum es zuletzt nicht lief.
Er habe das Gespräch mit einem Team-Psychiater gesucht, gleichzeitig habe auch die Unterstützung der Teamkollegen sehr geholfen. "Sie waren für mich da, als ich sie gebraucht habe. Die Kameradschaft, die Brüderlichkeit ... ich kann dieser Truppe nicht genug danken", so der Forward, der dies in gewisser Weise doch mit einem beeindruckenden Auftritt beim Blowout-Sieg gegen die Mavs tat.
Paul George: Mit sorgenfreiem Basketball zu alter Stärke
"Wir sind in einer Bubble. Es gibt nichts außer dich und deine Gedanken", beschrieb Montrezl Harrell die Schwierigkeiten des NBA-Restarts in Disney World für die Spieler. "Wir wollten ihn da einfach rausholen. Ihn aus dem Zimmer bekommen, Videospiele spielen und einfach bei ihm sein, um ihm zu zeigen, dass wir für ihn da sind."
Ein teaminternes Madden-Turnier habe geholfen, George auf andere Gedanken zu bringen. In Spiel 5 war "Pandemic P" verschwunden, stattdessen ballerte sich Playoff P den Frust von der Seele. PG-13 wurde von Beginn an von seinen Teamkollegen gesucht, gleichzeitig suchte George auch selbst aggressiv den Abschluss.
Er kam gut in die Partie mit 4 erfolgreichen Field Goals in den ersten 7 Minuten - mehr, als er jeweils im kompletten Spiel 3 (3/16 FG) und Spiel 4 (3/14 FG) getroffen hatte. Am Ende standen 35 Punkte bei starken Quoten (12/18 FG, 4/8 Dreier) hinter seinem Namen im Boxscore. Er ist laut Elias Sports Bureau der erste Spieler in der Playoffs-Geschichte, der in der Shotclock-Ära 35 Punkte in 25 Minuten oder weniger erzielte (hier geht es zu seinen Highlights).
"Er ist rausgegangen und hat sorgenfreien Basketball gespielt und das ist der beste PG, den wir haben können", erklärte Harrell. Der Big Man selbst lieferte ebenfalls seinen bisher besten Auftritt in der Bubble ab (19 Punkte und 11 Rebounds, 7/11 FG), nachdem er die Seeding Games nach dem Tod seiner Großmutter noch komplett verpasst hatte. Zusätzlich sezierte Kawhi Leonard (32 Punkte, 12/19 FG) die fast schon chancenlose Mavs-Defense.
getty"Peinlicher" Auftritt der Mavs - Rekordnacht für die Clippers
Das Resultat war ein Debakel für die Mavs. Ein 24:2-Lauf im ersten Viertel war quasi schon die Entscheidung, die Clippers setzten sich anschließend bis zur Halbzeitpause bis auf 27 Zähler ab und ließen anschließend nichts mehr anbrennen. Am Ende stand ein 43-Punkte-Blowout-Sieg!
Die Mavs konnten das Team aus der Stadt der Engel an diesem Abend schlicht und einfach nicht stoppen. Die Clippers stellten Playoff-Franchise-Rekorde bei den Punkten (154, die drittmeisten aller Zeiten in einem Playoff-Spiel), verwandelten Dreiern (22 bei 62,9 Prozent von Downtown), der Punktedifferenz (+43) und der Feldwurfquote (63,1 Prozent FG) auf.
"Das war kein gutes Spiel, wir müssen das vergessen", sagte Maxi Kleber, der auf 12 Punkte (2/4 Dreier), 4 Rebounds und 2 Blocks - darunter ein übler gegen Kawhi - kam. Trey Burke fasste das Geschehene etwas anders zusammen. "Peinlich" sei die Pleite in Spiel 5 gewesen. "Das fühlt sich nicht gut an, vor allem mit dem Hintergrund, was auf dem Spiel steht."
Entsprechend machte sich schon früh in der Partie Frust auf Seiten der Texaner breit. Head Coach Rick Carlisle wurde im dritten Viertel von den Referees des Feldes verwiesen, nachdem er sich über eine seiner Ansicht nach zu späte Challenge der Clippers aufgeregt hatte. Tim Hardaway Jr. kassierte für ein Frustfoul an George ein Flagrant I, insgesamt vier Mavs-Spieler erhielten Technicals für verbale Scharmützel. Der Höhepunkt war dabei der Tritt von Morris gegen Doncic.
Emotionaler Doc Rivers prangert Rassismus an
Auch bei den Clippers rückte das sportliche Geschehen aus Spiel 5 in Anbetracht der dominanten Vorstellung des Nr.2-Seeds nach der Partie schnell in den Hintergrund. Für viele Spieler und Funktionäre war es wichtiger, über Jacob Blake zu sprechen, der am 23. August von weißen Polizisten siebenmal in den Rücken geschossen wurde.
"Man hört Donald Trump immer über Angst reden. Aber wir sind die, die getötet werden, die erschossen werden, die nicht in bestimmten Gemeinden wohnen dürfen. Es ist unglaublich, dass wir dieses Land lieben, aber das Land uns nicht zurückliebt", sagte Clippers-Coach Doc Rivers in einem emotionalem Statement. "Es ist traurig. Ich sollte einfach nur ein Coach sein. Aber ich werde so oft an meine Hauptfarbe erinnert."
Bei den Raptors wurde in den vergangenen Tagen darüber diskutiert, ob vielleicht sogar das erste Spiel der zweiten Playoff-Runde gegen die Celtics boykottiert werden sollte, um auf Rassismus und Polizeigewalt aufmerksam zu machen. Rivers befürwortete dagegen, zu spielen. "Wir können für Gerechtigkeit kämpfen und unseren Job machen", so der Clippers-Coach, der allerdings betonte, seine Spieler unterstützen zu wollen, falls sie einmal nicht spielen wollten.
Spiel 6 in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (ab 3 Uhr live auf DAZN) soll Stand jetzt genau wie die Auftaktpartie zwischen den Raptors und Celtics aber stattfinden. Die Mavs sind nur noch eine Niederlage vom Aus in der ersten Runde entfernt, entsprechend muss dringend eine Leistungssteigerung her. Sollte das Superstar-Duo der Clippers allerdings, genau wie in Spiel 5 geschehen, erneut wie ein Superstar-Duo auftreten, dürfte es eng werden für die Texaner.
Die Serie zwischen den L.A. Clippers und Dallas Mavericks im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
1 | 18. August | 3 Uhr | L.A. Clippers | Dallas Mavericks | 118:110 |
2 | 20. August | 3 Uhr | L.A. Clippers | Dallas Mavericks | 114:127 |
3 | 22. August | 3 Uhr | Dallas Mavericks | L.A. Clippers | 122:130 |
4 | 23. August | 21.30 Uhr | Dallas Mavericks | L.A. Clippers | 135:133 OT |
5 | 26. August | 3 Uhr | L.A. Clippers | Dallas Mavericks | 154:111 |
6 | 28. August | 3 Uhr | Dallas Mavericks | L.A. Clippers | |
7* | 29. August | tba | L.A. Clippers | Dallas Mavericks |