Die Houston Rockets haben auch im zweiten Spiel gegen die Utah Jazz ein beeindruckendes Ausrufezeichen gesetzt. Von der ersten Sekunde an dominieren die Rockets das Geschehen, vor allem James Harden ist nicht zu stoppen. Der MVP-Kandidat führt sein Team mit einem Triple-Double zum ungefährdeten 118:98-Sieg.
Die Jazz erwischten alles andere als einen Start nach Maß: Direkt im ersten Spielzug leisteten sich die Gäste einen Turnover, auf der Gegenseite hämmerte Clint Capela dafür einen Alley-Oop-Dunk durch die Reuse. Viel besser sollte es anschließend erstmal nicht werden.
Zahlreiche Ballverluste Utahs ermöglichten einen 12:4-Start der Rockets, alles wollte bei Houston allerdings auch nicht klappen. Nachdem James Harden seinen Verteidiger Ricky Rubio per Stepback zu Boden schickte, nutzte The Beard die Zeit und den Freiraum, um seinen Dreierversuch mit einem kleinen Shimmy-Shake einzuleiten - der Wurf landete dann allerdings nur am Ring.
Das änderte aber relativ wenig an der Dominanz der Rockets. Wenige Minuten später wuchs der Vorsprung auf bis zu 33:13 an. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Hausherren bereits fünf Dreier auf dem Konto. Allein Harden (17) hatte bereits mehr Zähler vorzuweisen als das komplette Jazz-Team.
Immerhin verkürzte Utah zu Beginn des zweiten Abschnitts den Rückstand auf 14 Punkte, doch eine Wende war dies nicht. Harden war einfach nicht zu stoppen. Mitte des zweiten Durchgangs versenkte er zunächst einen weiteren Stepback-Dreier, dann legte er mit einem Triple übers Brett plus Foul nach. 2 Assists des Bärtigen später lag Houston mit 24 Zählern in Front, zur Pause betrug der Vorsprung sogar 70:44.
Rockets ersticken jedes Aufbäumen der Jazz im Keim
Nach dem Seitenwechsel ließ die Intensität in Anbetracht der komfortablen Führung bei den Rockets ein wenig nach. Dies wollten sich die Jazz dagegen nicht vorwerfen lassen. Vor allem Rubio kämpfte um jeden Ball und zeigte auch offensiv die ein oder andere starke Aktion. Die Folge? Ein 11:2-Lauf.
Wirklich spannend wurde es dadurch aber nicht mehr. Die Antwort der Rockets - genauer gesagt die von Harden - ließ nicht lange auf sich warten. Ein Alley-Oop-Anspiel zu Kenneth Faried sowie ein anschließender eiskalter Dreier von Harden brachten die Arena zum Kochen. Houston war ratzfatz wieder mit 22 Punkten vorne.
Anschließend setzte Utah die letzten acht Feldwurfversuche des dritten Abschnitts an den Ring und Houston ging mit der höchsten Führung des Abends (28) in den Schlussabschnitt. Dennoch weigerte sich Jazz-Coach Quin Snyder lange Zeit, die Garbage Time einzuläuten.
James Harden führt Rockets mit Triple-Double zum Sieg
Den Jazz gebührt in dieser Hinsicht Respekt, dass sie das Spiel trotz der hoffnungslosen Situation nicht abschenkten und weiter hart und mit viel Willen auftraten. Am letztendlichen Blowout änderte das aber nichts mehr.
Rubio beendete die Partie schließlich mit 17 Zählern als bester Punktesammler seines Teams, Royce O'Neale kam auf 14 Punkte von der Bank, während Derrick Favors (14 und 12 Rebounds) sowie Rudy Gobert (11 und 12) jeweils ein Double-Double auflegten.
An die bärenstarke Leistung von Harden kam allerdings bei Weitem kein Jazz-Akteur ran. The Beard erzielte 32 Punkte (11/24 FG, 6/13 Dreier), sammelte 13 Rebounds und verteilte 10 Assists (allerdings auch 8 Turnover). Nachdem er gut drei Minuten vor dem Ende das dritte Playoff-Triple-Double seiner Karriere perfekt gemacht hatte, durfte Harden dann auch auf die Bank.
Chris Paul lieferte mit 17 Punkten gute Unterstützung, P.J. Tucker sowie Eric Gordon steuerten jeweils 16 Punkte bei. Für die letzten eineinhalb Minuten durfte dann auch Isaiah Hartenstein erstmals Playoff-Luft schnuppern - und der Deutsche wusste mit 4 Punkten (2/2 FG) durchaus auf sich aufmerksam zu machen.
Die Serie wird nun in Salt Lake City in der Nacht von Samstag auf Sonntag fortgesetzt. Houston geht mit einer 2-0-Führung in Spiel 3.
Die wichtigsten Statistiken
Houston Rockets (4) vs. Utah Jazz (5) 118:98 (BOXSCORE), Serie: 2-0
- In den Anfangsminuten waren es die zahlreichen Ballverluste der Jazz, die den Hoffnungen der Gäste auf eine Überraschung früh einen Strich durch die Rechnung machten. Nach knapp vier Minuten hatte Utah vier Turnover auf dem Konto, die Houston in 10 schnelle Zähler umwandelte. Immerhin bekamen die Jazz dieses Problem im Laufe der Partie unter Kontrolle (insgesamt 12:18 Turnover).
- Ein Problem, das den Jazz dagegen die kompletten 48 Minuten über extreme Sorgen bereitete, war das extrem heiße Shooting der Rockets. Bereits zur Halbzeit hatte Houston 13 Triples (bei 26 Versuchen) durch die Reuse gehämmert - Franchise-Rekord für die meisten Dreier in einer Halbzeit!
- Im Anschluss ließ Houston ein wenig Gnade walten, insgesamt kamen die Hausherren auf eine Dreierquote von 40,5 Prozent (17/42 Triples). Bei Utah lief es dagegen den kompletten Abend über katastrophal aus der Distanz (8/38 Dreier, 21,7 Prozent).
- Das schwache Shooting der Jazz ließ sich unter anderem auch auf die starke Defense der Rockets zurückführen. Houstons Verteidiger hatten so gut wie immer eine Hand im Gesicht des Gegners, auch in der Zone machte besonders Capela den Jazz das Leben schwer. Die Rockets kamen insgesamt auf 9 Blocks.
- Harden ist erst der sechste Spieler in der NBA-Historie, der in seiner Playoff-Karriere mehrere 30-Punkte-Triple-Doubles auflegen konnte. Die restlichen Namen: LeBron James, Oscar Robertson, Russell Westbrook, Charles Barkley und Wilt Chamberlain.
Houston Rockets vs. Utah Jazz: Die Stimmen zum Spiel
P.J. Tucker (Rockets): "Wenn wir so spielen, dann kann uns keiner schlagen. Das ist ein Fakt. Wir gehen jeden Abend raus, wir reden, wir kommunizieren und wenn unsere beiden Jungs heiß laufen und aggressiv sind, dann wird es hart."
Donovan Mitchell (Utah Jazz): "Ich bin nicht aufgetaucht, einfach gesagt. Das darf nicht passieren."
Quin Snyder (Jazz-Coach) über Harden: "Die Art und Weise, wie er spielt, da ist eine künstlerische Veranlagung dahinter. Sein Verstand, so wie er das Spiel verarbeitet ... er überblickt den kompletten Court."
Der Star des Spiels
James Harden. Alles in allem ein überragender Auftritt des Bärtigen! Sowohl was das eigene Scoring als auch das Playmaking betrifft, nahm der 29-Jährige die Jazz-Defense regelmäßig auseinander. Seine 13 Rebounds stellten ein Career-High in den Playoffs dar. Wenig überraschend hatte Harden das beste Plus/Minus-Rating aller Akteure vorzuweisen (+24).
Der Flop des Spiels
Donovan Mitchell. 3 der 6 Jazz-Turnover im ersten Viertel gingen auf seine Kappe, und auch sonst erwischte Mitchell in der Offense einen rabenschwarzen Tag. Seine 11 Punkte bei 5 von 19 aus dem Feld und 1 von 8 von Downtown waren eine äußerst magere Ausbeute (immerhin 6 Assists).
Coaching Move des Spiels
Nach Spiel 1 bekamen die Jazz ein wenig Spott und Häme für ihre Verteidigungstaktik gegen Harden zu spüren. Um den Stepback-Dreier wegzunehmen und den MVP-Anwärter auf seine schwächere rechte Seite zu drängen, stand Rubio teilweise hinter Harden. Auch in Spiel 2 verteidigte Utah ähnlich, wenn auch nicht immer in dem fast schon absurden Ausmaß. Doch egal ob der Gegner ein wenig Platz ließ oder Harden auf den Füßen stand, The Beard hatte jedes Mal die richtige Antwort parat - entweder mit einem Drive und Kick-Out oder eben doch mit dem eigenen Stepback.