Die Portland Trail Blazers stehen unter Schock: Mit der schlimmen Verletzung von Jusuf Nurkic hat Portland einen schweren Rückschlag in den Hoffnungen auf einen tiefen Playoff-Run hinnehmen müssen. Für Damian Lillard steht Aufgeben allerdings nicht zur Debatte.
Es war eine Szene, auf die nicht nur die Trail Blazers, sondern wohl die komplette NBA-Gemeinde gut und gerne hätte verzichten können. Über 56 Minuten lieferten sich Portland und Brooklyn einen Basketball-Krimi, bevor das eigentliche Geschehen auf dem Parkett für den Rest des Abends in den Hintergrund rückte.
2:22 Minuten vor dem Ende der zweiten Overtime landete Jusuf Nurkic beim Kampf um einen Offensiv-Rebound merkwürdig auf dem Parkett. Sein linkes Bein knickte wie ein Stück Pappe in eine mehr als unnatürliche Richtung weg. Der Bosnier blieb minutenlang mit schmerzverzehrtem Gesicht liegen, bevor er auf einer Trage aus dem Innenraum der Arena abtransportiert und sofort in ein Krankenhaus gebracht wurde.
Den Blazers-Teamkollegen stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Über den 148:144-Sieg der Blazers, ein wichtiger Erfolg im Kampf um den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde, konnte sich wenig später niemand mehr freuen.
"Mir ist richtig übel geworden", sagte Damian Lillard. "Es sah genauso aus wie damals, was PG passiert ist. So etwas wünschst du niemandem." 2014 musste sich der Blazers-Star die schlimme Verletzung von Paul George beim Team USA mit ansehen. Nun war die Bestürzung mindestens genauso groß.
Nurkic-Verletzung ein schwerer Rückschlag für Portland
Nicht nur bei Lillard, sondern in der gesamten Association. Zahlreiche Spieler nahmen über die sozialen Netzwerke Anteil am Schicksal des Bosnian Beasts, der in seinem fünften Jahr in der Liga die beste Saison seiner Karriere hingelegt hatte. Nun fällt er mit einem komplizierten Bruch des Beins definitiv für den Rest der Saison aus. Es ist ein schwerer Rückschlag für Portland.
Bereits 2017 verloren die Trail Blazers Nurkic kurz vor dem Start der Playoffs mit einer Verletzung (Wadenbeinbruch im rechten Bein), es folgte ein Erstrundenaus nach vier Spielen gegen die Warriors. Im vergangenen Jahr wurde Portland dann mit dem nächsten Sweep von den Pelicans ebenfalls nach der ersten Runde nach Hause geschickt. Dieses Mal sollte alles anders werden.
Die Trail Blazers stellen 2018/19 die viertbeste Offense der gesamten NBA (113,2 Offensive Rating), beim Net-Rating liegt das Team von Head Coach Terry Stotts immerhin auf dem achten Rang. Mit einer Bilanz von 46 Siegen zu 27 Niederlagen steht Portland aktuell auf dem vierten Platz im Westen, der Vorsprung vor den Jazz auf Platz fünf beträgt 2,5 Spiele.
Nurkic und McCollum: Zwei Blazers-Stars fehlen verletzt
Der Heimvorteil in der ersten Runde ist also in Reichweite, und auch ein ähnlich schlechtes Erstrundenmatchup wie gegen NOLA im vergangenen Jahr schien eher unwahrscheinlich. "Ich bin vor allem glücklich darüber, dass wir gesund geblieben sind", erklärte ausgerechnet Nurkic den Erfolg seines Teams in dieser Spielzeit vor dem Duell mit den Nets.
Nun fehlt in Person von Nurkic nicht nur die dritte Geige der Blazers, auch C.J. McCollum fällt derzeit mit Knieproblemen aus. Der Shooting Guard hat die vergangenen drei Partie verpasst, auf dem anstehenden Vier-Spiele-Auswärtstrip wird er definitiv noch nicht wieder mit dabei sein. Ob er in der regulären Saison überhaupt noch einmal zurückkommen wird, ist noch unsicher.
Wie fit McCollum in den Playoffs sein wird, steht dementsprechend in den Sternen. Das macht die Sache natürlich auch für Lillard nicht einfacher. Der Franchise-Star spielt eine überragende Saison, doch ohne zwei der besten drei Spieler im Team werden sich die gegnerischen Verteidigungen besser auf Lillard konzentrieren können.
Die Saisonstatistiken von Lillard, McCollum und Nurkic
Name | Spiele/Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG | Dreier |
Damian Lillard | 71/35,5 | 26,3 | 4,5 | 6,7 | 45,3 Prozent | 37,7 Prozent |
C.J. McCollum | 68/34,1 | 21,3 | 4,0 | 2,9 | 46,3 Prozent | 38 Prozent |
Jusuf Nurkic | 71/27,3 | 15,4 | 10,3 | 3,2 | 50,7 Prozent | 10,3 Prozent |
Trail Blazers: Die Last für Lillard wird noch größer
Mit Nurkic fehlt eine unheimliche Pick-and-Roll-Waffe für Lillard, die auch Enes Kanter, der erst im Februar nach seiner Entlassung bei den Knicks zum Team dazustieß, nicht gleichwertig ersetzen kann. Laut Second Spectrum trappen die Defenses in 19 Prozent aller Pick-and-Rolls mit Lillard und Kanter. Im Zusammenspiel mit Nurkic war dies nur in 11 Prozent der Aktionen der Fall.
Für Lillard wird es in der Offense also deutlich schwieriger, ohne McCollum liegt die Scoring-Last dennoch nahezu komplett auf den Schultern des 28-Jährigen. Stotts muss aufpassen, dass sein Point Guard nicht zum Start der Postseason ausgelaugt ist.
Abgesehen davon wird die ohnehin nur durchschnittliche Defense mit Kanter oder auch Meyers Leonard als Nurkic-Ersatz eher schlechter. Insgesamt beläuft sich das Net-Rating der Trail Blazers auf -5,0, wenn Nurkic nicht auf dem Parkett steht. Immerhin warten auf Portland im restlichen Spielplan nicht mehr allzu viele Kracher. Zwar geht es noch zweimal gegen die Nuggets, ansonsten stehen aber Duelle unter anderem gegen die Bulls, Hawks, Grizzlies oder Lakers auf dem Programm.
Damian Lillard appelliert an Teamgeist der Trail Blazers
Der Heimvorteil in der ersten Runde ist also auch ohne Nurkic und McCollum nicht ausgeschlossen, problematisch wird es dann allerdings in den Playoffs. Es scheint, als hätte die schlimme Verletzung des Centers alle Hoffnungen der Blazers-Fans auf einen tiefen Playoff-Run schon knapp drei Wochen vor dem Start der Postseason zunichte gemacht. Das will Lillard jedoch noch nicht wahrhaben.
"Wenn es hart wird, dann rücken wir enger zusammen", kündigte der Guard an. "Wir müssen weiterziehen und unseren Job erledigen. Ich denke, das ist alles, was wir tun können. Wir haben keine Zeit, in Selbstmitleid zu baden."
"Als C.J. ausgefallen ist, sind andere in die Bresche gesprungen. Jetzt ist Nurk draußen und Zach [Collins] wird ein bisschen mehr spielen müssen. Meyers wird ein bisschen mehr spielen müssen. Enes wird ein bisschen mehr spielen müssen. Wenn jeder ein bisschen mehr geben kann, wird es das ausgleichen, was uns fehlt", nahm Lillard sich und seine Teamkollegen in die Pflicht.
Blazers: Kein tiefer Playoff-Run nach Nurkic-Verletzung?
Gegen wen es in der ersten Playoff-Runde gehen wird, ist in Anbetracht des engen Rennens im Westen noch völlig offen. Vielleicht entwickelt Portland eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität und schafft eine Überraschung. Vielleicht ist aber zum dritten Mal in Folge nach der ersten Runde Schluss.
Meinungen, dass General Manager Neil Olshey das Team auseinanderreißen sollte, kursieren schon seit einigen Jahren in NBA-Kreisen. Der Kader ist extrem teuer, zudem gibt es nach dem Tod von Eigentümer Paul Allen im Oktober 2018 weiterhin eine gewisse Unsicherheit, wie es weitergeht.
Nach dem neuerlichen Verletzungspech wird man das Team aber wohl eher zusammenhalten wollen, um nächste Saison noch einmal gemeinsam anzugreifen. Diese Chance, wurde ihnen 2018/19 auf grausame Weise genommen.