Die große Rookie Watch: Believe the Hype!

Robert Arndt
27. Oktober 201717:30
Ben Simmons und Jayson Tatum zählen zu den Favoriten auf den Award Rookie of the Yeargetty
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Der diesjährige Draft könnte einer der besten der vergangenen Jahre werden. SPOX begleitet die Rookies während ihrem ersten Jahr und erstellt ein Ranking, wer im Rennen um den Award des Rookie of the Year die Nase vor hat.

Anmerkung: Dieses Ranking ist nach gut einer Woche mit Vorsicht zu genießen, da der Bewertungszeitraum sehr klein ist. Es soll vielmehr die Eindrücke der ersten Spiele widerspiegeln.

Außer Konkurrenz: Markelle Fultz (Philadelphia 76ers)

Stats: 4 Spiele, 18,9 Minuten, 6,0 Punkte, 1,8 Assists, 33 Prozent FG, 50 Prozent Freiwürfe

Beginnen wir gleich mit dem Pflegefall unter den Frischlingen. Der No.1-Pick gibt große Rätsel auf, allen voran aufgrund seines Wurfs, den er im Sommer laut Coach Brett Brown aus freien Stücken änderte. 50 Prozent von der Linie und ein Airball sind wahrlich kein Ruhmesblatt, doch nicht nur seine Freiwürfe werfen Fragen auf. Auf dem College nahm er noch regelmäßig den Dreier und traf gute 41,3 Prozent, in den ersten Spielen nahm er nicht einmal beständig den Wurf aus der Midrange. Fultz' Selbstbewusstsein schien ihm komplett abhanden gekommen zu sein.

Die Gerüchteküche kochte entsprechend. Ist er an der Schulter schwerer verletzt als gedacht? Nun kam die Bestätigung. Der No.1-Pick änderte tatsächlich sein Release, weil die Schmerzen in der Schulter so stark sind. Die Sixers und ihre medizinische Abteilung gaben dabei mal wieder ein sehr schwaches Bild ab. Wieso spielte Fultz überhaupt, wenn er nicht einmal richtig werfen kann?

So wurde ein Brandherd geschaffen, der den Rookie und seinen "neuen Wurf" nur unnötig zum Gespött machte. Ein Gefallen wurde ihm damit nicht getan. Vielleicht entpuppt sich seine Zwangspause nun zum richtigen Schritt: Die Sixers verkündeten, dass er die nächsten drei Spiele aussetzen wird. Im Idealfall kann Fultz danach gesund noch einmal komplett von vorn beginnen.

Die Deutschen: Daniel Theis (Boston Celtics) und Maxi Kleber (Dallas Mavericks)

  • Stats Daniel Theis: 3 Spiele, 12,0 Minuten, 5,7 Punkte, 3,3 Rebounds, 1,0 Blocks, 60 Prozent FG

Der Ex-Bamberger hat sich tatsächlich durchgebissen und ist bisher ein Bestandteil der Celtics-Rotation, da diese seine starke Defense und seinen Hustle gut gebrauchen können. Dafür sahnte er unter anderem von General Manager Danny Ainge ein dickes Lob ab: "Er ist zwar ein Rookie, spielt aber wie echter Veteran."

Dabei profitiert Theis natürlich auch vom dünn besetzten Frontcourt der Celtics, was seine Leistungen aber nicht schmälern soll. Gegen die Sixers war der Nationalspieler sogar der erste Spieler von der Bank. Sein bisher bestes Spiel lieferte er gegen die Knicks, als er 20 Minuten ran durfte und diese für starke 11 Punkte, 5 Rebounds und 2 Blocks nutzte.

  • Stats Maxi Kleber: 2 Spiele, 9,0 Minuten, 3,5 Punkte, 1,5 Rebounds, 75 Prozent FG

So weit wie Theis ist Kleber noch nicht, das ist aber auch dem überladenen Frontcourt der Mavs geschuldet. Bisher fielen nur Minuten in der Garbage Time für den ehemaligen Bayern-Spieler ab. Wenn er dann doch auf dem Feld stand, machte Kleber aber eine ordentliche Figur.

Anders als noch in der Preseason traute sich der Power Forward auch einzelne Drives zu, die seine Gegenspieler überraschten. Gegen Houston verbuchte er so in zwölf Minuten 5 Punkte und einen Steal bei zwei von drei erfolgreichen Würfen. Während Wenn er seine Kurzeinsätze weiter so nutzt, dürfte er im Lauf der Saison noch einige Chancen erhalten.

Honorable Mentions

  • Donovan Mitchell (Utah Jazz)
  • Dwayne Bacon (Charlotte Hornets)
  • Bogdan Bogdanovic (Sacramento Kings)
  • Malik Monk (Charlotte Hornets)
  • Jordan Bell (Golden State Warriors)

Platz 10: Jonathan Isaac (Orlando Magic), F/C, 6. Pick

Stats: 4 Spiele, 18,8 Minuten, 5,5 Punkte, 4,5 Rebounds, 52,9 Prozent FG

Man kann seine Karriere besser starten. Isaac schaffte es bei seinem Debüt doch tatsächlich, sein Trikot in der Kabine zu vergessen. Doch abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall macht sich der Big richtig gut. Die Zahlen sehen zwar mitnichten sexy aus, doch dafür konnte Isaac bei Coach Frank Vogel mit seiner Defense punkten.

Durch den zeitweiligen Ausfall von Aaron Gordon durfte der Abgänger von Florida State bereits zweimal starten, wobei er gegen Brooklyn auch seine Range andeutete. Er kann also Ringschutz bieten und im Zweifel einen Dreier versenken - damit findet man in der Liga immer einen Job.

Auch Vogel ist mit seinem Schützling bereits zufrieden: "Er ist bereit für die Liga und kann uns schon jetzt am defensiven Ende helfen. Er ist da vielen anderen weit voraus, weil er auch in der Lage ist, Guards am Perimeter zu checken." Fürs Scoren wird Isaac vorerst nicht benötigt, aber auch hier sind Ansätze bereits zu erkennen.

Platz 9: John Collins (Atlanta Hawks), PF/C, 19. Pick

Stats: 4 Spiele, 19,3 Minuten, 11,8 Punkte, 7,8 Rebounds, 52,8 Prozent FG

Haben die Hawks mit dem agilen Big einen Steal gelandet? Neben den Leistungen von Dennis Schröder ist Collins die angenehme Überraschung des so trostlosen Hawks-Kaders. Collins ist ein williger Arbeiter, der mit seiner Athletik eine neue Dimension hereinbringt.

Gerade im Pick'n'Roll mit Schröder ist er eine Waffe und kann am Ring bereits gut finishen. Eine wichtige Qualität, zumal er auch ein gutes Gespür für Rebounds hat: In vier Spielen schnappte er sich bereits 13 offensive Bretter. Lediglich gegen Dwight Howard musste er jede Menge Lehrgeld zahlen und foulte folgerichtig in der Partie gegen die Hornets aus.

Defensiv ist es erwartungsgemäß noch ausbaufähig, was Collins zeigt. Noch hat er nicht die Power, um gegen die Kanten der Liga mitzuhalten. Wird er aber auf einen kleinen Aufbauspieler geswitcht, ist er durchaus in der Lage, den Gegenspieler vor sich zu halten. "John hat bislang viele positive Dinge gezeigt", stellte Coach Budenholzer nach Collins' erstem Double-Double fest. "Er ist unfassbar athletisch und lernt mit jedem Ballbesitz, worauf es in dieser Liga ankommt."

Platz 8: Josh Jackson (Phoenix Suns), F, 4. Pick

Stats: 5 Spiele, 25,8 Minuten, 10,8 Punkte, 2,8 Rebounds, 1,6 Steals, 41,3 Prozent FG, 52,6 Prozent FT

Der ehemalige Kansas Jayhawk macht sich in den Wirren der Wüste von Arizona bisher ordentlich, wenngleich sich schon noch einige Probleme erkennen lassen. Über die athletischen Voraussetzungen muss nicht diskutiert werden - sie sind herausragend. Und Jackson nutzt sie auch. Wann immer es geht, zieht er hart zum Korb. In Ringnähe fehlt ihm jedoch noch die Kompaktheit, weswegen viele Abschlüsse nicht den Weg in den Korb finden.

Der Forward dürfte aber mit der Zeit seinen Körper stabilisieren und sich dort verbessern können. Das gilt auch beim Wurf - Jackson schließt regelmäßig auch von draußen ab, was positiv ist, er muss allerdings zwingend noch an der Entscheidungsfindung arbeiten. Bisher nimmt er zu viele schwierige und überhastete Würfe.

Defensiv ist sein Einfluss bislang schwer zu messen, zu schwach präsentierten sich die Suns mit der Ausnahme des Utah-Spiels. Zumindest taucht er mit seinen langen Armen immer wieder in den Passwegen auf. Teilweise spekuliert er aber zu viel und lässt damit die eigene Defense kollabieren. Im Post wirkt sich die bisher noch schmächtige Statur natürlich ebenfalls negativ aus, bisher können kräftige Gegner Jackson relativ leicht herumschubsen.

Platz 7: Kyle Kuzma (Los Angeles Lakers), PF, 27. Pick

Stats: 4 Spiele, 27,8 Minuten, 14,5 Punkte, 4,0 Rebounds, 53,5 Prozent FG

Es deutete sich bereits in der Preseaon an, dass die Lakers neben Lonzo Ball einen weiteren vielversprechenden Youngster gezogen haben. Bei den Fans kommt der Forward bereits blendend an: 'Kuuuuuz' hallt es durch das Staples Center, wenn die Nummer Null an den Ball kommt. "Im College war er nicht so gut. Ich konnte mich nicht einmal erinnern, dass wir gegen sein Team gespielt haben", schüttelte Ball kürzlich den Kopf.

Das ist wenig verwunderlich, passt doch das Spiel in der NBA viel besser zum modernen Vierer als das in der NCAA. Kuzma verfügt über einen hohen Basketball-IQ, ist ständig in Bewegung und cuttet immer wieder gefährlich zum Korb. In einer flüssigen Offense ist dies natürlich Gold wert, zumal Ball mit seiner Übersicht Kuzma beständig findet. Anders als auf dem College hat Kuzma nun mehr Platz und kann seine Schnelligkeit und Explosivität viel besser ausnutzen. Dazu kann er den Dreier treffen, auch wenn es in der Regular Season bislang noch nicht richtig klappen will (25 Prozent).

In der Defense hat der Schlacks derweil noch enormen Steigerungsbedarf. Sowohl am Perimeter als auch im Post hat der 22-Jährige wenig gegenzusetzen und zahlte vor allem beim Auftakt gegen die Clippers jede Menge Lehrgeld. Damit ist er aber bei den Lakers in bester Gesellschaft.

Platz 6: Lauri Markkanen (Chicago Bulls), PF/C, 7. Pick 2017

Stats: 3 Spiele, 34,0 Minuten, 16,3 Punkte, 9,3 Rebounds, 44,7 Prozent FG, 45,5 Prozent Dreier

Es gab jede Menge Unkenrufe zum Thema Markkanen: Zu soft, keine Defense, nur Dreier - das wurde dem Finnen nachgesagt, zumal auch die Preseason nicht toll lief. Doch in der Regular Season sieht vieles anders aus: "Er ist ein wunderbarer Spieler", lobte Spurs-Coach Gregg Popovich. "Er ist aggressiv, er ist clever und er kann offensichtlich gut werfen."

Am Ende stand ein Double-Double mit 13 Punkten und 12 Rebounds im Boxscore. Der Dreier wollte an diesen Abend nicht fallen, dafür bewies Markkanen, dass er auch auf andere Arten scoren kann und ließ bei einer Gelegenheit Pau Gasol noch älter aussehen, als er eigentlich ist. Eine Vielseitigkeit, die ihm viele Kritiker vor der Saison nicht zugetraut hatten.

"Er ist ein kompletter Spieler", sagte auch Coach Fred Hoiberg über seinen Schützling. "Manchmal bekommt man eben einen Stempel aufgedrückt", bezog sich der Trainer auf das Shooter-Label. Das muss aber nicht falsch sein. Gegen die Cavs war der Finne brutal heiß und haute dem Ost-Meister fünf Dreier um die Ohren (bei acht Versuchen). Da gab es auch ein Lob von LeBron James persönlich - Markkanen hat die Extra-Spielzeit durch die Portis-Mirotic-Schlägerei ziemlich optimal genutzt.

Platz 5: Dennis Smith Jr. (Dallas Mavericks), PG, 9. Pick

Stats: 3 Spiele, 29,3 Minuten, 15,0 Punkte, 5,3 Assists, 48,6 Prozent FG

Eines steht fest: Dieser Junge will es allen beweisen. Es wird nicht viele Rookies geben, die in ihrem zweiten Spiel versuchen, über Defensive Player of the Year Draymond Green zu dunken. Gelungen ist es nicht, aber immerhin: Smith hat vor niemandem Angst. Und das zeigte er auch auf dem Court, wenn er spielte (zwei Spiele musste er mit einer Knochenprellung aussetzen): Gegen die Hawks avancierte er zum ersten Rookie, der in seinem ersten Spiel ein Double-Double mit Assists auflegen konnte. Dass sein allererster Korb dabei ein Alley-Oop-Dunk war, passte wie die Faust aufs Auge zu seinem Spiel.

Doch Smith ist nicht nur ein Highflyer, sondern gleichzeitig sehr kontrolliert in seinen Aktionen. Auch deshalb bekommt er so viel Verantwortung bei den Mavericks, obwohl Rick Carlisle bekanntlich nicht der größte Rookie-Freund ist. Der Wurf sieht deutlich besser aus als um den Draft herum befürchtet. So kann Smith schon jetzt zum Dreh- und Angelpunkt des Mavs-Spiels werden, wie er gegen die Grizzlies und deren elitären Point Guard Mike Conley unter Beweis stellte.

Defensiv hat Smith derweil wie fast jeder Rookie viel Luft nach oben. Er bleibt noch zu oft in Screens hängen, zudem fällt er auf einige Fakes herein, über die er mit etwas mehr Erfahrung wohl nur lachen würde. Aber Smith ist so ehrgeizig, dass er auch in diesem Bereich schon sehr bald große Fortschritte machen sollte.

Platz 4: De'Aaron Fox (Sacramento Kings), PG, 5. Pick

Stats: 4 Spiele, 27,3 Minuten, 15,0 Punkte, 5,0 Rebounds, 5,0 Assists, 40 Prozent Dreier

Ähnlich wie Smith ist Fox in Sacramento der große Hoffnungsträger. Der Kentucky-Guard kommt bislang noch von der Bank, sieht aber dennoch fast Starterminuten. Sein Speed ist wie erwartet atemberaubend, überraschend dagegen ist es, wie gut Fox bereits mit Kontakt am Ring abschließen kann: In direkter Korbnähe legt der 19-Jährige Quoten von starken 66 Prozent auf. Kein Wunder, seine Drives bringen so ziemlich jede Defense zum Kollabieren. Durch ihn kann man nun wieder guten Gewissens Kings-Spiele schauen.

Arbeiten muss Fox natürlich noch an seinem Jumper, den er bisher nur zu 36,4 Prozent versenken konnte. Zumindest ist er gewillt, Würfe zu nehmen, und wird sicher auch im Training akribisch daran arbeiten.

Und Fox macht die Schwäche beim Jumper mit anderen Stärken wett. Defensiv musste Fox noch kein Lehrgeld bezahlen, wenngleich er allerdings auch noch kaum gegen wirklich elitäre Point Guards ranmusste. Dennoch besitzt er alle Voraussetzungen, um auch in der Verteidigung ein Plus-Spieler zu werden.

Platz 3: Lonzo Ball (Los Angeles Lakers), PG, 2. Pick

Stats: 4 Spiele, 35,8 Minuten, 11,5 Punkte, 9,0 Rebounds, 9,0 Assists, 31,6 Prozent FG

"Ich musste ihn willkommen heißen", berichtete Pat Beverley von den Clippers. Der hatte Lonzo über 48 Minuten über das komplette Feld gescheucht und bei nur 3 Punkten und 4 Assists gehalten. Ball wirkte eingeschüchtert und verunsichert, physisch konnte er gegen Kettenhund Beverley nicht dagegen halten. Doch die Antwort folgte prompt: Bereits in seinem zweiten Spiel legte Ball gegen Phoenix beinahe ein Triple-Double auf (29 Punkte, 11 Rebounds, 9 Assists).

Vieles steht und fällt mit dem Wurf, da dieser dem Big Baller Platz für seine eigentliche Stärke, die Pässe, schaffen kann. Bisher fiel der Wurf nur gegen die Suns beständig, besorgt ist Coach Walton deswegen aber nicht: "Selbst wenn er seine Würfe nicht trifft, hat er stets einen guten Einfluss auf unser Spiel."

Das zeigt sich vor allem in Transition, wo Ball immer auf der Suche nach dem besten Pass für die Mitspieler ist. So ist Ball ein beliebter Mitspieler, da jeder in der Offense seine Touches bekommt. "Er macht seine Teamkollegen glücklich", so Walton. "Er ist so selbstlos. Seine Mitspieler spielen hart für ihn und laufen den Fastbreak, weil sie wissen, dass sie den Ball bekommen werden."

Schwierigkeiten hat Ball bisher hingegen noch, wenn es in die Sets geht, seine Stärken liegen vor allem im offenen Feld. Auch defensiv muss er natürlich noch zulegen. Fakt ist aber: Die Lakers produzieren dank Balls Einfluss wieder sehenswerten Basketball. So anstrengend sein Vater auch sein mag.

Platz 2: Jayson Tatum (Boston Celtics), F, 3. Pick

Stats: 4 Spiele, 34,5, 14,8 Punkte, 7,8 Rebounds, 47,5 Prozent FG, 45,5 Prozent Dreier

Die Experten waren sich vor der Saison einig - dieser Junge ist bereit für die NBA. Sie lagen nicht daneben. Spätestens nach der Verletzung von Gordon Hayward war klar, dass Tatum eine größere Rolle für die Celtics einnehmen müsste, und bislang enttäuschte er nicht. Dabei bekam er es gleich mit der Creme de la Creme zu tun und stand bereits LeBron James und Giannis Antetokounmpo gegenüber.

Das zehrt, und natürlich konnte Tatum gegen die Superstars nicht immer gut aussehen, aber defensiv hält er schon viel besser mit als erwartet - und offensiv ist er weiter entwickelt als alle anderen Rookies. Er mag nicht der Schnellste sein, doch mit seinem IQ und guter Fußarbeit findet Tatum immer Wege, um einen Wurf abzufeuern. Coach Brad Stevens vertraut ihm bereits jetzt und gab ihm auch schon Minuten als Anführer der Second Unit, um die Offense ohne Kyrie Irving und Al Horford am Laufen zu halten.

Es ist durchaus möglich, dass die hohe Belastung Tatum früher oder später einholen wird. Die Strapazen machen ihm bereits ein wenig zu schaffen: "Wir spielten in Cleveland und waren um 4 Uhr morgens wieder da, um dann gegen die Bucks zu spielen. Ich dachte, wir haben dann einen Tag frei, wir sind aber nach Philly geflogen. Oh mein Gott", bilanzierte Tatum semi-seriös seine ersten Tage. Bisher läuft es für diese Umstellung aber extrem gut.

Platz 1: Ben Simmons (Philadelphia 76ers), G/F, 1. Pick (2016)

Stats: 4 Spiele, 34,7 Minuten, 17,0 Punkte, 10,8 Rebounds, 7,0 Assists, 49,1 Prozent FG

Der Australier ist aber sowas von ready für die NBA. Es ist Simmons anzumerken, dass er bereits ein wenig reifer ist als die anderen Rookies. Der Point Guard im Körper eines Forwards kennt seine Stärken und Schwächen genau. Den Großteil seiner Punkte generiert er direkt am Brett, allerdings nicht nur durch Leger und Dunks. Auch schwere Floater und Hakenwürfe (mit beiden Händen) hat er in seinem Werkzeugkasten.

Durch seine Größe ist er für jeden Gegner ein wandelndes Mismatch. In hohem Tempo sieht er Mitspieler und spielt Pässe, wie es in der NBA nur wenige können. Die Spielintelligenz sticht in jedem Spiel heraus, zumal ihn die Sixers auch richtig einsetzen. Coach Brown stellt immer mindestens drei Schützen an die Seite von Simmons, damit dieser Platz für seine Drives bekommt.

So konnte Simmons gegen die Pistons bereits sein erstes Triple-Double verbuchen, zudem wurde er zum ersten Rookie seit Oscar Robertson (Saison 1960/61), der in den ersten vier Spielen immer mindestens 10 Punkte, 10 Rebounds und 5 Assists auflegte.

Durchaus überraschend ist bislang seine Defense. Jeder wusste, dass er hervorragende Anlagen hat, am College zeigte er sich aber zumeist lustlos. Das ist bei den großen Jungs anders. Simmons verteidigt vom Point Guard bis zum Power Forward jeden Spieler auf dem Court - mit beachtlichem Erfolg. "Ich glaube, dass er zu einem der besten Defensivspieler der Liga werden kann", meint auch Brown.

Ein echter Scharfschütze wird er dagegen wohl nicht. In fünf Spielen hat Simmons erst drei Distanzwürfe genommen (kein Treffer) und auch aus der Mitteldistanz drückte der 21-Jährige kaum ab. Früher oder später muss er der gegnerischen Defense beweisen, dass er zumindest gewillt ist, einen absinkenden Verteidiger zu bestrafen. Dass dies bisher die einzige echte erkennbare Schwäche in seinem Spiel ist, dürfte die anderen Teams aber das Fürchten lehren.