TNT-Reporter Aldridge im Finals-Interview: "Curry hat das Spiel für immer verändert“

Frederik Harder
07. Juni 201808:51
Stephen Curry könnte seinen dritten Titel in vier Jahren einfahren. getty
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TNT-Reporter David Aldridge sprach mit SPOX und DAZN über die NBA Finals (Spiel 3 ab 3 Uhr live auf DAZN) - und erklärte, warum das Spiel wegen Stephen Curry nie mehr so sein wird wie früher.

Außerdem sprach er über LeBron James, dessen Entwicklung im Vergleich mit anderen Legenden besonders beeindruckend ist - aufgrund des unterschiedlichen Coachings.

SPOX/DAZN: Spiel 3 der NBA Finals steht an, wir sind in Cleveland angekommen. In Spiel 2 waren die Warriors von Beginn an bestimmend, hatten ein besseres Ball Movement und haben sich gut ohne Ball bewegt. Worauf müssen die Warriors in Spiel 3 achten, um wieder so zu dominieren?

David Aldridge: Für die Warriors geht es in erster Linie darum, die Turnover zu dezimieren. Man kann sofort erkennen, wenn sie unkonzentriert sind. Dann schmeißen sie den Ball ins Aus und treffen schlechte Entscheidungen. Solange sie aber, wie in Spiel 2, fokussiert sind und den Ball gut in den eigenen Reihen bewegen, ist es unheimlich schwer, die Warriors zu stoppen. Sie sind offensiv so gut besetzt. Auch wenn du ihnen die ersten Optionen wegnimmst, finden sie am Ende Klay Thompson offen auf der anderen Seite oder Steph Curry in der Ecke. Gerade deshalb ist es so schwierig sie zu stoppen, weil sie so viele verschiedene Waffen haben.

SPOX/DAZN: Apropos Steph Curry - der hat in Spiel 2 einen neuen Finals-Rekord mit neun verwandelten Dreiern aufgestellt. Gefühlt trifft er jedes Spiel noch mehr Dreier und stellt noch mehr Rekorde auf. Was kann man zu ihm überhaupt noch sagen?

Aldridge: Er hat das Spiel grundlegend verändert! Es wird nie wieder so gespielt werden, wie es früher mal war - weil er gezeigt hat, was für Probleme er der Defensive bereiten kann mit der Art, wie er das Spielfeld breit macht. Mittlerweile sieht man andere Spieler, die neu in die Liga kommen und dasselbe versuchen. Trae Young beispielsweise, der nächstes Jahr in die Liga kommen wird, wirft von denselben Stellen wie Curry. Und es werden immer mehr werden, weil man erkannt hat, was für Schwierigkeiten man dem gegnerischen Team damit macht. Es ist einfach unmöglich, so viel Platz auf dem Spielfeld zu verteidigen. Curry hat das Spiel für immer verändert.

SPOX/DAZN: Viele Leute haben gesagt, dass es schlechte Defensive der Cavaliers ist, wenn man Curry unter dem Korb frei lässt. Aber ist es nicht vielleicht der bessere Weg, ihn von der Dreierlinie fernzuhalten und ihn unter den Korb zu drängen, anstatt ihn einfach die Dreier werfen zu lassen?

Aldridge: Ja, das ist einfache Mathematik: Drei Punkte zählen mehr als zwei, also lasse ich ihn lieber zum Korb ziehen und zwei Punkte machen, als zurückzubleiben und ihn die Dreier werfen zu lassen, wenn ich weiß, dass er sie trifft. Hinzu kommt, dass seine Dreier besonders in Oakland, in der Oracle Arena, eine elektrisierende Wirkung auf die Fans und seine Mitspieler haben, was für die Gegner tödlich sein kann. Deshalb sollte man ihn lieber ein paar Layups machen lassen. Alles kann man ihm eh nicht wegnehmen.

SPOX/DAZN: Sollten die Cavs vielleicht ihr Lineup verändern? Man hat den Eindruck, dass besonders Jordan Clarkson zu viele Minuten bekommt.

Aldridge: Er hat große Probleme, das stimmt. Seine ersten beiden Spiele waren nicht gut. Aber wen soll man denn reinbringen? Die Cavs haben eben nur die Spieler, die ihnen zur Verfügung stehen. Das lässt sich nicht ändern. Alles, was sie tun können, ist, das Spiel härter zu machen. Golden State ist einfach zu gut, als dass man ihnen einfache Würfe geben dürfte. Deshalb: Sei physisch, nerve sie, stell dich ihnen in Weg und hoffe, dass du dadurch nicht in Foulprobleme kommst. Vielleicht bedeutet das auch, dass sie kleiner spielen sollten als bisher.

SPOX/DAZN: Wie sieht es in der Offensive aus? Sollte LeBron schauen, dass er so viel wie möglich selbst punktet oder sollte er versuchen, seine Mitspieler zu involvieren?

Aldridge: Das klingt jetzt banal, aber in erster Linie müssen die Cavs ihre Würfe treffen! LeBron hat in den ersten beiden Spielen so viele tolle Pässe auf offene Mitspieler gespielt, die dann einfach nicht getroffen haben. Dabei sind sie dazu durchaus in der Lage, ich denke da vor allem an J.R. Smith und Kyle Korver. Das würde LeBron enorm helfen. Scoren wird er so oder so. Niemand kann im Eins-gegen-Eins vor ihm bleiben. Aber die Cavs sind am besten, wenn er viel passt - und hier zu Hause ist ihr Supporting Cast traditionell viel selbstbewusster und treffsicherer.

SPOX/DAZN: Geben Sie den Cavaliers noch eine Chance?

Aldridge: Hier zu Hause auf jeden Fall! Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie hier beide Spiele gewinnen und die Serie ausgleichen können. Dafür müssen sie sich natürlich um einiges steigern, aber zuzutrauen ist ihnen das.

SPOX/DAZN: Wie ist denn Ihre Einschätzung zu LeBrons Leistung bisher?

Aldridge: Ich bin mir nicht sicher, ob es noch Worte dafür gibt. Er ist unglaublich und der beste Spieler der Liga. Was er in seinem Alter leistet, ist phänomenal. Er führt die Liga in Minuten an, wird aber nicht müde. Isiah Thomas hat es neulich treffend formuliert: All die Legenden aus vorherigen Generationen haben von unfassbar gutem Coaching profitiert, an der Highschool, am College oder später in der Liga ...

SPOX/DAZN: Zum Beispiel?

Aldridge: Isiah spielte für Chuck Daly in der NBA und für Bobby Knight am College, Michael Jordan unter Phil Jackson bei den Bulls oder für Dean Smith am College. Das sind alles Hall of Famer. LeBron hingegen hat all das erreicht, ohne auf Hall-of-Fame-Level gecoacht worden zu sein - das macht es noch bemerkenswerter, wenn man bedenkt, wie gut er das Spiel versteht. Es macht den Eindruck, als hätte er sich all das selbstbeigebracht. So als würde er einfach wissen, wie man spielen muss. Das ist einfach unglaublich.