Der Weg des größten Widerstandes

Von Adrian Franke
03. Februar 201609:20
Die Seahawks stellen im dritten Jahr in Folge eine der besten NFL-Defensesgetty
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Die heutige NFL scheint fest in der Hand der Offenses: Zahlreiche Regeländerungen über die vergangenen zehn Jahre haben dem Passspiel enorm geholfen und Quarterbacks brechen Jahr für Jahr historische Bestmarken. Und doch hat die alte Binsenweisheit nach wie vor Gewicht - Defense wins Championships! Das aber bringt unweigerlich die Frage mit sich: Wie ist eine NFL-Defense überhaupt aufgebaut, was macht sie aus - und worauf gilt es zu achten? SPOX klärt auf.

4-3 und 3-4: Alles beginnt ganz vorn

Unzählige Male wurde von NFL-Coaches schon der Satz bemüht: "It all starts up front." Über Sieg oder Niederlage wird "ganz vorn" entschieden - im Kampf zwischen der Offensive und der Defensive Line. Schauen wir uns also die Speerspitze einer Defense an. In deren Planung und Zusammenstellung gilt es als erstes, eine Grundsatzentscheidung zu treffen: Soll mit einer 4-3-, oder mit einer 3-4-Front gespielt werden? Nur: Was muss man sich darunter vorstellen?

Zunächst einmal ist es eine simple nummerische Aufzählung: In einer 4-3-Front spielt die Defense standardmäßig mit vier Defensive Linemen (sie bilden die Defensive Line oder einfach nur "D-Line") und drei Linebackern. Ergänzt wird diese sogenannte "Front Seven" durch vier Defensive Backs in der "Secondary", der zweiten Verteidigungsreihe - sprich: Cornerbacks oder Safeties.

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Die Zuteilungen sind hier vergleichsweise simpel: In einem Standard-Pass-Rush, also ohne Blitz (dazu später mehr) versuchen die vier D-Linemen, Druck auf die vor ihnen wartende Offensive Line und somit den gegnerischen Quarterback auszuüben. Ein Musterbeispiel hierfür sind aktuell die Buffalo Bills, die mit Mario Williams, Marcell Dareus, Kyle Williams und Jerry Hughes eine prototypische 4-3-D-Line aufbieten können.

Der Vorteil: Gelingt das, kann der Coach dahinter sieben Spieler aufbieten, um die maximal fünf gegnerischen Pass-Fänger zu decken - ein einfacher nummerischer Vorteil. Welche Aufgaben die Linebacker hierbei genau haben, wird im dritten Punkt ein Thema sein.

Ein Königreich für einen End

Doch es gibt einen Grund, warum nicht jedes Team eine 4-3 spielt: Zum einen sind vor allem Defensive Ends (im Schaubild mit "E" gekennzeichnet), welche die Anforderungen einer 4-3 erfüllen können, schwer zu finden. Ein solcher Spieler muss ein exzellenter Pass-Rusher sein, gleichzeitig aber auch das gegnerische Running Game stoppen können und für beides die entsprechenden physischen Voraussetzungen mitbringen.

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Neben Buffalos Mario Williams ist aus den vergangenen Jahren hier Jared Allen ein gutes Beispiel, inklusive eines aktuellen Bezugs: Weil die Chicago Bears ihre Defense auf eine 3-4-Front umstellen, war für Allen kein Bedarf mehr. Daher wurde er zum Wochenbeginn an die Carolina Panthers abgegeben, die ihrerseits eine 4-3 aufbieten.

Die 3-4 etabliert sich

Analog zur 4-3 sind in der 3-4-Defense drei Defensive Linemen und vier Linebacker auf dem Feld. (Die Ausnahme von diesem Aufzählungssystem bietet die berühmte 85er Bears-Defense, für viele die beste Defense aller Zeiten. Das ultra-aggressive System war als 46-Defense bekannt, allerdings nicht wegen einer bestimmten Formation, sondern wegen der Rückennummer von Safety Doug Plank.)

Über Jahrzehnte hinweg galt die 4-3-Defense als der Goldstandard der NFL. Gegen die zumeist stark Run-lastigen Offenses wollten die Defensive Coordinator vier Linemen auf dem Platz haben. Gerade die 85er Bears sind ein gutes Beispiel dafür, wie eine aggressive (und mit Stars gespickte) Front dominieren konnte - häufig, indem insgesamt bis zu acht Spieler den fünf Offensive Linemen gegenüber standen.

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Mehr Flexibilität, andere Aufgaben

Doch als die San Francisco 49ers mit ihrer West Coast Offense von Bill Walsh mit ihren vielen kurzen Pässen die Liga in den 80er und 90er Jahren im Sturm eroberten, passten sich Defenses an: In ihrer Basis betrachtet ist die 3-4-Defense per se flexibler als eine 4-3. Der Pass-Rush kann aus unterschiedlichen Richtungen kommen, da die Line nicht die Aufgabe hat, alleine für den Druck zu sorgen.

Vielmehr gilt es für die D-Linemen in der 3-4, die O-Line zu beschäftigen und Wege frei zu blocken, ohne sich im Running Game aus dem Weg drücken zu lassen. Entsprechend anders sind auch die Anforderungen an die Spieler: Eine 3-4 hat statt zwei Tackles in der Mitte einen massiven Nose Tackle, der meist zwei O-Linemen beschäftigen muss - Vince Wilfork wäre hier ein typisches Beispiel.

Die beiden Ends daneben müssen oftmals Wege frei blocken und verhindern, dass sich Running-Spielzüge nach außen hin entwickeln. J.J. Watt oder Arizonas Calais Campbell sind die prototypischen Spieler hierfür: Große, athletische Spieler mit langen Armen. Während im 4-3 in der Regel die Defensive Ends die Sacks bekommen, ist dieser Job in der 3-4 vom Scheme her eher den Outside Linebackern hinter den Ends vorbehalten.

Festzuhalten ist aber: Beide Basis-Systeme sind nicht in Stein gemeißelt, das gilt insbesondere für die 3-4. Teams müssen sich auf dem Platz flexibel anpassen und auch ihre Front umstellen können. So kann etwa aus einer 3-4-Front für kurze Zeit problemlos eine 4-3-Front werden, indem sich ein entsprechend physischer Inside Linebacker vor dem Snap zwischen dem Nose Tackle und einem der Ends aufstellt.

Seite 1: 4-3 und 3-4: It all starts up Front

Seite 2: Der Blitz - ein (kalkuliertes) Risiko

Seite 3: Die Front: Mike, Will, Jack und Sam

Seite 4: Die Secondary: Seattles Blueprint

Der Blitz - ein (kalkuliertes) Risiko

Was aber, wenn eine Defense mehr Druck bringen will? In der Theorie ist die Antwort auch hier einfach: Mehr Spieler werden für den Pass Rush - den Angriff auf den Quarterback - abgestellt. Von einem "Blitz" spricht man daher im allgemeinen, wenn mehr als vier Spieler nach dem Snap die O-Line angreifen.

Somit ist unweigerlich klar, dass ein Blitz für die Defense immer ein Risiko bedeutet - immerhin steht mindestens ein (oder auch mehr, je nachdem wie viele Spieler blitzen) Spieler weniger zur Verfügung, um die gegnerischen Receiver, Tight Ends und Running Backs zu decken. Prinzipiell gilt dabei: Jeder Spieler, egal ob Linebacker, Cornerback oder Safety, kann als Blitzer eingesetzt werden.

Die Defense der Arizona Cardinals: Aus der Not eine Tugend

Das macht es für die Offensive Line schwierig einzuschätzen, wo der Pass Rush herkommen wird - und gibt der Defense einen Vorteil. Todd Bowles machte sich als Defensive Coordinator der Arizona Cardinals im Vorjahr unter anderem dadurch einen Namen, dass er kreative Blitz-Schemes ausprobierte und oftmals sechs Defensive Backs aufs Feld schickte. So konnte die Defense extrem variabel agieren (was ihm letztlich den Job als Head Coach der New York Jets verschaffte).

Der "Man Blitz": Mit und ohne doppelten Boden

Will man den Pass Rush per Blitz intensivieren, gibt es zunächst zwei grundsätzliche Möglichkeiten, was die Coverage (also das Decken der Receiver) während des Blitzes angeht: Den "Zone Blitz" und den "Man Blitz". Wie der Name bereits vermuten lässt, stehen beim Man Blitz die direkten Eins-gegen-Eins-Duelle im Vordergrund - die gute alte Manndeckung.

Bis Ende der 70er galt zumeist die Faustregel, dass ein Vier-Mann-Pass-Rush Hand in Hand mit einer Zone-Coverage geht, während ein Blitz Manndeckung nach sich zieht. Zwei Konzepte sind hierfür gang und gäbe: Cover 1 und Cover 0. Cover 1 bedeutet, dass genau ein Safety ohne direkten Gegenspieler bleibt. Sprich: Dieser Safety fungiert als letzte Absicherung, während der Rest der Secondary jeweils für einen Gegenspieler verantwortlich ist.

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Da die Offense maximal fünf potentielle Passfänger aufs Feld führen wird, ergibt die einfache Rechnung: Fünf Spieler in Manndeckung plus ein absichernder Safety (in aller Regel ein Free Safety, Seattles Earl Thomas ist hier das Paradebeispiel) - ergibt sechs. Somit stehen fünf statt vier Spieler für den Pass Rush zur Verfügung. Besitzt ein Team einen Elite-Cornerback, wie etwa Darrelle Revis, kann sich der freie Safety auf den zweitbesten gegnerischen Receiver konzentrieren und den Cornerback hier unterstützen.

Cover 0 ist die dementsprechend aggressivere Stufe: Hierbei gibt es keinen tief positionierten Verteidiger, jeder potentielle Passfänger wird in Manndeckung genommen. So können sogar sechs Spieler in Richtung Quarterback stürmen, der Pass Rush hat dadurch also den nummerischen Vorteil gegenüber der Offensive Line, die aus fünf Spielern besteht. Der QB kann im Bestfall schnell in Bedrängnis gebracht werden. Hat er den Blitz nicht vor dem Snap erkannt, feuert er einen überhasteten Wurf - oft leichte Beute für die Secondary. Colin Kaepernick passierte genau das gegen Arizona in Week 3 gleich mehrfach, mit schweren Folgen.

Der Zone Blitz und Dick LeBeau

Das logische Gegenstück zum Man Blitz ist der Zone Blitz. Statt mit einer Manndeckung, in der ein Fehler normalerweise automatisch einen komplett offenen Receiver nach sich zieht, wird das Feld hierbei in imaginäre Zonen eingeteilt. Dabei wird jedem Spieler, der nicht für den Pass Rush abgestellt ist, eine bestimmte Zone zugewiesen.

In den 80er Jahren griff Dick LeBeau in Cincinnati, die Zone-Blitz-Konzepte von Coaching-Legende Bill Arnsparger auf und machte sich daran, seine Blitze so risikoarm wie möglich zu gestalten. Vor allem wollte er seine Überraschungsangriffe so an die schneller werdenden Passing Games anzupassen. Das gelang LeBeau derart erfolgreich, dass er seit mittlerweile über 40 Jahren NFL-Defensiven fit macht.

Auch beim Zone Blitz wird im Pass-Rush zumeist mit fünf Spielern gearbeitet, die auf Quarterback-Jagd gehen. Aber: Da die restlichen Verteidiger keinem Gegenspieler, sondern einer bestimmten Zone zugeordnet sind, kann der Defensive Coordinator deutlich variabler agieren. Beispielsweise können beide Safetys direkt an der Defensive Line platziert werden - und die Offense weiß bis nach dem Snap nicht, ob beide blitzen, oder ob sie sich fallen lassen und eine Coverage-Zone übernehmen. Idealerweise wird so ein Spieler der Offensive Line getäuscht und steht plötzlich arbeitslos ohne Gegenspieler da, während aus einer anderen Richtung ein Pass Rusher ungehindert auf den Quarterback zustürmt.

Man spricht hierbei von der "Fire Zone", LeBeaus Innovation. Die Coverage Zones werden dabei häufig in zwei Bereiche eingeteilt: Drei Spieler (meist zwei Cornerbacks und ein Safety) teilen sich den weit von der Line of Scrimmage gelegenen Bereich in drei Zonen (links, Mitte, rechts) ein. Für die kurzen/mittleren Pässe gibt es dann analog dazu ebenfalls drei Zonen. Diese werden zumeist von Linebackern, Defensive Ends oder auch einem Safety übernommen.

Was ist beim eigenen Blitz besser: Man Coverage oder Zone Coverage? Ähnlich wie beim Verteidigen einer Standardsituation im Fußball gilt: Gut ist das, was funktioniert. Das hängt von der eigenen Philosophie, vom Personal - und natürlich auch vom Gegner ab.

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Die Front: Mike, Will, Jack und Sam

Nach den Einblicken in die 4-3- und die 3-4-Philosophien sowie dem leichten Eintauchen in die Blitz-Konzepte ist es an der Zeit, etwas tiefer zu gehen. Wie bereits erwähnt, lässt sich eine NFL-Defense schematisch in zwei Teile aufspalten: Die Front (Linemen und Linebacker, häufig die "Front Seven") und die Secondary. Doch welche Rolle spielen die einzelnen Akteure in diesen Paketen?

Bei der Defensive Line spricht man von sogenannten "Technique"-Spielern. Häufig liest man, dass ein D-Liner ein "3-Technique"- oder "5-Technique"-Spieler ist - aber was ist darunter zu verstehen? Gemeint sind hiermit schlicht die Positionen der Defensive Linemen, also wo sie sich, gemessen an der gegnerischen Offensive Line, aufstellen.

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Zunächst die grundsätzliche Regel: Gerade Zahlen bedeuten, dass sich der Verteidiger direkt gegenüber von einem Gegenspieler aufbaut. Ungerade bedeuten, dass er vor dem Snap zwischen zwei Gegenspielern steht. Einige der Techniques sind in der Grafik erkennbar. Die Lücken zwischen dem Center und den Guards (die sogenannte "A Gap") bedeuten die 1-Technique, die zwischen Guards und Tackles ("B Gap") die 3-Technique.

5-Technique steht für die nach außen gerichtete Schulter des Offensive Tackles, 7-Technique für den Bereich zwischen Tackle und Tight End, sofern einer an der Line aufgereiht ist (die Bereiche der 5- und 7-Technique werden als "C Gap" bezeichnet). Analog dazu ist ein 0-Technique-Spieler (normalerweise ein Nose Tackle) gegenüber vom Center aufgestellt, ein 2-Technique-Spieler gegenüber einem der Guards, und so weiter.

Stunts und Gap-Verantwortung

Die Technique- und Gap-Einordnung bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass der Verteidiger nach dem Snap auch genau dort attackiert. Stattdessen können Spieler auch komplett andere Gaps angreifen: So könnte sich beispielsweise ein Nose Tackle ganz regulär als 0-Technique aufstellen, nach dem Snap aber zur Seite sprinten und stattdessen die B- oder gar C-Gap angreifen. Passiert das, spricht man von einem "Stunt".

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Darüber hinaus kann ein "Stunt " auch bedeuten, dass sich ein an der Defensive Line aufgestellter Spieler zurückfallen lässt, um einen Spieler oder eine Zone zu decken, während stattdessen etwa ein Linebacker nach vorne prescht und die entsprechende Gap übernimmt. Immer mit dem Ziel, die Offense und den Quarterback zu verwirren und so zu Fehlern zu zwingen.

Linebacker: Mike und Sam

Doch was passiert hinter der Defensive Line? Wir bleiben zunächst in der 4-3. Die drei Linebacker in der Basis-Version der Defense haben spezifische Aufgaben: Es gibt den sogenannten "Mike", den "Sam" und den "Will" Linebacker.

Obgleich alles Linebacker ("back the line" = die Line unterstützen), unterscheiden sich deren Aufgaben auf dem Platz klar. Der Mike Linebacker ist der Middle Linebacker, also der zentral aufgestellte. Damit ist er zum einen dafür verantwortlich, gegnerische Runs genau wie häufig auch kurze Pässe über die Mitte zu stoppen. In vielen Defenses ist dieser Mike Linebacker zudem auch der Chef auf dem Platz und derjenige, der Spielzüge ansagt und Veränderungen vor dem Snap vornimmt.

In einer Übertragung hört man des Öfteren, dass ein Quarterback vor dem Snap lautstark einen Gegenspieler als "Mike" identifiziert. Das wiederum bedeutet schlicht, dass sich die Pass Protection in ihren Zuteilungen und Verantwortungen an diesem Spieler orientieren soll. Der Sam Linebacker wird auf der Strong Side, also dort, wo die gegnerische Offense ihren Tight End platziert hat, aufgestellt. Er ist nicht selten auch dafür verantwortlich, diesen TE zu decken.

Will und Jack

Der Will Linebacker ist normalerweise der schnellste und agilste der drei Linebacker. Er muss oft Receiver decken oder dafür sorgen, dass Outside Runs zurück nach innen getrieben werden. Er spielt stärker im Raum als der Sam Linebacker. Dallas' Sean Lee wäre hier als Beispiel zu nennen: Lee spielt seit dieser Saison als ein solcher, sogenannter Weakside Linebacker.

In der 3-4-Defense wird das LB-Corps um einen vierten Linebacker erweitert - den sogenannten "Jack" Linebacker. Ein Jack Linebacker ist in aller Regel einer der besten oder der beste Pass-Rusher seines Teams und kann auf beiden Seiten der Formation aufgestellt werden. Somit handelt es sich um einen Outside Linebacker, der nicht selten eine Art Hybrid-Form aus Linebacker und Defensive End darstellt. Aber: Manche Defenses bezeichnen auch ihren zweiten Inside Linebacker als "Jack".

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Seite 4: Die Secondary: Seattles Blueprint

4. Die Secondary: Seattles Blueprint

Abschließend gilt es noch einen Blick auf die Secondary zu werfen. Mit Cover 0 und Cover 1 wurden zwei (von vielen möglichen) Coverage-Schemes bereits beleuchtet. Eine Secondary in Cover 2, wie auf den Grafiken auf der ersten Seite zu sehen, bedeutet: Zwei Safeties werden mit deutlichem Abstand zur Line of Scrimmage platziert und teilen sich den hinteren Teil des Feldes in zwei Teile ein.

Wie schon bei den Blitzes muss man zwei Muster unterscheiden: Man und Zone Coverage - also die Frage, ob die Spieler in der Secondary einen direkten Gegenspieler haben, oder ob sie einen Raum abdecken. Zu größerer Bekanntheit hat es in den vergangenen Jahren hierbei Seattles Cover 3 geschafft.

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Zur Cover 3 ist zunächst allgemein zu sagen: Zwei Cornerbacks und der Free Safety (in Seattle ist diese Rolle Earl Thomas vorbehalten) sind jeweils für ein Drittel des Feldes hinter der Front Seven verantwortlich. Der Strong Safety (Kam Chancellor) geht in die "Box" (der Bereich unmittelbar hinter der Line of Scrimmage) und kann dort entweder wie ein zusätzlicher Linebacker gegen den Run helfen, oder aber einen Teil der Mitte des Feldes abdecken. Den zweiten Teil übernimmt ein Inside Linebacker. Zwei Outside Backer decken die kurzen, schnellen Pässe zur Seitenlinie, die sogenannte "Flat Route", während ein dritter die drei Defensive Linemen im Pass-Rush unterstützen kann.

Die Legion of Boom in der Analyse: Das vierköpfige Monster

Die Cornerbacks können trotz Zone-Zuständigkeit zudem in Press Coverage agieren, will heißen: Sie stehen vor dem Snap nahe an der Line of Scrimmage und stören den Receiver bei seinem "Release", also beim loslaufen. Danach ziehen sich aber in ihre Zone zurück. Diese Defense braucht sehr gute Linebacker und Defensive Linemen, damit Pass Rush und Run-Defense funktionieren. Bei den Seahawks nehmen Michael Bennett und Bobby Wagner diese Rollen ein. Als Wagner im Vorjahr ausfiel, litt die Run-Defense beträchtlich.

Nickel, Dime und Prevent Defense

Gleichzeitig können Cornerbacks auch als Blitzer eingesetzt werden. Ganz besonders dann, wenn sich eine Defense im sogenannten "Nickel Package" befindet. Das bedeutet, dass ein Linebacker durch einen fünften Defensive Back (Cornerback oder Safety) ersetzt wird (Nickel = 5 Cent). Diese Formation ist in der heutigen NFL immer häufiger anzutreffen, da Offenses vermehrt auf drei oder gar vier Wide Receiver setzen.

Die nächste Stufe ist die "Dime Defense". Hierbei wird noch ein weiterer Linebacker durch einen Defensive Back ersetzt, sodass sechs DBs auf dem Platz stehen. Sieben Defensive Backs, eine eher seltene, aber etwa am Sonntag von den Cardinals gegen San Francisco durchaus eingesetzte Formation, bezeichnet man als "Quarter Defense".

Oft werden sieben DBs verwendet, um die sogenannte Prevent Defense zu spielen (prevent auf Deutsch: "verhindern"): Sie wird unter anderem dann eingesetzt, wenn klar ist, dass der Gegner nur weite Pässe versuchen kann - etwa kurz vor der Halbzeit oder dem Spielende. Kommt dann noch ein achter Defensive Back dazu, wird von einer "Half dollar Defense" gesprochen.

Gerade in der Secondary wird seit Jahren erkennbar, wie sich die Defense auf die stärkere Gewichtung hin zum Passing Game einstellt. Der Free Safety wird als zentrale Absicherung mit extrem hoher Spielintelligenz immer wichtiger - ohne Thomas würde Seattles Legion of Boom etwa nicht funktionieren. Arizonas Defense setzt ihrerseits auch ohne Bowles den Trend fort, Safetys im allgemeinen vielfältig einzusetzen. Ähnlich wie im Passing Game sind der Kreativität der Defensive Coordinator keinerlei Grenzen gesetzt - und man darf gespannt sein, welcher Trend sich als nächstes durchsetzt...

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Der Season-Schedule im Überblick