Der Staub des 2016er Drafts legt sich gerade, Zeit für ein erstes Zwischenfazit! Wer fand Rohdiamanten am Ende, wer leistete sich Reaches in der ersten Runde? SPOX nimmt alle 32 Teams unter die Lupe - und hat 32 Schulnoten parat. Eine kritische Rundreise durch die NFL, von "Exotic Smashmouth" bis hin zum traditionellen Panthers-Defensive-Tackle.
Hinweis: Auf die Undrafted Free Agents wird hier nicht eingegangen, da in diesem Feld die Fluktuation in den kommenden Tagen noch extrem hoch sein wird. Bewertet werden natürlich nicht nur die reinen Spieler - auch die Pick-Optionen und Needs der Teams spielen eine gewisse Rolle.
AFC East
Buffalo Bills
Erster Pick: Shaq Lawson, DE, Clemson (No.19 Overall)
Zweiter Pick: Reggie Ragland, ILB, Alabama (No.41)
Selbst wenn man nicht wüsste, dass Rex Ryan die Bills trainiert - spätestens nach den ersten beiden Tagen des Drafts wäre es jedem klar. Die ersten drei Picks waren allesamt Verteidiger, und keine schlechten: Lawson ist der zweitbeste 4-3-DE nach Joey Bosa, Ragland der beste reine Inside Linebacker. Buffalo adressierte somit zwei Baustellen mit sehr guten Spielern. Drittrunden-Pick Adolphus Washington ist an der D-Line flexibel einsetzbar. Der interessanteste Pick ist, vor dem Hintergrund der Uneinigkeiten mit Tyrod Taylor, Ohio-State-QB Cardale Jones. Ein Projekt mit dem wohl stärksten Arm im Draft, dem aber mangelndes Spielverständnis nachgesagt wird.
SPOX-Note: 1-
Miami Dolphins
Erster Pick: Laremy Tunsil, OT, Ole Miss (No.13)
Zweiter Pick: Xavien Howard, CB, Baylor (No.38)
Dass Tunsil an Nummer 13 noch verfügbar sein könnte, war vor dem Start der ersten Runde ein absurder Gedanke. Doch die verrückte Gasmasken-Geschichte sorgte für seinen Drop. Behält Miami den dominanten Tackle in der Spur, ist es einer der Steals der ersten Runde. Howard bringt viel Potential mit, hatte im College aber oft noch seine liebe Mühe. Drittrunden-RB Kenyan Drake war ein Reach, zumal Spieler wie Kenneth Dixon, Devontae Booker und Paul Perkins noch verfügbar waren. Interessant: Drittrunden-Receiver Leonte Carroo, ein sehr guter und produktiver Route Runner.
SPOX-Note: 2-
New England Patriots
Erster Pick: Cyrus Jones, CB, Alabama (No.60)
Zweiter Pick: Joe Thuney, OG, N.C. State (No.78)
Die Patriots hatten im Zuge des Deflate-Gate-Skandals bekanntermaßen keinen Erstrunden-Pick, auch den Erstrunden-Uptrade gab es nicht. Jones könnte in der NFL seinen größten Wert als Slot-Cornerback haben, erscheint aber zumindest heute in der zweiten Runde als ein Reach. Thuney dagegen war ein Value-Pick, der Guard und Tackle spielen kann. Ebenfalls spannend: Die Viert- beziehungsweise Siebtrunden-Receiver Malcolm Mitchell und Devin Lucien. Beide haben das Potential zum Starting-Outside-Receiver in der NFL. Etwas fragwürdig: QB Jacoby Brissett in der dritten Runde.
SPOX-Note: 2-
New York Jets
Erster Pick: Darron Lee, LB, Ohio State (No.20)
Zweiter Pick: Christian Hackenberg, QB, Penn State (No.51)
Lee könnte sich hinter der guten D-Line mit seiner Athletik schnell zu einem Playmaker und guten Blitzer entwickeln. Doch statt in der zweiten Runde dann den dringendsten Need - ein starker Outside Linebacker - anzugehen (das folgte mit Jordan Jenkins in Runde 3), leistete sich Gang Green den größten Reach des Drafts: Hackenberg ist maximal ein Projekt, Wurfgenauigkeit, Pocket-Awareness und Beinarbeit sind teilweise alarmierend. Viertrunden-Cornerback Juston Burris bringt viel Potential mit und könnte früh Snaps sehen.
SPOX-Note: 3-
AFC West
Denver Broncos
Erster Pick: Paxton Lynch, QB, Memphis (No.26)
Zweiter Pick: Adam Gotsis, DT, Georgia Tech (No.63)
Der Uptrade für Lynch war nicht billig, gleichzeitig ist der Pick extrem spannend: Der Fokus auf das Running Game, Play Action und Rollouts in der Broncos-Offense passt extrem gut zu Lynch, gleichzeitig wird er nach vielen One-Read-Plays im College Zeit brauchen. Ebenfalls ein guter Scheme-Fit: Viertrunden-RB (und möglicher Steal) Devontae Booker. Gotsis sollte die D-Line sofort besser machen und dabei helfen, den Abgang von Malik Jackson aufzufangen.
SPOX-Note: 2
Kansas City Chiefs
Erster Pick: Chris Jones, DT, Mississippi State (No. 37)
Zweiter Pick: KeiVarae Russell, CB, Notre Dame (No.74)
Die Chiefs gingen per Trade raus aus der ersten Runde und hatten damit eine Masse an Möglichkeiten (sieben Picks von der zweiten bis zur fünften Runde). Chris Jones kann ein Monster an der D-Line werden, glänzte im College aber leider vor allem mit großer Inkonstanz. Das war das Thema des Chiefs-Drafts: Russell hat, nach guter 2013er Saison, 2014 aufgrund einer akademischen Suspendierung überhaupt nicht gespielt und hatte 2015 Verletzungsprobleme. Viertrunden-Receiver Demarcus Robinson wurde im College mehrfach suspendiert, Fünftrunden-Quarterback Kevin Hogan muss in vielen Bereichen (Beinarbeit, Pocket-Präsenz, Deep Ball) besser werden.
SPOX-Note: 3
Oakland Raiders
Erster Pick: Karl Joseph, S, West Virginia (No.14)
Zweiter Pick: Jihad Ward, DE, Illinois (No.44)
Ja, Karl Joseph war ein Reach Mitte der ersten Runde - gleichzeitig ist er aber auch der mit Abstand beste Safety der Klasse (Jalen Ramsey mal außen vor) und gibt Oaklands Secondary Speed und Agressivität. Ab da wurde es aber fragwürdig: Ward ging deutlich früher als gedacht, Drittrunden-DE Shilique Calhoun ist wesentlich vielversprechender. QB Connor Cook (4. Runde) ist hinter Derek Carr reiner Backup - und zahlreichen Berichten zufolge charakterlich nicht gerade der einfachste Typ. Sleeper: Running Back Deandre Washington (5. Runde), der als explosiver Pass-Catching-Back sein Geld machen dürfte.
SPOX-Note: 3+
San Diego Chargers
Erster Pick: Joey Bosa, DE, Ohio State (No.3)
Zweiter Pick: Hunter Henry, TE, Arkansas (No.35)
Bei den Chargers gibt es wahrlich nicht viel zu kritisieren. San Diego holte mit Bosa den besten Pass-Rusher (auch wenn abzuwarten bleibt, wie er in eine 3-4 passt), mit Henry den besten Tight End und mit Max Tuerk (3. Runde) einen der besten Center des Drafts. Die Viertrunden-LB Joshua Perry und Jatavis Brown sollten sofort einen Impact haben. Ein persönlicher Late-Round-Lieblingspick für die Chargers: Fullback Derek Watt (Bruder von J.J. Watt), der schon im College als Lead-Blocker für Chargers-RB Melvin Gordon fungiert hat. Bleibt abzuwarten, ob San Diego tatsächlich einen Fullback in sein Running Game einbaut.
SPOX-Note: 1
AFC South
Houston Texans
Erster Pick: Will Fuller, WR, Notre Dame (No.21)
Zweiter Pick: Nick Martin, C, Notre Dame (No.50)
Eines muss man Houston lassen: Die Texans gingen mit einem klaren Plan in den Draft. Fuller, wenn auch mit Josh Doctson noch auf dem Board definitiv ein Reach, gibt Houston einen Speedster (leider mit schlechten Händen), der das Play-Action-Passspiel beleben sollte. Martin ist ein hervorragender Interior O-Liner und Scheme-Fit, Braxton Miller (WR, 3. Runde) kann eine Slot-Maschine werden - und das, obwohl er erst seit einem Jahr Receiver spielt. Die Offense in dieser Offseason explosiv ohne Ende. Jetzt muss Brock Osweiler die Fäden nur noch zusammenführen.
SPOX-Note: 2-
Indianapolis Colts
Erster Pick: Ryan Kelly, C, Alabama (No.18)
Zweiter Pick: T.J. Green, FS, Clemson (No.57)
Auf einen Home-Run in der ersten Runde - Kelly sollte Indianapolis auf Jahre hin um jegliche Center-Sorge erleichtern - folgte ein beachtlicher Reach: Der wenig explosive Green hat große Probleme in Coverage. Drittrunden-Tackle Le'Raven Clark bringt physisch alles mit, wird in der NFL aber noch eine Weile brauchen. Solider wurde es am dritten Tag: DT Hassan Ridgeway kann früh starten, Tackle Joe Haeg und OLB Antonio Morrison haben zumindest Potential.
SPOX-Note: 2-
Jacksonville Jaguars
Erster Pick: Jalen Ramsey, DB, Florida State (No.5)
Zweiter Pick: Myles Jack, LB, UCLA (No.36)
Ramsey und Jack im gleichen Team - vor zwei Monaten wäre das noch eine absurde Draft-Fantasie gewesen. Doch weil die Cowboys Elliott bevorzugten (dazu später mehr) und Jacks unmöglich langfristig zu prognostizierende Knieprobleme Teams abschreckten, staubte Jacksonville zwei Mal großen Value ab. Vorausgesetzt natürlich, Jack bleibt fit. Die D-Liner Yannick Ngakoue (Runde 3), Sheldon Day (4) und Tyrone Holmes (6) geben den Jags extrem viel Flexibilität und Pass-Rusher-Tiefe. Jacksonville ist offiziell im Win-Now-Modus.
SPOX-Note: 1+
Tennessee Titans
Erster Pick: Jack Conklin, OT, Michigan State (No.8)
Zweiter Pick: Kevin Dodd, DE, Clemson (No.33)
Als "Exotic Smashmouth" hatte Titans-Coach Mike Mularkey seine Vorstellungen einer Offense beschrieben. Tennessee verfolgte genau diese Philosophie im Draft: Mit Conklin und RB Derrick Henry (No.45) kamen zwei Personifikationen eines Power-Running-Games, Dodd (der sich aber auf eine 3-4 umstellen muss) und Zweitrunden-DT Austin Johnson sollen die D-Line endlich stärker machen. Absoluten Value bringt Mr. Irrelevant: Mit dem letzten Pick im Draft schnappten sich die Titans CB Kalan Reed, einen beeindruckenden Man-Cover-Corner. Gleichzeitig bringt der Draft Druck mit, denn bei fünf Picks in den ersten drei Runden sollten mehrere Treffer dabei sein.
SPOX-Note: 1-
AFC North
Baltimore Ravens
Erster Pick: Ronnie Stanley, OT, Notre Dame (No.6)
Zweiter Pick: Kamalei Correa, DE, Boise State (No. 42)
Stanley ist der technisch beste Tackle im Draft, auch wenn ihm die ganz große Power fehlt. Correa und Drittrunden-DE Bronson Kaufusi sind starke Pass-Rusher, eine Position, auf der Baltimore großen Bedarf hatte. CB Tavon Young und Receiving-RB Kenneth Dixon, zwei der fünf (!) Viertrunden-Pick der Ravens, könnten sich als Steals entpuppen. Zusätzlich interessant: Sechstrunden-Pick Keenan Reynolds hält den All-Time-NCAA-Rekord was Rushing-TDs angeht (88 in 50 Spielen). Der Navy-QB, den Baltimore mutmaßlich den Patriots vor der Nase wegschnappte, könnte vor allem als Punt-Returner Wert mitbringen.
SPOX-Note: 2+
Cincinnati Bengals
Erster Pick: William Jackson III, CB, Houston (No.24)
Zweiter Pick: Tyler Boyd, WR, Pittsburgh (No.24)
Cincinnati gelangen zwei der besten Value-Picks in der vierten beziehungsweise fünften Runde, als sie sich erst Defensive Tackle Andrew Billings - ein Erst- oder Zweitrunden-Talent - und dann Guard Christian Westerman sicherten. Jackson in der zweiten Hälfte der ersten Runde bringt ebenfalls viel Value mit: Ein toller Cover-CB mit herausragenden Händen, flüssigen Bewegungen und der nötigen Geschwindigkeit und Aggressivität. Jackson könnte schnell Cincys bester Cornerback werden. Das größte Fragezeichen ist der inkonstante Boyd.
SPOX-Note: 1-
Cleveland Browns
Erster Pick: Corey Coleman, WR, Baylor (No.15)
Zweiter Pick: Emmanuel Ogbah, DE, Oklahoma (No.32)
Insgesamt 14 (!) Picks hatten die Browns, die eine klare Philosophie verfolgten: Durch Down-Trades möglichst viele Picks sammeln, um sich so die beste Chance zu geben, mit eigenen Draft-Picks die zahlreichen Löcher im Kader zu stopfen. Coleman kann einer der beiden besten Receiver dieser Klasse werden und bringt absolutes Home-Run-Potential mit. Ogbah und Drittrunden-DE Carl Nassib bringen viel Potential mit, kommen aber beide aus einer 4-3-Defense. Beim Thema Late-Round-Value stechen drei Namen hervor: Tackle Spencer Drango (5. Runde), Receiver Rashard Higgins (5.) und Linebacker Scooby Wright III (7.).
SPOX-Note: 2+
Pittsburgh Steelers
Erster Pick: Artie Burns, CB, Miami (No.25)
Zweiter Pick: Sean Davis, CB, Maryland (No.58)
Die große Frage bei den Steelers muss sein: Hat Pittsburgh zu stark nach Need gedraftet? Burns ist aufgrund seiner Technik sowie Beweglichkeit ein Reach und außerdem eher in Man-Coverage zuhause - Pittsburgh spielt primär Zone. Davis bringt athletisch viel mit und kann auch covern, wird in der NFL aber eine Weile brauchen. Lob gibt's für die dritte Runde und DT Javon Hargrave, viel Potential in der sechsten und siebten mit den Linebackern Travis Feeney und Tyler Matakevich.
SPOX-Note: 3
NFC East
Dallas Cowboys
Erster Pick: Ezekiel Elliott, RB, Ohio State (No.4)
Zweiter Pick: Jaylon Smith, LB, Notre Dame (No.34)
Die Bewertung dieser Draft-Klasse wird ultimativ davon abhängen, ob Smiths schwere Knieverletzung wirklich wieder komplett verheilt - da die Cowboys-Ärzte damals die OP durchgeführt haben, kennt wohl kein Team den Zustand des Linebackers besser. Elliott ist ein guter, aber kein sehr guter Back und vor allem kein Elite-Runner. Mit Jaylon Ramsey noch verfügbar, womöglich die falsche Entscheidung an Nummer 4, auch wenn Elliott ein früher Favorit auf den Offensiv-Rookie des Jahres ist. Darüber hinaus brauchte Dallas bis in die vierte Runde (Charles Tapper, DE, Oklahoma), um die dringenden Pass-Rusher-Needs anzugehen. Die Pass-Defense bleibt auch nach dem Draft ein großes Sorgenkind in Big D.
SPOX-Note: 3+
New York Giants
Erster Pick: Eli Apple, CB, Ohio State (No.10)
Zweiter Pick: Sterling Shepard, WR, Oklahoma (No.40)
Der Apple-Pick ist ein einziges Fragezeichen: Die Giants haben mit ihrer teuren Free Agency klar gemacht, dass sie zurück zu aggressiver Front und opportunistischer Secondary wollen, um so Turnover zu forcieren. Keiner der Top-Cornerbacks im Draft findet den Ball so selten wie Apple, der seine Stärken als Man-Corner hat, immerhin aber die nötige Aggressivität mitbringt. Ganz davon zu schweigen, dass die Giants mit DRC und Jenkins zwei Outside Corner haben und Vernon Hargreaves hier noch verfügbar war. Den Value gab es dafür später: Shepard ist ein sehr guter Komplementär-Slot-Receiver zu Odell Beckham Jr. und besticht mit seinem Route Running, B.J. Goodson (4. Runde) ein mehr als solider Linebacker. Absoluter Steal: Der extrem bewegliche, mitunter spektakuläre Running Back Paul Perkins in der fünften Runde.
SPOX-Note: 2
Philadelphia Eagles
Erster Pick: Carson Wentz, QB, North Dakota State (No.2)
Zweiter Pick: Isaac Seumalo, OG, Oregon State (No.79)
Natürlich wird bei den Eagles alles vom Mega-Trade für Carson Wentz überschattet, wodurch die Benotung der Draft-Klasse letztlich davon abhängt, ob sich Wentz tatsächlich zum erhofften Franchise-Quarterback entwickelt. Die nötigen Tools dafür hat er, die Athletik und die Armstärke sind mitunter erstaunlich. Gleichzeitig wird er lernen müssen, wesentlich schneller durch seine Reads zu gehen und muss seine Fußarbeit dringend verbessern. Bleibt abzuwarten, ob er 2016 überhaupt spielt. Seumalo ist in der Interior O-Line variabel einsetzbar, Fünftrunden-RB Wendell Smallwood ist ein mehr als solider Runner. Safety Jalen Mills (7. Runde) kann ein Steal werden.
SPOX-Note: 3+
Washington Redskins
Erster Pick: Josh Doctson, WR, TCU (No.22)
Zweiter Pick: Su'a Cravens, S/LB, USC (No.53)
Washington schnappte sich den - in persönlicher Einschätzung ausgedrückt - besten Receiver der Klasse: Der dynamische Doctson hat eine sensationelle Körperkontrolle, hervorragende Hände und ist einfach wahnsinnig schwer zu verteidigen. Im Hinterkopf muss man dabei behalten, dass DeSean Jackson und Pierre Garcon auf die 30 zugehen. Cravens ist ein Safety-Linebacker-Hybrid (vergleichbar mit Arizonas Deone Bucannon), der sofort startet. Drittrunden-CB Kendall Fuller ist aggressiv, explosiv und hat jede Menge Upside, muss aber disziplinierter, risikoärmer spielen und konstanter covern. Ebenfalls erwähnenswert: DT Matt Ioannidis (5. Runde). Alles in allem ein sehr guter Draft.
SPOX-Note: 1-
NFC West
Arizona Cardinals
Erster Pick: Robert Nkemdiche, DT, Ole Miss (No.29)
Zweiter Pick: Brandon Williams, CB, Texas A&M (No.92)
Nkemdiche könnte in ein bis zwei Jahren einer der großen Steals der ersten Runde sein: Ein sensationell explosiver D-Liner, der Arizona den lange ersehnten Inside Pressure gibt. Doch fiel er nicht ohne Grund, charakterliche Sorgen schreckten Teams ab. Die Cards überzeugten sich in zahlreichen privaten Treffen, dass ihr starker Locker Room den DT auffangen kann. Durch den Trade für Pass-Rusher Chandler Jones hatten die Cards keinen Zweitrunden-Pick, Williams war ein Reach: Ein vom RB umgeschulter Corner, der enorm athletisch ist, aber mit Blick auf die Position noch viel lernen und trotzdem eventuell sofort spielen muss. Wert bringt Center Evan Boehm (4. Runde) mit, der schnell starten könnte. Safety Marqui Christian und Cornerback Harlan Miller sind - wie es sie in jedem Jahr unter Steve Keim gibt - interessante Small-School-Prospects mit Upside.
SPOX-Note: 2-
Los Angeles Rams
Erster Pick: Jared Goff, QB, Cal (No.1)
Zweiter Pick: Tyler Higbee, TE, Western Kentucky (No.110)
Ähnlich wie bei den Eagles steht auch der Draft der Rams gänzlich im Zeichen des teuer ertradeten Quarterbacks: Los Angeles hatte keinen Pick in der zweiten und dritten Runde, Goff wird hinter einer maximal durchschnittlichen O-Line sofort starten und sich schnell in einem Power-Run-Scheme zurechtfinden müssen. Mit den Tight Ends Temarrick Hemingway und Tyler Higbee sowie den Receivern Pharoh Cooper und Michael Thomas gingen insgesamt fünf von sechs Picks auf offensive Skill-Positionen.
SPOX-Note: 3+
San Francisco 49ers
Erster Pick: DeForest Buckner, DE, Oregon (No.7)
Zweiter Pick: Joshua Garnett, OG, Stamford (No.28)
Ein Home-Run und eine sofortige Verstärkung in der ersten Runde - und viele Fragezeichen dahinter. So in etwa lässt sich der Draft der 49ers zusammenfassen. Buckner ist ohne Zweifel einer der besten Defense-Spieler im Draft, Garnett wird San Franciscos Running Game sofort verbessern. Für einen Guard nach oben zu traden hinterlässt dennoch ein kleines Fragezeichen. Cornerback Will Redmond (3. Runde) ist hochtalentiert, hatte aber Verletzungsprobleme. Running Back Kelvin Taylor (6. Runde) ist direkt erster Backup für Carlos Hyde.
SPOX-Note: 2+
Seattle Seahawks
Erster Pick: Germain Ifedi, OT, Texas A&M (No.31)
Zweiter Pick: Jarran Reed, DT, Alabama (No.49)
Standard-Seahawks-Draft: Die Value-Picks kommen nach Runde eins. Reed Mitte der zweiten Runde ist Value pur, Running Back C.J. Proise (3. Runde) bringt Speed und Pass-Catching-Fähigkeiten mit, eine schöne Ergänzung zu Thomas Rawls. Tight End Nick Vannett (3. Runde) kann sofort als Blocker helfen, Rees Odhiambo könnte bald ein besserer Guard sein, als was die Hawks aktuell in ihrem Kader haben. Ifedi wird zwar im Run-Blocking früh eine Verstärkung sein, in Pass-Protection aber Zeit brauchen.
SPOX-Note: 2
NFC North
Chicago Bears
Erster Pick: Leonard Floyd, OLB, Georgia (No.9)
Zweiter Pick: Cody Whitehair, OG, Kansas State (No.56)
Kurz zusammengefasst: Ein Risiko in der ersten Runde und jede Menge massiver Value dahinter: Floyd wird erst zeigen müssen, dass er in der NFL mehr als ein reiner Pass-Rusher sein kann. Whitehair ist in der O-Line variabel einsetzbar und eine sofortige Verstärkung, DE Jonathan Bullard (3. Runde) und ILB Nick Kwiatkoski (4. Runde) sind tolle Fits für die Bears und werden ebenfalls schnell helfen. Dazu gab's massive Sleeper am Ende: DB DeAndre Houston-Carson kann um den Starting-Spot kämpfen, Receiver Daniel Braverman (7.) ist eine absolute Slot-Maschine mit mitunter sensationellem Tape.
SPOX-Note: 1-
Detroit Lions
Erster Pick: Taylor Decker, OT, Ohio State (No.16)
Zweiter Pick: A'Shawn Robinson, DT, Alabama (No.46)
Der First-Round-Hype um Robinson war fragwürdig, Pad-Level, Probleme mit Double Teams, mangelnde Explosivität und schlechte Pass-Rush-Produktivität sprechen eine andere Sprache. Decker hat noch Probleme in Pass-Protection. Safety Miles Killebrew (4. Runde) kann ein Hard-Hitting-Safety über die Mitte werden, Guard Joe Dahl (5. Runde) ein solider Starter. Insgesamt viele Fragezeichen und wenige Spieler, die sofort ins Auge springen.
SPOX-Note: 3
Green Bay Packers
Erster Pick: Kenny Clark, DT, UCLA (No.27)
Zweiter Pick: Jason Spriggs, T, Indiana (No.48)
Die Packers gingen mit wenigen Needs in den Draft - der größte war wohl die ILB-Position, um Clay Matthews wieder nach außen zu schieben. Der einzige ILB den die Packers zogen war Stanfords Blake Martinez in der vierten Runde, zusätzlich verstärkt OLB Kyler Fackrell das Linebacker-Corps. Clark ist ein guter Run-Defender und hilft, den Abgang von B.J. Raji aufzufangen. Pass-Rush-Produktivität sollte man in der NFL aber vorerst nicht erwarten. Spriggs ist ein guter Pick, der in der O-Line für dringend benötigte Kadertiefe sorgt. Ein Player to Watch: Stanford-Tackle Kyle Murphy (6. Runde). Insgesamt ein Draft für die Zukunft, weniger für sofortige Hilfe.
SPOX-Note: 2-
Minnesota Vikings
Erster Pick: Laquon Treadwell, WR, Ole Miss (No.23)
Zweiter Pick: Mackensie Alexander, CB, Clemson (No.54)
Treadwell ist genau der Receiver, der den Vikings gefehlt hat und der große, physische Wideout wird eine wichtige, verlässliche Waffe für Teddy Bridgewater sein. Alexander in der 2. Runde ist ein Steal, in Mike Zimmers Defense dürfte einer der besten Man-Press-Corners der Klasse glänzen. Kentrell Brothers (5. Runde) verstärkt ein schon gut besetztes LB-Corps, ob Tackle Willie Beavers (4. Runde) in der NFL bestehen kann, bleibt abzuwarten. Aus deutscher Sicht die spannendste Frage: Schafft Moritz Böhringer den Sprung in den finalen Kader? Dann hätten die Vikes auf Sicht neben Treadwell einen zweiten großen Receiver für ihr Arsenal.
SPOX-Note: 1-
NFC South
Atlanta Falcons
Erster Pick: Keanu Neal, SS, Florida (No.17)
Zweiter Pick: Deion Jones, OLB, LSU (No.52)
Wenig, das hier gefällt. Neal mit 17 Overall? Mutmaßlich der größte Reach der ersten Runde, hier wäre eine D-Line-Verstärkung oder ein Downtrade wohl die bessere Option gewesen. Neal ist ein Hitter auf Strong Safety, hat aber enorme Schwierigkeiten in Coverage. Jones bringt zumindest Explosivität mit, doch der Pass-Rush, eine große Baustelle, wurde nahezu überhaupt nicht adressiert. Tight End Austin Hooper (3. Runde) ist der nächste Versuch, endlich einen verlässlichen Nachfolger für Tony Gonzalez zu finden.
SPOX-Note: 4-
Carolina Panthers
Erster Pick: Vernon Butler, DT, Louisiana Tech (No.30)
Zweiter Pick: James Bradberry, CB, Samford (No.62)
Carolina eröffnete seinen Draft mit einem Panthers-Standard-Pick: Ein Defensive Tackle. Butler ist ein toller Spieler mit jeder Menge Upside, der trotz Kawann Short und Star Lotulelei früh in die Rotation rücken dürfte. Danach gab es dann den Defensive-Back-Run, womöglich in Reaktion auf den Abgang von Josh Norman: James Bradberry, Daryl Worley und Zack Sanchez kamen nacheinander. Bradberry hat die Physis und die Press-Cover-Fähigkeiten, Worley die Geschwindigkeit. Dabei ignorierte Carolina - wieder einmal - die Offensive Line allerdings komplett.
SPOX-Note: 3
New Orleans Saints
Erster Pick: Sheldon Rankins, DT, Louisville (No.12)
Zweiter Pick: Michael Thomas, WR, Ohio State (No.47)
Pass-Rusher waren der offensichtliche Need, die Saints holten sich keinen einzigen. Rankins ist ein solider Pick für die Defensive Line, wo ebenfalls Not am Mann war, und sollte Druck über die Mitte bereiten. Safety Vonn Bell (2. Runde) könnte Jairus Byrd beerben. Im Umkehrschluss ist es auch eine Position, welche New Orleans eigentlich schon besetzt hatte. Der vielleicht beste Pick eines aus Saints-Sicht nur fünf Picks umfassenden Drafts könnte Thomas sein, ein Red-Zone-Target und guter Route Runner, der Marques Colston beerben kann. Probleme auf Guard und im Pass-Rush bleiben bestehen.
SPOX-Note: 3+
Tampa Bay Buccaneers
Erster Pick: Vernon Hargreaves, CB, Florida (No.11)
Zweiter Pick: Noah Spence, DE, Eastern Kentucky (No.39)
Hargreaves und Spence könnten sich auf ihren jeweiligen Positionen als Top-3-Spieler dieser Klasse entpuppen - und erfüllen die beiden dringendsten Needs der Bucs. Das große Fragezeichen ist Kicker Roberto Aguayo, für den Tampa auch noch in die zweite Runde zurück traden musste. Allein dieser Pick sorgt für Punktabzug und abgesehen von Hargreaves sowie Spence fehlen, Stand heute, die großen Upside-Spieler in den späten Runden.
SPOX-Note: 2-