Indianer, Wollmilchsäue und John Wayne

Stefan PetriMarcus Blumberg
29. November 201616:03
In Week 12 erreichte Tom Brady einen Meilenstein, was bei seinem Coach für Ekstase sorgteSPOX
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Eine geschichtsträchtige Woche liegt hinter uns. Week 12 sorgte für Meilensteine des Tom Brady, die emotionale Reaktion seines Coachs darauf und einen neuen Job für den Jubilar. Sein Teamkollege hatte eine erfrischende Meinung zu Thanksgiving und John Harbaugh griff tief ins Regelbuch. Zudem zeigte es Doug Pederson den Green Bay Packers und den Zebras so richtig. Andernorts schweift man in den Wilden Westen ab.

Statistik der Woche: Ein Hoch auf die 200! Tom Brady durfte beim Auswärtserfolg der Patriots über die Jets den insgesamt 200. NFL-Erfolg seiner Karriere bejubeln. Vielleicht nicht gerade ein Sieg, von dem er in 40 Jahren noch seinen Enkeln erzählen wird, aber hey: Sieg ist Sieg! Und außer ihm hatte es bisher nur Peyton Manning auf 200 Siege gebracht.

Gegen die Rams könnte Brady seinen ehemaligen Rivalen in dieser Hinsicht dann aber hinter sich lassen. Der hat bei den Passing Yards (71.940) noch die Nase vorn, Brady machte gegen die Jets als fünfter QB die 60.000 voll.

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Oh, und wenn wir schon bei den 200 sind: Matt Ryan war gegen die Cardinals der erste Quarterback der NFL-Geschichte, der in 50 Spielen in Folge immer mindestens 200 Passing Yards aufgelegt hat (Drew Brees hat das in 84 seiner letzten 85 Spiele geschafft).

Gefühlsausbruch der Woche: Bradys 200. Sieg ist natürlich was ganz besonderes. Da kann man dann schon mal aus sich herausgehen und sich freuen, schließlich ist das mal eine Marke, die eben nicht so wahnsinnig viele Spieler erreicht haben oder jemals erreichen werden.

Folglich war auch Bradys Coach, Bill Belichick, völlig zurecht förmlich ekstatisch, als er auf den Meilenstein angesprochen wurde: "Er ist ein guter Spieler." Wahnsinn, wie der Hoody zu dem Anlass förmlich explodiert vor Freude!

Lead-Block der Woche: Das war es noch nicht in Sachen Brady für diese Woche! Sein bestes Play der Woche war unzweifelhaft der Konvoy, den er angeführt hat für einen Lauf von LeGarrette Blount.

Grazil wie eh und je - man bedenke, er hatte massive Knieprobleme und war im Grunde auf einem Bein unterwegs - machte er für seinen Running Back den Weg frei, der hinter seinem Lead-Blocker nicht zu stoppen war für die gegnerischen Tackler. Ein Leader geht eben immer voraus!

Schweigeminute: Können wir bitte eine Schweigeminute für DeAndre Hopkins einlegen? Dessen Karriere erinnert derzeit doch sehr stark an die mageren Jahre von Larry Fitzgerald bei den Cardinals, zwischen Kurt Warner und Carson Palmer. Hopkins gehört unzweifelhaft zu den besten Receivern der Liga - aber wie soll man das zeigen, wenn man nur Backsteine von Brock Osweiler serviert bekommt? Der kann vieles nicht. Und ganz besonders schlecht kann er Pässe in Richtung Hopkins werfen.

Hier geht's zum kompletten Roundup von Week 12

Glaubt Ihr nicht? Hopkins bekam 2015 den Ball von folgenden Koryphäen aufgelegt: Brian Hoyer, Ryan Mallett, T.J. Yates und Brandon Weeden. Oh ja. Deren Passer-Rating, wenn sie in Hopkins' Richtung zielten? Ein durchaus respektables 93,8. Bei Glock Osweiler in dieser Saison? Schmale 51,0. Außerdem hat er schon mindestens 8 Interceptions geworfen, wenn er Hopkins anspielen wollte. Gut, vielleicht waren es auch alle Interceptions - das weiß man bei "The Big 0" nie so genau.

Justin Tucker, der alte Vadder: Man kann gut und gerne die Behauptung aufstellen, dass niemand in der gesamten NFL seinen Job so gut macht, wie derzeit Justin Tucker von den Ravens. Moment, war das gerade eine MVP-Bewerbung? Egal. Tucker gegen die Bengals aus 52 Yards? Aus 57 Yards? Aus 54? Wie sagte doch Boris einst? "Kick, du bist drin - das ist ja einfach." Drei Treffer aus 50+ Yards in der ersten Halbzeit: NFL-Rekord eingestellt.

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Kein Problem haben wir deshalb mit Tuckers "Unterhalte ich euch nicht?"-Gladiator-Pose. Ein großes Problem könnten wir aber mit seinen Witzen auf der Pressekonferenz danach bekommen. Die eröffnete er nämlich mit dem Klassiker: "It smells like up dog."

Als dann jemand mit "What's 'up dog'?" antwortete, konterte Tucker überragend mit "Nothin' much, man." Die Übersetzung sparen wir uns, ist im Deutschen auch nicht witziger. Klassischer "Dad Joke". Naja, immerhin ist er am 10. Mai dieses Jahres tatsächlich Vater geworden. Da kann ein bisschen Übung ja nicht schaden.

Kick der Woche: Kicking ist dieser Tage - Justin Tucker selbstredend ausgenommen - ein großes, lästiges Thema. Doch es gibt auch noch solche Kicker, die einfach mal eine gottgegebene Präzision mitbringen und einfach nicht vorbeischießen können. Einer davon ist überraschenderweise gar kein echter Kicker: Marquess Wilson von den Chicago Bears.

Der Wide Receiver versuchte sich im Spiel gegen die Tennessee Titans spontan als Kicker - wohl frustbedingt nach einer Incompletion - und traf zielgenau das Hinterteil eines Menschen in der Nähe der Endzone. Unschön für das Opfer, aber sollte die Sache mit Connor Barth nicht funktionieren, könnte man es ja mal Wilson versuchen lassen - das Potenzial ist da.

Eierlegende Wollmilchsau der Woche: Tyreek Hill ist einfach nicht zu stoppen - in "keinschter Weise", wie der Bundestrainer sagen würde. Gegen die Broncos im Sunday Night Game stellte der Rookie-Receiver dies eindrucksvoll unter Beweis.

Zunächst trug er einen Kick-Off ins Haus, dann lief er aus der Wildcat-Formation heraus zu einem Touchdown und dann fing er auch noch einen Touchdown-Pass von Alex Smith. Touchdowns per Catch, Rush und Return - das ist gar nicht mal so einfach und kommt auch nur recht selten vor. Der letzte Spieler, der dieses Kunststück vollbrachte? Hall-of-Famer Gayle Sayers - 1965!

Penalty der Woche: Vor nicht allzu langer Zeit noch hatte sich John Harbaugh, seines Zeichens Head Coach der Baltimore Ravens, noch tierisch darüber aufgeregt, dass die New England Patriots damals im Divisional Game nach der Saison 2014 das Regelbuch genauestens studiert und die Ravens mit ihren exotischen Formation kalt erwischt hatten.

Nun aber hat es den Anschein, dass auch Harbaugh einen sehr genauen Blick ins Regelbuch geworfen hatte. Denn am Ende des Spiels seiner Ravens gegen die Cincinnati Bengals waren bei eigener 7-Punkte-Führung noch elf Sekunden zu spielen und Baltimore musste folgerichtig punten. Tief in der eigenen Hälfte noch dazu, weshalb ein Punt anstand. Doch anstand das Leder wegzutreten, hielt Punter Sam Koch den Ball fest und wartete in der eigenen Endzone. Ja worauf denn?

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Na darauf, dass doch mal irgendein Bengals-Spieler zu ihm durchdrang. Doch das war gar nicht so einfach, denn jeder mögliche Angreifer wurden von den Ravens festgehalten, zu Boden gerissen oder gar getackelt. Höchstgradig illegal versteht sich. Insgesamt erkannten die Schiedsrichter neun Strafen gegen die Ravens - allesamt Holding! Am Ende ging Koch dann freiwillig ins Aus und kassierte einen Safety.

Die Uhr lief derweil bis auf 0:00 runter und das Spiel war aus. Warum? Weil ein Spiel mit einer Strafe - oder neun davon - gegen die Offense enden kann. Nur bei einer Strafe gegen die Defense gibt es die Möglichkeit auf einen weiteren Versuch. Unsportlich? Sicherlich. Aber absolut legal!

Zitat der Woche: Es war ja Thanksgiving und viele Spieler nutzten den Feiertag, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Anschließend ist es üblich, dass Reporter die Spieler fragen, wie sie denn die Festtage verlebt haben. Die wohl...na, sagen wir mal direkteste Antwort darauf hatte Martellus Bennett von den New England Patriots parat: "Thanksgiving war cool, abgesehen davon, dass wir das Ableben der Indianer feiern."

Challenge der Woche: In der zweiten Halbzeit des Monday Night Games der Philadelphia Eagles gegen die Green Bay Packers hatte Philly nur noch eine Challenge. Nun können diese Dinger durchaus sehr wertvoll sein, man verschwendet sie also besser nicht für Sinnlosigkeiten. Dachte sich wohl auch Eagles-Head-Coach Doug Pederson, der mit ansehen musste, wie die Schiedsrichter eine Completion von Aaron Rodgers zu Jared Cook durchgewinkt haben, obwohl der Ball ziemlich sicher auf dem Boden war. Keine Frage, da muss die rote Flagge fliegen!

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Das Problem dabei war nur: Es handelte sich hier um eine Completion über zwei Yards nahe der Mittellinie bei First Down. Die alles entscheidende Frage war somit, ob die Packers bei 2nd and 8 oder doch eher 2nd and 10 weitermachen würden. Pederson bekam Recht, sodass die Packers eben doch den weiten Weg - über zwei Yards - zurück antreten und nun wieder zehn Yards zurücklegen mussten.

Damit hatten die Eagles keine Challenge mehr, nachdem Pederson die erste schon wegen einer recht eindeutigen Positionierung des Balles nach einem Punt an der eigenen Ein-Yard-Linie verloren hatte. Aber Pederson hatte es den Packers so richtig gezeigt - um dann wenig später mit ansehen zu müssen, wie die Gäste doch ein neues First Down erzielten. Die Nummer lohnte sich also mal so richtig!

Vergleich der Woche: Rodgers und John Wayne. Monday Night heißt Chucky Night auf ESPN. Experte am Mikro ist Jon Gruden, der mal wieder seine große Bewunderung gegenüber Packers-Quarterback Aaron Rodgers zum Ausdruck brachte. Doch mit wem könnte man selbigen am besten vergleichen? Klar doch: John Wayne!

Für die jüngeren unter uns: John Wayne war ein berühmter Schauspieler, der nahezu ausschließlich in Western unterwegs war. Doch wie kam Chucky zu diesem recht originellen Vergleich? Nicht etwa wegen des amtlichen Holzfällerbarts, den Rodgers mittlerweile am Start hat.

Vielmehr deshalb: "Er wäre großartig in diesen altern Western gewesen. Er würde den Ball schneller als jeder andere loswerden. Er ist besser als John Wayne." Sicher doch.

Week 12 im kompletten Überblick