Marquette King: Just do it

Von Adrian Franke
16. Dezember 201615:20
Marquette King von den Oakland Raiders begeistert mit seinen Einlagen auf und abseits des Platzesgetty
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Allerhöchste Social-Media-Alarmstufe, geprägt von Michael Vick und eine grundsympathische Einstellung zum Leben: Marquette King von den Oakland Raiders hat sich mit seinen Tänzen und seinem Auftreten in den sozialen Medien ins Rampenlicht gespielt, ist aber vor allem eines: Ein sehr, sehr guter Punter. Der seinem Job zu neuem Glanz verhilft.

Wollte man Marquette King mit möglichst wenigen Worten beschreiben, dann wäre das ein ganz guter Anfang: "Ich tue es einfach. Vielleicht wache ich auf und mir ist danach, ein Superman-Kostüm anzuziehen und damit um den Block zu laufen. Dann mache ich das. Vielleicht gehe ich damit auch einkaufen - so bin ich einfach. Ich habe einfach Spaß, ich genieße das Leben."

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Diese Selbsteinschätzung im Gespräch mit SB Nation trifft genau das auf den Punkt, was die Fans sehen, wenn King Sonntags das Feld betritt: Ein Punter, der sich selbst und das Spiel nicht auf ein Podest stellt.

Der mit seinen Kuriosen Einlagen für Social-Media-Momente sorgt, die sonst meist eher den exzentrischen Receivern vorbehalten sind. Spontan fallen Randy Moss, Terrell Owens und sein Popcorn oder aber, aktueller, Antonio Browns Date mit dem Goal Post ein.

Und der bei dem ganzen Spektakel drum herum aber auch vor allem eines ist: ein richtig guter Punter.

Diesen Ruf aber musste sich King hart erarbeiten.

Geprägt von Michael Vick

An den Moment, als er 2012 in der Preseason nervös erstmals ein NFL-Feld betrat, erinnert sich King noch bestens - und vor allem an die Reaktion des Gegner. Denn ein Spieler der Cowboys, so King im New Yorker, rief sofort: "Ein schwarzer Punter?! Es ist ein Fake-Punt! Ein Fake-Punt!"

Kings Reaktion? Ein lautes Lachen und ein Monster-Kick. Es war eine symptomatische Szene: Afro-Amerikanische Punter sind heute noch immer eine Seltenheit in der NFL - und der Job war auch für King nicht unbedingt die erste Wahl.

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Vielmehr prägte der spektakuläre Mike Vick bei den Atlanta Falcons den damals in Georgia heranwachsenden Teenager. "Er war ein Biest. Ich habe es geliebt, mit ihm bei Madden zu spielen", grinst King noch heute bei SB Nation. "Das Team war mir eigentlich relativ egal, aber ich habe mir mehr Michael-Vick-Action angeschaut als irgendetwas anderes."

Schließlich wollte er doch auch selbst spielen, als Receiver aber konnte er sich nicht durchsetzen. Im Training hatte er allerdings durchaus Potential als Punter offenbart. Also waren die Optionen deutlich: Punten - oder keine Chance auf ein Stipendium.

Allerhöchste Social-Media-Alarmstufe

Die Wahl fiel ihm nicht schwer, denn der Punter-Job machte ihm, auch wenn es die gelegentliche Hänselei gab ("Als Punter machst du doch eigentlich gar nichts"), tatsächlich Spaß. Für King das entscheidende Argument: Er will das Leben genießen, er will einfach Spaß haben - er selbst sein eben. Seitdem Jack Del Rio die Raiders übernommen hat, darf er seine Persönlichkeit auf dem Platz voll ausleben. Und das sieht man.

Der Dab-Jubel (ein Markenzeichen von Panthers-Quarterback Cam Newton in der Vorsaison) gegen Carolina, der Ritt auf dem imaginären Pferd gegen die Denver Broncos und natürlich der Jubel-Tanz mit der Ref-Flagge, nachdem ein Foul gegen seinen Gegenspieler gepfiffen worden war: Ein Punt von Marquette King bedeutet nicht selten einen ganz eigenen Unterhaltungswert sowie allerhöchste Social-Media-Alarmstufe.

Ein solches Verhalten sorgt auf dem Football-Feld selbstredend auch für Gegenwind, und als die Chiefs beim Sieg über Oakland etwa einen King-Punt zum Touchdown zurücktrugen, tanzte Chiefs-Tight-End Travis Kelce aufreizend vor dem Punter. Kings Antwort auf dem Platz: "Du hast kein Rhythmusgefühl!"

Die Einstellung des 28-Jährigen ist dabei, wieder einmal, erfrischend ehrlich: "Ich erledige meine Aufgabe, um dem Team zu helfen. Und das feiere ich dann, um fokussiert zu bleiben und Spaß zu haben. Dadurch fühlt es sich nicht wie ein Job an."

Punters are people, too!

Diese Aussage gilt es nicht falsch zu verstehen: Gerne in der Öffentlichkeit belächelt, leisten auch Punter in der NFL harte Arbeit. "Ich sehe das so: Ich arbeite hart und ich schätze mich glücklich, hier zu sein", so King. Der, wie er selbst sagt, "witzige Punkt dabei ist: Wenn ein Fourth Down ansteht, und das Team keinen guten Punter oder Kicker hat, dann beschwert sich jeder. Die Leute verstehen einfach nicht, wie das Spiel funktioniert."

In die gleiche Richtung argumentierte jüngst auch Colts-Punter Pat McAfee im Gespräch mit SPOX: "Field Position ist ein unfassbar wichtiger Teil unseres Spiels, auch wenn darüber in dieser Fantasy-Football-Welt nicht allzu viel gesprochen wird. Aber ich arbeite hart, und jemand wie Marquette arbeitet ebenfalls hart. Und wenn es uns gelingt, das gegnerische Team mit einem Kick etwa dazu zwingen, den Drive nahe an der eigenen Endzone zu beginnen, ist das für mich ein Grund zum Feiern!"

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Gute Field Position ist gegen Marquette King ohne Frage eher ein Seltenheitsfall: Oaklands Gegner starten ihre Drives im Schnitt 25,58 Yards vor der eigenen Endzone, nur die Gegner der Patriots (24,76) sind durchschnittlich noch näher an der eigenen Goal Line.

Und manchmal kommt seine Athletik auch für jeden Zuschauer sichtbar durch, etwa beim Fake Punt gegen die Jaguars, als King 36 Yards die Seitenlinie entlang sprintete. Dann "explodiert" er eben auch mal "mit Konfetti", wie King selbst sagt - auch wenn es von Del Rio zuletzt eine kleine Warnung gab: "Ich will, dass er sich selbst ausdrückt. Dann ist er in meinen Augen auf seinem Toplevel. Aber wir können uns keine regelmäßigen 15-Yard-Strafen gegen unseren Punter erlauben."

Darauf, dass der Mann, der sich den Umriss seines Heimatstaats Georgia auf den Rücken tätowiert hat und sich zu Halloween in diesem Jahr als Power Ranger verkleidet hat, diesen Ratschlag beherzigen wird, sollte man nicht unbedingt sein Geld setzen. Seine Manieren hat er aber nicht vergessen: Gegenüber der USA Today verriet King, was er dem Ref nach seinem Flaggen-Tanz zugerufen hat: "Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm am Montag Blumen mitbringe, als Entschuldigung."

Gar nicht so einfach übrigens: "Bei diesen Schiedsrichtern weiß man aber auch nie, wo die gerade sind. Die verschwinden immer irgendwo."

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