Brady/Carr/Prescott werden MVP, wenn ...

Stefan Petri
07. Dezember 201611:59
Tom Brady, Derek Carr und Dak Prescott sind heiße Favoriten im MVP-Rennengetty
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Wer wird der MVP der Saison 2016? Alle Bye Weeks absolviert, auf alle Kandidaten warten noch genau vier Spiele in der Regular Season. Tom Brady, Derek Carr oder doch das Cowboys-Duo Dak Prescott und Ezekiel Elliott: Wer hat die besten Chancen? Spielen Matt Ryan, Matt Stafford oder David Johnson eine Rolle? Und gibt es Receiver oder Defensivspieler mit Außenseiterchancen? SPOX gibt einen Überblick.

(Die Kandidaten werden in alphabetischer Reihenfolge gelistet. Ligaweit beste Werte sind fett gedruckt)

Tom Brady, Quarterback, New England Patriots (10-2)

Die Stats: 19 Touchdowns, 1 Interception, 2.470 Yards, 68.9 Prozent Completions, 113.1 Passer Rating

Für ihn spricht:

  • In seinen acht Saisoneinsätzen war Brady der wohl unbestritten beste Quarterback in der NFL und führte die Pats zu einem Blowout nach dem anderen - nur gegen Seattle verlor man haarscharf
  • Die TD/INT-Quote ist einfach nur phänomenal. Und das im Alter von 39 Jahren. Brady hat "erst" zwei MVP-Titel gewonnen. Gut möglich, dass es eine Mischung aus Saison- und Lebenswerk-Award werden würde. Tom Terrific scheint jedenfalls noch immer besser zu werden, vor allem was seine Beweglichkeit in der Pocket angeht
  • Die Patriots haben beste Chancen auf eine Bye Week in den Playoffs, auch die beste NFL-Bilanz ist durchaus noch möglich - und der beste Spieler des besten Teams wird traditionell gern ausgezeichnet

Gegen ihn spricht:

  • Die Vier-Spiele-Sperre zu Beginn der Saison. Kann ein Spieler MVP werden, der nur 75 Prozent aller Saisonspiele absolviert?
  • Macht Brady wirklich den Unterschied? Auch mit seinen Backups verloren die Pats nur ein Spiel, Jimmy Garoppolo trumpfte in den ersten beiden Spielen ähnlich auf (4 TD, 0 INT, 70 Prozent Completions, 117.1 Passer Rating). Natürlich liegen Welten zwischen Brady und Garoppolo, aber die Voter beeinflussen solche Zahlen durchaus
  • Das fantastische Tempo nach seiner Rückkehr konnte Brady, auch infolge einer leichten Blessur, nicht ganz halten: In den letzten vier Partien kam er nur einmal auf ein dreistelliges Passer Rating

Was passieren müsste:

Mit den Ravens und vor allem dem Gastspiel bei den Broncos, wo Brady in der Vergangenheit nicht immer gut aussah, warten noch einige Brocken auf die Patriots. Wenn Brady seine Denver-Dämonen bezwingt, das Team ohne Gronk zu weiteren vier Siegen führt und die Saison mit 30 Touchdowns und nur zwei oder drei Interceptions beendet, kommt man nur schwer an ihm vorbei - Sperre hin oder her.

Derek Carr, Quarterback, Oakland Raiders (10-2)

Die Stats: 24 Touchdowns, 5 Interceptions, 3.375 Yards, 65,5 Prozent Completions, 100.3 Passer Rating

Für ihn spricht:

  • Carr hat nicht nur die Stats, er hat auch den Kontext: Ein junger, sympathischer, aufstrebender Quarterback, der einen Leistungssprung gemacht hat und plötzlich der Leader eines der besten Teams ist - und dieses Team war in den Jahren davor auch noch chronisch erfolglos. Dagegen wirkt die Dominanz eines Brady fast ein bisschen "langweilig"
  • Und er hat die Highlights: Von der Two-Point-Conversion in Week 1 über den Primetime-Erfolg gegen Denver, die Fingerverletzung mitsamt Comeback in Week 12 oder der 29:0-Run am Sonntag gegen die Bills innerhalb einer Viertelstunde. Es war das sechste Fourth-Quarter-Comeback der Raiders in dieser Saison - also jede Menge Situationen spät im Spiel, in denen Carr zum Helden werden konnte
  • Derzeit steht Oakland zusammen mit New England an der Spitze der AFC: Wie auch bei Brady gilt: Sichern sich die Raiders den One-Seed in der AFC, könnte das die Stimmzettel beeinflussen

Gegen ihn spricht:

  • Carr hat zwar die Stats, liegt aber gleichzeitig nirgends vorn. In Sachen Passer Rating sind andere Anwärter doch ein ganzes Stück weg, auch bei den Yards oder Interceptions gibt es Bessere. Dazu kommen schon fünf Fumbles. Auch bei den Advanced Stats von Football Outsiders kommt Carr nicht ganz so gut weg wie seine direkten Konkurrenten
  • Carr fehlt der "Signature Win" über einen ganz großen Gegner. Gegen Denver machte das Running Game die Arbeit, gegen Atlanta und Kansas City verlor man. New England, Dallas, Seattle, Pittsburgh - allesamt nicht im eher leichten Raiders-Schedule vertreten
  • Auch wenn die Raiders-Defense zu den schlechtesten der Liga gehört, hat Carr einiges an Hilfe. Khalil Mack etwa arbeitete in den letzten Wochen an seiner Bewerbung für den Defensive Player of the Year, die O-Line kann Spiele wie gegen Denver dominieren. Ebenfalls der Line zu verdanken: Niemand wird so selten gesackt wie Carr

Was passieren müsste:

Carr hat noch Auswärtsspiele in KC (Primetime) und Denver vor sich, dazu Duelle mit Philip Rivers und Andrew Luck. Distanziert er diese großen Namen, am besten wieder mit Fourth-Quarter-Magie, und führt die Raiders zu 13-3 und dem One-Seed, könnte die Trophäe ihm gehören.

Ezekiel Elliott, Running Back, Dallas Cowboys (11-1)

Die Stats:1.285 Yards, 12 Touchdowns, 4,9 Yards/Carry, 4 Fumbles (1 Lost), 322 Receiving Yards, 1 Touchdown

Für ihn spricht:

  • Die Cowboys haben die beste Bilanz der NFL. Das spricht meistens eher für den QB, aber da hat Elliott keinen Superstar vor sich. Außerdem definiert sich das Team primär über das dominante Running Game - und da ist es eben Zeke, der die Highlights liefert
  • Wie auch bei Carr gilt: Elliott bringt die Story mit. America's Team auf dem Weg zum Glanz vergangener Tage, ohne den lange verletzten Star-Quarterback, und nun muss es dieser Rookie-RB richten. Eine willkommene Abwechslung zum immer Pass-lastigeren Spiel in der Liga
  • Elliott führt die Liga in Sachen Rushing-Yards an, ist bei den Touchdowns ganz weit vorn und hat so ziemlich alle Rookie-Rekorde bereits geknackt. Auch wenn ein ordentlicher Teil davon der O-Line zuzurechnen ist - der Ruhm fällt am Ende für viele Beobachter auf den Running Back. Und auch wenn QBs mittlerweile bevorzugt werden: Hin und wieder werden doch die Running Backs geehrt. Adrian Petersons Award ist vier Jahre her, es könnte also wieder an der Zeit sein

Gegen ihn spricht:

  • Auch die Voter lernen dazu. Und die sehen, dass es eben zum einem beträchtlichen Teil die Offensive Line ist, die das Running Game der Cowboys möglich macht. Ob DeMarco Murray vor zwei Jahren oder sogar Darren McFadden im Vorjahr - hinter dieser Line sieht fast jeder gut aus
  • Selbst wenn Elliott den Vorsprung der "wertvolleren" Quarterbacks wettmachen kann: Angesichts von David Johnson, LeSean McCoy oder Le'Veon Bell kann man die Frage stellen, ob er in dieser Saison überhaupt der beste Spieler auf seiner Position ist
  • Wie bei seinem Quarterback Dak Prescott gilt: Die größte Konkurrenz könnte aus dem eigenen Team kommen

Was passieren müsste:

Dallas müsste den One-Seed bis ins Ziel bringen - und zwar nicht aufgrund von Prescott, sondern Elliott. Legt der bei vier weiteren Siegen gute Zahlen auf, könnte er seinen Quarterback distanzieren. Eine Signature-Stat: Der Rookie-Rushing-Rekord von Eric Dickerson aus dem Jahre 1983 (1.808 Yards). Knackt Elliott den, ist das ein starkes Argument.

David Johnson, Running Back, Arizona Cardinals (5-6-1)

Die Stats: 1.005 Yards, 11 Touchdowns, 4,4 Yards/Carry, 3 Fumbles (1 Lost), 704 Receiving Yards, 4 Touchdowns

Für ihn spricht:

  • Johnson ist der Spieler mit den meisten "Yards from Scrimmage", also der Spieler, der insgesamt für den größten Raumgewinn verantwortlich ist. Mit 1.709 Yards liegt er über 100 Yards vor Elliot. Auch bei den Touchdowns (15) liegt er ganz vorn
  • Johnson hat bisher in allen zwölf Spielen mindestens 100 Yards from Scrimmage erreicht. Der Rekord in einer Saison liegt bei 15 und wird unter anderem von Legende Barry Sanders gehalten. Johnson könnte die konstanteste Saison aller Zeiten hinlegen
  • Der 24-Jährige ist nicht nur ein Passfänger aus dem Backfield, sondern ein verdammt guter Receiver, der auch Routes läuft. Fliegt der Ball auf diesen Routen in seine Richtung, verzeichnet Arizona ein Passer Rating von 116.2

Gegen ihn spricht:

  • Im Gegensatz zu Elliott hat Johnson nicht die O-Line der Cowboys vor sich. Dafür kann er nichts, und die 62 "missed Tackles" gegen ihn sind laut PFF mit Abstand die meisten. Trotzdem lesen sich die 4,4 Yards pro Carry erstmal nicht unbedingt beeindruckend
  • Der Absturz der Cardinals: Wo das Team anno 2015 noch zu den besten der NFL gehörte, ist es heute nicht mehr als Mittelmaß. Johnson fehlt schlicht und ergreifend das Rampenlicht, seine Leistung ist mehr Randnotiz denn Schlagzeile
  • Sollten die Cardinals die Playoffs verpassen, wonach es stark aussieht, wird Johnson wohl keine Chance haben. Frei nach dem Motto: Wie wertvoll kann ein Spieler wohl sein, wenn sein Team nicht in der Postseason spielt?

Was passieren müsste:

Die Cardinals müssten allen Schwierigkeiten zum Trotz doch noch in die Playoffs stürmen, Johnson eine neue "100-Yard"-Bestmarke aufstellen und Zahlen liefern, die man nicht ignorieren kann (1.500 Rushing und 1.000 Receiving Yards?). Außerdem müsste der eine oder andere QB schwächeln, der derzeit vor ihm gehandelt wird.

Julio Jones, Wide Receiver, Atlanta Falcons (7-5)

Die Stats:1.253 Yards, 5 Touchdowns, 72 Receptions, 17,4 Yards/Catch, 0 Fumbles

Für ihn spricht:

  • Antonio Brown hin, Odell Beckham Jr. her - der Receiver mit den meisten Yards ist Julio. Er ist ein physisches Wunder, dass auch trotz Verletzungen immer Leistung bringt und von der Slant bis zum Deep Ball alles beherrscht. Schon sieben Spiele mit mindestens 100 Yards Receiving, und es sind keine billigen Catches, wie die herausragenden 17,4 Yards pro Reception beweisen
  • Und diese Leistungen ruft er trotz Double Coverage und auf ihn abgestimmten Game Plans ab. Er hat keinen ähnlich guten Receiver neben sich, jeder weiß: Wenn es eng wird, geht der Ball zu Julio. Und selbst dann ist er eigentlich nur mit unfairen Mitteln zu stoppen (siehe Seattle)
  • Jones hatte in der Saison bereits ein Meisterstück abgeliefert: 12 Catches und 300 (!) Receiving Yards gegen Carolina, vielleicht die beste Leistung eines Spielers in diesem Jahr überhaupt. Was ihm zusätzlich Sympathien einbringen könnte: Es gibt keine Kontroversen mit Jones. Er bringt seine Leistung und fertig

Gegen ihn spricht:

  • Die Touchdowns. Nur fünf Scores in diesem Jahr machen doch stutzig. 151 Spieler haben in der Red Zone schon mehr Pässe gefangen als er. Zufall, Game Plan, oder eine Achillesferse in seinem Spiel? Fakt ist: Eine solch niedrige Zahl schreckt ab
  • Im Gegensatz etwa zu David Johnson ist Jones nicht ganz so konstant. Er hat die Ausreißer nach oben, aber eben auch schon vier Spiele, in denen er nicht über 35 Yards kam
  • Wie für Defensivspieler gilt: Receiver werden eigentlich nie wirklich als ernsthafte MVP-Kandidaten genannt. Dazu spricht wie bei seinem Quarterback die Bilanz der Falcons gegen ihn

Was passieren müsste:

  • Jones spielt wohl eher um einen Award wie den Offensive Player of the Year. Und auch für den bräuchte wohl einen wahnsinnigen Schlussspurt, mit vier Siegen, fünf oder mehr Touchdowns und über 1.800 Yards. Er würde wohl nur noch einmal ernsthaft als MVP gehandelt werden, wenn ihm ein weiteres Spiel wie gegen die Panthers gelingt.

Von Miller, Outside Linebacker, Denver Broncos (8-4)

Die Stats:12,5 Sacks, 1 Forced Fumble, 51 Combined Tackles, 3 Passes Defensed

Für ihn spricht:

  • Miller unterschrieb in der Offseason einen Monstervertrag - und hat den bislang gerechtfertigt! Vom Saisonauftakt gegen die Panthers an dominierte der Pass Rusher über seine linke Seite und grüßt in der Sack-Statistik von ganz oben. Auch gegen den Run und sogar in Coverage wusste Miller zu überzeugen - so sehr, dass der DPOY-Award eigentlich schon zur Saison-Halbzeit vergeben schien
  • Im Gegensatz zu den Teams der Quarterbacks oder Running Backs in dieser Liste kommen die Broncos hauptsächlich über ihre Defense - und da ist Miller der Superstar. Sollten die Broncos, die ihren Playoff-Spot zugegebenermaßen noch längst nicht sicher haben, in der AFC doch noch um die Bye Weeks mitspielen, gäbe es aus der Offense keine Konkurrenz um den Award
  • Miller weiß sich auch abseits zu vermarkten, sei es durch seine knallige Garderobe, nationale Werbespots oder kredenzte Weine für die Konkurrenz. In Abwesenheit von J.J. Watt ist er der Abwehrspieler, der am meisten in der Öffentlichkeit steht. Sollten die Wähler Defense honorieren wollen, wäre Miller die wohl erste Wahl

Gegen ihn spricht:

  • Miller spielt eine starke Saison - aber ist sie wirklich stärker als die sensationellen Watt-Auftritte der letzten Jahre? Die Zahlen geben das nicht wirklich her, und auch Watt schrammte immer wieder am Award vorbei - während Millers AFC-West-Kollege Khalil Mack über die letzten beiden Wochen eher die Pass-Rusher-Schlagzeilen schrieb
  • Denver müsste schon mit einer der besten Bilanzen der NFL aufwarten, um Voter zu überzeugen. Dafür ist das Team in diesem Jahr aber nicht gut genug. Das liegt vor allem an der Offense, aber auch die Defense bot schon ein paar mäßige Spiele
  • Um es ganz platt zu sagen: Defensivspieler werden nun mal kein MVP, egal wie gut sie sind

Was passieren müsste:

  • Miller müsste schon vier Auftritte jenseits von Gut und Böse hinlegen und die Saison mit 20+ Sacks und mehreren Game-Winning-Plays beenden. Außerdem müsste Denver mit 12-4 eine Bye Week oder sogar den Top-Seed in der Conference erobern. Sind wir ehrlich: Mehr als der DPOY-Award ist nicht drin.

Dak Prescott, Quarterback, Dallas Cowboys (11-1)

Die Stats: 19 Touchdowns, 2 Interceptions, 2.974 YDS, 67.9 Completions, 108.6 Passer Rating, 217 Rushing Yards, 5 Touchdowns

Für ihn spricht:

  • Der Quarterback des Teams mit der besten Bilanz ist normalerweise immer ein guter Kandidat auf den MVP-Titel
  • Prescott bringt aber noch viel mehr mit: Seine Zahlen haben nicht ganz das "Volumen" anderer Quarterbacks, aber der TD/INT-Schnitt ist brutal, genau wie seine Completions und das Rating. Wenn das Team ihn braucht, ist er da - er hat eigentlich noch kein einziges richtig schlechtes Spiel gemacht und bleibt auch in schwierigen Situationen bemerkenswert ruhig. Plus: Am Boden ist keiner der anderen QB-Favoriten so gefährlich wie er
  • Außerdem bringt Prescott die Story mit. Die Einschaltquoten beweisen, dass die Cowboys immer noch America's Team sind. Und nun ist da dieser Rookie, der nach einer guten Preseason ins Team rückt, mal eben Tony Romo ersetzt und schließlich den Startplatz fest für sich beanspruchen darf - dabei aber immer bescheiden und demütig geblieben ist. Ein wahres Football-Märchen

Gegen ihn spricht:

  • Im Vergleich zu den anderen Quarterbacks liegen die reinen Zahlen etwas zurück. Prescott muss nicht so viel leisten wie die Konkurrenz, er musste das Team noch nicht über längere Strecken im Alleingang zum Sieg führen. Was nicht zwangsläufig heißt, dass er es nicht kann. Aber er konnte es noch nicht zeigen
  • Im Vergleich zu anderen Protagonisten ist Prescott eher nur ein Teil einer unaufhaltsamen Maschine. Als erstes wäre natürlich die überragende Offensive Line zu nennen, aber auch im Passing Game hat er die Playmaker, und dann ist da ja noch Zeke. Würde man ihn durch Stafford, Brady, Carr oder sogar Romo ersetzen - stünden die Cowboys wirklich schlechter da?
  • Die größte Konkurrenz könnte mit Ezekiel Elliott aus dem eigenen Lager stammen. Vielleicht nehmen sich die beiden am Ende bei denen, die das Cowboys-Märchen begeistert, die nötigen Stimmen gegenseitig weg

Was passieren müsste:

Die Cowboys müssten die beste Bilanz der NFL bis zu den Playoffs verteidigen. Prescott müsste außerdem wohl noch das eine oder andere Spiel mit 300+ Yards und mehreren Touchdowns abliefern und beweisen, dass es auch ohne Elliott geht.

Matt Ryan, Quarterback, Atlanta Falcons (7-5)

Die Stats: 27 Touchdowns, 7 Interceptions, 3.813 Yards, 68.6 Prozent Completions, 112.3 Passer Rating

Für ihn spricht:

  • Dritter bei den Touchdowns, Zweiter im Passer Rating, Zweiter bei den Yards pro Spiel, Vierter bei der Completion Percentage, Zweiter bei den Yards/Spiel (318) - und Erster in Sachen Yards pro Passversuch (9.21, weit vor Prescott mit 8.31). Da bleiben eigentlich keine Wünsche offen
  • Im Gegensatz zu anderen QBs auf dieser Liste wusste Ryan auch gegen die besten Pass Defenses der NFL zu überzeugen. Auswärts in Denver und Seattle: 602 Yards, 4 Touchdowns, eine Interception!
  • Ryan stellte einen NFL-Rekord für 50 Spiele in Folge mit mindestens 200 Passing-Yards auf. Er spielt hinter einer soliden, aber nicht herausragenden O-Line (27 Sacks) und hat mit Julio Jones eigentlich nur einen echten Difference-Maker neben sich. Und er hat gezeigt, dass er auf übermenschliche Leistungen von Jones nicht angewiesen ist (beispielsweise gegen Denver)

Gegen ihn spricht:

  • Matty Ice ist zwar überall ganz vorn dabei, aber eben in keiner Kategorie ganz oben. Nach einer bärenstarken ersten Saisonhälfte hat er ein bisschen abgebaut und die Führung bei den Yards und Touchdowns verloren. Von den Zahlen springt keine wirklich heraus
  • Seine Fehler gegen die Chiefs in Week 13 könnten ihn um seine MVP-Chance gebracht haben: Zuerst der Pick-Six, dann noch der Pick-Two am Ende, der die Falcons den Sieg kostete. Nicht MVP-würdig
  • Die Bilanz der Falcons: Nur drei Siege aus den letzten sechs Spielen, mittlerweile muss das Team sogar wieder um die Playoffs bangen

Was passieren müsste:

Das Restprogramm ist überschaubar. Angeführt von einem fehlerlosen Ryan müsste Atlanta vier Siege einfahren und am besten sogar irgendwie noch eine Bye Week erreichen. Der QB bräuchte wohl zudem ein Statement Game mit 500 Yards und 5 Touchdowns und müsste in den großen Kategorien wie Yard, Touchdowns und Passer Rating die Führung übernehmen. Wenn dann kein direkter Konkurrent überragt, hätte er noch Chancen.

Matthew Stafford, Quarterback, Detroit Lions (8-4)

Die Stats: 21 Touchdowns, 5 Interceptions, 3.224 Yards, 67.2 Prozent Completions, 100.5 Passer Rating, 178 Rushing Yards

Für ihn spricht:

  • Stafford ist das Comeback-Kid der Saison. An der Spitze eines mittelmäßigen Teams hat er mit Fourth-Quarter-Heldentaten einen Sieg nach dem anderen aus dem Feuer geholt. In den ersten elf Spielen lag das Team im Schlussviertel immer zurück, oft sogar in den letzten 90 Sekunden, gewann aber doch noch sieben Partien? Unerhört!
  • Ja, von den reinen Zahlen her gibt es bessere, aber dafür gibt es den Offensive Player of the Year-Award. Wenn es darum geht, das eigene Team allen Widrigkeiten zum Trotz zum Sieg zu führen, ist dieses Jahr wohl niemand besser als Stafford. Das Team kam überdies zuletzt ins Rollen - sieben Siege in den letzten acht Wochen. Und Staffords Bilanz seit Week 5? 14 TDs, nur ein Pick
  • Hat irgendein QB in der Liga weniger Hilfe als Stafford? Er spielt hinter der zweitjüngsten O-Line der Liga, hat vor der Saison Calvin Johnson verloren und ein absolut grauenhaftes Running Game an seiner Seite. 81,2 Yards bedeuten Platz 29, zieht man seine 178 Yards ab, wäre Detroit absolutes Schlusslicht. Und auch die Defense ist nur Mittelmaß (Platz 15 bei Yards/Spiel)

Gegen ihn spricht:

  • Letzten Endes spielen die Zahlen eben doch eine Rolle. Und da liegt Stafford bei den wichtigsten Statistiken doch ein Stück hinter der Spitze. Und der Zwischenspurt zuletzt beweist auch: Im ersten Saisonviertel konnte er noch nicht vollends überzeugen
  • Ist die Tatsache, dass die Lions gegen so ziemlich jedes Team ein Comeback oder gar ein kleines Wunder brauchen, wirklich eine Auszeichnung für den Starting Quarterback?
  • Die Bilanz der Lions: In dieser Hinsicht können Prescott, Elliot, Brady und Carr doch mit einem größeren Pfund wuchern

Was passieren müsste:

Was würde Stafford mehr helfen: souveräne Siege oder weitere Game-Winning-Drives in den letzten Sekunden? So oder so bräuchten die Lions wohl vier weitere Siege, den Titel in der NFC North und am besten eine Bye Week in der Wildcard-Runde. Spielt Stafford weiter fehlerlos, ist er auf jeden Fall vorn dabei. An medialer Aufmerksamkeit sollte es zumindest nicht mangeln: Detroit beendet die Saison bei den Giants, bei den Cowboys und dann zuhause gegen Green Bay.

Absolute Minimalchancen

Russell Wilson (12 Touchdowns, 5 Interceptions, 3.142 Yards, 65.3 Prozent Completions, 93.7 Passer Rating, 188 Rushing Yards, 1 Touchdown)

Wilson, über rund die erste Saisonhälfte merklich von einigen Blessuren beeinträchtigt, schien sich zwischenzeitlich ins periphere Blickfeld der MVP-Voter zu schieben, als er die Seahawks trotz seiner grässlichen O-Line auf Kurs hielt und an Fahrt aufzunehmen schien. Spätestens mit der Niederlage gegen Tampa Bay hat sich das aber wohl erledigt.

Drew Brees (30 Touchdowns, 11 Interceptions, 3.913 Yards, 71.4 Prozent Completions, 105.0 Passer Rating)

Mit einer schwachen Defense und einem mäßigen Running Game "gesegnet", legt Brees auch dieses Jahr wieder unfassbare Zahlen auf. Aber die Bilanz der Saints (5-7) macht seine Hoffnungen wohl zunichte, und dann kamen am Sonntag auch noch drei Interceptions gegen Detroit dazu - die Niederlage gegen die Lions beendet mutmaßlich alle Playoff-Träume im Big Easy.

Week 13 im Überblick