NFL - Rookie-Ranking nach Week 5: Nur ein Quarterback schafft es in die Top-10

Jan Dafeld
14. Oktober 202111:01
Trevor Lawrence wurde von den Jacksonville Jaguars gedraftet.getty
Werbung

Fünf Wochen sind in der NFL gespielt. Genug, um einen Blick auf die besten Rookies der laufenden Saison zu werfen. Während sich fast alle Quarterback noch schwer tun, überzeugen mehrere O-Linemen und Wide Receiver. Der Spitzenplatz kann derzeit nur an einen Spieler gehen.

Rookie Ranking: Knapp die Liste verpasst:

Gregory Rousseau (Edge Defender, Bills)

Rousseau ist Teil der dominanten D-Line-Rotation in Buffalo. In fünf Spielen verbuchte der Erstrundenpick bereits drei Sacks, im Pass-Rush präsentierte er sich insgesamt aber dennoch eher inkonstant und hatte seine Stärken vor allem gegen den Run. In den letzten Wochen spielte er weniger als 50 Prozent der defensiven Snaps, womöglich helfen ihm die Pausen aber sogar: Gegen die Chiefs machte er mit einem Sack, einem Tackle for Loss und einer Interception sein bislang bestes Spiel und wurde zum Defensive Player of the Week in der AFC ausgezeichnet.

Nate Hobbs (Cornerback, Raiders)

Die Raiders sorgen in diesen Tagen eher abseits des Platzes für Aufsehen, sportlich zählt Nate Hobbs aber definitiv zu den größeren Überraschungen dieser Saison. Hobbs gewann als Fünftrundenpick sofort den Job als Slot-Cornerback und erledigte diesen bislang ohne Fehl und Tadel. Für einen Platz in den Top-10 mangelt es (noch) ein wenig an Highlight-Plays, doch Hobbs ist einer der Gründe für die bislang überraschend starke Defense der Raiders.

Trey Smith (Guard, Chiefs)

Vielleicht die größte positive Rookie-Überraschung dieser Spielzeit. Smith setzte sich im Kampf um den Spot des Starting Right Guards gegen Austin Blythe, Nick Allegretti und Laurent Duvernay-Tardif durch - und das als Sechstrundenpick wohlgemerkt. Dass Kansas Citys Offensive Line besser als in der Vorsaison aussieht, ist somit auch sein Verdienst. Smith hat sich als Pass-Blocker bewiesen, gegen die Eagles überzeugte er auch im Run-Blocking.

Rondale Moore (Wide Receiver, Cardinals)

Ginge es rein nach Highlight-Plays, Moore hätte seinen Platz in der Top-10 bereits sicher. Mit 114 Yards und einem Touchdown war er in Woche zwei einer der Garanten für den Sieg seiner Cardinals über die Vikings, gegen die 49ers sorgte er an diesem Wochenende vielleicht für den Catch der Woche. Moore ist stets brandgefährlich, sobald er in Ballnähe kommt, kein Spieler hat nach dem Catch bislang mehr broken Tackles als der Zweitrundenpick. Nun muss Moore in der Cardinals-Offense nur noch mehr Spielanteile bekommen: Bislang spielte der Rookie in keinem Spiel mehr als 48 Prozent der Snaps, A.J. Green beispielsweise stand in dieser Saison mehr als doppelt so häufig wie Moore auf dem Feld.

Najee Harris (Running Back, Steelers)

Das "Problem" von Moore hat Harris nicht. Kein Running Back kommt auf mehr Targets als Harris, nur D'Andre Swift auf mehr Catches, nur zwei Backs auf mehr Receiving-Yards, nur sechs auf mehr Runs. Der Rookie ist ein ganz zentraler Bestandteil der Steelers-Offense, genau wie die meisten seiner Mitspieler kommt Harris bislang allerdings noch nicht so richtig ins Rollen: 3,9 Yards pro Run und 5,1 Yards pro Target sind keine erstrebenswerten Statistiken. Gegen die Broncos machte Pittsburghs Offensive Line am Wochenende allerdings ihr bislang bestes Spiel, Harris kam prompt auf Career-Highs in Rushes, Rushing Yards, Rushing Yards per Attempt und Touchdowns.

Alijah Vera-Tucker (Guard, Jets)

Zach Wilsons Start in seine NFL-Karriere verlief nicht wie von Jets-Fans erträumt, der zweite Erstrundenpick der Franchise ist jedoch zumindest ein kleiner Lichtstreif in einer ansonsten erneut weitgehend enttäuschenden Saison. Auch Vera-Tucker wackelte in seinen ersten Spielen als Rookie, insbesondere in Pass-Protection, in den vergangenen Wochen zeigte sich der Guard allerdings deutlich verbessert. Beim Ausflug der Jets nach London ließ Vera-Tucker zum zweiten Mal in Folge keinen einzigen Pressure zu. Kann er dieses Niveau halten, bekommt er bald auch seinen Platz in der Top-10.

Samuel Cosmi (Right Tackle, Washington)

Cosmi traf in seinem NFL-Debüt gleich auf Joey Bosa und verlor verständlicherweise einige Reps gegen den All-Pro. Seitdem hat sich der Right Tackle allerdings deutlich stabilisiert und ist einer der Hoffnungsschimmer in einem ansonsten weitgehend enttäuschenden Football Team. In fünf Spielen ließ Cosmi bislang nur neun Pressures zu, aufgrund einer Knöchelverletzung könnte der Zweitrundenpick nun allerdings vorerst ausfallen.

NFL: Das Rookie Ranking nach Week 5

10. Mac Jones (Quarterback, Patriots)

Jones ist nicht der spektakulärste unter allen Rookie-Quarterbacks des diesjährigen Draft-Jahrgangs, dafür aber der mit Abstand sicherste. Der ehemalige Alabama-QB verteilt den Ball im Kurzpassspiel bereits konstant gut und vermeidet größere Fehler. Seine Adjusted Completion Percentage ist wenig überraschend die mit weitem Abstand beste unter allen Rookies.

Auch bei Jones gibt es natürlich noch Luft nach oben: Der Erstrundenpick lässt so manches Big Play liegen und ziert sich bislang, Defenses auch vertikal zu attackieren. Diese Probleme sind allerdings auch nicht ausschließlich Jones, der in einer Offense spielt, die nach wie vor ähnliche Limitierungen wie bereits in den beiden Vorsaisons aufweist, anzulasten.

Mit seinem aktuellen Spiel hat Jones bereits eine solide Baseline erreicht - etwas, das alle anderen Rookie-QBs bisher noch nicht vermocht haben. Nun gilt es, im weiteren Saisonverlauf auch häufiger für Highlight-Plays zu sorgen. Gelingt ihm das, könnte Jones in diesem Ranking noch klettern. Das Spiel gegen die Texans am vergangenen Wochenende war zumindest ein guter Anfang: Es war sein bislang bestes Spiel für die Patriots.

9. DeVonta Smith (Wide Receiver, Eagles)

Dass ein Rookie gleich zu Beginn seiner NFL-Karriere zum klaren Fokuspunkt und Nummer-eins-Receiver seiner Offense wird, ist eine echte Seltenheit. In Philadelphia ist Smith aber schon jetzt eindeutig das liebste Ziel von Quarterback Jalen Hurts. Smith führt das Team in Targets, Catches und Receiving-Yards an.

Smith hat es geschafft, seine Qualitäten vom College nahezu nahtlos auf die NFL zu übertragen - etwas, das viele dem schmächtigen Receiver nicht sofort zugetraut haben. Seine herausragenden Qualitäten als Route-Runner werden Snap für Snap offensichtlich. Wohl kein anderer Rookie kreiert so konstant Separation in seinen Routes.

Mit sieben Catches für 77 Yards war Smith einer der Hauptgründe für den Comeback-Sieg seiner Eagles am Wochenende. Mit 25 Catches für 314 Yards rangiert Smith zudem jeweils ligaweit in der Top-30 - und das mit einem unerfahrenen und bislang relativ inkonstanten Quarterback under Center, wohlgemerkt. Für Smith dürfte es in den kommenden Wochen und Monaten nur weiter bergauf gehen.

8. Asante Samuel Jr. (Cornerback, Chargers)

Als Team darauf zu vertrauen, dass Rookies eine mögliche Schwachstelle im Kader beheben können, geht stets mit großen Risiken einher. Rookies, die sofort besser als der Durchschnittsspieler auf ihrer Position spielen, sind eher Ausnahme als Regel. Die Chargers haben dennoch genau das mit Asante Samuel in ihrer Secondary gemacht - und in diesem Fall zahlte sich das Vertrauen aus.

Über die ersten vier Wochen der Saison spielte Samuel fast 100 Prozent der Snaps und zählte zu den besten Spielern in der Defense der Chargers. Der 22-Jährige stellte die selben Playmaker-Qualitäten, für die bereits sein Vater in der NFL bekannt war, eindrucksvoll unter Beweis und kam auf zwei Picks, insbesondere seine Interception gegen Patrick Mahomes war spektakulär. Gleichzeitig litten Samuels Cover-Qualitäten nicht unter seiner Aggressivität, in den ersten vier Spielen ließ er nur 127 Receiving Yards und 6,7 Yards pro Target zu. Die NFL zeichnete Samuel im September sogar als Defensive Rookie of the Month aus.

An diesem Wochenende erlebte Samuel allerdings seinen "Welcome to the NFL"-Moment: Cleveland attackierte immer wieder seine Seite und hatte dabei Erfolg - so sehr, dass Los Angeles Samuel zwischenzeitlich auf die Bank setzte. Gegen die Browns spielte er nur 40 Prozent der defensiven Snaps, mit Abstand der niedrigste Wert in dieser Saison. Noch ist das allerdings kein großer Grund zur Sorge, am kommenden Wochenende wird er sich gegen die Ravens gleich wieder beweisen können.

7. Odafe Oweh (Edge Defender, Ravens)

Mit einem Hit, der eine Interception von Patrick Mahomes forcierte, sowie einem Forced Fumble, der den Sieg seiner Ravens über die Chiefs überhaupt erst möglich machte, spielte Oweh in Woche zwei eines der spektakulärsten Spiele aller Rookies in dieser Saison. Nicht rein zufällig wurde der Pass-Rusher in dieser Woche zum NFL Defensive Player of the Week gewählt.

Dank des aggressiven Schemes von Defensive Coordinator Don Martindale spielt Oweh bei den Ravens in einer für ihn sehr vorteilhaften Defense, die ihm viele Eins-gegen-eins-Duelle beschert und ihn seine überragende Athletik perfekt ausspielen lässt. Owehs null Sacks aus seiner letzten College-Saison sind daher schon fast wieder vergessen: In fünf Spielen kam der Rookie bislang auf 18 Pressures, im Monday Night Game forcierte er gegen Carson Wentz seinen zweiten Fumble der Saison.

Makellos ist Owehs Spiel noch nicht: Er ließ einige Plays als Run-Defender zu, zudem kann er Probleme bekommen, wenn er als Pass-Rusher nicht schnell mit seinem Speed gewinnen kann. Doch Oweh ist bereits jetzt ein integraler Bestandteil von Baltimores Defense. In der Defensive Line der Ravens spielte bislang nur Calais Campbell noch mehr Snaps als er.

6. Micah Parsons (Linebacker, Cowboys)

Oweh und Rousseau haben mehr Sacks und mehr forcierte Turnover, doch der beeindruckendste Pass-Rusher unter allen Rookies nach fünf Wochen heißt Micah Parsons. Bei gerade mal 91 Rushes kam der Erstrundenpick auf 17 Pressures und 2,5 Sacks - eine überragende Quote.

Parsons' Problem: Seine Rolle bei den Cowboys scheint eine andere zu sein. Nachdem der 22-Jährige nach der Verletzung von Demarcus Lawrence zunächst Vollzeit als Edge Defender spielen durfte, rückte er gegen die Giants am Wochenende wieder zurück in seine angestammte Rolle als Off-Ball-Linebacker.

Mit acht Tackles und fünf defensiven Stops (beides Höchstwerte bei den Cowboys) überzeugte Parsons zwar auch in dieser Rolle, als Pass-Rusher hatte er allerdings einen größeren defensiven Impact. Der Rookie dürfte auch in seiner neuen alten Rolle für einige Highlights sorgen. Ob er seinen Platz in diesem Ranking mit limitierten Pass-Rush-Snaps halten können wird, bleibt allerdings abzuwarten.

5. Kyle Pitts (Tight End, Falcons)

Keine 200 Yards? Nur 15 Catches? Kein Touchdown? Nach nur vier Spielen als Rookie in der NFL schien so mancher Beobachter Kyle Pitts und seinen Status als Supertalent bereits anzuzählen - und das, obwohl Tight Ends beim Schritt vom College zu den Profis für gewöhnlich die längste Eingewöhnungszeit benötigen.

Dann kam Week 5 und das Spiel gegen die Jets - und die Sorgen aller Kritiker dürften vorerst verschwunden sein. Mit neun Catches für 119 Yards und einen Touchdown ragte Pitts gegen New York heraus, er und Cordarrelle Patterson bewegten die Offense nahezu im Alleingang. Sie verbuchten mehr als die Hälfte aller Catches und Receiving Yards für die Falcons.

Es bleibt zu hoffen, dass Pitts' Rolle in Atlantas Offense auch nach der Rückkehr von Calvin Ridley und Russell Gage ähnlich groß bleiben wird. Das Vergnügen, jede Woche gegen die Jets zu spielen, wird Pitts zwar nicht genießen dürfen, das Potenzial in dem 21-Jährigen ist allerdings nicht zu übersehen. Nach fünf Spielen kommt der Rookie unter allen Tight Ends auf die viertmeisten Yards und die fünftmeisten Catches. Womöglich gehört Pitts tatsächlich schon jetzt zu den besten Spielern auf seiner Position.

4. Jeremiah Owusu-Koramoah (Linebacker, Browns)

Owusu-Koramoah fiel im Draft überraschend bis in die zweite Hälfte der zweiten Runde. Wieso der Notre-Dame-Star zuvor als das vielleicht beste Linebacker-Prospect der Draft-Klasse gehandelt worden war, zeigt er nun in der NFL.

JOKs Speed ist Snap für Snap sichtbar, anders als bei vielen anderen jungen Linebackern wie beispielsweise Baltimores Patrick Queen geht dieser allerdings nicht zulasten von Attributen wie Übersicht und Antizipation. Owusu-Koramoah dominierte von der ersten Woche an gegen den Run, laut Pro Football Focus verzeichnete er die höchste Run-Stop-Quote aller Linebacker.

Gegen die Chargers durfte JOK am Wochenende erstmals eine Vollzeit-Rolle in der Defense einnehmen: Der Rookie spielte 91 Prozent der Snaps, knapp doppelt so viele wie in jeder anderen Woche zuvor. Cleveland ließ 47 Punkte zu, Owusu-Koramoah machte allerdings erneut kein schlechtes Spiel. Run-Defense, Coverage, Blitzing - er scheint das volle Paket mitbringen zu können.

3. Creed Humphrey (Center, Chiefs)

Die Chiefs sind nach fünf Wochen die vielleicht größte Enttäuschung in der NFL, die Offense rund um Patrick Mahomes wirkt nicht so stabil wie über die vergangenen drei Saisons. Eines ist jedoch klar: An ihrem neuen Rookie-Center liegt es nicht.

Über die ersten vier Wochen der Saison spielte Humphrey nahezu fehlerfrei. Der Zweitrundenpick ließ nicht einen einzigen Pressure zu, gegen die Eagles dominierte er obendrein auch noch im Run-Game und verhalf Clyde Edwards-Helaire so zu dessen Monsterspiel.

Auch gegen die Bills stand der Rookie seinen Mann. Humphrey ließ zwar zum ersten mal in dieser Saison Pressures auf Patrick Mahomes zu, innerhalb von Kansas Citys Offense war er jedoch erneut einer der besseren Spieler.

2. Rashawn Slater (Left Tackle, Chargers)

Die Chargers wählten im Draft mit Samuel nicht nur einen ihrer Starting Cornerbacks aus, das Team baute gleichzeitig auch darauf, in Slater sofort seinen Starting Left Tackle gefunden zu haben. Und: Auch in diesem Fall ging die Rechnung auf. Slater spielte über die ersten Wochen der Saison nicht nur solide, sondern zählte über weite Strecken zu den besten Spielern auf seiner Position.

Gegen Spieler wie Montez Sweat, Chris Jones und Yannick Ngakoue ließ Slater in seinen ersten vier Spielen keinen einzigen Sack und nur sechs Pressures zu. Der Rookie stabilisierte die im Vorjahr noch so wacklige linke Seite der O-Line in Los Angeles somit im Alleingang.

Am vergangenen Wochenende kam Slaters Serie von Spielen ohne zugelassene Sacks zu einem Ende: Gegen Myles Garrett musste sich der Rookie im Eins-gegen-eins ohne Hilfe einige Male (vier Pressures, zwei Sacks) geschlagen geben. In Anbetracht der Tatsache, dass es gegen den derzeit wohl besten Pass-Rusher der NFL ging, machte Slater seine Sache allerdings noch ordentlich. In den kommenden Wochen dürften seine Statistiken somit wieder deutlich besser aussehen.

1. Ja'Marr Chase (Wide Receiver, Bengals)

Man vergisst es gerne, doch es ist keine zwei Monate her, dass nach zwei (zugegeben äußert schwachen) Preseason-Spielen von Chase tatsächlich über mögliche Probleme bei seinem Sprung in die NFL diskutiert wurde. Heute kann man festhalten: Das ist Schnee von gestern!

Chase harmoniert mit Burrow wie zu ihren besten Zeiten bei LSU. Der Erstrundenpick hat die siebtmeisten Receiving Yards, die zweistmeisten Receiving Touchdowns, die sechstmeisten Catches über mindestens 20 Yards und die drittmeisten Yards pro Catch in der NFL. Als zweiter Rookie überhaupt nach Randy Moss kommt Chase in seinen ersten fünf Spielen auf mehr als 400 Receiving Yards und fünf Touchdowns.

Chase ist zudem das beste Beispiel dafür, dass keine Position - abgesehen vom Quarterback natürlich - eine Offense so sehr transformieren kann wie ein Top-Receiver. Chases Qualitäten, insbesondere im Eins-gegen-eins Downfield, öffnen Räume für seine Mitspieler und haben die Offense der Bengals auf ein neues Level gehoben. Und noch scheint sein Ceiling nicht erreicht: Gegen die Packers erreichte Chase neue Bestwerte in Targets, Receptions und Yards. Am Saisonende könnte Chase bereits fest in die Klasse der Elite-Receiver gehören.