Was für ein irrer Spieltag! Die Miami Dolphins kommen gegen Cleveland mit zwei blauen Augen davon, während Minnesotas Defense Cam Newton Alpträume bereitet. Außerdem: Die Cardinals gehen in Buffalo unter, Eli Manning wirft gegen die Redskins den möglichen Heimsieg mehrfach weg, Siemian überzeugt und Green Bay findet gegen Detroit zu alter Explosivität zurück. Außerdem: Seattle schlägt die Niners deutlich, doch Wilson verletzt sich. Und die Philadelphia Eagles zerlegen Pittsburgh komplett!
New England Patriots (3-0) - Houston Texans (2-1) 27:0 (10:0, 0:0, 10:0, 7:0) BOXSCORE
Analyse: Shutout! Patriots erdrücken Texans
Buffalo Bills (1-2) - Arizona Cardinals (1-2) 33:18 (10:0, 7:7, 13:6, 3:5) BOXSCORE
Aus Cardinals-Sicht dürften sich viele an das grausame NFC-Championship-Game in Charlotte im Januar erinnert haben - allein: Der Gegner war zumindest vor dem Spiel doch deutlich weniger furchteinflößend. Buffalo musste ohne Sammy Watkins, Left Tackle Cordy Glenn und Cornerback Ronald Darby, ran, die Cards kamen mit dem 40:7-Sieg über Tampa Bay im Gepäck an die Ostküste. Doch auf dem Platz sah man davon herzlich wenig.
Arizonas Offense, die im Passing Game unglaublich viele Missverständnisse hatte, lieferte stattdessen die schwächste Vorstellung unter Bruce Arians ab: Als Buffalo mit 10:0 in Führung ging, standen 142 Bills-Yards -3 Cardinals-Yards gegenüber. Arizona reihte Punt an Punt (ab Mitte der ersten Hälfte verletzungsbedingt ausgeführt von Kicker Chandler Catanzaro), holten sieben (!) Yards bei den ersten fünf Drives und hatten im Passing Game überhaupt keine Antworten. Die O-Line, vor allem die rechte Seite, wackelte enorm, Palmer (26/49, 254 YDS, 4 INT) war extrem ungenau.
Lediglich David Johnson (19 ATT, 83 YDS, 2 TDs) verlieh der Offense neues Leben und war der entscheidende und nahezu exklusive Motor des jeweils einzigen Cardinals-TD-Drives in der ersten und der zweiten Hälfte. Allerdings wurde es in der zweiten Hälfte nicht besser: Den ersten potentiellen Scoring-Drive vermasselte ein schlechter Field-Goal-Snap, den die Bills zum Touchdown in die Endzone zurück trugen. Arizona dürfte sich zeitnah nach einem neuen Long Snapper umschauen, dieses Problem zieht sich durch die ersten drei Spiele.
Doch es war nicht nur die Cardinals-Offense, die einen kompletten Aussetzer hatte - die Defense stellte sich, abgesehen von einer sensationellen, einhändigen Interception von Patrick Peterson, nur bedingt besser an. Arizona konnte zwar Druck auf Taylor erzeugen, vor allem aber hatte Buffalo überhaupt keine Probleme, über LeSean McCoy (17 ATT, 110 YDS, 2 TDs) immer wieder große Raumgewinne im Running Game zu erzielen. Taylor (14/25, 119 YDS, INT) legte mit einem 49-Yarder unter anderem den längsten QB-TD-Run in der Bills-Geschichte hin, im Run Game funktionierte für die Bills gegen ein enttäuschendes Cardinals-Team fast alles. Palmers erste Interceptions in dieser Saison beendeten alle Träume von der Aufholjagd.
Carolina Panthers (1-2) - Minnesota Vikings (3-0) 10:22 (10:2, 0:6, 0:8, 0:6) BOXSCORE
Angesichts der beiden herausragenden Front Sevens hatten viele eine Defensiv-Schlacht erwartet - und alle Defense-Freunde wurden nicht enttäuscht. Die Vikings, offensiv erstmals ohne den verletzten Adrian Peterson, forcierten einen Safety und sackten Cam Newton insgesamt acht Mal (drei davon gingen auf Griffens Konto), während umgekehrt die Panthers Minnesotas Offensive Line zumindest im Run Game dominierten - der Pass-Rush offenbarte allerdings erneut Probleme.
Zu allem Überfluss ereilte die ohnehin gebeutelten Vikings ausgerechnet hier die nächste Hiobsbotschaft: Guard Alex Boone musste noch vor der Halbzeitpause mit einer Hüftverletzung raus. Doch auch Carolinas Offense um Newton (21/35, 262 YDS, 3 INT), der permanent unter unglaublichem Druck stand, brachte, abgesehen von zwei guten ersten Drives, nicht viel zustande.
Das Running Game funktionierte ohne den verletzten Jonathan Stewart nicht, die Receiver waren weitestgehend komplett aus dem Spiel genommen und so blieben die Vikings im Spiel - und mehr als das. Ein Punt-Return-Touchdown von Marcus Sherels kurz vor der Halbzeitpause sowie ein 15-Yard-Touchdown von Kyle Rudolph zu Beginn des dritten Viertels ließen das Spiel kippen, während Newton wenig später seine zweite Interception warf. Von Carolinas Offense kam in der zweiten Halbzeit überhaupt nichts mehr.
Umgekehrt spielte Sam Bradford (18/28, 171 YDS, TD) auswärts gegen eine der besten Defenses der NFL erneut zumindest phasenweise gut, leistete sich keine schwerwiegenden Fehler und gab seinem Team so eine Chance, das Spiel mit der eigenen heute schlicht sensationellen Defense zu gewinnen. Das bedeutete das Ende einer großen Serie: Carolina hatte zuvor 14 Spiele in Folge zuhause nicht mehr verloren.
Cincinnati Bengals (1-2) - Denver Broncos (3-0) 17:29 (7:3, 7:13, 0:0, 3:13) BOXSCORE
Was für ein Auftritt von Trevor Siemian! Denvers Quarterback stand vor seinem ersten NFL-Auswärtsspiel, und das in Cincinnati - es gibt einfachere Auswärts-Aufgaben. Doch anmerken konnte man ihm das kaum, wenn man ihn auf dem Platz beobachtete. Siemian (23/35, 312 YDS, 4 TD) hatte mehrere tolle Deep Balls, darunter ein 55-yard-TD-Pass auf Demaryius Thomas und ein 41-Yard-TD-Pass auf Emmanuel Sanders.
Stichwort Sanders: Siemian suchte den Receiver immer und immer wieder, während Cincinnati defensiv schlicht viel zu wenig Pass-Rush zustande brachte. Dennoch war nach der ersten Halbzeit die Bengals-Welt noch in Ordnung: Cincinnati hatte sich ganz klar vorgenommen, das Spiel über das Running Game zu dominieren, und genau das gelang anfangs auch eindrucksvoll.
Insbesondere Jeremy Hill (17 ATT, 97 YDS, 2 TD) gefiel hier, Hill hatte beim ersten Drive alleine mehr Rushing-Yards als in den ersten beiden Spielen zusammengenommen. Doch die Bengals konnten ihr Running Game nicht konstant aufrecht erhalten, vor allem aber kam im Passing Game von Andy Dalton (21/31, 206 YDS, INT) und Co. viel zu wenig.
In der zweiten Halbzeit wurde der Unterschied zwischen den beiden Teams dann deutlicher, Siemian, in der ersten Halbzeit noch mit einigen Ungenauigkeiten, bewies jetzt viel Ruhe in der Pocket und hatte seinen Rhythmus ganz klar gefunden. Deutlichster Schönheitsfleck für die Broncos bei einem ansonsten beeindruckenden Auswärtssieg: Das bislang so überzeugende Running Game kam gegen eine der hier bisher anfälligsten Defenses überhaupt nicht ins Rollen. Am Ende standen 23 Laufversuche für 52 Yards zu Buche.
Green Bay Packers (2-1) - Detroit Lions (1-2) 34:27 (14:3, 17:7, 3:7, 0:10) BOXSCORE
Die Kritik war unter der Woche heftig, die Packers-Offense war über die ersten beiden Spiele zu eindimensional, altbekannte Probleme aus der Vorsaison waren wieder sichtbar. Es ging so weit, dass Quarterback Aaron Rodgers die Presse öffentlich attackierte und - wieder einmal - alle dazu aufforderte, nicht in Panik zu verfallen. Gegen die Lions ließ er seinen Worten dann Taten folgen.
Rodgers (15/24, 205 YDS, 4 TD) zerlegte die Lions-Secondary zumindest im ersten Durchgang von der ersten Minute an. Green Bay gelangen sofort die so schmerzhaft vermissten Big Plays im Passing Game und auch Jordy Nelson (6 REC, 101 YDS, 2 TD) war direkt involviert. Auch in der Red Zone war dann mit Rodgers nicht zu spaßen, im ersten Viertel alleine legte er hier TD-Pässe auf Davante Adams, Nelson und Richard Rodgers auf. Dabei nutzte Green Bay endlich auch etwa auf Trips-Formations und gab den Receivern dadurch mehr Unterstützung.
So sah die Offense fast aus, wie in besten 2014er Tagen, als Green Bay regelmäßig Spiele schon zur Halbzeitpause entschieden hatte - den ersten Packers-Punt gab es 9:34 Minuten vor dem Ende des Spiels. Detroit hatte, ohne die verletzten Ziggy Ansah und DeAndre Levy, defensiv schlicht keine Antworten, konnte zumindest aber selbst das eine oder andere Big Play (ein 73-Yard-Touchdown von Marvin Jones etwa) einstreuen.
So plätscherte das Spiel vor sich hin, doch plötzlich wurde es immer enger. Green Bay bekam die Big Plays in der zweiten Hälfte nicht mehr zustande, während Detroit, angetrieben von einem wieder guten Matthew Stafford (28/41, 385 YDS, 3 TD, INT) zumindest eine Art Rhythmus im Running Game fand - so dass es dreieinhalb Minuten vor dem Ende nur noch 34:27 für die Packers stand! Green Bay konnte die Uhr dann allerdings doch relativ souverän runter spielen.
Jacksonville Jaguars (0-3) - Baltimore Ravens (3-0) 17:19 (0:7, 7:6, 7:3, 3:3) BOXSCORE
Die Jaguars könnten das erste Team sein, das in den kommenden Tagen intern ganz groß aufräumt: Von der in der Offseason so verbesserten Defense war einmal mehr zu wenig zu sehen, vielmehr stellte Ravens-Quarterback Joe Flacco (29/40, 214 YDS, 2 INT) mit 21 (!) Completions in Folge einen neuen Franchise-Rekord auf. Jacksonville spielte von vorne bis hinten ein von Fehlern geprägtes Spiel, was sich auch in der Offense bemerkbar machte.
Vor allem Blake Bortles (24/38, 194 YDS, 2 TD, 3 INT) lieferte eine über weite Strecken enttäuschende Partie ab, traf schlechte Entscheidungen und ließ oft das nötige Verständnis für die Spielsituation vermissen. Linebacker C.J. Mosley sicherte sich bei einem schlechten Read einen spektakulären Pick, vier Minuten vor dem Ende warf Bortles die nächste Interception und beim Schlussdrive folgte Nummer drei.
Erlebe ausgewählte Spiele der NFL auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Zwischendurch streute er zwei sehenswerte TD-Pässe auf den starken Allen Robinson ein, doch viel mehr kam von der Offense einfach nicht. Das galt insbesondere für das komplett desolate Running Game, wo das Comeback von Chris Ivory (12 ATT, 14 YDS) wenig brachte.
Trotz alledem hatte das Spiel ein spektakuläres Finish zu bieten: Nur zwei Plays nach Bortles zweitem Pick vier Minuten vor dem Ende gab Flacco den Jags den Ball zurück. Dann allerdings blockte Baltimore den Field-Goal-Versuch und marschierte seinerseits zum Field Goal das Feld runter. Es sollte der Game-Winner sein.
Miami Dolphins (1-2) - Cleveland Browns (0-3) 30:24 OT (7:0, 3:13, 7:0, 7:11, 6:0) BOXSCORE
Die Browns ohne Receiver Coley Coleman und mit ihrem bereits dritten Starting-Quarterback für diese Saison - Rookie Cody Kessler - galten gemeinhin als willkommener Aufbaugegner für die Dolphins. Doch bereits der erste Drive zeigte, dass diese Einschätzung weit gefehlt war: Nur wenige Sekunden waren gespielt, als Ryan Tannehill (25/39, 319 YDS, 3 TD, 2 INT) seine erste Interception warf. Es sollte ein wildes Spiel folgen.
Die Defense eroberte den Ball schnell zurück und ein spektakulärer 26-Yard-TD-Pass auf DeVante Parker rückte die Dinge in South Beach wieder zurecht. Doch die Browns waren nicht nach Miami gekommen, um sich in ihr Schicksal zu ergeben: Coach Hue Jackson ließ seiner Kreativität freien Lauf und setzte etwa den vom Quarterback zum Receiver umgeschulten Terrelle Pryor als Gadget-QB ein, so dass Pryor am Ende die kuriose Statistik von 144 Receiving-Yards, 21 Rushing-Yards und 35 Passing-Yards aufweisen konnte.
Die Defense indes trug einen furchtbaren Wurf von Tannehill zum Pick Six zurück - und plötzlich führten die Browns. Miami arbeitete sich in die Partie zurück, Tannehill fand Landry und Williams zu Touchdowns. Doch Kessler (21/33, 244 YDS) und Pryor hielten Cleveland gegen eine extrem enttäuschende Dolphins-Defense im Spiel, Pryor lief einen direkten Snap in der Red Zone in die Endzone und die 2-Point-Conversion klappte.
Miamis Offense hatte jetzt wieder Sand im Getriebe, Cleveland glich per Field Goal aus, und alles deutete auf die Overtime hin. Dann aber passierte es: Die Browns erwischten Tannehill Sekunden vor dem Ende tief in der eigenen Hälfte und der ließ den Ball fallen! Turnover Browns-Football! Doch es sollte einfach nicht sein - Parkey vergab seinen dritten (!) Field-Goal-Versuch am heutigen Nachmittag! So ging es schließlich doch in die Overtime, wo die Dolphins letztlich noch einen vernünftigen Drive inklusive TD-Run von Jay Ajayi zustande brachten und so mit mindestens zwei blauen Augen davonkamen.
New York Giants (2-1) - Washington Redskins (1-2) 27:29 (14:6, 7:10, 3:7, 3:6) BOXSCORE
Die NFC East kann einfach nicht ohne Drama - jüngstes Beispiel: Eli Manning! In einem genauso spannenden wie von Fehlern geprägten Duell warf Manning (25/38, 350 YDS, TD, 2 INT) den Sieg ganz spät im Spiel nicht nur ein Mal weg, sondern gleich doppelt - darunter mit einer Interception in der Redskins-Endzone, auf die Odell Beckham extrem emotional an der Seitenlinie reagierte.
Doch der Reihe nach: Die Giants legten auch ohne den verletzten Rashad Jennings beeindruckend los. Shane Vereen und der erneut starke Sterling Shepard brachten New York schnell in Führung, Orleans Darkwa legte nach. Die Redskins, bei denen Josh Norman Beckham fast durchgehend über den Platz verfolgte, hatten zudem früh Ausfälle in der eigenen Secondary zu beklagen - Breeland und Hall mussten verletzt raus, Hall hat sich ersten Prognosen zufolge einen Kreuzbandriss zugezogen.
Odell Beckham Jr. im Interview: "Es wird niemals Gnade geben"
In diesem Zustand lag Washington mit 9:21 zurück und wenige setzten zu dem Zeitpunkt wohl noch Geld auf die Redskins. Doch zum Unglück der Giants lieferte Washingtons Offense anschließend ihren eindeutig besten Auftritt in dieser noch jungen Saison ab. Matt Jones (17 ATT, 65 YDS) überzeugte, vor allem aber packte Kirk Cousins (21/35, 296 YDS, 2 TD) endlich den Deep Ball aus: Ein 44-Yard-TD-Pass auf DeSean Jackson war die Folge, Jamison Crowder trug zudem einen Screen Pass 55 Yards in die Endzone.
Coach Jay Gruden offenbarte darüber hinaus auch endlich mehr Mut im Play-Calling und wurde für einen Fake Punt belohnt. Und dennoch schien es, als würden die Giants das Spiel spät wieder an sich reißen. Beckham (7 REC, 121 YDS) hatte pünktlich zur Crunchtime seine eindeutig beste Phase und ließ Norman mehrfach ganz alt aussehen. Doch durch Mannings Endzone-Interception verpasste es New York, den Deckel drauf zu machen und so gewann Washington das Spiel per Field Goal.
Tennessee Titans (1-2) - Oakland Raiders (2-1) 10:17 (3:7, 0:10, 7:0, 0:0) BOXSCORE
Arbeitssieg - so kann man den Auswärtserfolg der Raiders wohl am ehesten zusammenfassen. Der positivste Aspekt für Oakland dabei: Die Defense sah nach enorm schwachen Auftritten in den ersten beiden Wochen mit jeweils über 500 zugelassenen Yards deutlich verbessert aus und schnappte sich zwei Interceptions von Marcus Mariota (17/33, 214 YDS, 2 INT), der kurzfristig ohne Tight End Delanie Walker auskommen musste.
Insgesamt drei Titans-Turnover standen unter dem Strich, dazu kam ein Raiders-Sack. Gleichzeitig funktionierte zunächst allerdings immerhin Tennessees Running Game, DeMarco Murray (16 ATT, 114 YDS, TD) sorgte für den ersten Titans-Rushing-TD in dieser Saison. Doch Derek Carr (21/35, 249 YDS, TD, INT) und Oaklands Passing-Offense waren gerade gut genug, um einen Zittersieg mitzunehmen.
Denn am Ende wurde es nochmals richtig eng: Mariota fand Andre Johnson in der Schlussminute zum Ausgleich in der Endzone, doch entschieden die Refs auf Offensive Pass Interference. Zwei Plays später hätten die Titans den Call gerne umgekehrt - doch ein deutlich sichtbarer Kontakt von Cornerback TJ Carrie gegen Harry Douglas wurde nicht geahndet und so blieb es beim knappen Raiders-Sieg.
Seattle Seahawks (2-1) - San Francisco 49ers (1-2) 37:18 (14:0, 10:3, 6:0, 7:15) BOXSCORE
Alle - nach zwei Wochen durchaus berechtigten - Fragen rund um die Seahawks-Offense haben sich zumindest für einige Tage erledigt. Denn die Hawks gaben gegen San Francisco genau die Antwort, auf die sie in Seattle gehofft hatten: Die Seahawks dominierten von Anfang an im Running Game die Line of Scrimmage komplett, in Abwesenheit des verletzten Thomas Rawls spielte Christine Michael (20 ATT, 106 YDS, 2 TD) dabei groß auf und empfahl sich für weitere Aufgaben.
Darüber hinaus schien der lädierte Knöchel von Russell Wilson (15/23, 243 YDS, TD) tatsächlich wieder in besserem Zustand zu sein, Wilson, im Gegensatz zur Vorwoche, agierte so auch wieder Under Center. Zudem hielt Doug Baldwin (8 REC, 164 YDS, TD) Drives mit spektakulären, langen Catches mehrfach am Leben, während sich Jimmy Graham nicht nur mit einem Touchdown-Catch in der Red Zone zurückmeldete. Kurzum: Viele Dinge, die über die ersten beiden Wochen nicht geklappt haben, funktionierten gegen eine enttäuschende Niners-Defense deutlich besser.
Zumindest in der ersten Hälfte - denn im dritten Viertel war früh etwas Sand im Getriebe, Wilson steckte zudem einen harten Hit ein, bei dem sein Bein deutlich umgebogen wurde. Wilson kam kurzzeitig zurück, doch ging es schließlich nicht mehr und Trevone Boykin musste rein. Die genauere Untersuchung folgt. Schematisch, das hatte sich in der Preseason bereits angedeutet, musste Seattle nicht viel ändern, auch wenn die Offense mit Boykin (7/9, 65 YDS, TD, INT), der Baldwins absoluten Sahnetag ebenfalls zu nutzen wusste, insgesamt einfacher wurde.
Und die Niners? Für San Francisco war offensiv schlicht überhaupt kein Raum: Die Seahawks spielten viel Nickel-Defense, etwas, womit sie Chip Kelly zu Eagles-Zeiten schon Probleme bereitet hatten. Third Down (4/15) war generell ein riesiges Problem, auch wenn sich die O-Line im Laufe des Spiels halbwegs fing. Doch von der ersten Minute war schlicht mehr als ein Klassenunterschied erkennbar und angesichts der Vorstellung von Blaine Gabbert (14/25, 119 YDS, INT) werden Fragen nach Colin Kaepernick unter der Woche lauter werden.
Tampa Bay Buccaneers (1-2) - Los Angeles Rams (2-1) 32:37 (6:10, 14:7, 0:7, 12:13) BOXSCORE
Was soll man nur mit diesen Rams machen? In Week 1 ein völliges Desaster beim Shutout in San Francisco, dann eine defensive Gala beim Sieg gegen Seattle in der Vorwoche - und jetzt ein solider Auftritt der Offense in Tampa Bay! Auch wenn die Bucs in der Run-Defense über weite Strecken erwartet stark agierte, richtete Case Keenum (14/26, 190 YDS, 2 TD, INT) dieses Mal im Passing Game Schaden an. Und das zunächst auf beiden Seiten.
Auf einen 45-Yard-TD-Pass auf Brian Quick ließ er einen grausamen Pick Six gegen Kwon Alexander folgen. Tampa Bay zog dann davon, auch weil L.A. keine Antwort auf Mike Evans hatte, doch die Rams verfielen zu keinem Zeitpunkt in Panik. Stattdessen präsentierte sich Winston (36/58, 405 YDS, 3 TD, INT), wie schon in Arizona in Week 2, fehleranfällig, warf eine Interception in der ersten Halbzeit und seinen Fumble in der zweiten Hälfte trug Westbrooks zum Touchdown zurück in die Endzone.
Inzwischen war auch Todd Gurley (27 ATT. 85 YDS, 2 TD) im Spiel angekommen, die Partie kippte komplett. Winston hielt die Bucs mit zwei TD-Pässen auf Tight End Cameron Brate, der für den am Freitag entlassenen Austin Seferian-Jenkins startete. Ein 43-Yard-TD von Tavon Austin brachte dann aber die vermeintliche Entscheidung - so jedenfalls sah es zunächst aus.
Doch weit gefehlt, denn die Bucs kamen zurück: Winston, der die Offense ohne den verletzten Doug Martin zu stark tragen musste, führte sein Team blitzartig das Feld runter, abgeschlossen mit einem spektakulären Touchdown-Pass auf den erneut starken Evans. Zwei Minuten vor Schluss hatten die Rams dann ein kritisches Third Down kurz vor der eigenen Endzone, mit nur fünf Punkten in Front - und das Spiel musste aufgrund eines Sturms unterbrochen werden! Über 45 Minuten ging überhaupt nichts, dann kamen die Spieler zum aufwärmen wieder raus. Tampa stoppte L.A. und marschierte in die Red Zone - doch vier Sekunden vor Schluss brachte Winston den Ball nicht in der Endzone unter.
Indianapolis Colts (1-2) - San Diego Chargers (1-2) 26:22 (10:0, 3:13, 7:6, 6:3) BOXSCORE
"Es geht nicht nur um diesen letzten Drive. Es geht nicht nur um eine Serie", erklärte Chargers-Coach Mike McCoy nach der Partie. Und wer das Spiel zuvor gesehen hatte, konnte McCoy kaum widersprechen: Über vier Viertel ging es hin und her, wobei die Colts den deutlich besseren Start erwischten: Frank Gore (21 ATT, 82 YDS, TD) war früh im Spiel und Indy schien die Partie mit seiner Offense kontrollieren zu können.
Dann aber kamen, in einer insgesamt fehlerbehafteten Partie, die Chargers zurück: Einen Strip-Sack gegen Andrew Luck (24/37, 331 YDS, TD, INT) trug Caraun Reid in die Endzone zurück, Luck steckte wieder einmal zu viele Hits ein und die Führung war schon vor der Pause wieder weg. Im dritten Viertel ging es genau so weiter. Die Chargers übernahmen über Melvin Gordon die Führung, ließen den PAT aber liegen.
Umgekehrt brachte Robert Turbin die Colts wieder in Front - und dann passierte es: T.Y. Hilton (8 REC, 174 YDS, TD), auf den San Diego nie eine Antwort hatte, fing den Pass von Luck, entwich mehreren Chargers-Tackles und marschierte 63 Yards in die Endzone. Die Chargers hatten noch die Chance auf den späten Game-Winner - doch Hunter Henry fumbelte den Ball eine Minute vor Schluss beim von McCoy angesprochenen letzten Drive.
Kansas City Chiefs (2-1) - New York Jets (1-2) 24:3 (7:0, 10:3, 0:0, 7:0) BOXSCORE
Eine der großen Fragen vor dem Spiel war: Kann Kansas City gegen die dominante Defensive Line der Jets bestehen und offensiv punkten? Die Antwort: Das war unter dem Strich überhaupt nicht nötig. Denn was New Yorks Offense und vor allem Quarterback Ryan Fitzpatrick (20/44, 188 YDS, 6 INT) in KC ablieferten, brachte die Chiefs offensiv nur sehr bedingt unter Zugzwang.
Die sechs (!) Interceptions von Fitzpatrick kamen zum Teil in Garbage Time - mindestens drei davon aber kamen New York teuer zu stehen. So bestraften die Chiefs seinen ersten Pick mit einem TD-Pass auf Travis Kelce, die nächsten beiden Interceptions kamen beide in der Red Zone, und beide nach dem gleichen Muster: Fitzpatrick wollte den TD-Pass erzwingen, warf jeweils unerklärlich in aussichtslose Double Coverage, beide Male wurde der Ball abgefälscht und landete dann sicher in den Armen eines Chiefs-DBs.
Die Neuerungen zur 2016er Saison: Alle Infos im Überblick
Der angeschlagene Brandon Marshall (3 REC, 27 YDS) war quasi kein Faktor, einziger Lichtblick in der Jets-Offense war Matt Forte. Dazu kam aufseiten der Jets ein Fumble beim Kick-Off-Return, welchen die Chiefs in die Endzone zurück trugen. Kansas City, erneut ohne Jamaal Charles, spielte stattdessen ein schlicht weitestgehend fehlerfreies Spiel, Alex Smith (25/33, 237 YDS, TD) machte nicht viel mehr, als er musste. Doch reichte das gegen diese Jets-Offense vollends.
Philadelphia Eagles (3-0) - Pittsburgh Steelers (2-1) 34:3 (7:0, 10:3, 21:0, 0:0) BOXSCORE
Man kann vor Carson Wentz nur in allergrößter Bewunderung den Hut ziehen! Denn was der Eagles-Rookie-Quarterback in seiner noch jungen NFL-Karriere abliefert, hat mit einem Rookie mal so überhaupt nichts zu tun. Nach den ersten beiden Spielen gegen die Browns und die Bears wurde dabei noch viel auch den schwachen Gegner zugeschrieben - doch dieser Auftritt gegen Pittsburgh sollte die Kritiker vorerst verstummen lassen.
Wentz (23/31, 301 YDS, 2 TD) zeigte nämlich auch gegen die Steelers-Defense, wie weit er schon ist. Und das auf beeindruckende Weise: Der Rookie agierte ruhig in der Pocket, wich immer wieder dem Pass-Rush aus, sagte Spielzüge an und veränderte sie und las die Defense nach dem Snap. Das mustergültige Beispiel hierfür war der 71-Yard-TD-Pass auf Darren Sproles, davor hatte er bereits einen Touchdown-Pass auf Jordan Matthews aufgelegt.
Pittsburgh kam mit Philadelphias Screen-Game überhaupt nicht zurecht, insgesamt beeindruckte die Offensive Line der Eagles gegen einen viel zu harmlosen Steelers-Pass-Rush. Dadurch klappte auch das Running Game besser, als vorher gedacht. Vor allem Smallwood überzeugte hier. Pittsburghs Offense auf der anderen Seite offenbarte Probleme gegen eine extrem starke Defense: Ben Roethlisberger (24/44, 257 YDS, INT) stand immer wieder unter Beschuss, die Eagles konnten mit dem 4-Men-Rush großen Druck erzeugen.
Die Offensive Line der Steelers machte hier überhaupt keine gute Figur und das sonst so gefürchtete Deep-Passing-Game kam dadurch nie zur Entfaltung. Auch DeAngelo Williams (8 ATT, 21 YDS) hatte einen harten Nachmittag. Neben Wentz war das die große Erkenntnis für Philly: Diese Defense kann das Team ohne jede Frage tragen. Zu allem Überfluss aus Pittsburghs Sicht musste Steelers-LB Lawrence Timmons frühzeitig verletzt raus.
Dallas Cowboys (2-1) - Chicago Bears (0-3) 31:17 (10:0, 14:3, 0:7, 7:7) BOXSCORE
New Orleans Saints (0-2) - Atlanta Falcons (1-1) (Di., 2.30 Uhr live auf DAZN)