Die Los Angeles Chargers haben den Las Vegas Raiders nach wetterbedingt verspätetem Start durch einen 28:14-Heimsieg die erste Niederlage der Saison zugefügt (Hier geht's zu den Highlights im Video). Justin Herbert überragte trotz heftigem Druck und auch Austin Ekeler wusste zu überzeugen.
Der Abend im SoFi Stadium von Inglewood/Kalifornien begann kurios: Der Kick-Off des Spiels verschob sich um ziemlich genau 35 Minuten. Der Grund: ein Blitzgewitter über dem Großraum Los Angeles - trotz Überdachung entschied die NFL, den Spielbeginn zu verschieben.
Während sich die Chargers von dieser Verzögerung zunächst unbeeindruckt zeigten und ihren ersten Drive nach zwölf Spielzügen mit einem Touchdown abschlossen - Justin Herbert fand Donald Parham aus 4 Yards - hatten die Raiders einen weniger souveränen Start.
Generell übernahmen in der Folge erstmal die Defenses, die bis Ende des zweiten Viertels dank heftigen Drucks auf die QBs nichts mehr zuließen. Dann jedoch fing sich die Chargers-Offense wieder und legte bis zur Pause noch zwei Touchdowns drauf. Zunächst fand Herbert Jared Cook auf einer Seam-Route für einen 10-Yard-Touchdown-Pass, wenig später durfte Running Back Austin Ekeler auf einer Wheel-Route über einen 14-Yard-Touchdown-Catch jubeln. 21:0 Chargers zur Pause.
Die Raiders wiederum erwachten erst nach dem Break. Nach elf Spielzügen schloss Derek Carr den ersten brauchbaren Drive seines Teams mit einem 10-Yard-Touchdown-Pass zu Hunter Renfrow ab. Das schien auch der Defense neues Leben einzuhauchen, denn im Anschluss gelang den Raiders ein Stopp durch einen abgefälschten Pass von Maxx Crosby im Backfield und einen Sack durch die Mitte von Darius Philon.
Raiders kommen mit Schwung aus der Pause
Die Raiders hielten dann den Fuß auf dem Gas und brauchten keine drei Minuten für den nächsten Touchdown - begünstigt durch eine Pass Interference von Cornerback Asante Samuel gegen Henry Ruggs, die den Raiders einen Raumgewinn von 45 Yards einbrachte. Das Play unterstrich zudem, dass die Raiders nun an der Front stabiler standen und Carr Deep Shots versuchen konnte. Der letztliche Touchdown war dann essenziell ein Jump Ball für Tight End Darren Waller über den Defensive Back in die Ecke der Endzone. Plötzlich waren die Gäste wieder mittendrin im Spiel vor Ende des dritten Viertels.
Danach das gleiche Bild: Der Pass Rush der Raiders kam unerbittlich und ließ Herbert kaum noch Zeit für präzise Pässe, was zum nächsten Stopp führte. Es folgte ein weiterer Deep Shot auf Ruggs, der dieses Mal den 51-Yard-Catch machte. Anschließend begnügten sich die Raiders mit einem 52-Yard-Field-Goal-Versuch, doch Daniel Carlson verzog, sodass die Sieben-Punkte-Führung der Hausherren zehn Minuten vor Schluss weiter Bestand hatte. Und diese Vorlage ließen sich die Hausherren nicht entgehen. Nach ein paar kritischen 3rd-Down-Conversions von Herbert war es schließlich Ekeler, der mit einem 11-Yard-Touchdown-Lauf den Vorsprung wieder ausbaute und für die Vorentscheidung sorgte.
Den Deckel drauf machte letztlich eine Interception von Derwin James gegen Carr. In der Folge spielten die Chargers die finalen Minuten herunter.
Los Angeles Chargers (3-1) - Las Vegas Raiders (3-1)
Ergebnis: 28:14 (7:0, 14:0, 0:14, 7:0) BOXSCORE
Chargers vs. Raiders - die wichtigsten Statistiken
- Die Raiders hatten keine sonderlich gute erste Hälfte. In Zahlen ausgedrückt: Sie kamen auf 51 Total Yards in der Offense. Dem gegenüber standen jedoch 53 Yards durch diverse Penalties.
- Herbert gelangen 3 Touchdown-Pässe vor der Pause. Das ist in einem Monday Night Game seit Woche 5 2020 niemandem mehr gelungen. Der letzte QB vor Herbert mit diesem Output? Justin Herbert!
Der Star des Spiels: Justin Herbert (Quarterback, Chargers)
Unter Dauerbeschuss (13 Pressures, 2 Sacks) blieb Herbert (25/38, 222 YDS, 3 TD) stets cool, traf die richtigen Entscheidungen und machte die Plays, die nötig waren. Vor der Pause ging es hauptsächlich darum, den Anfangsdruck zu überstehen, danach dann darum, die Raiders auf Distanz zu halten, was letztlich souverän gelang. Ebenfalls stark: Austin Ekeler (145 Scrimmage Yards, 2 TD), der nicht nur zwei Touchdowns erzielte, sondern auch immer für ein First Down gut war und am Ende dabei half, die Uhr herunter zu spielen.
Der Flop des Spiels: Linebacker der Raiders
Die Chargers liefen für 168 Yards Yards (4,9 YDS/CAR) und gerade Ekeler war nicht zu halten. Speziell Denzel Perryman und K.J. Wright waren mit der Deckung von ihm, aber auch der Tight Ends, völlig überfordert und gaben jeweils einen Touchdown als nächster Verteidiger ab. Linebacker ist seit längerem ein Problem der Raiders und das kam in dieser Partie mal wieder deutlich zum Vorschein.
gettyAnalyse: Chargers vs. Raiders - die Taktiktafel
Gerade zu Beginn des Spiels hatten beide Defensiv-Fronten großen Erfolg, Druck auf den Quarterback aufzubauen. Während es die Raiders hauptsächlich über ihre Defensive Line machten, setzten die Chargers gezielt auf Blitzes und schickten diese meist über die Seite von Edge Rusher Joey Bosa, um zu verhindern, dass dieser von Double Teams geblockt wurde.
Der heftige Druck auf die Quarterbacks hatte zur Folge, dass sowohl Herbert als auch Carr sehr viele kurze Pässe warfen. Doch während die Chargers damit in Space durch Yards nach dem Catch Erfolg hatten, wurde den Raiders zum Verhängnis, dass ihre Offense auf diese Art Spiel eigentlich nicht ausgelegt ist.
Vielmehr spielten sie den Chargers, die fast durchweg im Nickel-Package spielten, in die Karten. Die schnellen und umtriebigen Defensive Backs wie Derwin James oder Nasir Adderley waren eigentlich immer früh zur Stelle und erwiesen sich als sichere Tackler.
Die Chargers zeichneten sich offensiv überdies durch ihre Kreativität aus. Im ersten Viertel versuchten sie etwa einen Fake-Punt-Pass von Punter Ty Long zu Tevaughn Campbell. Nur die große Aufmerksamkeit von Returner (!) Hunter Renfrow verhinderte die Completion und ein neues First Down. Im zweiten Viertel dann "versteckten" sie Tight End Stephen Anderson als Fullback im Backfield, spielten Play Action und Herbert fand Anderson dann auf einer simplen Seam-Route völlig offen für einen 34-Yard-Passspielzug.
Das kreativste, was den Raiders in der ersten Hälfte hingegen einfiel, war gegen die Nickel-Defense zeitweilig mit 22-Personnel zu laufen. Von großem Erfolg gekrönt war dies aber auch nicht.
- Nach der Pause änderte sich dies. Pre-Snap-Motion war präsenter, Play-Fakes wurden eingebaut und mit besserer Protection packten die Gäste auch Deep Shots auf Ruggs aus. Die Chargers wiederum blitzten aus irgendeinem Grund weniger und bekamen dann kaum noch Zugriff auf Carr.
- Und auch defensiv wurden die Raiders immer besser, was auch mit unbalancierten Fronts zu tun hatte. Sie überluden mit fortlaufender Spielzeit immer häufiger die rechte Seite der Offensive Line, wo Tackle Storm Norton zusehends überforderter wirkte und konstant von den Edge Rushern der Gäste geschlagen wurde. Nach der Pause erhöhten die Gäste im Übrigen auch die Schlagzahl, was Blitzes anging. Waren es nur zwei vor der Pause, wurden es danach dann Blitzes bei fast 70 Prozent der Dropbacks von Herbert.