Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 11 in der NFL

Von Adrian Franke
21. November 202210:02
Justin Fieldsgetty
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Nach Woche 11 müssen sich die Jets ernsthaft die Quarterback-Frage stellen, während Baltimores Offense mit Blick Richtung Playoffs eigene Fragen aufwirft. Außerdem: Wie sehen die großen Trades im Rückblick aus? Und wie könnte der Rebuild der Bears weitergehen?

Als Broncos-Coach Nathaniel Hackett unter der Woche auf das Duell mit den ebenfalls strauchelnden Raiders angesprochen wurde, lautete seine trockene Parole: "Irgendwer muss dieses Spiel gewinnen."

Das mag nicht gerade die höchste Schule der Motivation sein - und es ist eine Aussage, die Hackett und Russell Wilson mit ihrem Time-Management am Ende auf die Probe stellten -, und gleichzeitig beschreibt es die Gefühlslage, die vermutlich in Denver und auch in Las Vegas - genau wie bei den Rams und Saints - derzeit herrscht, ganz gut.

Diese Teams sind mit gehörigen Ansprüchen in die Saison gestartet, untermauert mit einigen kostspieligen Trades. Sowohl die Rams (Pick via Trade abgegeben an die Lions), als auch die Saints (Eagles) und Broncos (Seahawks) könnten im kommenden Draft Top-10-Picks an ein anderes Team abgeben.

Ohne an dieser Stelle zu sehr in die Details zu gehen - über die gescheiterte Strategie der Saints hatte ich beispielsweise auch schon ausführlicher geschrieben - liegt hier vermutlich schon eine übergreifende Lektion: Die Lektion, dass man sehr vorsichtig damit sein sollte, künftige Erstrunden-Picks abzugeben.

Mit diesen Trades lässt man sich auf eine Wundertüte ein. Sicher, alles kann perfekt laufen und man schickt einen Pick in den späten 20ern oder gar in den 30ern im Folgejahr zum Trade-Partner. Es kann aber auch ein Top-5-Pick sein.

Die Texans dachten nicht, dass der künftige Erstrunden-Pick, den sie für Laremy Tunsil nach Miami schickten, der Nummer-3-Pick sein würde. Die Seahawks dachten nicht, dass der zweite Erstrunden-Pick, den man für Jamal Adams zu den Jets geschickt hatte, ein 2022er Top-10-Pick sein würde. Und ich bin mir sicher, dass insbesondere die Broncos, Rams und Saints niemals damit gerechnet hatten, dass sie im 2023er Draft in der Top 10 picken könnten.

1. Gewinner und Verlierer der großen Offseason-Trades

Doch war das nicht die Stimmung, die im vergangenen Frühjahr in der NFL herrschte. Die Liga hatte gerade dabei zugeschaut, wie die ultra-aggressiven und Trade-freudigen Rams den Super Bowl gewinnen konnten, und auch wenn mehr zu ihrer Strategie gehörte: Das aggressive Traden von Premium-Ressourcen für Stars auf Premium-Positionen war ligaweit en vogue.

Solche Trades - umso mehr, weil sie meist mit einem neuen, teuren Vertrag einhergehen, sind Weichenstellungen, und zwar für beide Teams. Ein gut geplanter Rebuild kann mit den so erhaltenen Ressourcen nach vorne katapultiert werden - ein Fehlinvestment dagegen kann ein Regime zu Fall bringen und ein Team signifikant zurückwerfen.

Und während wir uns mit großen Schritten in Richtung des letzten Saisondrittels bewegen, rücken die Konsequenzen dieser Entscheidungen stärker in den Fokus.

Quarterback Russell Wilson (von den Seahawks zu den Broncos)

Gewinner: Natürlich die Seattle Seahawks. Selbst wenn wir ganz nüchtern an die Sache ran gehen und erst einmal nur auf das Draft-Paket betrachten, muss man den Deal als massiven Punktgewinn für Seattle verbuchen, angesichts des Leistungsabfalls, den man dieses Jahr bei Wilson konstatieren muss. Packt man dann noch die bisherigen Eindrücke von Seattles Rookie-Klasse und den zunehmend hohen Pick 2023 obendrauf, manifestiert sich dieses Fazit umso mehr.

Verlierer: Die gesamte Broncos-Seite dieses Deals, inklusive Wilson selbst. Der wurde zwar mit einem weiteren teuren Vertrag fürstlich entlohnt, bevor er überhaupt einen Snap für die Broncos gespielt hatte - doch spätestens seit der Auftaktniederlage gegen Seattle vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendein ehemaliger Mitspieler mal mehr, mal weniger subtil öffentlich gegen Wilson nachtritt.

Und dann ist da die Broncos-Seite. Denver hat sich für die nächsten sieben Jahre an Wilson gebunden, mit einem Deal, der ihn bis mindestens einschließlich 2024 an die Broncos bindet. Selbst eine Entlassung 2025 würde noch einen Dead-Cap-Hit über fast 50 Millionen Dollar mit sich bringen. Dieser Trade mit diesem Vertrag könnte als der teuerste Fehler in der NFL-Geschichte in die Geschichtsbücher eingehen.

Wide Receiver Davante Adams (von den Packers zu den Raiders)

Gewinner: Man könnte hier zumindest Adams ins Rennen werfen, weil er den Vertrag bekommen hat, den er wollte, und zu dem Team getradet wurde, zu dem er wollte - aber auch Adams hatte sich das alles aus sportlicher Perspektive mit Sicherheit anders vorgestellt. Und wer weiß: Vielleicht ist das Experiment mit Adams in Las Vegas viel früher beendet, als irgendwer vorher antizipiert hatte.

Verlierer: Alle Beteiligten. Die Passing-Offense der Packers sucht verzweifelt ihre Form und stolpert durch die Saison. Eine vermeintliche All-In-Saison mit Aaron Rodgers könnte enden, bevor die Playoffs überhaupt anfangen. Die Raiders auf der anderen Seite sind mit dem Adams-Trade All-In gegangen, mit einem Kader, der in zu vielen Teilen zu weit weg davon war. Eine enorme Fehlkalkulation.

Gehen die Raiders nach dieser Saison womöglich in einen Rebuild? Der Vertrag von Derek Carr würde eine Trennung ermöglichen, Josh McDaniels könnte seine verkorkste Einstiegssaison als Anlass dafür nehmen, den Neustartknopf zu drücken, auch um sich selbst Zeit zu verschaffen. Adams nach dieser Saison zu traden, würde einen Dead Cap in Höhe von 31,4 Millionen Dollar in den Raiders-Büchern lassen, und mittlerweile bin ich nicht mehr sicher, wie unwahrscheinlich dieses Szenario noch ist.

Wide Receiver Tyreek Hill (von den Chiefs zu den Dolphins)

Gewinner: Hill hat den Vertrag bekommen, den er haben wollte - aber der größte Gewinner dieses Trades für mich ist Dolphins-Quarterback Tua Tagovailoa. Und ohne die "Wie viel ist Tua, wie viel sind Scheme und Waffen?"-Diskussion wieder aufmachen zu wollen: Es steht außer Frage, dass Tua massiv von Hills Impact profitiert, der die gesamte Dolphins-Offense öffnet.

Aus Chiefs-Perspektive muss man diesen Part hier etwas anders angehen, dennoch sehe ich Kansas City als Gewinner: Dieser Trade und die Tatsache, dass Kansas City Hill nicht in diesen Dimensionen bezahlen wollte, zeigt die in meinen Augen richtige Selbsteinschätzung: Sicher will man mit Mahomes in jedem Jahr All-In sein - aber die Chiefs sollten ihre Kaderplanung auch so angehen, dass sie über die nächsten 10 Jahre ein Titelfenster haben.

Dafür muss der Kader immer wieder junges, günstiges Talent bekommen, um die vorhandenen, teuren Stars zu ergänzen. Dieser Trade war ein klares Statement in diese Richtung: Trent McDuffie, Skyy Moore, zwei Tag-3-Picks im kommenden Draft - KC stellt sich mit diesem Trade neu auf, und hatte so eben auch die Munition, um bereitwillig ein Angebot für den in New York unzufriedenen Kadarius Toney abzugeben.

Verlierer: Wenn wir wirklich kurzfristig denken, könnte man Kansas City hier aufführen. Die Chiefs wären natürlich noch gefährlicher mit Hill, statt JuJu Smith-Schuster und Marquez Valdes-Scantling.

Aber eine wirklich relevante Position ist das nicht, denn Roster Building findet nicht in Einjahresfenstern statt - und hätten die Chiefs den Trade für Kadarius Toney ohne zusätzliche Picks gemacht? Wie hätte die Cap-Struktur über die nächsten beiden Jahre funktioniert? Ich halte das für einen Trade, bei dem alle Beteiligten unter dem Strich die richtige Entscheidung getroffen haben.

Wide Receiver A.J. Brown (von den Titans zu den Eagles)

Gewinner: Wie bei Tyreek Hill ist auch hier die erste Antwort relativ klar: Jalen Hurts. Hurts hat einen Sprung gemacht, aber ähnlich wie bei Tua Tagovailoa steht auch hier die Frage im Raum, inwieweit dieser Sprung mit seiner eigenen Entwicklung zu erklären ist, und welchen Anteil die verbesserten Umstände haben.

Hurts bringt zwei exzellente Qualitäten mit, die essenziell sind für die Offense der Eagles: Seine Rushing-Qualitäten sowie sein Go-Ball. Und Brown auf der anderen Seite hat zwei Kernkompetenzen in diese Offense gebracht: Die Physis über die Mitte des Feldes - und die Ballwinner-Qualitäten Outside bei Go-Balls. Hurts' Entwicklung hängt in dieser Hinsicht definitiv mit Brown zusammen.

Verlierer: Die Titans liegen auf der Hand, und es ist grundsätzlich erst einmal nie eine gute Entscheidung, einen jungen Elite-Playmaker abzugeben. Um diese Art Spieler sollten Teams in meinen Augen immer aufbauen, nicht sie abgeben, und der Vertrag, den Tennessee Brown angeboten haben soll, legt nahe, dass die Titans wirklich kein Interesse daran hatten, sich an ihn zu binden.

Vielleicht waren hier Bedenken hinsichtlich vergangener Verletzungen ein Faktor, generell aber ist Tennessee hier zunächst mal als Verlierer zu nennen.

Die Verteidiger Khalil Mack & J.C. Jackson (zu den Chargers)

Gewinner: Die "abgebenden" Teams, auch wenn es im Fall der Patriots "nur" ein Free-Agency-Abgang war - aber einer, der ihnen mutmaßlich einen Viertrunden-Compensatory-Pick einbringen wird. Die Bears mussten mit Blick auf ihren Kader einen Rebuild angehen, die Patriots haben in der vergangenen Offseason einmal mehr gezeigt, dass sie in der Lage sind, gute Defensive Backs zu finden.

Verlierer: Jackson ist der nächste Verteidiger, der in New Englands Defense herausragende Leistungen abliefert, nur um dann ohne Belichick in ein Loch zu fallen. Die Verletzung ist natürlich Pech, aber der Effekt, den ich von ihm innerhalb der Defense von Brandon Staley erhofft hatte, ist auch vor der Verletzung nicht ansatzweise eingetreten. Jackson hatte eine horrende Saison.

Mack war eine gute Verpflichtung und wurde umso wichtiger, nachdem sich Joey Bosa verletzt hatte. Aber sein Impact unter dem Strich konnte nie so sein wie erwartet, weil er kein fehlendes Puzzleteil, sondern das gesamte Puzzle war, inklusive Packung. Die Chargers haben viele Probleme und enttäuschen in vielen Bereichen. Aber L.A. hat sich dazu entschieden, die Defense klar zu fokussieren, und das Ergebnis ist mehr als enttäuschend.

Es gab noch Wechsel, die in puncto Ressourcen nicht ganz mit den oben genannten Deals mithalten können. Der Trade für Matt Ryan etwa kostete die Colts lediglich einen Drittrunden-Pick - doch die erhoffte Quarterback-Antwort ist er nicht. Die Falcons auf der anderen Seite trennten sich von Ryan, bevor der so richtig abbaute; doch der überaus geringe Trade-Preis sowie der massive Dead-Cap-Hit, den Atlanta schlucken musste, lassen die Falcons hier auch nicht gerade als "Gewinner" zurück.

Direkt mit dieser Situation verknüpft ist Carson Wentz, von dem sich die Colts nach nur einem Jahr trennten und ihn nach Washington schickten. Durch Wentz' Verletzung wird der Conditional 2023er Pick aus diesem Trade, der noch nach Indianapolis wandert, "nur" ein Drittrunden-Pick werden - Wentz müsste 70 Prozent der Snaps spielen, damit daraus ein Zweitrunden-Pick wird.

Aus Washingtons Sicht würde ich das als die Definition von "Schadensbegrenzung" bezeichnen. Denn nichts beschreibt die Idee, es nochmal mit Wentz zu versuchen, besser als die Tatsache, dass Washington von Taylor Heinicke vergleichbares Quarterback-Play und sogar bessere Ergebnisse bekommt. Nach dem Sieg über Houston erklärte Coach Ron Rivera Heinicke auch offiziell zum Starter.

2. New York Jets: Die Zeit für Zach Wilson läuft bald ab

Die Leistung von Zach Wilson gegen die Patriots war schon auf dem Platz schlimm genug. Die Patriots hatten mehr als doppelt so viele Strafen und mehr als drei Mal so viele Penalty-Yards gegen sich, New England ließ sechs Sacks zu, die Offense machte drei Punkte und lief den Ball für 3,8 Yards pro Run.

Anders gesagt: Die Jets machten in allen Phasen mehr als genug, um diese Partie zu gewinnen. Doch als Wilson nach dem Spiel auf die Frage, ob er die Defense im Stich gelassen habe, mit "Nein" antwortete - diese Aussage zeugte von ähnlich desolater Awareness wie sein Spiel in der Pocket.

Head Coach Robert Saleh hatte eine deutlich treffendere Analyse nach dem Spiel parat. "Scheiße" sei die Offense in der zweiten Hälfte gewesen, erklärte Saleh in aller Deutlichkeit.

Und was soll man sonst auch sagen, über eine Offense, die bei acht Drives in der zweiten Hälfte insgesamt sieben Yards Raumgewinn produzierte. Die aufs Spiel gesehen mehr Punts (10) als Completions (9) produzierte.

Die Jets-Drives gegen die Patriots in der zweiten Hälfte:

ResultatRaumgewinn
Punt-6 Yards
Punt2 Yards
Punt7 Yards
Punt-11 Yards
Punt0 Yards
Punt3 Yards
Punt12 Yards
End of Game0 Yards

Es ist vor allem eine Offense, die im Moment Woche für Woche einen Quarterback aufs Feld schickt, der schlichtweg überfordert scheint.

Locker Room: Wann wird es ungemütlich bei den Jets?

Mit dieser Situation bei den Jets sind wir inzwischen auch an einem Punkt angekommen, an dem man über Locker-Room-Dynamiken sprechen muss. Was macht es mit einer Defense, wenn sie auf einem derart außergewöhnlichen Level spielt - und von der Offense häufig so gar nichts kommt?

Und wenn dann noch der Quarterback keinerlei Fingerspitzengefühl oder Selbstkritik an den Tag legt, zumindest nach außen hin nicht? Obwohl jener Quarterback vielleicht der hauptsächliche Grund dafür sein könnte, dass man die Playoffs am Ende verpasst?

Selbst von Wilsons Mitspielern in der Offense war der Tenor ein anderer. Receiver Garrett Wilson etwa erklärte: "Das ist nicht okay. Wie viele Yards hatten wir? Das wird nicht funktionieren. Wir haben die Qualität, es ist an der Zeit, konstant zu sein. Es ist an der Zeit, die Spiele zu gewinnen, die wir gewinnen sollten."

Das Spiel gegen die Patriots fühlte sich fraglos nach einem solchen Spiel an. Es gab wieder, und wieder, und wieder Gelegenheiten, um das Ruder herumzureißen und mit einem vernünftigen Drive das Spiel zu gewinnen. Ähnlich wie im ersten Duell gegen die Patriots vor drei Wochen. Doch die Offense war dazu nicht in der Lage.

Wie viel Zeit soll ein junger Quarterback bekommen?

Ja, Saleh hatte gesagt, dass Wilsons Platz bis Saisonende sicher ist. Aber wir alle wissen, dass diese Aussagen schnell Schall und Rauch sein können, wenn die erhofften Ergebnisse ausbleiben.

Und das nicht nur, weil Saleh vielleicht um seinen Job zittert - das denke ich zunehmend weniger -, oder weil Saleh selbst als Coach jedes Spiel gewinnen will: Auch der Head Coach muss irgendwann an die Chemie in seinem Team denken, und daran, wie sich seine Entscheidungen auswirken.

Das bringt die Thematik letztlich auf den Punkt: Wie viel Kredit, wie viel Spielraum hat ein junger Quarterback verdient? Junge Quarterbacks brauchen Zeit, junge Quarterbacks müssen die Chance bekommen, sich entwickeln zu dürfen. Doch diese Chance ist kein Privileg, vielmehr muss sie wieder und wieder verdient werden - indem der Quarterback zumindest Ansätze von individueller Entwicklung zeigt.

Wilson: Aktuell keinerlei Mehrwert für die Offense

Diese Entwicklung fehlt mir bei Wilson. Dabei spielt er in einer Quarterback-freundlichen Offense; doch sein vielleicht bestes Spiel hatte Wilson, als er in erster Linie damit auffiel, dass er nicht im Weg stand. Das war gegen Buffalo der Fall, als die Jets mit jeder Menge RPOs, Play Action, Screens und One-Read-Plays Wilson auf Autopilot schalteten.

Aber das kann nicht der Anspruch an einen Quarterback sein, auch nicht an einen jungen Quarterback, der von BYU einen großen Sprung in die NFL hinlegen muss. Wilson verfehlt zu viel aus sauberer Pocket, ist zu spät mit seinen Würfen, und er neigt nach wie vor zu sehr zu katastrophalen Fehlern, wenn er Druck bekommt, oder generell, wenn der Autopilot nicht zur Verfügung steht.

Auch sein Pocket-Verhalten ist nicht gut, häufig wirkt es so, als wären seine innere Uhr und sein Gefühl für NFL-Fenster und für NFL-Speed nach wie vor nicht richtig eingestellt. Als würde er immer noch denken, dass er mit seinem Armtalent Würfe spät anbringen und sich aus der Pocket retten kann - doch das funktioniert so in der NFL nicht.

So hat er aktuell keinen Mehrwert für die Offense, wenn seine beste Rolle darin besteht, dass ihm kein gravierender Fehler unterläuft. Und das ist der Punkt, an dem Saleh und die Jets darüber nachdenken müssen, wann sie hier einen Wechsel vollziehen.

Denn Wilson aktuell verdient sich nicht nur nicht die Geduld vonseiten des Teams - er kostet das Team eine Chance auf einen reellen Playoff-Platz. Das ist etwas, das dazu führen kann, dass ein Head Coach zumindest Teile des Locker Rooms verliert. Die Jets haben aktuell eine Playoff-Defense mit einem Bottom-5-Quarterback, und allerspätestens in der Offseason muss sich das ändern.

3. Ist Baltimores Offense gut genug für die Playoffs?

Die Tatsache, dass die Ravens der deutlichste Favorit in dieser Woche waren und bei den Buchmachern satte zwölf Punkte besser als die Panthers eingeschätzt wurden, erschien schon im Vorfeld der Partie großzügig. Die Ravens sind das klar bessere Team - aber sie haben dieses Jahr auch klar gezeigt, dass sie nicht konstant sind.

Deshalb haben sie regelmäßig einen zweistelligen Vorsprung noch aus der Hand gegeben, deshalb war ihr Record über die erste Saisonhälfte definitiv schlechter, als er hätte sein müssen. Und gleichzeitig ist das auch ein Grund dafür, warum es so schwierig ist, die Ravens in den Kreis der engsten Titelanwärter zu zählen.

Am Ende waren es zehn Punkte Vorsprung gegen ein Panthers-Team, das im Aufholjagd-Modus mehrere Turnover spät im Spiel produzierte. Aber das ist gar nicht so sehr der zentrale Punkt. Dieses Spiel war vielmehr die Darstellung von eben jener Aussage: Es war ein Spiel, das klarmachte, warum es so schwierig ist, die Ravens in den Kreis der engsten Titelanwärter zu zählen.

Panthers melden Baltimores Run Game ab

Und hier darf man ganz ausdrücklich auch Lob an den Gegner verteilen. Die Panthers hatten gerade in der Vorwoche gezeigt, dass sie ein gut designtes (Option) Run Game vor Probleme stellen können.

Nun haben die Falcons nicht die gleiche Qualität an der Line, und nicht ansatzweise den gleichen X-Faktor auf Quarterback - aber Carolina hat eine gute Defensive Line, agiert gerne aus 7- und 8-Mann-Boxes, und ist durchaus Blitz-freudig, was gegen die Ravens-Offense, ohne eine echte Bedrohung auf Outside-Receiver, ein probates Mittel sein kann.

Und das fiel auch direkt auf: Carolina eliminierte das Non-Option-Run-Game über weite Teile der Partie komplett, und das machte Baltimores Offense prompt auffällig verwundbar. Denn was mir mit der Ravens-Offense über die letzten Wochen immer wieder positiv aufgefallen ist, war eben die Tatsache, dass Baltimore den Ball mit seinen Running Backs bewegen konnte, und das gab der Offense einen Floor.

Diese Formel wird an Grenzen stoßen

Was passiert, wenn man das weg nimmt, war am Sonntag zu beobachten. Und es war alarmierend, denn regelmäßig wiederholte sich diese Szenerie: Jackson hatte Zeit in der Pocket, bewegte sich nach außen, verlängerte das Play - und absolut niemand war offen. Und alternativ: Baltimore kam in lange Second- und Third-Down-Situationen, und Jackson hatte nichts offen, abgesehen vom Checkdown.

Mark Andrews ist der klare Go-to-Guy, aber dass sich die Ravens in solchen Spielen, in denen das Run Game nicht funktioniert, auf Spieler wie Devin Duvernay und Demarcus Robinson - der ein gutes Spiel gegen die Panthers hatte! - verlassen müssen, das reicht nicht.

Isaiah Likely kann eine größere Rolle einnehmen, aber er ist noch keine verlässliche Größe. Gegen die Panthers hatte er einen Drop, der die Ravens ein First Down kostete. Rashod Bateman ist eine starke Nummer 2, aber allein die Tatsache, dass er im Passspiel quasi nicht zu ersetzen ist, verrät einiges.

Baltimore kann solche Spiele gewinnen, weil die eigene Defense immer besser wird. Weil Baker Mayfield und die Panthers-Offense kilometerweit von Postseason-Football entfernt sind. Aber das kann nicht Baltimores Anspruch für die Playoffs sein.

Die Ravens bleiben eine einzigartige Offense

Vielleicht ist es aber auch einfach die Saison, in der viele Dinge zusammen passen. In der das Run Game einen höheren Value genießt, und die Ravens daraus Kapital schlagen können, weil Defenses nicht die Qualität in der Front haben, um das Run Game zu stoppen.

Denn das gilt gegen die Ravens auch, wenn Defenses die Box gegen sie zustellen: Über die ersten zehn Wochen der Saison verzeichnete kein Team bei Runs gegen sieben oder mehr Verteidiger in der Box mehr Yards pro Run (5,6) oder prozentual mehr Runs für First Downs (33,3 Prozent) als die Ravens.

Der offensichtliche Treiber dieser Stats ist Lamar Jackson. Jackson war in den Spieltag gegangen mit den zweitmeisten Yards pro Run (7,4), den meisten Runs über mindestens zehn Yards, den mit Abstand meisten Runs über mindestens 15 Yards und den zweitmeisten Rushing-First-Downs unter allen Nicht-Running-Backs mit mindestens 20 Runs.Baltimores offensive Needs sind tatsächlich einzigartig in der NFL, weil ihre Offense einzigartig ist

Doch brauchen sie einen solchen Spieler, um dieses Jahr einen Playoff-Run hinlegen zu können? Ich denke Ja, weil ihr Floor von guten Defenses zu vergleichsweise einfach zerstört werden kann. Dann ist es eine Offense, die von Improvisationen und Jacksons individueller Qualität lebt. Und die ist mitunter spektakulär - aber auch das reicht nicht für einen Playoff-Run.

4. Bengals, Cowboys, Vikings und die wöchentliche Contender-Frage

Wir können nicht jede Woche neu darüber diskutieren, ob die Vikings ein echter Titelanwärter sind, ob die Cowboys bereit sind, für einen Playoff-Run und ob Cincinnati vielleicht doch noch an die Vorjahres-Playoff-Magie anknüpfen kann.

Deshalb nur zwei kurze Sätze zu den Vikings und Cowboys, und man kann es relativ simpel zusammenfassen: Wenn Dallas auf beiden Seiten die Line of Scrimmage gewinnt, können die Cowboys jeden Gegner schlagen. Wenn die Vikings auf beiden Seiten die Line of Scrimmage verlieren, sind sie aufgeschmissen.

Natürlich gehörten mehr Nuancen in das Spiel, aber Minnesota hatte über weite Teile der Saison eine sehr solide Offensive Line, während der Pass-Rush zuletzt aufgewacht war. Jetzt früh im Spiel gegen Dallas Left Tackle Christian Darrisaw zu verlieren war zu viel: Der Pass-Rush der Cowboys dominierte diese Partie, während die Offense ihre ganze Explosivität an den Tag legte.

Und deshalb bin ich bei den Vikings skeptisch. Sie sind kein Team, das sich aus einer solchen Situation befreien kann. Sie sind kein Team, dem ich die Dominanz zutraue, die Dallas in diesem Duell am Sonntag an den Tag legte.

Was die Bengals angeht, hier fand ich Woche 11 spannender. Denn hier ging es darum, eine Antwort zu finden.

Cincinnati reagiert nach dem holprigen Start

Als das Duell zwischen den Steelers und Bengals in Woche 1 mit dem Overtime-Sieg der Steelers endete, war es Bilderbuch-Material für einen Week-1-Overreaction-Monday. Vier Interceptions hatte Joe Burrow geworfen, darunter einen Pick Six, dazu einen Fumble verloren, und man konnte sich auswählen, ob man den Super Bowl Hangover, bleibende O-Line-Probleme, oder einen Rückschritt bei Burrow selbst als großes Thema am Montagmorgen angehen wollte.

Und natürlich werden diese Dinge immer heißer gekocht, als sie gegessen werden - aber so ein klein wenig war es schon eine Vorschau auf einige Dinge, welche die Bengals im Laufe der weiteren Saison plagen sollten. Dass die Offensive Line noch immer ihre Probleme hat. Dass Cincinnati im Run Game weiter Schwierigkeiten haben würde. Dass die Offense neue Antworten finden muss.

Und wir haben eine Umstellung gesehen. Die Bengals haben zwischenzeitlich nahezu komplett aus der Shotgun agiert, Burrow selbst passte sein Spiel an: Im Schnitt 2,64 Sekunden hielt er den Ball gegen die Steelers - in den Spielen seit Woche 5 (Woche 11 nicht berücksichtigt) lag er bei durchschnittlich 2,35 Sekunden.

Er kam auch nie wieder in die Nähe der 19 Pressures und sieben Sacks, die er in Woche 1 gegen die Steelers kassiert hatte. Bei der durchschnittlichen Target-Tiefe merkte man ebenfalls eine Anpassung: In drei der ersten vier Spiele warf Burrow den Ball im Schnitt mindestens 7,9 Yards tief - seit Woche fünf kam er nur ein Mal auf mehr als sieben Yards, und das war gegen die desolate Falcons-Defense.

Bengals: Das Browns-Spiel als Warnschuss

Das Spiel, das am ehesten als "Rückfall" in negative Muster gelten kann, war die Partie gegen Cleveland in Woche acht. Hier hielt Burrow den Ball wieder länger, und laut PFF wurden aus 50 Prozent der Pressures gegen ihn Sacks - eine viel zu hohe Quote. Es war ein Spiel, in dem Cincinnatis Probleme überdeutlich wurden; es war auch das erste Spiel nach der Verletzung von Ja'Marr Chase.

In der einzigen anderen Partie, die die Bengals seit dem Ausfall von Chase bestritten haben, spielte das Passspiel eine untergeordnete Rolle - der 42:21-Sieg gegen Carolina war in erster Linie die Joe-Mixon-Show -, und so stand die Frage ganz klar im Raum: Wie würden die Bengals im Re-Match gegen Pittsburgh reagieren? Würden sie aus der Bye Week neue Ideen mitbringen?

"Neue Ideen" wäre zu weit gegriffen, aber was auffiel, war, wie gut das Kurzpassspiel funktionierte. Am Boden ging nicht viel, und Pittsburghs Pass-Rush machte schon früh im Spiel klar, dass Joe Burrow selten in der Pocket genug Zeit haben würde, um auf vertikale Routes zu warten. Cincinnati musste also seine Passing Offense mehr über das schnelle Passspiel aufziehen und zusätzlich mit dem Kurzpassspiel das Run Game zumindest in Teilen ergänzen.

Bengals zeigen Qualitäten im Quick Game

Das klappte sehr gut, und hier lag der Schlüssel zu Cincinnatis Sieg in Pittsburgh: Burrow zeigte gute Antizipation, das öffnete auch einige Plays aus der Pocket; vor allem aber bekamen sie Production aus den designten kurzen Pässen.

Der erste Touchdown war ein exzellent geblockter Screen, der zweite ein Swing Pass auf Perine, und der Touchdown in der Schlussphase, der die Vorentscheidung brachte, ebenfalls. Burrow fungierte hier als echter Point Guard, als Ballverteiler, um First Downs und positive Plays zu produzieren. Immer wieder, mit Übersicht, mit Accuracy.

Wenn man sehr kritisch sein will, könnte man hier auch die beiden Interceptions anbringen. Vielleicht war - oder wurde - es aus Steelers-Sicht ein Ansatzpunkt, häufiger die Hände hoch zu nehmen, um die schnellen Pässe zu verhindern: Die erste Interception von Levi Wallace wurde an der Line abgefälscht, die zweite war ein unfassbarer Pick von T.J. Watt selbst, der den Ball im Stile eines Fußballtorwarts abfing.

Die Steelers lieferten kein schlechtes Spiel ab. Rookie-Receiver George Pickens hatte einige spektakuläre Szenen, Rookie-Quarterback Kenny Pickett fiel insbesondere in der ersten Hälfte sehr positiv auf, mit gutem Pocket-Verhalten und präzisen Pässen.

Burrow aber spielte dieses Spiel zuverlässiger, trotz der beiden Turnover. Und die Tatsache, dass die Bengals so ein Spiel abliefern und offensiv den Ball auf diese Art bewegen konnten, darf in Cincinnati mit Blick auf das letzte Saisondrittel und mutmaßlich noch Zeit ohne Ja'Marr Chase Mut machen.

5. Der Rebuild der Bears: Das spannendste Projekt in der NFL?

Komplette Transparenz: Ich bin ein großer Fan von Rebuilds.

Rebuilds sind einer der spannendsten Prozesse in der NFL in meinen Augen, weil wir über mehrere Jahre einen echten, ehrlichen Einblick in die Strategie eines Regimes bekommen.

Was sie wertschätzen, was sie priorisieren, wie sie Football offensiv wie defensiv denken, und wie sie diese Denkweise an die aktuellen Trends in der NFL anpassen - schlicht und ergreifend deshalb, weil Rebuilds unweigerlich mit dem Ansammeln von Ressourcen einhergehen, und Teams sind nie so ehrlich mit uns, wie mit den Entscheidungen, die sie mit ihren Kader-Ressourcen treffen.

Wie mit so vielen Dingen in der NFL gibt es auch hier verschiedene Wege, die zum Erfolg führen können.

Fokussiert man sich auf den Pass-Rush, um auf diese Art und Weise den gesamten Floor des eigenen Teams anzuheben? Welche Art Wide Receiver werden bevorzugt, wenn man seine Receiver-Gruppe komplett neu zusammenstellt? Sind es mehr die Yards-after-Catch-Waffen, wie das, was die Jets sich aufgebaut haben? Oder doch eher die Big-Body-Receivertypen, die in Green Bay hoch im Kurs stehen?

Und dann ist selbstredend eine Frage immer entscheidend, und kann jeden noch so gut durchgeführten Rebuild ad absurdum führen, wenn sie nicht, respektive falsch, beantwortet wird: Wie löst man die Quarterback-Position?

Der Rebuild der Bears als Outlier

Hier können Rebuilds in sehr unterschiedliche Richtungen gehen. Die Lions kommen in ihrem Rebuild jetzt an diese Weichenstellung, an der sie den Quarterback finden müssen - andernfalls wird das Dan-Campbell-Regime in einem Jahr stark angezählt sein. Die Giants müssen diese Frage perspektivisch beantworten, die Falcons ebenso.

Hier kommen die Bears ins Spiel, gewissermaßen als Outlier in dieser Diskussion. Und das waren sie bereits vor dieser Saison, ich habe oft genug darüber geschrieben und gesprochen: Ein Team, das vielleicht seinen Quarterback der Zukunft hat, vor dessen zweiter Saison und seiner ersten echten als Starter aber mit neuem Coaching Staff einen drastischen Rebuild einleitet.

Das ist ein Drahtseilakt, der in der Frühphase der Saison Desaster-Potenzial andeutete. Und ich will hier nicht sitzen und sagen, dass Fields jetzt plötzlich der sichere Franchise-Quarterback der Zukunft ist, nachdem man vor vier Wochen noch legitim darüber sprechen musste, ob er noch eine Chance hat, das Ruder herumzureißen.

Aber was ich klar sagen würde, ist das: Fields hat über die letzten Wochen genug gezeigt, dass es sich lohnt, um ihn herum zu investieren und zu schauen, wie weit er individuell kommen kann, wenn die Umstände drastisch verbessert werden.

Die Bears haben ihre Offense radikal umgestellt, um sie mehr um Fields' Athletik aufzubauen. In gewisser Weise ist das auch ein Eingeständnis dahingehend, dass Fields als Passer noch nicht so weit ist, und das würde ich ganz klar so unterschreiben.

Aber es ist auch Teil einer ehrlichen Selbstevaluierung, dass man, auch um Fields' Entwicklung zu unterstützen, ihm mehr Qualität zur Seite stellen muss. Fields ist elektrisierend als Runner, aber 18 Runs wie im Spiel gegen Atlanta? Das ist nicht nachhaltig umsetzbar. Fields kassierte vier Sacks sowie dementsprechend zweistellige Tackles, und er ist jetzt an der Schulter angeschlagen. Chicago muss sich offensiv weiterentwickeln, Fields muss sich als Passer weiterentwickeln.

Was machen die Bears mit ihren Ressourcen?

Hier kommt der Rebuild-Aspekt wieder mehr in den Fokus, und es ist einfacher, Quervergleiche zu finden. Denn wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, was für einen Effekt es hatte, wenn ein junger Quarterback einen Elite-Receiver zur Seite gestellt bekommen hat - für die Offense, aber auch für die Entwicklung des Quarterbacks selbst.

Josh Allen bekam Stefon Diggs, Kyler Murray bekam DeAndre Hopkins, Joe Burrow bekam Ja'Marr Chase, Jalen Hurts bekam A.J. Brown, Tua Tagovailoa bekam Tyreek Hill - und keiner dieser Moves passierte im ersten Jahr des Quarterbacks.

Auch passierte keiner dieser Moves via Free Agency, womit es gleich ans Eingemachte geht: Die Chase-Burrow-Situation war durch die Dynamik aufeinanderfolgender Drafts in gewisser Weise einzigartig; all die anderen aufgeführten Receiver-Wechsel kamen via Trade.

Die Bears werden massiv Cap Space haben, signifikant mehr als jedes andere Team. Aber man muss sich realistisch fragen, welche Qualität auf den Markt kommt - und ob es nicht lohnenswerter sein kann, einen vielleicht woanders unzufriedenen Receiver via Trade loszueisen, und den Cap Space in einen neuen Vertrag zu investieren?

Cap Space 2023 - Die Top 5 Stand jetzt

TeamPrognostizierter Cap Space
1. Chicago Bears116,4 Mio. Dollar
2. Atlanta Falcons68,1 Mio. Dollar
3. New England Patriots53,9 Mio. Dollar
4. New York Giants53,5 Mio. Dollar
5. Seattle Seahawks46 Mio. Dollar

Zahlen via Spotrac

Wer das sein könnte? Vielleicht geben die Bengals Tee Higgins ab, mit den Verträgen von Burrow und Chase am Horizont? Gehen die Bucs in den kompletten Rebuild und traden Mike Evans? Brandin Cooks dürfte erneut ein Trade-Kandidat sein, und dann gibt es vielleicht wieder Kandidaten, die man jetzt noch gar nicht auf dem Zettel hat.

Das sind Details für einen späteren Zeitpunkt, was ich hier spannend finde, ist, dass es eine Blaupause gibt, die in der Vergangenheit erfolgreich war, und die Chicago ebenfalls anpeilen kann. Beziehungsweise, ich würde es noch stärker formulieren: Anpeilen sollte.

Die Bengals als Vorbild für Chicago?

Natürlich kann man zwei Franchises sowie deren Situationen nie komplett miteinander vergleichen. Die Eagles und Bills waren jeweils in ihrer Kaderentwicklung schon signifikant weiter, als sie ihrem jeweiligen Quarterbacks einen echten Nummer-1-Receiver zur Seite gestellt haben.

Die Cardinals hatten, trotz einer desolaten 2018er Saison mit dem Nummer-1-Overall-Pick am Ende, nie so richtig einen strukturierten Umbruch eingeleitet, die Dolphins hatten zumindest eine starke Defense, ehe sie innerhalb einer Offseason offensiv so richtig aufrüsteten.

Vielleicht sind die Bengals am ehesten eine sinnvolle Parallele. Cincinnati durchlief einen klaren Neustart, trennte sich von langjährigen Säulen wie Andy Dalton, A.J. Green, Geno Atkins und Carlos Dunlap. Und auch die Bengals mussten sich in mehreren Mannschaftsteilen neu aufstellen.

Die Bengals nutzten ihren hohen Zweitrunden-Pick 2020, nachdem sie Joe Burrow ausgewählt hatten, für Tee Higgins; ein Jahr später drafteten sie Ja'Marr Chase mit dem Nummer-5-Overall-Pick. Die darauf folgende Offseason nutzten sie, um die Offensive Line generalzuüberholen, während die Defense schrittweise mit soliden Veterans via Free Agency verstärkt wurde.

Wenn man den Vergleich zu den Bengals noch etwas enger knüpft, ist auch klar, dass die Timeline nicht ganz passt - weil Cincinnati Burrow im ersten Jahr direkt zum Starter machte und ab Jahr 1 um ihn herum in die Offense investierte, waren die Bengals vor dem dritten Jahr in ihrem Roster Building natürlich weiter, als es die Bears nach dieser Saison sein werden. Das war immer Teil der Kalkulation mit Chicagos Rebuild, ein Jahr nachdem man Fields gedraftet hatte. Ein Rebuild, für den Fields nichts konnte, und den er auch nicht verhindern konnte.

Nochmal: Eine klare Blaupause gibt es nicht, weil jede Situation einzigartig ist. Aber wenn ich aktuell auf den Bears-Kader schaue - könnten Darnell Mooney und Chase Claypool das Äquivalent zu Cincinnatis Tee Higgins und Tyler Boyd sein? Wächst die Offensive Line gerade zusammen? Was könnte ein echter Nummer-1-Receiver, kombiniert mit weiteren Draft-Investments in die Offensive Line für Fields' Entwicklung bewirken?

Der entscheidende Takeaway von dem, was Fields über die letzten Wochen gezeigt hat, ist der, dass es jetzt an der Zeit ist, genau das herauszufinden.