Tennisspielerin Peng Shuai ist erstmals seit ihren Anschuldigungen in der Öffentlichkeit erschienen. Unter anderem sprach IOC-Präsident Thomas Bach mit der Chinesin.
Lebenszeichen von Peng Shuai: Die chinesische Tennisspielerin ist allem Anschein nach körperlich gesund und zeigte sich gerührt ob der großen Anteilnahme nach ihrem Verschwinden. Die frühere Grand-Slam-Siegerin im Doppel führte am Sonntag ein Videotelefonat mit IOC-Präsident Thomas Bach, die Ringe-Organisation verbreitete auch ein entsprechendes Foto. Zuvor wurden über chinesische Staatsmedien angeblich aktuelle Kursclips verbreitet. Alles in Ordnung also?
In dem 30-minütigen Gespräch, an dem auch die Vorsitzende der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees, Emma Terho, und das chinesische IOC-Mitglied Li Lingwei teilnahmen, habe Peng für die Sorge um ihr Wohlergehen gedankt. Weiter erklärte die 35-Jährige laut IOC-Angaben, dass es ihr gut gehe, sie aber um Respekt für ihre Privatsphäre bitte. Sie wolle sich weiter für den von ihr geliebten Tennissport engagieren, versicherte Peng zudem. Aber: Die Umstände ihres zwischenzeitlichen Verschwindens bleiben nebulös. Und damit bleiben Fragen.
"Ich war erleichtert, als ich sah, dass es Peng Shuai gut geht, was unsere Hauptsorge war. Sie schien entspannt zu sein. Ich bot ihr an, sie zu unterstützen und jederzeit mit ihr in Kontakt zu bleiben, was sie offensichtlich zu schätzen wusste", wurde Terho in der IOC-Mitteilung zitiert. Am Ende des Telefonats lud Bach Peng zu einem Abendessen ein, sobald er im Januar in Peking eintreffe. Dies habe die 35-Jährige gerne angenommen.
In Chinas Hauptstadt beginnen am 4. Februar die Olympischen Winterspiele. Die Lage war für das IOC und das Ausrichterland schon vor dem Fall Peng Shuai angespannt. Die Uigurenfrage, Hongkong und der Tibet-Konflikt sind wiederkehrende Themen in den internationalen Medien, zuletzt drohte US-Präsident Joe Biden einen diplomatischen Boykott an - für das Regime in Peking ein Affront.
Tennis: WTA droht China mit Abzug von Turnieren
Das Schicksal Peng Shuais beschäftigte unterdessen Politiker, Sportler und andere Prominente weltweit. Die Tennis-Organisation WTA drohte mit dem Abzug von Turnieren aus dem Reich der Mitte. Am Sonntag dann wurden gleich mehrere Lebenszeichen in die Öffentlichkeit getragen.
Der Chefredakteur der Staatszeitung Global Times postete auf Twitter ein kurzes Video, in dem die 35-Jährige in einem Pekinger Stadion angeblich bei der Eröffnung eines Jugend-Tennisturniers zu sehen ist. Peng trägt im Clip eine marineblaue Sportjacke und eine weiße Trainingshose und steht inmitten einer Gruppe von Gästen, deren Namen unter großem Beifall aufgerufen werden.
Ein Reporter der Staatszeitung twitterte ein weiteres Video, auf dem angeblich zu sehen ist, wie Peng im selben Stadion Autogramme für Kinder schreibt und anschließend für Fotos posiert. Zuvor war bereits eine Aufnahme aufgetaucht, die die einstige Top-20-Spielerin mit Freunden in einem Restaurant in Peking zeigen soll.
Es sei eindeutig, dass das Video aus dem Restaurant "am Samstag Pekinger Zeit aufgenommen wurde", schrieb Global-Times-Herausgeber Hu Xijin. Tatsächlich sagt ein Mann während der Unterhaltung, "morgen ist der 20. November" - wird aber von einer Frau sofort korrigiert, dass dann der 21. November sei - und damit Sonntag. Die offenbar per Smartphone gefilmte Unterhaltung wirkt inszeniert, Peng macht auf den Aufnahmen einen entspannten Eindruck.
WTA-Boss: Video "nicht ausreichend"
WTA-Boss Steve Simon bezeichnete das Video aus dem Restaurant als "nicht ausreichend". Der Chef der Frauentennis-Organisation nannte es zwar "positiv", dass Peng zu sehen sei. Allerdings sei immer noch unklar, ob die Spielerin "frei und in der Lage ist, selbständig und ohne Zwang oder Einmischung von außen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen." Diese Frage bleibt auch nach der kurzen IOC-Pressemitteilung ungeklärt.
Peng Shuai hatte Anfang des Monats in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, vom ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli (75) sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag im Sozialen Medium wurde ebenso wie zahlreiche Interneteinträge über Peng gelöscht, von der danach jede Spur fehlte. Die Rufe danach dürften auch nach den nun aufgetauchten Videos und Mitteilungen nicht verstummen.