"Man muss sogar von 20 Slams reden"

Florian RegelmannStefan Petri
12. Dezember 201609:58
Novak Djokovic ist der neue Dominator des Tennis-Sports. Doch was haben Nadal und Federer noch im Tank?getty
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Die French Open 2016 sind Geschichte. Zeit für eine Aufarbeitung: Ist Übermensch Novak Djokovic nach dem 4. Grand-Slam-Erfolg noch aufzuhalten, oder wird er sogar Roger Federers Rekord knacken? Können Letzterer und Rafa Nadal noch einmal zurückkommen? Ist die Herrschaft von Serena Williams vorbei? Und was ist vom schwachen Abschneiden der Deutschen zu halten? Redakteur Stefan Petri und Chefredakteur Florian Regelmann diskutieren mit Alex Antonitsch und Jens Huiber von tennisnet.com.

Djokovic knackt Federers Rekord von 17 Grand Slams

Alex Antonitsch: Das wird ihm zunächst einmal ziemlich egal sein, er hat sein größtes Ziel erreicht und man hat gesehen, was ihm das bedeutet hat. Er war wieder "unrund", vorsichtig ausgedrückt, er hat den Druck zu Beginn gespürt. Jetzt hat er einen Vorsprung in der Weltrangliste, den es so noch nie gegeben hat - und sich jetzt schon für das Masters am Saisonende qualifiziert. Das ist schon Wahnsinn. Er hat die Sportart auf ein anderes Niveau gehoben. Aber als bekennender Federer-Fan muss ich sagen: Die 17 hat er noch nicht. Wenn man sieht, was in diesen 14 Tagen alles passieren kann ... Es wird ein interessantes Thema sein: Wie schnell kann ihm die neue Generation gefährlich werden? Er war bisher auch immer frei von Verletzungen. SPOX

Florian Regelmann: Für mich ist Roger Federer der größte Sportler aller Zeiten, nicht nur der größte Tennisspieler, und wird das auch immer bleiben. Deshalb tut mir das weh, wenn ich das jetzt sagen muss, aber ich habe Angst. Ich habe echt Angst, dass Djokovic das packt. Es gibt im Sport nichts Schwierigeres, als im Tennis oder Golf einen Grand Slam zu holen. Jordan Spieth war im vergangenen Jahr kurz davor, die ersten drei Majors zu gewinnen, das war schon völliger Wahnsinn. Aber im Golf haben wir die Situation, dass es eigentlich komplett unmöglich ist, weil viel mehr Spieler bei jedem Major für den Sieg infrage kommen als beim Tennis. Und weil es an der Spitze mit Spieth, Rory McIlroy und Jason Day eine Big Three gibt, die viel zu stark ist, als dass einer alles gewinnt. Im Tennis hatten wir die Big Four. Aber jetzt? Ohne Rog und Rafa blieben in Paris eigentlich genau drei Spieler, die das Turnier gewinnen konnten. Nole, Andy und Stan. That's it. Djokovic weiß genau: Spiele ich mein bestes Tennis, kann mich aktuell aus eigener Kraft höchstens Stan schlagen, wenn er wie im Finale 2015 einen seiner Stan-Tage hat. Ansonsten ist Djokovic auf so einem unfassbaren Niveau, er hat das komplette Paket aus Athletik, Defense, Offense und jetzt auch mentaler Power, wie man nach dem verlorenen ersten Satz gut sehen konnte, dass er momentan noch dominanter ist als Federer zwischen 2004 und 2006.

analyse Das Finale der Herren - Vive le Roi!

Jens Huiber: Flo, da muss ich dir Recht geben. Als Federer-Fan bin ich in dieser Hinsicht ebenfalls extrem vorbelastet, aber ich fürchte, dass es so kommen wird. Ich habe ihn in Paris gesehen, vor allem im Spiel gegen Thiem: Er steht so solide an der Grundlinie und weicht nicht zurück, steckt auch den verlorenen ersten Satz weg. Djokovic hat einen Plan und ist fit wie kaum ein anderer. Ich sehe einfach nicht, wer ihm da dauerhaft - oder auch nur in den nächsten zwei Jahren, das würde ihm ja schon reichen - wirklich schaden sollte. Das kann höchstens in Wimbledon jemand sein wie im letzten Jahr Kevin Anderson, vielleicht auch noch bei den US Open. Jemand, der einen Sterntag hat, dessen Aufschlag exzellent funktioniert. Aber je länger das Match dauert, umso schwieriger wird es.

Stefan Petri: Zu Hülf, ich bin von Federer-Fans umgeben! Bin ich denn der einzige, der dem Djoker diesen Titel so wirklich gegönnt hat? Der Mann hat sich in der stärksten Ära im Herrentennis aller Zeit förmlich an die Spitze gefightet, gegen absolute Legenden, und - sieht man vom Sonntag ab - auch oft gegen das Publikum. Jetzt steht er zu Recht allein ganz oben. Klar, derzeit ist es schwer, ihn überhaupt noch einmal verlieren zu sehen, aber mit 29 tickt auch für ihn langsam die Uhr. Milchmädchenrechnung: In diesem Jahr noch einen Slam, 2017 zwei, 2018 ebenfalls - aber dann ist er auch schon 31, und wer weiß, wer da unter ihm noch den Durchbruch schafft, ob er sich verletzt, etc. Gewinnt er auch noch die nächsten drei Slams, dann packt er es. Aber ich würde nicht darauf wetten. Sonst müssen wir Boris Becker auch als Trainer ein Denkmal bauen. Wer hätte das vor fünf Jahren für möglich gehalten?

Jens Huiber: Es hat auch ganz sicher auch mit Boris Becker zu tun. Ich halte Djokovic für einen extrem intelligenten Menschen und Spieler. Er wird wissen, was er an Becker hat. Der wird ihm in den entscheidenden Phasen etwas bringen, gerade im Offensivspiel. Ich sag mal so: Wenn Becker Djokovic nichts geben könnte, dann hätte er sich bereits von ihm getrennt.

Stefan Petri: Also? Zahlen, bitte! Ich tippe auf genau 17 Slams.

Alex Antonitsch: Es ist machbar, aber da muss alles zusammenpassen. Ich glaube eher nicht, dass er noch weitere sechs Grand Slams gewinnt und einen neuen Rekord aufstellt.

Florian Regelmann: Federer hatte die Probleme namens Djokovic und Nadal, die verhindert haben, dass er jetzt bei 20 steht, aber wer sind die, die jetzt Nole stoppen sollen? Im Moment wüsste ich nicht, wie er nicht den Grand Slam holt in diesem Jahr. Dann würde er bei 14 stehen. Und 2018 irgendwann bei 18-20? Es kling völlig abartig, aber ich traue dem Kerl aktuell alles zu. Alles.

Jens Huiber: Ich glaube auch, dass Djokovic Federer einholen wird. Ich fürchte, man muss sogar von 20 Grand Slams reden.

Federer und Nadal gewinnen jeweils noch (mindestens) einen Grand Slam

Florian Regelmann: Nadal gewinnt noch seinen zehnten French-Open-Titel und Federer gewinnt noch mal Wimbledon ... Vielleicht ist da zu viel Herz dabei, aber ich glaube immer noch, dass das möglich ist und irgendwie passieren wird. Nadal ist auf jeden Fall auf dem Weg zurück, ich hätte ihn jetzt im Halbfinale gerne gegen Djokovic gesehen. Umso bitterer, dass der Körper erneut nicht mitgespielt hat. Aber Nadal wird sich in seinen restlichen Karriere-Jahren immer mehr auf Paris fokussieren. Er wird noch einige Chancen bekommen und mindestens einmal wird er sich nochmal in den Sand schmeißen. Die Situation bei Rog ist schwieriger. Einfach deshalb, weil Djokovic brutal in seinem Kopf sitzt. Spielerisch hat er es nach wie vor absolut drauf, Djokovic zu schlagen und einen Grand Slam zu holen, doch er bringt es in den entscheidenden Situationen nicht mehr auf den Court. Aber: Never underestimate Greatness. Rog will nicht bei 17 Grand Slams stehen bleiben, das ist einfach keine Option. Einmal Wimbledon ist noch drin!

Alex Antonitsch: Würde ich mir wirklich wünschen. Bei Nadal glaube ich nicht mehr dran. Ihm wird die neue Generation zu schnell zu gefährlich. Ich würde eher auf Federer tippen, aber da auch nur eingeschränkt. Da muss alles perfekt laufen. Novak hat in Paris gezeigt, dass es komplett egal ist, ob es regnet, windet, kalt oder warm ist. Er kann sich auf alles einstellen. Federer braucht optimale Bedingungen. Bei den Australian Open hat er unfassbar gespielt, aber dann wurde es im Halbfinale kalt und windig und er hat kaum einen Ball mehr ins Feld gespielt. Bei den US Open war es ähnlich. Trotzdem: Eher Federer.

Stefan Petri: Ich würde es beiden auch absolut gönnen, Alex - alternden Stars drücke ich schon seit Pete Sampras fast aus Prinzip die Daumen. Aber ich sehe es bei Roger nicht mehr. Der Mann ist 35, da hilft auch sein Legendenstatus nicht. Wimbledon als seine beste Chance könnte nach seiner Verletzung zu früh kommen, und dann wird es ein Rennen gegen die Zeit. Wobei es das schon ist: Man vergisst es gern, aber sein letzter Slam ist fast vier Jahre her! Ich gebe Nadal die besseren Chancen, und zwar aus diesem Grund: Federer hat in den letzten Jahren immer wieder sein bestes Tennis gespielt. Aber es hat nicht gereicht. Kann da wirklich noch mehr kommen? Nadal wartet auch zwei Jahre, aber er ist schon in der Vergangenheit von schweren Verletzungen zurückgekommen - und sah in den ersten zwei Runden in Paris richtig gut aus. Wir wissen eigentlich immer noch nicht, ob ihn dort außer Nole überhaupt jemand schlagen kann. Ich sage, er holt das Ding 2017 oder 2018 noch einmal. Für Roger ist der Zug leider abgefahren.

Jens Huiber: Bei Nadal gehe ich nicht mit, Stefan. Wenn in diesem Jahr alles für ihn gepasst hätte, wenn das Wetter perfekt gewesen wäre, dann hätte ich gesagt: Einmal noch Halbfinale gegen Djokovic, und vielleicht hat er eine Chance, wenn es ganz trocken ist. Aber so nicht. Bei Federer glaube ich nach wie vor dran. Er war letztes Jahr im US-Open-Finale extrem nah dran, da muss er einfach den dritten Satz gewinnen. Ich glaube, Roger könnte noch eins gewinnen. Aber er braucht ein bisschen Hilfe. Er braucht einen Kevin Anderson, der in der vierten Runde Djokovic raus wirft. Ob er ein Grand-Slam-Finale gegen Djokovic noch einmal gewinnt? Ich würde es mir so sehr wünschen, aber da bin ich bei Flo - ich glaube nicht dran. Welches Turnier es wird? Ich lehne mich mal ein bisschen aus dem Fenster und sage: Die US Open.

French Open 2016: Alles Endspiele im Überblick

Alex Antonitsch: Ich hätte eher Wimbledon auf dem Zettel. Man hat bei den US und den Australian Open gesehen, dass er bis zum Halbfinale unfassbar gespielt hat, aber dann lief es nicht mehr. Wobei er bei den US Open viele Chancen ausgelassen hat, wie du richtig sagst, Jens. Es ist schon noch Zeit bis Wimbledon, und er wird ja auch in Stuttgart und Halle spielen. Er wird wieder voll da sein.

Die Zeiten der Dominanz von Serena Williams sind vorbei

Stefan Petri: Da bin ich wirklich gespalten. Einerseits waren es fünf Grand Slams in Folge und dann Halbfinale - Finale - Finale. Insofern ist das immer noch überragend. Andererseits wird sie im September 35, und Gevatter Zeit ist bekanntlich unbesiegt. Kerber und Muguruza hätte sie vor zwei Jahren noch locker weggemacht. Das spricht alles gegen sie. Und dann wiederum: Hey, sie ist auch früher öfter mal im Achtel- oder Viertelfinale raus geflogen. Nur um dann noch stärker zurückzukommen. Und die Konkurrenz derzeit haut auch niemanden um. Ich glaube, dass sie die 22 Grand Slams von Steffi Graf noch knackt, es fehlt ja auch nur noch einer. Aber die 24 von Margaret Court? Vor einem halben Jahr hätte ich auf keinen Fall dagegen gewettet. Jetzt würde ich es tun. Es scheint irgendwie immer eine Spielerin zu geben, die gut genug spielt, um sie zu schlagen. Vielleicht ist es eine mentale Angelegenheit. Vielleicht "wirkt" sie einfach nicht mehr unschlagbar. SPOX

Jens Huiber: Die Zeiten der Dominanz möglicherweise, aber nicht die Zeit von Serena. Abschreiben würde ich sie nicht, sie wird Graf überholen. Wenn man ihr zusieht, dann kann sie in den entscheidenden Phasen immer noch wahnsinnig druckvoll spielen. Gegen Muguruza hat sie ja auch Matchbälle abgewehrt. Sie war nicht gut drauf in Paris. Irgendetwas hat nicht gestimmt, sie hat auf den Pressekonferenzen einen noch müderen Eindruck gemacht als sonst. Klar, die anderen sind näher heran gekommen. Und da gebe ich dir Recht, Stefan: Manche, wie etwa Muguruza, haben einfach keine Angst mehr vor ihr, oder zumindest nicht so viel Angst wie früher. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie in Wimbledon gewinnt, und dass danach noch etwas kommt. Die Frage ist immer, wie viele Turniere sie noch spielt. Ist sie fit genug? Wenn man die Bilder von ihr sieht, etwa aus dem Jahr 2000: Das ist ein ganz anderer Mensch. Klar, sie ist auch älter geworden. Aber sie schleppt sich mittlerweile leider immer mehr über den Platz. Das ist manchmal nicht schön anzuschauen.

Alex Antonitsch: Vorbei? Das entscheidet nur sie. Es kann sein, dass es ähnlich wie bei Djokovic vor den French Open derzeit ein wenig zu viel Druck ist. Vielleicht war sie nicht fit genug, es waren auch keine optimalen Bedingungen für sie. Aber wenn sie fit und gut drauf ist, ist sie immer noch sehr dominant. Vom Tennis passt alles. Was mich stört ist dieses Drama jedes Mal, das ist schlechtes Schauspiel. Aber um Serena zu schlagen, muss Serena schlecht spielen. Und: Da hat sich auch noch niemand herauskristallisiert. Das Damentennis ist sehr weit offen - was auch eine Riesenchance für Kerber ist. Muguruza hat weniger gut gespielt, ist jetzt wieder gut dabei. Bei Simona Halep dachte man, sie wird sich oben festsetzen, Vika Azarenka ist zurückgekommen und jetzt wieder verletzt, bei Maria Sharapova weiß niemand, ob sie noch einmal zurückkommt. Das Feld ist unheimlich weit offen.

Finale der Damen: Muguruza triumphiert gegen Williams

Florian Regelmann: Auch wenn Serena jetzt zum dritten Mal beim Versuch, Nummer 22 einzutüten, gescheitert ist, sind acht Titel bei den letzten 16 Grand Slams immer noch extrem dominant. Nur zum Vergleich: Vor der Zusammenarbeit mit Patrick Mouratoglou waren es 13 Titel bei 47 Grand Slams. Serenas Zeit ist auf keinen Fall vorbei, sie wird unter Garantie noch mit Graf gleichziehen. Allerdings haben sich die Dinge schon verändert. Vor dem Finale wäre es für mich eine Überraschung gewesen, wenn Serena das Ding gewinnt. Spielt Garbine Muguruza so, wie sie es kann, muss sie es gewinnen. So ist es ja dann auch gekommen. Und spielt Angie Kerber wie in Melbourne auf ihrem besten Level, dann reicht es für Serena auch nicht mehr zwingend. Wie du sagst, Alex: Bei den Damen ist der Kandidatenkreis für mögliche Grand-Slam-Triumphe inzwischen wirklich eklatant größer als bei den Herren. Da würde mich so gut wie nichts überraschen.

Das Abschneiden der Deutschen in Paris war ein Debakel

Jens Huiber: Hm, schwierig. Bei den Männern ist das Debakel, dass überhaupt nur drei direkt im Hauptfeld standen. Ich fand es sehr schön, dass immerhin Dustin Brown durch die Quali gekommen ist und eine Runde gewonnen hat. Bei den Damen war Kerber natürlich enttäuschend, auch wenn man erst im Nachhinein festgestellt hat, wie gut Kiki Bertens spielen kann. Petkovic auch, sorry. Annika Beck hat mir gut gefallen, sie hätte ihre Partie gegen Begu auch gewinnen können. Görges hat ein überragendes Spiel gemacht gegen Puig, aber eben nicht gewonnen. Man kann natürlich sagen: Nächstes Mal gewinnt man ein solches Spiel, aber die Frage ist immer, wie viele Chancen man noch bekommt. Also teils, teils.

Alex Antonitsch: Als ehemaliger Sportler tue ich mich immer schwer mit dem Wort Debakel. Bei Sabine Lisicki weiß ich nicht, ob man nach den ganzen Problemen, sowohl privat als auch im Tennis, mehr erwartet hat. Von Kerber sicher mehr, aber sie ist nicht ganz fit ins Turnier gestartet und Bertens ist dann ins Halbfinale gekommen. Sie wird sich im Nachhinein sicher ärgern, aber sie braucht sich keinen Vorwurf machen. Petkovic hat davor auch Probleme gehabt, und Putintseva war im Viertelfinale und hat beinahe Serena Williams geschlagen. Laura Siegemund hat gegen Bouchard verloren, das wird vorkommen. Bei den Herren hat es die Auslosung nur mit einem gut gemeint, und der wird den deutschen Fans auch in Zukunft noch viel Freude machen: Sascha Zverev. SPOX

Florian Regelmann: Nein, ein Debakel war es nicht. Das würde ja bedeuten, dass man vor dem Start etwas ganz anderes erwartet hätte. Konnte man das? Nehmen wir die Damen: Für die breite Öffentlichkeit ist es natürlich ein Versagen, wenn die Australian-Open-Heldin beim nächsten Grand Slam in der ersten Runde raus fliegt. Aber das ist ja Quatsch. Natürlich war es extrem schade und für sie persönlich sehr bitter, aber schon bei der Auslosung war klar: Erste Runde gegen Kiki Bertens, das kann eben an einem schlechten Tag auch schiefgehen. Bei allen anderen DTB-Mädels war das relativ frühe Aus ja keine Überraschung, wenn man sich ihre Situationen genauer anschaut. Und bei den Herren? Kohli hatte mit Almagro auch einen unangenehmen Draw, da kann man verlieren. Wenn wir ganz ehrlich sind und uns die Zukunft im deutschen Tennis anschauen, dann können wir einfach nur glücklich sein, dass wir jetzt Sascha Zverev haben. Angie wird uns noch viel Freude bereiten, aber das deutsche Tennis wieder wirklich auf ein neues Level führen, das geht nur über einen neuen Star im Herren-Tennis. Das ist einfach die Wahrheit. In diesem Jahr hat Zverev noch gegen Thiem verloren, unsere österreichischen Freunde freuen sich jetzt, dass sie die Nummer 7 der Welt haben. Warten wir mal ein, zwei Jahre ab. Denn dann wird auch Zverev, der noch ein bisschen mehr Talent hat als Thiem, unter den Top Ten stehen. Zverev wird alles verändern.

Jens Huiber: Ich fand seinen Auftritt auch sehr gut. Er wird in ein, zwei Jahren überragend sein.

Stefan Petri: Tja, wenn Zverev nicht wäre ... Also auf dem Papier ist es schon ein Debakel, dass nach der dritten Runde alle die Heimreise angetreten haben. Gerade nach dem kurzen Hype um Melbourne, bei dem man gesehen hat, was Tennis immer noch bedeuten kann. Fakt ist, dass die meisten, wie ihr es schon aufgelistet habt, einigermaßen gute "Ausreden" für ihr Ausscheiden haben. Aber Fakt ist auch, dass beim DTB von Konstanz keine Rede sein kann. Und das ist schon extrem bitter. Geht die Achterbahnfahrt weiter, wären das ja fast schon gute Vorzeichen für Wimbledon, oder?

Alex Antonitsch: Auf Rasen werden die Karten komplett neu gemischt. Da ist es ganz wichtig, dass man sich bei den Vorbereitungsturnieren positive Stimmung und Selbstvertrauen mitnimmt. Spielerinnen wie Kerber und Lisicki liegt das zehnmal mehr als die Bedingungen jetzt bei Roland Garros. Kohli spielt gern auf Rasen, Dustin Brown ist immer für eine Sensation gut. Das Abschneiden der Deutschen wird auf jeden Fall besser sein.

Jens Huiber: Bei den Männern bin ich schon gespannt. Zevev hat einen super Aufschlag, einen super Return, er kann weit kommen mit der richtigen Auslosung. Brown hat den Challenger in Manchester gewonnen, die dritte Runde ist immer drin. Kohlschreiber fehlt leider oft das Selbstvertrauen gegen die Topmänner. Was Kerber angeht: Ich habe gehört, dass Barbara Rittner ihr in Wimbledon ganz viel zutraut. Ich tue mich schwer, ihr und auch dir zu widersprechen, aber ... Wenn Angie eine überragende Auslosung hat, dann vielleicht, aber in Wimbledon wird es gegen die Heavy-Hitter wie Williams, Muguruza, Kvitova schwer, weil die einfach schneller spielen und Kerber auf Rasen dann nicht so gut verteidigen kann.

Die Weltrangliste der Herren im Überblick