March Madness, College Basketball - Preview: Wer kann Duke und Zion Williamson stoppen?

Robert Arndt
18. März 201911:52
Die Duke Blue Devils mit Zion Williamson gehören zu den Top-Favoriten der March Madness 2019.getty
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Die March Madness öffnet wieder ihre Tore (ab 19. März ausgewählte Spiele live auf DAZN)! Beim verrücktesten Turnier des US-Sports kämpfen insgesamt 68 College-Teams um den Titel. Top-Favorit sind dabei die Duke Blue Devils mit Mega-Talent Zion Williamson, der nach Verletzung wieder rechtzeitig fit ist. Dennoch rechnen sich auch andere Teams Chancen auf den großen Coup aus.

Es ist wieder soweit. Ganz Amerika und natürlich auch in allen anderen Teilen der Welt steht der College-Basketball im Fokus. Am Selection Sunday wurden die 68 Teilnehmer am NCAA Tournament aka March Madness bestimmt, nun können endlich wieder die beliebten Brackets ausgefüllt werden. Dabei geht es darum, das komplette Turnier richtig durchzutippen, eine Aufgabe, die noch nie jemand geschafft hat.

Es war bisher auch nicht einmal knapp. Laut NCAA liegt der Rekord bei 39 richtig getippten Spielen in Serie, dies gelang wohl 2017 einem Yahoo-User. Immerhin: Der Tipper, dessen Bracket am längsten hält, bekommt auch noch eine Million Dollar Preisgeld.

Doch wie wird der Turnier-Baum eigentlich bestimmt? Das ist aus europäischer Sicht nur schwer nachzuvollziehen. Insgesamt beheimatet der College-Basketball über 300 Teams, es ist also klar, dass diese nicht alle gegeneinander spielen können. Deswegen erstellen ausgewählte Journalisten Woche für Woche ein Ranking, welches von den Resultaten, aber auch von der Stärke des Gegners abhängt. Teams aus traditionell guten Conferences (ACC, SEC, Pac-12, Big Ten) stehen dabei mehr im Fokus.

Wie setzt sich das Bracket bei March Madness zusammen?

Insgesamt gibt es 32 Conferences, wobei jede einzelne nach einer Regular Season in einem Turnier den Champion der Staffel ausspielt. Diese Sieger haben sich dann automatisch für das NCAA-Tournament qualifiziert, unabhängig von den Leistungen zuvor.

Wenn alle Sieger ermittelt sind, tagt im Anschluss das offizielle Auswahl-Komitee der NCAA und bestimmt, welche weiteren 34 Teams dabei sein sollen. Das Komitee blickt dabei natürlich auch auf die Rankings der Journalisten, wodurch einige Teams schon so gut wie sicher einen Platz im Hauptfeld haben. Andere Mannschaften müssen dagegen um ihren Startplatz bis zur letzten Sekunde zittern. Insgesamt 60 Teams haben dann einen festen Platz, 8 weitere spielen im "First Four" die letzten vier Plätze aus.

Gleichzeitig gibt das Komitee auch eine Setzliste für das Turnier bekannt. So gibt es vier Regionen und insgesamt vier 1-Seeds, 2-Seeds und so weiter. Die Regionen heißen dabei East, West, South und Midwest, wobei die geografische Lage der Universitäten eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Diese Deutschen sind bei March Madness dabei

Nachdem sich Moritz Wagner mit den Michigan Wolverines im vergangenen Jahr beinahe zum Champion gekrönt hätte, stehen die Chancen auf einen deutschen Erfolg deutlich schlechter. Von den neun deutschen Spielern bei Colleges der Division I hat sich lediglich Makai Mason mit den Baylor Bears für den Wahnsinn im März qualifizieren können.

Die Ausgangsposition für einen tiefen Run ist dabei nicht gerade optimal. Die Bears wurden in der West Region lediglich an Position neun gesetzt, weswegen in der zweiten Runde bereits ein Duell mit Mit-Favorit Gonzaga droht. Zur Unzeit befindet sich Baylor auch noch im Formtief. Im Big12-Tournament war bereits nach der ersten Partie gegen die Iowa State Cyclones Schluss.

March Madness: Die Mit-Favoriten auf den Titel

Gonzaga (1-Seed in der West Region)

Letztes Jahr: Sweet Sixteen

Die Bulldogs gehen fast schon traditionell mit einem hohen Seeding in das Turnier. In der recht schwachen West Coast Conference mähte Gonzaga alles nieder, verlor dann aber überraschend im Turnier gegen St. Mary's und erzielte dabei nur 47 Punkte. Noch vor wenigen Wochen wurde der gleiche Gegner mit 48 Punkten aus der Halle gefegt.

Dass die Bulldogs dennoch nur geringfügig abgestuft wurden, lag vor allem am Sieg gegen Duke im November. Bis jetzt sind die Bulldogs das einzige Team, welches die Blue Devils in Bestbesetzung (also mit Zion Williamson) geschlagen haben. In den Forwards Rui Hachimura und Brandon Clarke stellt das Team aus dem Bundesstaat Washington gleich zwei Nominierte für den besten College-Spieler des Jahres.

North Carolina (1-Seed in der Midwest Region)

Letztes Jahr: Zweite Runde

Das Team von Coach Roy Williams stellte nicht zuletzt im Halbfinale des ACC-Tournaments ihren Favoritenstatus unter Beweis, als sie Duke am Rande einer Niederlage hatten. Wie so oft sind es bei UNC die erfahreneren Spieler, welche die Mannschaft tragen und führen. In Luke Maye und Cameron Johnson verfügt North Carolina über zwei starke Forwards, die ein Spiel jederzeit an sich reißen können.

Aber die Tar Heels haben in Coby White und Nassir Little zwei interessante Prospects in ihren Reihen. Little, der vor der Saison noch als Top-5-Pick galt, kommt dabei als dritter Forward nur von der Bank, gibt dem Team aber die benötigte Athletik. Das gilt auch für Guard White, der mit einem riesigen Afro kaum zu übersehen ist. Sein Wurf ist zwar noch arg wacklig, doch der Freshman ist eine der angenehmsten Überraschungen bei North Carolina. Der Mix aus jung und alt stimmt in Chapel Hill, es scheint so, als ob UNC tatsächlich der größte Widersacher von Erzrivale Duke ist.

Virginia (1-Seed in der South Region)

Letztes Jahr: Erste Runde

Im Zuge der Rivalität zwischen Duke und UNC ging beinahe ein wenig unter, dass auch ein drittes Team in der ACC ein ernstes Wörtchen um den Titel mitspielen könnte. Nach dem peinlichen Ausscheiden in der ersten Runde im vergangenen Jahr als 1-Seed, spielten die Cavaliers wieder eine dominante Regular Season (28-2), patzten dann im ACC-Tournament aber etwas überraschend gegen Florida State im Halbfinale.

Trotz der Pleite: Die Erfolgsformel hat sich dabei kaum verändert. Coach Tony Bennett setzt auf eine kompakte Defense, eine langsame Pace sowie viele Dreier. Der Unterschied zum vergangen Jahr dürfte aber der Faktor De'Andre Hunter sein. Der Forward, der als potenzieller Top 10-Pick gesehen wird, brach sich im vergangenen Jahr vor der Blamage gegen UMBC die Hand, in dieser Saison ist der Flügelspieler der mit Abstand beste Spieler der Cavaliers.

Kentucky (2-Seed in der Midwest Region)

Letztes Jahr: Sweet Sixteen

Nach einem sehr mageren Jahr sind die Wildcats wieder im Kreis der Favoriten angekommen. Das Team von Coach John Calipari hat zwar vielleicht nicht die Star-Power vergangener Jahre, dafür aber mal wieder eine Mannschaft, die nicht nur wild zusammengewürfelt wurde. Natürlich besitzt Kentucky wieder jede Menge Athleten und Freshmen im Team, doch der große Star ist Sophomore P.J. Washington.

Der Forward gilt dank einer starken Saison als potenzieller Lottery Pick. Der Vierer überzeugt dabei mehr mit Finesse und einem soliden Jumper aus der Mitteldistanz. Läuft es bei ihm, ist Kentucky schwer zu schlagen. Ansonsten setzt Calipari große Hoffnungen in das Guard-Duo Tyler Herro und Keldon Johnson, die beide knapp 40 Prozent aus der Distanz treffen. Die fehlende Treffsicherheit von draußen war im vergangenen Jahr das Problem der Wildcats, diesmal trifft man als Team annehmbare 36 Prozent.

Top-Favorit Duke mit Zion Williamson

Über dem kompletten Wahnsinn um das NCAA-Tournament schwebt aber immer noch Duke mit Zion Williamson (1-Seed in der East Region). Seit Beginn der Saison dominiert das Team von Trainer-Legende Mike Krzyzewski die Schlagzeilen, wenn auch nicht immer im positiven Sinne. Zunächst walzten die Blue Devils nur so durch die Saison und vermöbelten unter anderem Kentucky zum Auftakt.

Bis in den Februar kassierten die möglichen Top-5-Picks Zion Williamson, R.J. Barrett und Cameron Reddish gerade einmal eine einzige Niederlage (gegen Gonzaga) und begeisterten das Land mit spektakulären Dunks, einem Blowout nach dem anderen und furiosen Comeback-Siegen wie gegen Louisville, als Duke einen zweistelligen Rückstand in den letzten Minuten noch umbog.

Duke: Verletzung von Zion Williamson sorgt für Wirbel

Die Traumwelt schien aber ausgerechnet gegen Erzrivale North Carolina zusammenzubrechen. Vor den Augen des ehemaligen Präsidenten Barack Obama, Box-Legende Floyd Mayweather und anderen Größen knickte der wahrscheinliche Top-Pick Williamson um und zerstörte dabei seinen Schuh. Es folgten wochenlange Diskussionen, ob Zion überhaupt noch einmal spielen sollte, auch weil die College-Spieler nicht bezahlt und damit auf eigenes Risiko spielen würden.

Zahlreiche NBA-Stars kritisierten die NCAA daraufhin scharf, in diversen Talk-Shows wurde hitzig über die Vorfälle diskutiert, oftmals wenig objektiv. Es schien teilweise so, als werde versucht, ein Exempel zu statuieren. Was der Spieler selbst wollte, blieb dabei fast komplett auf der Strecke.

"Ich mache mir da keine Sorgen", erklärte Williamson vor seinem Comeback wegen einer möglichen neuerlichen Verletzung. "Ich will einfach Zion sein, Basketball spielen und versuchen, hier eine Meisterschaft zu gewinnen. Man wird nie vergessen, wenn man einen Titel holt."

Der Titel ist auch alles, was für Coach K und Co. zählt. Spielt Zion, sind die Blue Devils kaum zu schlagen, wie auch das ACC-Tournament zeigte. Verloren die Blue Devils noch ohne Williamson gleich zweimal gegen UNC, wurde das Team von Coach Roy Williams auf dem Weg zum Titel im Halbfinale nach einem dramatischen Spiel dank eines überragenden Williamson niedergerungen.

Zion Williamson ist der beste College-Spieler des Jahres

So vielversprechend die Flügelspieler R.J. Barrett und Cameron Reddish auch sind, Williamson macht für Duke den Unterschied aus. Der 130-Kilo-Mann ist eine Ausnahmeerscheinung und eigentlich mit keinem anderen Spieler vor ihm zu vergleichen. Der 19-Jährige vereint Masse mit Athletik und feiner Motorik, eine Kombination, die man womöglich zuletzt beim jungen Shaquille O'Neal sah.

Die Statistiken von Williamson, Barrett und Reddish bei Duke

SpielerMINPTSFG%3P%REBASTBLK
Zion Williamson29,122,169,331,58,92,11,8
R.J. Barrett34,922,945,730,47,54,10,5
Cam Reddish29,513,735,432,73,71,90,5

In der Zone ist Williamson auf dem College-Level von niemandem zu stoppen, dazu dominiert Zion das Brett und hat zudem auch Qualitäten beim Ballhandling und im Passspiel. Selbst in der Verteidigung spielt der potenzielle Top-Pick mit riesigem Einsatz, das ist nicht selbstverständlich für einen solch dominanten Offensiv-Spieler wie ihm. Dieser Wille wird aber teilweise auch zum Problem, nicht selten hatte Williamson bisher Foulprobleme durch unnötige Aktionen.

Dies ist für die Fans oft ärgerlich, da viele Leute nur wegen Williamson und seiner spektakulären Flugeinlagen in die Hallen pilgern. Der Hype um Zion ist riesig, aber auch berechtigt. Er war bisher der mit Abstand beste Spieler der Saison und wird der entscheidende Faktor dafür sein, ob Duke zum sechsten Mal die Netze bei March Madness abschneiden kann.