Es ist endlich wieder soweit: March-Madness-Time! Die aufregendsten Wochen im College-Basketball stehen an - und SPOX hat das NCAA Tournament gemeinsam mit keinem Geringeren als Matt Howard unter die Lupe genommen. Der ehemalige College-Star von den Butler Bulldogs hat auch einen echten Geheimtipp parat. Welche Chancen hat Elias Harris mit Gonzaga? Wer sind die großen Favoriten? Ein Überblick.
Die Butler Bulldogs standen in den letzten beiden Jahren jeweils im National Championship Game, zogen aber zweimal den Kürzeren. 2010 gab es eine herzzerreißende 59:61-Niederlage gegen Duke - Gordon Haywards unglaublicher Last-Second-Shot, der fast noch gefallen wäre, bleibt unvergessen. 2011 unterlag Butler Connecticut 41:53.
GettyForward Matt Howard war beide Male dabei und einer der großen Butler-Stars. Jetzt spielt der 23-Jährige in der BBL für EnBW Ludwigsburg.
"Meine schönsten Erinnerungen sind die Momente, als wir die Final Fours erreicht haben. Wenn du das Netz vom Korb abschneidest und deine Region gewonnen hast, ist das einfach ein unbeschreibliches Gefühl", erzählt Howard im Gespräch mit SPOX.
"Gleich danach kommen dann natürlich die beiden Final-Four-Teilnahmen, vor allem die erste zuhause in Indiana. Das war so aufregend und hat so viel Spaß gemacht. Ich weiß, dass Gordon immer noch oft auf den Wurf angesprochen wird", sagt Howard.
Für SPOX hat Howard das komplette Turnier vorausgesagt.
South Region
Matt Howards Final-Four-Pick: "Wichita State. Hier kommt meine Überraschung! Wichita State hat mit VCU eine richtig schwierige Aufgabe in Runde eins. VCU hat ja im letzten Jahr schon gezeigt, was es kann. VCU ist auch sehr gut gecoached, dennoch denke ich, dass sich Wichita State durchsetzt und bis ins Final Four marschiert. Baylor ist mir ein bisschen zu schwankend, als dass ich die durch die ganze Region tippen könnte. Nein, ich picke Wichita State. Auch gegen Kentucky und Duke."
Die March Madness auf ESPN America
Die Favoriten: Kentucky & Duke. Es gibt keinen Zweifel, dass die Wildcats das Talent haben, um die Meisterschaft zu gewinnen. Kentucky ist unglaublich ausgeglichen besetzt und hat vor allem einen Jungen, den man sich merken muss: Anthony Davis. Der ganz klar beste Freshman des Landes. 14,3 Punkte, 10,0 Rebounds und vor allem 4,6 Blocks (!) pro Spiel.
Die Blue Devils haben mit Doc-Rivers-Sohn Austin Rivers (15,4 Punkte) aber ebenfalls einen Freshman, der genauso gut war, wie man das gedacht hatte. Dazu kommt unter anderem der nächste Scharfschütze der Familie Curry, Seth Curry.
Titelverteidiger Uconn ist zwar nicht ungefährlich, aber eine wirkliche Chance auf den Repeat besteht im Jahr eins nach Kemba Walker nicht. Jeremy Lamb (17,7 Punkte) ist ein explosiver Guard, hat aber einen zu wackligen Wurf von Downtown, Center-Supertalent Andre Drummond (10,2 Punkte, 7,7 Rebounds) gilt als Lottery-Pick, schießt aber keine 30 Prozent von der Linie. Aus deutscher Sicht: Niels Giffey kommt über die Rolle eines ganz brauchbaren Rollenspielers (11,8 Minuten), der Dreier (42,9 Prozent) schießen kann, nicht hinaus. Offensiv ist Giffey einfach kein Faktor (2,6 Punkte).
Sleeper-Team: Wichita State. Die Shockers haben alles, was man braucht, um das neue Butler zu werden. 27 Regular-Season-Siege sind schon eine stattliche Marke. Wichita State ist sowohl offensiv als auch defensiv stark, ist eines der besten Rebounding-Teams des Landes - und hat jede Menge Erfahrung im Team. Die Stützen sind Senior-Center Garrett Stutz (13,5 Punkte, 8,0 Rebounds), Senior-Point-Guard Joe Ragland (13,4 Punkte) und Senior-Guard/Forward Toure' Murry (12,2 Punkte). Dazu kommt mit Greg Marshall einer der am meisten unterschätzten Coaches.
Player to watch: Perry Jones III (Baylor). Genannt: PJIII. Definitiv einer der am meisten gehypten Spieler im College-Basketball. Weil er eben auch einer der talentiertesten ist. Der Forward kommt in dieser Saison im Schnitt auf 14,0 Punkte und 7,7 Rebounds - er konnte die hohen Erwartungen aber nicht immer erfüllen. Im Gegenteil: Jones III musste sich Kritik anhören, dass er ein zu softer Spieler sei. Kann aber jederzeit explodieren und Baylor auf seinen Schultern extrem weit tragen.
West Region
Matt Howards Final-Four-Pick: "Missouri. New Mexico vs. Long Beach State ist ein sehr interessantes 5-12-Matchup. Wer sich da durchsetzt, könnte es auf jeden Fall in die Elite Eight packen. Es fällt mir schwer, gegen Michigan State zu tippen, weil die so brutal tough sind und aufgrund ihrer Spielweise schon so oft im Final Four dabei waren. Ich denke aber, dass Missouri das Rennen machen wird. Mit Murray State wird in den Sweet 16 aber ein harter Test auf Missouri warten. Murray State ist 30-1 in dieser Saison. Vor zwei Jahren haben wir sie in Runde zwei 54:52 geschlagen, das war bis zum Championship Game vielleicht unser härtestes Spiel. Und damals war Murray State nur ein 13 Seed."
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Die Favoriten: Michigan State & Missouri. Man nehme einen der besten Coaches (Tom Izzo) im College-Basketball und eine absolute Double-Double-Maschine namens Draymond Green (16,2 Punkte, 10,4 Rebounds) - was für eine Kombination! Nicht so schlecht ist außerdem, dass dieser Draymond Green mit zweitem Vornamen "Leadership" heißen müsste. Es gibt kaum einen besseren Anführer für ein Team. Dass die Spartans für beinharte Man-to-Man-Defense und exzellente Rebound-Arbeit stehen, ist ohnehin bekannt.
Die Tigers auf der anderen Seite sind aber genauso stark einzuschätzen. Missouri ist unglaublich erfahren und besticht durch eine bemerkenswerte Teamchemie. Die Tigers sind eine echte Mannschaft, die zusammenspielt, den Ball laufen lässt und arbeitet, arbeitet, arbeitet. Topscorer ist Guard Marcus Denmon (17,6 Punkte), aber auch Guard Kim English (14,9 Punkte) und Forward Ricardo Ratliffe (13,9 Punkte) sind wichtige Optionen. Extrem dynamisches Team, das fast immer vier Guards auf dem Feld hat.
Sleeper-Team: Long Beach State. Die 49ers sind brandgefährlich. Man sollte einfach mal die Tar Heels fragen. Long Beach State verpasste in dieser Saison nur knapp einen Auswärtssieg in North Carolina (78:84). Shooting Guard Casper Ware (17,4 Punkte) schenkte den Tar Heels an diesem Tag 29 Punkte ein. Es ist aber nicht nur Ware. Die komplette Starting Five der 49ers punktet im Prinzip zweistellig. Dazu forcieren die 49ers mit ihrer Full-Court-Pressure jede Menge Steals. Gegen Long Beach State wird niemand spielen wollen, das steht mal fest.
Player to watch: Isaiah Canaan (Murray State). Der Junior-Point-Guard ist der Hauptgrund, warum die Racers für Furore sorgen könnten. Hat seinen Punkteschnitt von 11,7 auf 19,2 Punkte verbessert und könnte eines der Gesichter des Tournaments werden. Canaan kann einen mit seinem Spiel von den Sitzen reißen. Alles läuft bei Murray State über ihn - Canaan kann gleichermaßen zum Korb ziehen und von draußen abdrücken. Hat in dieser Saison schon 95 Dreier getroffen (47,3 Prozent Dreierquote).
East Region
Matt Howards Final-Four-Pick: "Syracuse. Wenn ich mich entscheiden muss, tippe ich auf die Orange. Syracuse, Ohio State und Florida State sind drei starke Mannschaften, Florida State schmeißt mir aber viel zu häufig den Ball weg. Turnover sind ein Problem. Ich sehe in der South-Region nicht wirklich ein Team, das besonders heiß ins Turnier geht und für eine Überraschung sorgen könnte. Wobei Cincinnati durchaus eine interessante Mannschaft ist. Ich setze auf Syracuse."
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Die Favoriten: Syracuse & Ohio State. Alles andere als eine Final-Four-Teilnahme wäre für die Orange eine Enttäuschung. Syracuse definiert sich nach wie vor über die patentierte und aggressive 2-3-Zone von Coaching-Legende Jim Boeheim. Das Team ist extrem tief besetzt und verfügt über eine ausgeprägte Siegermentalität. Motto: Irgendwie gewinnen wir immer. Und jedes Mal ist ein anderer Spieler entscheidend. Wenngleich der absolute Go-to-Guy für die Crunchtime ein wenig fehlt. Point Guard Scoop Jardine ist das noch eher als Topscorer Kris Joseph (13,8 Punkte).
Warum Ohio State ein Topfavorit ist? Die Buckeyes haben gleich drei Spieler in ihren Reihen, die NBA-Draftmaterial sind. Star-Forward Jared Sullinger (17,6 Punkte, 9,3 Rebounds) ist ein absolutes Biest - und dann gibt es da noch Forward Deshaun Thomas (15,4 Punkte) und Guard William Buford (14,7 Punkte).
Sleeper-Team: Vanderbilt. Spätestens nach dem Sieg gegen Kentucky im SEC Title Game muss man Vandy auf der Rechnung haben. Sogar als Final-Four-Kandidat. Die Commodores haben vor allem eine Waffe: Sie schießen Dreier. Viele Dreier. Wenn ein Team als Team fast 40 Prozent von Downtown schießt, dann wird's immer gefährlich. Besonders achten muss man auf das Scoring-Duo John Jenkins (19,9 Punkte, 44,8 Prozent Dreier) und Jeffery Taylor (16,4 Punkte, 43,2 Prozent Dreier). Der Nigerianer Festus Ezeli hat sich außerdem zu einem starken Center-Prospect mit NBA-Ambitionen gemausert.
Player to watch: Elias Harris (Gonzaga). Die Bulldogs gehen als 7 Seed in die East Region und könnten schon in Runde zwei auf Ohio State treffen. Schwer vorstellbar, dass Gonzaga da eine echte Chance hat. Was Harris angeht: Seine College-Karriere ist schon irgendwie bitter gelaufen. Hätte er sich nach seiner Freshman-Saison, als er alle beeindruckte, für den Draft entschieden, wäre er sicher gezogen worden. Womöglich sogar in der ersten Runde. Davon ist er jetzt Lichtjahre entfernt. Harris gehört aktuell nicht mal zu den Top-100-Prospects auf der "DraftExpress"-Liste. Da nützt es ihm auch nichts, dass seine Zahlen nach seinem schwachen letzten Jahr wieder etwas besser geworden sind (13,1 Punkte, 8,7 Rebounds) und er ab und zu richtig gute Spiele abliefert. Harris muss im Tournament dringend was zeigen. Gut: Seine Dreierquote (40,3 Prozent). Schlecht: Seine Freiwurfquote (67,3 Prozent).
Midwest Region
Matt Howards Final-Four-Pick: "North Carolina. Das ist auch eine sehr interessante Region. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier einige Upsets sehen werden. Ich will es eigentlich nicht sagen und bei meiner Vergangenheit mag ich es auch nicht, auf den Favoriten zu setzen, aber ich fürchte, es führt kein Weg an NC vorbei. Wenn bei den Tar Heels alle fit sind, sind sie ganz schwer zu schlagen. Sie haben so viel Size. Ich denke ansonsten, dass Saint Mary's wieder weit kommen kann. Und ich tippe auf eine Sensation durch Detroit gegen Kansas. Die Titans sind aus unserer Liga und haben ein aufregendes Team zusammen. Wenn die Kansas schlagen, würde ich es lieben."
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Die Favoriten: North Carolina & Kansas. Die Tar-Heels-Offense ist im Prinzip kaum zu stoppen. Wie soll das auch gehen, wenn der Gegner es mit einer NBA-Frontline aufnehmen muss. Harrison Barnes (17,4 Punkte), John Henson (13,8 Punkte, 10,1 Rebounds, 2,9 Blocks) und Tyler Zeller (16,5 Punkte, 9,3 Rebounds) werden wir bald alle in der NBA bewundern können. Praktisch für NC: Man hat mit Kendall Marshall (9,6 Assists) auch noch den perfekten Pass-First-Point-Guard als Ergänzung. Die Tar Heels müssen normalerweise ins Final Four kommen.
Das ist bei Kansas gar nicht so sicher. Die Jayhawks scoren zwar vor allem dank Thomas Robinson (17,9 Punkte, 11,8 Rebounds) und Tyshawn Taylor (17,3 Punkte) stark, aber sie haben Schwächen von draußen und von der Linie. Dennoch: Kansas ist natürlich ein Top-Team. Robinsons Entwicklung vom Bankspieler hin zum Superstar (von 7,6 auf 17,9 Punkte) ist bemerkenswert.
Sleeper-Team: Saint Mary's. Die Gaels sind vor allem defensiv extrem stark und unangenehm zu spielen. Rob Jones (14,8 Punkte, 10,7 Rebounds) liefert ständig Double-Doubles - der entscheidende Mann heißt aber Matthew Dellavedova und ist Australier. So wie kurioserweise vier seiner Teamkollegen auch. Dellavedova (15,6 Punkte, 6,4 Assists) hat alle Fäden in der Hand, macht seine etwas mangelnde Athletik mit einem hohen Basketball-IQ wett und ist ein begnadeter Passer. Positiv: Kaum ein Team schießt so hochprozentig von der Linie.
Player to watch: Doug McDermott (Creighton). Der Superstar-Forward der Bluejays. McDermott ist einfach ein Scorer vor dem Herrn. 23,2 Punkte pro Spiel (Nr. 3 im Land), dazu noch 8,2 Rebounds. McDermott schießt 61 Prozent aus dem Feld und 49,5 Prozent von der Dreierlinie. Es gibt genau zwei Spieler, die in der Geschichte der Missouri Valley Conference als Sophomore mehr Punkte als McDermott gemacht haben: Oscar Robertson und Larry Bird. Keine ganz schlechte Gesellschaft...
Final-Four-Tipp:
Matt Howard:
Missouri over Wichita State & Syracuse over North Carolina
Championship Game: Missouri over Syracuse
Florian Regelmann:
Michigan State over Baylor & North Carolina over Vanderbilt.
Championship Game: Michigan State over North Carolina