Jenny Wolf hat auch das zweite Rennen beim Eisschnelllauf-Weltcup in Heerenveen über 500 Meter gewonnen. Anni Friesinger-Postma dagegen belegte über 1500 Meter lediglich Rang fünf.
Jenny Wolf winkte zufrieden ins Publikum, Anni Friesinger-Postma brachte nur ein gequältes Lächeln hervor: Während die Top-Sprinterin aus Berlin mit einem Doppelsieg über 500m dem zweiten Eisschnelllauf-Weltcup in Heerenveen ihren Stempel aufdrückte, suchte Friesinger-Postma auf ihrer Lieblingsbahn weiterhin nach ihrer Topform. Die 16-malige Weltmeisterin musste sich in der niederländischen Kufenhochburg über 1500m mit dem fünften Rang zufrieden geben.
"Mir gehts eigentlich wieder gut. Ich bin jetzt eine Sekunde von der Siegerin weg, das bedeutet ansteigende Form", sagte Friesinger kämpferisch, musste aber zugeben: "Ich laufe technisch ganz hässlich."
Immerhin schnitt die an Knöchel und Knie lädierte Olympiasiegerin beim Sieg von Lokalmatadorin Ireen Wüst (1:56,69 Minuten) etwas besser ab als beim Weltcup-Auftakt in Berlin, wo sie über 1500m Siebte geworden war. In Heerenveen musste sich Friesinger (1:57,82) im direkten Duell nach einer mäßigen letzten Runde auch Langstrecken-Spezialistin Daniela Anschütz-Thoms (1:57,80) geschlagen geben. Die Team-Olympiasiegerin aus Erfurt wurde Vierte.
Wolf trotz Fehler nicht zu schlagen
Wolf lief am Samstag auf den ersten 300m ein nahezu perfektes Rennen, bevor ein leichter Strauchler ausgangs der Zielkurve eine noch besser Zeit zunichte machte.
"Ich habe wieder einen Fehler gemacht, aber trotzdem klar gewonnen. Das gibt mir jede Menge Selbstvertrauen, auch in Richtung Olympia - zumal ich körperlich topfit bin", sagte die Berlinerin nach ihrem 43. Weltcup-Sieg. Wolf gab in 37,83 Sekunden (neun Hundertstel schneller als am Vortag) erneut ihrer Erzrivalin Wang Beixing aus China (38,07) und Annette Geritsen aus den Niederlanden (38,18) das Nachsehen.
Teamchef Helge Jasch sprach von einer "erneut eindrucksvollen Vorstellung". Vor allem auf den ersten 100 Metern, auf denen sie Wang in 10,18 Sekunden fast vier Zehntel abnahm, läuft Wolf in ihrer eigenen Liga. In der Weltcup-Sprintwertung vergrößerte Wolf mit 380 Punkten nach dem dritten Sieg im vierten Saisonrennen ihren Vorsprung auf Wang (340) auf 40 Punkte.
Beckert siegt überraschend über 3000 Meter
Schon am Freitag war Wolf, wenngleich ebenfalls nicht fehlerlos, ähnlich souverän gelaufen. Für die große Überraschung sorgte aber Stephanie Beckert. Die 21 Jahre alte Erfurterin gewann über 3000m ihr erstes Weltcuprennen, ließ nach einer herausragenden Schlussrunde auch Topfavoritin Martina Sablikova aus Tschechien hinter sich und entwickelt sich allmählich zur Mitfavoritin für die Langstreckenrennen bei Olympia in Vancouver.
"Das ist einfach großartig. Ich hatte eine perfekte letzte Runde und in Daniela Anschütz-Thoms eine super Gegnerin. Aber dass es zum Sieg reichen und auch Martina Sablikova nicht mehr herankommen würde, hätte ich nie gedacht", sagte Beckert überglücklich.
Beckert setzt sich nicht unter Druck
Mit Blick auf Olympia bleibt Beckert aber zurückhaltend. "Ich bin nur froh, dass ich dabei bin. Ich versuche da natürlich so gut wie möglich zu laufen, unter Druck setzen werde ich mich aber mit Sicherheit nicht. Ich habe noch meine ganze Karriere vor mir und werde es locker angehen lassen", sagte die Erfurterin, die sich im Langstrecken-Weltcup hinter Sablikova auf den zweiten Rang verbesserte.
Glück im Unglück hatte die zweimalige Olympiasiegerin Marianne Timmer bei ihrem Sturz über 500m, dass sie nur eine schwere Stauchung und nicht wie befürchtet einen Bänderriss oder ein Bruch des Sprunggelenks erlitt. Dennoch muss die 35-Jährige vier bis sechs Wochen pausieren und somit um die Olympia-Qualifikation bangen.
Diese gelang bei den Männern Marco Weber. Der Münchner schaffte mit Rang 14 (6:31,97) zum zweiten Mal die halbe Qualifikationsnorm, nachdem er zum Weltcup-Auftakt in Berlin den 13. Rang erreicht hatte. Die Qualifikation in Heerenveen verfehlten die Erfurter Partick Beckert (6:33,31) und Robert Lehmann (6:35,41) auf den Rängen 18 beziehungsweise 19. Der Sieg ging erwartungsgemäß an den niederländische Kufen-Superstar Sven Kramer (6:16,29).