Gold-Maria, Oldies & ein Kriminalstück

SPOX
25. März 201410:13
Vier Bilder, vier Geschichten: Der Sportwinter hatte viel zu bietengetty
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Der letzte Schnee ist längst getaut, der Frühling bereits da. Was das bedeutet? Es ist Zeit für die Tops und Flops des Sportwinters 2013/2014. Mit dabei: Gold-Marias Abschied, der Schlussspurt-Sevi und eine vermisste Lindsey Vonn.

Tops

Der Schlussspurt-Sevi

Olympiasieg abgehakt, jetzt geht's rund, dachte sich wohl Severin Freund. Mit seinen Teamkollegen zerlegte der Niederbayer nach Gold im Teamwettbewerb von Sotschi erst einmal das Olympische Haus der Österreicher, ehe er dann so richtig loslegte. Nach Olympia siegte Freund in vier von acht Weltcups und holte sich dreimal noch den zweiten Platz.

Die Krönung dann in Harrachov mit seinem ersten Einzel-Titel bei der Skiflug-WM! Die Konkurrenz aus Österreich (siehe Flops) ärgerte sich, dass der kleine Severin als Kind gerade einmal zehn Kilometer von der Grenze entfernt für das - aus unserer Sicht - richtige Land schuftete.

Mit seinem großen Endspurt hätte sich der 25-Jährige beinahe noch den Gesamt-Weltcup gesichert. Gut für ihn: Laut SPOX-Informationen fordert der DSV demnächst bei der FIS eine Verschiebung der Vierschanzentournee und Olympischen Springen in den April...

Gloria für Gold-Maria

Ausgerechnet im Moment ihres schweren Sturzes beim Weltcup-Finale in Lenzerheide keimte bei den deutschen Wintersport-Fans wieder etwas Hoffnung auf. So will die erfolgreichste deutsche Skifahrerin aller Zeiten nicht abtreten, meinten ihre Fans.

Zu Unrecht! Eine Woche später nahm Maria Höfl-Riesch im lilafarbenen Blazer vor den mächtigen Werbebanden des Sponsors Platz und verkündete den erwarteten (und befürchteten) Rücktritt. "Man soll dann aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte die 29-Jährige später in einer Videobotschaft und wirkte befreit.

Was bleibt: Ein Lächeln, das nicht nur Skifans verzauberte, eine Freundschaft voller Rivalität mit Lindsey Vonn, dazu drei Olympiasiege, zwei WM-Titel und 27 Weltcup-Siege. Danke, Maria!

Oldies but Goldies

Völlig aufgedreht tänzelte der schmächtige Skispringer durch die große Olympia-Party in Sotschi, schoss Bilder mit seinen Konkurrenten und war mittendrin im Party-Geschehen: Der 41-jährige Noriaki Kasai fühlt sich nach wie vor pudelwohl im Leistungssport und war ein Highlight der Oldie-Generation, die uns viel Freude bereitet hat.

Neben Vize-Olympiasieger Kasai tat sich auch mal wieder Ole Einar Björndalen hervor. Im Sprint von Sotschi zeigte der Routinier den Jungspunden erneut seine Klasse und trotzte allen Zweifeln an seiner Leistungsfähigkeit mit dem siebten Olympiasieg, der ihn zusammen mit Gold Nummer acht in der Mixed-Staffel endgültig zum König der Wintersportler krönte. SPOX

Und als wäre das noch nicht genug, kündigte der 40-Jährige gleich die nächsten Heldentaten an: Er will weiter in der Loipe bleiben und zusätzlich die Athleten in der IOC-Kommission vertreten. Bei so viel erfolgreichem Engagment im Alter fragen wir uns, ob die Rücktritte von Tobi Angerer (37), Axel Teichmann (34), Jenny Wolf (35) und Andrea Henkel (36) nicht doch etwas überhastet waren...

Felix & Fritz Forever!

Wie kleine Schulbuben lachten sich Felix Neureuther und Fritz Dopfer in Kranjska Gora an. Zu zweit stand das DSV-Duo ganz oben auf dem Slalom-Podest, das gab es noch nie in der deutschen Skihistorie. Und wie es sich für Schuljungen gehört, fiel den beiden auch genug ein, um die Fans bei Laune zu halten.

Während sich Dopfer trotz schwankender Leistungen zum Saisonstart vergnügt im SPOX-Interview äußerte, schreckte sein Kollege mit einem Unfall vor dem Abflug nach Sotschi ganz Deutschland auf.

Sogar Fast-Weltfußballer Franck Ribery musste sich da im Wartezimmer von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hinten anstellen. Angesichts des Rücktritts von Maria Höfl-Riesch dürfen Fritz und Felix im kommenden Winter gerne noch einige Geschichten folgen lassen!

Pure Dominanz

Da lacht das Herz! Mit Blick auf die Ergebnisse im Rodeln und der Nordischen Kombination müssten beide Events eigentlich regelmäßig Einschalt-Quoten in Lanz'schen Dimensionen erhalten. Klappte schon recht gut, wie sich die deutschen Kombinierer den Winter über präsentierten.

Eric Frenzel dominierte zu Beginn der Saison sogar so sehr, dass Gerüchte die Runde machten, er wolle zusätzlich zu seiner Kolumnen-Tätigkeit unterhalb der Woche fest als Redakteur bei SPOX einsteigen. Das wollten die Teamkollegen Johannes Rydzek, Björn Kircheisen und Tino Edelmann nicht auf sich sitzen lassen.

Sie bewarben sich ebenfalls bei der Chefredaktion und lieferten derart beflügelt eine starke Saison. Mit vier Deutschen (darunter Gesamtsieger Frenzel vor Rydzek) in den Top 15 war der Winter ein voller Erfolg. Getoppt haben das nur die Rodler! Mal wieder unübertroffen und unschlagbar bei Olympia! Trotz immenser Erwartungen aus der Heimat rutschten die Deutschen im Eiskanal allen davon. Vier Mal Gold in vier Wettbewerben war die Bestellung - und die Rodler lieferten. Stark!

Annas Wintertraum

Die Königin gab sich bescheiden. "Wahnsinn, was in Sotschi passiert ist. Ich kann es noch nicht richtig glauben", sagte Anna Schaffelhuber bei ihrer Rückkehr von den Paralympics. Die 20-Jährige hatte den Ski-Wettbewerb dominiert und beim Heimflug Probleme, den Kopf gerade zu halten. Satte fünf Goldmedaillen hingen ihr um den Hals.

Die Monoskifahrerin spielte förmlich mit der Konkurrenz. Grund zur Zufriedenheit? Von wegen! Ab dem nächsten Winter wolle sie in den Bereich der Männer-Zeiten vorfahren, gab die Regensburgerin als Ziel aus. Die querschnitssgelähmte Athletin denkt gar nicht daran, sich zurückzulehnen. Neben dem Sport studiert sie in München Jura. "In dubio pro reo" - oder so!

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Die Flops

Ösis hüpfen hinterher

Eine Watschn war die abgelaufene Skisprung-Saison für unsere Nachbarn. Und die war selbst verschuldet und verdient. Auf der Schanze zeigten Schlierenzauer und Co. nur ganz selten ihre Klasse. Und außerhalb der Wettkämpfe krachte es so richtig.

Zuerst der Streit um Schlierenzauers Heimtrainer, der nicht im Trainerteam für Olympia stand. Die Medien kochten die Geschichte vergnügt auf, Andreas Goldberger kritisierte die Posse als "total deppert". Dann der nächste Ärger: Der Austria-Entwicklungschef Toni Giger soll in Sotschi das Material der Gegner abfotografiert haben. Die Konkurrenz reagierte brüskiert und trat mit doppelter Motivation an.

Im Einzel blieben die erfolgsverwöhnten Ösis ohne Medaille und mussten dann ganz tief schlucken: Im Team-Wettbewerb schnappte sich Deutschland den Olympiasieg und feierte danach auch noch im Österreischischen Haus die wilde Siegesparty. Mit Blick auf den Gesamtweltcup war die Saison die schlechteste seit 2001. Kleiner Trost: Youngster Thomas Diethart rettete die Ehre und holte sich die Vierschanzentournee. Immerhin.

Loipen-Versager

Was haben Frank Luck, Sven Fischer, Ricco Groß und Kati Wilhelm gemeinsam? Sie alle holten bei ihren ersten Olympischen Spielen alleine bessere Ergebnisse als das gesamte deutsche Team in Sotschi. Vorbei ist die Gold-Garantie, die uns alle vier Jahre die Langlauf-Schuss-Kombination so schmackhaft machte. In Russland reichte es nur zu zwei mickrigen Silbermedaillen (Danke, Eric Lesser!). Historisches Tief!

Mit Blick auf die Kader und potentielle Nachwuchs-Hoffnungen werden die Erwartungen nicht größer. Im Gegenteil: Hinter den Kulissen tobt der Machtkampf um Trainerposten und Kader-Zusammenstellungen. Nicht viel besser läuft es beim Langlauf. Auch dort gab es in der Saison nichts zu feiern. Mit dem Abgang von Tobi Angerer und Axel Teichmann sind die einstigen Sieg-Kandidaten weg. Nachfolger? Mindestens so weit weg wie ein Comeback von Magdalena Neuner.

Wer sich jetzt übrigens wundert, warum die Bobfahrer und Eisschnellläufer nicht erwähnt werden: Ist wohl für alle Beteiligten am besten so...

Die Causa Sachenbacher-Stehle

Methylhexanamin. Klingt wie eine neue Party-Droge aus Hollywood, ist in Wirklichkeit aber die Substanz, die Evi Sachenbacher-Stehle zum Verhängnis wurde und für Deutschlands schwärzeste Stunde bei den Spielen in Sotschi sorgte. Und das war angesichts vom schlechtesten Olympia-Ergebnis seit der Wiedervereinigung gar nicht so einfach.

Offenbar war diesmal nicht die Zahnpasta schuld, Dieter Baumann lässt grüßen, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel. Auf die positive Probe folgte ein kleines Kriminalstück samt Strafanzeigen, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und einer Hausdurchsuchung. Ausgang immer noch offen, denn der Biathlon-Weltverband IBU wird wohl erst in einigen Wochen das Strafmaß bekanntgeben.

Da loben wir uns einfach mal Johannes Dürr. Der Österreicher probierte sein Glück mit EPO, wurde positiv getestet - und gab danach gegenüber der "Sportwoche" zu: "Ich habe Dopingkontrollen bestanden, wo ich vorher die doppelte Dosis genommen hatte. Für Olympia hab ich die Dosis nochmal nach unten geschraubt, weil ich wusste, dass ich zu 100 Prozent kontrolliert werde." Eine ehrliche Haut, oder?

Missing: Lindsey V.

Amtierende Weltmeisterin. Amtierende Olympiasiegerin. Und dazu auch noch die Titelverteidigung im Slalom-Weltcup. Ach so, mit schnuckeligen 19 Jahren bereits neun Siege auf dem Konto zu haben, darf natürlich auch nicht vergessen werden.

Mikaela Shiffrin ist nach dieser Saison endgültig Amerikas neues Sweetheart. Da bleibt die Frage: Erinnert sich noch jemand an eine gewisse Lindsey Vonn? Also aus sportlichen Gründen? Zugegeben: So richtig fair war das Duell der beiden US-Girls nicht wirklich, schließlich lag die 29-Jährige seit Dezember 2013 flach und musste erneut am Knie operiert werden.

Ihr Zeitvertreib in dieser Phase: Fotos aus dem Krankenhaus. Fotos von der Reha. Fotos von ihrem Hund. Und dazu auch noch ein kolportiertes Hochzeits-Ultimatum an Tiger Woods. Dabei sollte Vonn eigentlich wissen, dass Tiger seit einigen Jahren Probleme hat, unter Druck abzuliefern.

"Er hat Lindsey gesagt, dass er es sich überlegen wird. Aber eigentlich will er gar nicht. Wenn sie aber weiter so pusht, hat er gar keine Freude", wurde eine dem Paar nahestehende Person zitiert. Tiger wird also wohl die SPOX-Meinung teilen: Lindsey, come back!

Der Wetterbericht

Man kann es unseren Wintersportlern beim Wetter einfach nicht recht machen. Beispiel gefällig? Bei den Alpinen herrschte zu Saisonbeginn in Lake Louise und Beaver Creek Eiseskälte, man fühlte sich fast an Roland Emmerichs Weltuntergangsdrama erinnert. Also das mit viel Eis und Dennis Quaid.

Nach der Rückkehr auf den alten Kontinent mangelte es dann wiederum an Schnee, wodurch die Rennen in Zagreb, Garmisch-Partenkirchen und Maribor abgesagt werden musste. Den Biathleten fehlte dagegen in Sotschi vor lauter Nebel der Durchblick.

Wer seine Wettkämpfe in der Waschküche - so der zweifelhafte Ruf der Region Krasnaja Poljana - abhält, braucht sich aber nicht zu wundern. Und dass die Skispringer mit dem himmlischen Kind sowieso auf Kriegsfuß stehen, ist ja eh klar. Dass der Wind aber nicht immer negativ sein muss, wissen wir spätestens seit Severin Freunds Skiflug-WM-Titel nach zwei statt vier Sprüngen.

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