"Der Sport wäre nicht annähernd so faszinierend für so eine breite Masse der Öffentlichkeit, wenn ihn die Medien nicht so exzellent aufarbeiten und überhöht inszenieren würden. Aus dem Sport ist eine riesige Unterhaltungsbranche geworden, und selbstverständlich auch ein enormer Wirtschaftsfaktor. Wirtschaftliche Überlegungen stehen heute auch im Sport über allem", sagt Innauer im Interview mit dem Kurier. "Wenn man das aber zu lange so praktiziert, wenn mehr und mehr die Seele des Sports verkauft wird, dann merken das die Menschen sehr wohl."
Das Olympische Komitee sei bereits an diesem Punkt, analysiert der Jubilar, und habe auch gemerkt, dass man sich zu weit von den Menschen entfernt hat. "Das Problem ist: dem IOC wird mittlerweile nicht mehr über den Weg getraut, wenn es kleinere und leistbare Spiele propagiert und vielleicht auch ernsthaft möchte", so Innauer.
Innauer kritisiert Fußball als mahnendes Beispiel
Mit dem Fußball macht er eine Sportart aus, die die Entfremdung mit horrenden Gagen, die Innauer als "vertrottelt" bezeichnet, auf die Spitze treibt: "Wenn das Geld so offensichtlich abgeschafft wird, ist das nicht nur pervers gegenüber den Menschen, die das Geld für ein Ticket zusammenkratzen müssen, um dieser Ersatz-Religion zu huldigen. Es ist auch pervers dem Wettbewerbsprinzip gegenüber."
In dieser Hinsicht seien paradoxerweise die US-amerikanischen Sportligen weit voraus, wo das Reglement für mehr Chancengleichheit sorgt. "Natürlich, auf lange Sicht wird sich immer das Geld durchsetzen, aber den Erfolg zu kaufen, das ist todlangweilig. Die Grundidee des Sports muss sich im ideologischen Grab umdrehen, wenn sie zum Lieblingsspielzeug für gelangweilte, geltungssüchtige Milliardäre wird", kritisiert Innauer, der für den Sport als Ganzes nicht sagen möchte, dass früher alles besser war, sondern "purer".
Frostiges Verhältnis zwischen Innauer und Schröcksnadel
Aber nicht nur die Entwicklungen im Sport bereiten Innauer Sorge. Das "kleinkarierte Vorteilsdenken" habe ihn - trotz mehrere Anfragen von verschiedenen Seiten - auf eine Politkarriere verzichten lassen. Diese wenig konstruktive Zusammenarbeitskultur machte Innauer aber auch im ÖSV zu schaffen. "Wenn du als ÖSV-Angestellter etwas vertreten musst, was offizielle Verbandsrichtlinie ist, du diese Ansicht aber nicht hundertprozentig teilen kannst", erläutert er. "Es ist schwierig, dann mit dem Brustton der Überzeugung aufzutreten und ohne wenn und aber dahinter zu stehen."
Angesprochen auf das Verhältnis zu ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und die Meinungsverschiedenheiten rund um den Umgang mit Missbrauchsvorwürfen im Verband, meint Innauer: "Es ist frostig. Ich hatte mit Peter Schröcksnadel ein klärendes Gespräch vereinbart, er hat es ersatzlos platzen lassen. Während Olympia sind wir uns in Seoul über den Weg gelaufen, aber über ein 'Griaßti' ist es leider nicht hinausgekommen. Eigentlich schade."