Zusammen spülten die beiden Leistungsträger der Vorsaison knapp 30 Millionen Euro in die Vereinskassa des österreichischen Serienmeisters. Eine Summe, die bis vor kurzem hier zu Lande noch als nahezu utopisch gegolten hat.
Das Prädikat "prominent" verdienen auf jeden Fall die Heimkehrer Zlatko Junuzovic und Michael Liendl. Beide haben in den letzten Jahren erfolgreich als Legionäre ihr Geld verdient und beide haben in diesen ersten Runden der neuen Saison auch bewiesen, dass sie es immer noch so richtig drauf haben.
Am pikantesten ist aber der Transferstrom von Graz in Richtung Bundeshauptstadt einzustufen. Der SK Sturm hat jeweils zwei Spieler nach Hütteldorf (Potzmann, Alar) bzw. nach Favoriten (Jeggo, Schoissengeyr) ziehen lassen (müssen). Besonders heiß diskutiert wurde dabei vor allem die Rückkehr von Sturm-Kapitän Deni Alar zu Rapid und der Wechsel von James Jeggo zur Wiener Austria. Letzterer könnte nach monatelanger Verletzungspause nun ausgerechnet im ÖFB Cup-Schlager dieser 2. Runde gegen seinen Ex-Verein sein Startelf-Comeback feiern. Und damit könnte sich ein Kreis, der viele Ecken und Kanten hatte, zumindest fürs Erste schließen. Aber warum hat genau dieser Transfer eigentlich für so viel Wirbel gesorgt?
Meiner Meinung nach sind dafür zwei Faktoren ausschlaggebend gewesen: die Kommunikation und in weiterer Folge die Kumulation.
Zum Thema Kommunikation eine kurze Chronologie der Ereignisse:
James "Jimmy" Jeggo, seines Zeichens 2 ½ Jahre lang Leistungsträger und vor allem in mentaler Hinsicht Führungsspieler beim SK Sturm, will seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern. So weit, so unaufregend. Laut Sturm-Sportdirektor Günter Kreissl liebäugelt Jeggo mit einem Wechsel nach Deutschland oder England - in Österreich jedenfalls käme für den Australier nur der SK Sturm in Frage. Keine 48 Stunden später wird Jeggo bei der Wiener Austria vorgestellt und erklärt seinen überraschenden Wechsel mit der besseren sportlichen Perspektive, die er am Verteilerkreis sieht. Fürs Protokoll: Die Austria hat die Saison soeben auf Platz sieben abgeschlossen, Sturm hingegen spielt als Vizemeister und Cupsieger Champions League-Qualifikation. Muss man also nicht zwingend verstehen, diese Argumentation. Andererseits ist Jeggo bei Gott nicht der Erste, der einen finanziell besser dotierten Vertrag mit diskussionswürdigen sportlichen Argumenten zu rechtfertigen versucht. In Kombination mit den Aussagen von Günter Kreissl jedenfalls aber sehr unglücklich die ganze Geschichte...
Thema Kumulation:
Tags zuvor haben die Veilchen Uros Matic als Neuzugang präsentiert. Und auch wenn der Serbe vom FC Kopenhagen verpflichtet wurde, für die Sturm-Fans ist er gefühlt immer noch ein "Schwoarzer" gewesen. Für den leidgeplagten und nervlich angespannten Fan aus der Murmetropole kam dann noch hinzu, dass auch Bright Edomwonyi als violetter Neuzugang gehandelt wurde. Wie Matic war auch Edomwonyi nur gefühlt ein Sturm-Spieler - offizieller Arbeitgeber des Nigerianers war ja zu diesem Zeitpunkt der türkische Erstligist Rizespor. Und dennoch: in Summe einfach zu viel für den zunehmend verzweifelten Sturm-Fan, der die Felle der vergangenen Top-Saison langsam aber sicher den Bach hinunter schwimmen sah...
Das soll jetzt alles kein Pläydoyer für den "armen" Sturm-Fan sein, noch eine Kritik an der violetten Einkaufspolitik des vergangenen Sommers. Festzuhalten ist, dass Vereinstreue heutzutage nur etwas für besonders naive Fußballromantiker ist und, dass die Wahrheit zumutbar ist. Was ist dabei wenn man offen zugibt, dass Geld nun Mal zu 99% die wichtigste Rolle im Leben eines modernen Fußballers spielt. Klingt nicht wahnsinnig romantisch, ist aber so...
Sie erreichen den Autor unter: michael.gigerl@puls4.com