Beim kleinen, deutschen Viertligisten Viktoria Köln steht eines der größten Talente des österreichischen Fußballs unter Vertrag. Der 15-jährige Thierno Ballo kickt für die U17 des Regionalliga-Klubs. Im Nachwuchs-Nationalteam darf das Wunderkind auch schon ran. Für die U17 von Manfred Zsak erzielte er in sieben Spielen drei Tore - zwei davon in der ersten Runde der EM-Qualifikation beim 2:3 gegen England. Damals war Ballo noch 14 Jahre alt.
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Nun startet er mit seinen um zwei Jahre älteren ÖFB-Kollegen in die Eliterunde der EM-Quali. Zu Beginn geht es am Donnerstag in Rohrbach an der Lafnitz gegen Frankreich. Ballo wird wohl in der Startelf stehen. Mit seiner Hilfe soll Österreich zur U17-EM fahren. Dazu wäre der Gruppensieg nötig. Auch Platz zwei könnte reichen, wenn die ÖFB-Elf zu den besten sieben der acht Gruppenzweiten gehört.
Entdeckt beim Streetsoccer in Linz
Ballo zog erst im Alter von fünf Jahren in die Alpenrepublik. Sein Vater kam einst von der Elfenbeinküste nach Linz und holte später die Familie nach. Dank des Fußballs fand sich Sohn Thierno, der mittlerweile auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, in der neuen Heimat schnell zurecht. Sein Förderer Peter Huemerlehner entdeckte ihn zufällig. "Ich habe Thierno das erste Mal auf einem Streetsoccer-Platz gesehen. Er hat eine wahnsinnige Grunddynamik und ist unglaublich beweglich", erzählt der ausgebildete Nachwuchstrainer dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Huemerlehner holte ihn zu seinem Verein Chemie Linz. Nach einem kurzen Gastspiel im LASK-Nachwuchs wechselte Ballo bereits im Alter von elf Jahren zu Bayer Leverkusen. Huemerlehner, der in Köln als Programmierer ein Unternehmen gründete, begleitete seinen Schützling. Der 33-Jährige nahm den jungen Fußballer und dessen aus Guinea stammende Mutter in die eigene Familie auf. "Peter ist alles für mich", erzählt Ballo.
Vor Transfer zu Chelsea
Im letzten Sommer wechselte der Mittelfeldspieler von Leverkusen zu Viktoria Köln. Dort spielt er mit der U17 des Regionalliga-Vereins in der Bundesliga. Bei der Bayer-Werkself hätte es Ballo ungleich schwerer gehabt, sich individuell weiterzuentwickeln. "Wir fördern ihn als Kreativspieler und stecken ihn in kein Kastl", sagt Huemerlehner, der seinem Schützling diverse Experten zur spezifischen Weiterenwicklung in Sachen Taktik, Ernährung und anderen Aspekten zur Verfügung stellt.
Dahinter steckt wohl ein größeres Projekt. Ein Transfer zum FC Chelsea soll schon so gut wie feststehen, sobald Ballo sein 16. Lebensjahr vollendet hat. Die FIFA-Regeln verbieten Wechsel von Jugendspieler zu einem früheren Zeitpunkt. Bestätigten will die kolportierte Einigung mit den Londonern noch niemand. Nur so viel verrät Huemerlehner: "Er hätte zu jedem Verein in Europa wechseln können. Alle Großen waren dabei."
Fünf Tore bei Chelsea-Testspiel
Laut Kölner Stadt-Anzeiger fliegt der ÖFB-U17-Nationalspieler schon jetzt regelmäßig nach England, um bei Chelsea vorzuspielen. Bei einem 6:1-Testspielsieg gegen West Ham soll er fünf Tore selbst geschossen und eines vorbereitet haben. Bei solchen Leistungen in diesem Alter besteht für Teenager freilich die Gefahr, abzuheben und das harte Training aus den Augen zu verlieren - aber nicht so bei Ballo, versichert Huemerlehner.
Der technisch versierte Mittelfeldspieler sei extrem fokussiert. "Er ist bereit, dafür Opfer zu bringen. Diese Einstellung ist tief in ihm verankert. Er weiß, dass Talent alleine nur selten ausreicht. Es braucht gezieltes Arbeiten", so Huemerlehner. Stimmen all die Vorschusslorbeeren, die Ballo jetzt schon erntet, auch nur zur Hälfte, darf sich Fußball-Österreich auf einen richtig tollen Kicker freuen.
Viktoria Köln