Eine Verletzung des Wadenbeinköpfchens setzte den Mittelfeldmann wochenlang außer Gefecht. Befürchtet wurde bereits eine längere Pause. Beim unerwarteten 0:1 im Istrien-Derby gegen Nachzügler NK Istra stand Gorgon am Wochenende aber wieder auf dem Platz. Rijeka liegt als regierender Meister in der kroatischen Liga aktuell auf Rang zwei, auf den voran liegenden Rivalen Dinamo Zagreb fehlen nun fünf Zähler.
Neues Gefühl für Gorgon
Gorgon verließ die Austria im Sommer des Vorjahres im Hoch. 19 Mal traf er für die Austria, seinen Vertrag verlängerte der Erz-Violette aber nicht. Der seit 1995 - erst im Nachwuchs, dann für die Profis - bei den Violetten tätige Offensivmann wollte "einmal etwas Neues sehen". Auf der Suche nach einer Herausforderung im Ausland tat sich wochenlang wenig. Als Gorgon, wie er selbst zugab, "aus der Not geboren" für Rijeka unterschrieb, gab es auch kritische Stimmen.
Nun kehrt Gorgon als Meister zurück. Und will seine Entwicklung auch zur Schau stellen. "Ich möchte in diesem Spiel zeigen - und das will wohl jeder, wenn es gegen den Ex-Klub geht - dass ich mich verbessert habe", sagte er gegenüber laola1. "Es wird sehr interessant sein, einmal gegen die Austria zu spielen. Dieses Gefühl kenne ich ja nicht." Sollte er im Prater-Oval treffen, würde der Torjubel freilich aus Respekt ausbleiben.
Pfiffe würden überraschen
Insgesamt erwartet sich Gorgon ein warmes Wiedersehen. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich überrascht wäre, wenn es Pfiffe geben würde." Für die Austria gab das Eigengewächs schließlich viel. Als Nachwuchskicker war Gorgon Absolvent der Frank-Stronach-Akademie, danach bremste ihn eine zweijährige Verletzungspause komplett aus. Im Oktober 2010 gab er mit fast 22 Jahren schließlich sein Bundesliga-Debüt und war danach fester Bestandteil der Mannschaft. Die Krönung war der Meistertitel der Favoritner 2013.
Die Austria hat Gorgon weiter im Blickfeld. So war auch nach der Auslosung die Freude dementsprechend. Mit vielen ehemaligen Mitspielern steht Gorgon noch in Kontakt. Am Donnerstag im Ernst-Happel-Stadion und zwei Wochen später im Rückspiel in Rijeka wird die Freundschaft aber ruhend gestellt. Mit zwei Siegen hätte das derzeit noch punktelose Rijeka wieder Chancen auf den Aufstieg. Das gilt auch für die bei einem Zähler haltende Austria. Gorgon sprach von "Finalspielen".
Rijeka nicht zu unterschätzen
Rijeka traf in dieser Europacup-Saison bereits einmal auf einen österreichischen Vertreter. Salzburg biss sich in der Qualifikation zur Champions League die Zähne aus. Nach einem 1:1 in Salzburg und dem 0:0 an der Kvarner-Bucht schied Österreichs Meister aus. Rijeka scheiterte im Play-off zur Teilnahme an der Königsklasse dann an Olympiakos Piräus (1:2, 0:1).
Unterschätzen wird die Austria den Gegner nicht. Schon NK Osijek forderte die Wiener im Play-off voll, Rijekas nationaler Konkurrent steht in der Prva Liga derzeit auf Rang vier. Die "Bijeli" von der Adria haben außerdem auch Milan am zweiten Spieltag der Gruppe D fast ein Remis abgerungen. Beim 2:3 in Mailand, Gorgon fehlte verletzt, setzte es das entscheidende Gegentor erst in der 94. Minute.
Alter Bekannter auf der Trainerbank
Erfolgsfaktor bei Rijeka ist Trainer Matjaz Kek. Der Slowene mit langjähriger Österreich-Vergangenheit (Spittal/Drau, GAK) übernahm den Klub im Februar 2013 und entwickelte die Mannschaft konstant weiter. Nach Vizemeistertiteln 2014 bis 2016 folgte heuer mit dem Doublegewinn der große Coup. Rijeka durchbrach damit die jahrelange Dominanz von Dinamo Zagreb. "Spielerisch betont, aber geradelinig" lässt Kek agieren, berichtete Gorgon schon vor dem Duell mit Salzburg.
Kek hat sich durch seinen Erfolg inzwischen interessant gemacht. Wie die Austria mit Thorsten Fink beschäftigt auch Rijeka diese Tage der Verbleib des Trainers. Wie der 55-Jährige am Wochenende bestätigte, sei Sloweniens Verbandschef an ihn herangetreten. Sein Heimatland ist aktuell auf der Suche nach einem neuen Teamchef. "Das Nationalteam ist etwas Spezielles für mich. Aber derzeit denke ich nur an Rijeka", sagte Kek. Gleichzeitig bestätigte der ehemalige Libero, dass in seinem Vertrag Klauseln für einen vorzeitigen Ausstieg vorhanden seien.