FFP: Muss sich PSG Sorgen machen?

Das FFP soll den Finanzhaushalt der Klubs regeln
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Wochenlang wurde darüber spekuliert, am Donnerstagabend hatte die Fußballwelt Gewissheit: Neymar Junior wechselt zu Paris Saint-Germain. Das kolportierte Finanzierungsmodell liest sich dabei dubios!

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Denn: Neymar soll für seine Rolle als Botschafter der Weltmeisterschaft 2022 in Katar 300 Millionen Euro kassieren. Damit löst er seine Barcelona-Ausstiegsklausel über 222 Millionen Euro. PSG-Besitzer Nasser Ghanim Al-Khelaifi, ebenfalls aus Katar, ist ein führendes Mitglied des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft. Eine schiefe Optik. Und möglicherweise eine Maßnahme, um das Financial Fairplay zu umgehen.

Zwei Worte, die in den vergangenen Wochen so oft wie schon lange nicht mehr fielen. Aber welchen Zwecken dient das Financial Fairplay? Und ist die UEFA im Schatten solcher Deals in Wahrheit handelsunfähig? Die Intentionen des 2011 erstmals vollzogenen Regulativs lesen sich dabei ehrenhaft. Man wolle die "finanzielle Gesundheit des europäischen Klubfußballs verbessern", und prüfen, ob Klubs "ihre Rechnungen bezahlen". Im Laufe der Jahre wurde das UEFA-Dokument sukzessive nachgeschärft. Mit dem Ziel, dass europäische Klubs nicht mehr ausgeben als sie einnehmen und die Anhäufung von Schulden eingedämmt wird. Überprüft von der unabhängigen Finanzkontrollkammer für Klubs (FKKK).

UEFA strafte PSG und Manchester City ab

Erste Sanktionen wurden im Jahr 2014 verhängt. Und seither immer wieder. Zur Erinnerung: Paris Saint-Germain und Manchester City wurden mit einer Strafe über jeweils 60 Millionen Euro belegt und durften in der Champions League einen Kader von maximal 21 statt 25 Spielern melden. Doch die beiden Klubs waren nicht alleine: Malaga und Galatasaray wurden aus dem Europacup ausgeschlossen, einige weitere Vereine mit Auflagen belegt. Financial-Fair-Play-Strafen können von Geldstrafen, Punktabzügen bis zum Ausschluss aus künftigen Wettbewerben und der Aberkennung von Titeln reichen. Letzteres trat allerdings noch nie ein.

Zur Überprüfung der Vereine misst die FKKK einen Bewertungszeitraum über drei Jahre. Auf dem Papier dürfen die Vereine pro Bewertungszeitraum fünf Millionen Euro mehr ausgeben, als sie einnehmen. Heißt: Verkäufe von Spielern, Ticket- und Sponsoreinnahmen etc. sollen die Balance mit Ausgaben halten. Investitionen in Stadien, Trainingszentren oder Jugend- und Frauenfußball werden aus diesen Berechnungen ausgenommen. Für die UEFA sind sie "gute" Ausgaben. Sollte der Rahmen überschritten werden, dürfen Klubbesitzer für die Saison 2016/2017 und 2017/2018 Summen von bis zu 30 Millionen Euro ausgleichen.

Ablösesumme wird nicht sofort schlagend

Wie ist es also möglich, einen Spieler für astronomische Summen zu verpflichten, wenn man schließlich nur mit 30 Millionen Euro in der Kreide stehen darf? Eine bezahlte Ablösesumme wird nicht sofort schlagend, sondern über die ganze Vertragsdauer abgeschrieben. Beispiel Neymar: Der Brasilianer kostete 222 Millionen Euro und unterschrieb einen Vertrag über fünf Jahre. Somit fließen jedes Jahr 44,4 Millionen Euro der Ablösesumme in die Bilanz der Pariser. Ein Umstand, der meist ausgeblendet, für die korrekte Rechnung aber essenziell ist.

"Der Transfer von Neymar zu PSG wird sich über mehrere Jahre auf die Finanzen des Klubs auswirken, doch die Auswirkungen eines solchen Geschäfts können nicht im Voraus beurteilt werden, weil PSG ja mehrere Spieler für einen erheblichen Erlös verkaufen könnte", ist von der UEFA zu hören. "Darum werden wir erst am Ende die Berechnungen anstellen."

Spekulationen über das Finanzierungsmodell

Darüber, wie PSG die Bilanz nach dem Neymar-Transfer konkret ausgleichen will, wird viel spekuliert. De facto liest sich die Ablösesumme für eine der größten Popfiguren ihrer Generation exorbitant. Unter dem Strich investierten die Pariser im laufenden Transfersommer 238 Millionen Euro für Neymar und Linksverteidiger Yuri Berchich (Real Sociedad). Verkauft wurden Jean-Kevin Augustin (RB Leipzig) und Youssouf Sabaly (Bordeaux) für 17 Millionen Euro. Weitere Abgänge dürften folgen. Wird der Neymar-Deal also regulär abgewickelt, belasten in den nächsten Jahren 47,6 Millionen Euro die Bilanz.

In diesen Regionen bewegen sich in diesem Sommer auch Klubs wie Milan, Manchester City und Manchester United. Denn eine konkrete Obergrenze für die Transfersumme eines einzelnen Spielers steht im Regulativ nirgendwo geschrieben. Gut möglich, dass PSG mit dem Neymar-Transfer das FFP-Regulativ nicht verletzt, sondern eine genaue Kalkulation mit Spielerverkäufen, steigenden Sponsorverträgen (Nike soll für seinen Superstar und Testimonial ganz tief in die Tasche greifen) und weiteren Maßnahmen einhergeht. Laut der Nachrichtenagentur AP (Associated Press) erhofft sich PSG, das 2015/2016 immerhin einen Gewinn von zehn Millionen Euro erwirtschaftete, eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent, ausgelöst durch Sponsor- und Merchandise-Einnahmen. Bremsen wird das die Kritik am Financial Fairplay aber freilich nicht.

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