Während vor allem an der Mur von Djuricin noch euphorische Lobeshymnen gesungen werden, ist die Zeit in Zürich bislang eine eher maue: Platz Neun in der Vorsaison, die er noch als Leihspieler von Red Bull Salzburg absolvierte, Zwischenrang Neun nach der Halbsaison 2018/2019, die er aber aufgrund von einigen Verletzungen teilweise verpasste. Grund genug, eine Bestandsaufnahme zu machen und mit ihm über seine bisherige Karriere, die Zeit in Graz und warum's in der Mozartstadt nicht klappen wollte, zu sprechen.
SPOX: Ich erreiche Sie gerade im Trainingslager in Belek. Viele Fußballprofis sind ja jetzt nicht unbedingt scharf auf die Winter-Vorbereitung. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Marco Djuricin: Mir hat das noch nie viel ausgemacht. Das gehört dazu, hart zu arbeiten, mich gut vorzubereiten. Wir sind jetzt sowieso da, wo's nicht kalt ist. Von dem her ist es wirklich nicht schlimm.
SPOX: Sprechen wir über's Sportliche in Zürich. Raphael Holzhauser meinte letzte Woche im SPOX-Interview, dass die Rückrunde definitiv besser wird (HIER zur Nachlese). Hat er recht?
Marco Djuricin: Schlechter kann's eh fast nicht mehr werden. Wir hatten viele Verletzte, viele neue Spieler. Die Mannschaft muss sich finden. Ich bin aber positiv zuversichtlich, dass wir besser spielen werden und hoffentlich auch angreifen können.
SPOX: Für Sie ist es bereits das zweite Jahr bei den Grasshoppers, Sie haben davor in einigen wirklich großen Städten gespielt. Fühlen Sie sich in Zürich wohl?
Marco Djuricin: Ja, es ist eine sehr schöne Stadt mit hoher Lebensqualität, aber es ist halt sehr teuer. Wir fühlen uns wohl hier. Sportlich war's nicht so angenehm, aber das gehört dazu. Wir müssen aus dem rauskommen und dann wird es sich zeigen, was in dieser Saison noch gehen kann.
SPOX: Sie wurden in der vergangenen Saison von Salzburg zum dritten Mal verliehen - nach Brentford und Ferencvaros Budapest zu den Grasshoppers, die Sie jetzt endgültig verpflichteten. In der Retrospektive - die Zeit in Budapest war sehr erfolgreich. Sie sind Pokalsieger geworden, schossen elf Tore in einer Saison, obwohl Sie nicht als Stürmer aufgeboten wurden. Wären Sie gerne in Budapest geblieben?
Marco Djuricin: Ich hätt's mir auf jeden Fall vorstellen können. Budapest ist eine supertolle Stadt, nicht weit weg von meinem Zuhause Wien. Der Klub war der Wahnsinn, der beste Verein in Ungarn. Ich war aber bei Red Bull unter Vertrag und mit der Ablösesumme war's ein bisschen schwierig. Das hat sich dann leider nicht ergeben.
Von Hertha Berlin zu den Grasshopers Zürich: Marco Djuricins Leistungsdaten
Saison | Verein | Spiele | Tore |
2018/2019 | Grasshoppers Zürich (SUI) | 10 | 4 |
2017/2018 | Grasshoppers Zürich (SUI) | 26 | 9 |
2016/2017 | Ferencvaros Budapest (UNG) | 32 | 11 |
2015/2016 | Red Bull Salzburg (AUT) / FC Brentford (ENG) | 27 | 4 |
2014/2015 | SK Sturm Graz (AUT) / Red Bull Salzburg (AUT) | 35 | 27 |
2013/2014 | SK Sturm Graz (AUT) | 23 | 7 |
2012/2013 | SSV Jahn Regensburg (GER) | 18 | 6 |
2011/2012 | Hertha BSC Berlin / Hertha BSC Berlin II (GER) | 18 | 9 |
Marco Djuricin: Keine richtige Chance bei Red Bull Salzburg
SPOX: Hatten Sie das Gefühl, Sie hätten bei Red Bull überhaupt eine richtige Chance bekommen?
Marco Djuricin: Naja. Das erste Mal, als ich dort war, bekam ich schon eine Chance. Ich habe da selber nicht so gut gespielt, wie ich's mir erwartet habe. Aber so ist das im Fußball. Nach den Leihen habe ich aber nie eine Chance bekommen. Ich bin aber da nicht böse, so ist der Fußball. Da kann man Nichts machen.
SPOX: Getroffen haben Sie als Stürmer aber ja eigentlich überall. Doch die wahrscheinlich erfolgreichste Zeit hatten Sie in Graz, beim SK Sturm. Können Sie sich eine Rückkehr zu Sturm vorstellen?
Marco Djuricin: Das denk ich schon. Sturm ist ein super sympathischer Verein, ich denke sehr gern an die Zeit zurück. Die Fans sind cool, die Atmosphäre, das hat alles gut gepasst. Warum's dort so gut geklappt hat, das ist aber schwierig zu beantworten. Du braucht als Stürmer einfach auch ein bisschen Glück und die Intuition, immer am richtigen Ort zu stehen. Das gab's bei Sturm auf jeden Fall, mit den Mitspielern damals. Du musst diese Flanken halt auch bekommen. Die hatte ich nicht überall. In England hat's nicht so gut geklappt. Ich wusste von Anfang an, dass das nicht meine Liga ist. Aber jeder Fußballer, der die Chance bekommt nach England zu gehen, wird sie nützen. Rückblickend hatte ich ein gutes Jahr. Es war sehr geil, in London zu leben, jedes Mal vor einem vollen Haus zu spielen. Das war eine super Erfahrung. Ich kann mich wirklich nicht beklagen, wie's bisher gelaufen ist.
SPOX: Gab's im Sommer Gespräche, nach dem Leihende bei den Grasshoppers, nach Österreich zurück zu kommen?
Marco Djuricin: Wir hatten in Zürich eine katastrophale Saison. Es gab dann schon Gespräche mit anderen Vereinen, aber Thorsten Fink (Grasshoppers-Trainer, Anm.) wollte unbedingt, dass ich hier bleibe. Ich halte sehr viel von ihm. Es kann sein, dass das die falsche Idee war, aber es wird sich herausstellen.
Warum Djuricin nach einer Leihe fix zu den Grasshoppers wechselte
SPOX: Ihr Vater Goran Djuricin war selbst Fußballprofi und sehr jung, als er Papa wurde. Sie sind selber auch schon Vater. Verändert einen das als Fußballer?
Marco Djuricin mit seinem Vater Goran Djuricin
Marco Djuricin: Auf jeden Fall. Du lebst als Fußballer in einer Blase, hast keine Probleme. Wenn du Kinder hast, dann ist das komplett anders, du hoffst, dass alle gesund bleiben. Das ist das Wichtigste.
SPOX: Die Familie ist aber in Zürich, oder?
Marco Djuricin: Ja, die sind alle hier.
SPOX: Holzhauser meinte, dass er, Heinz Lindner und Sie sehr gute Freunde sind. War das auch ein Grund in Zürich zu bleiben?
Marco Djuricin: Natürlich. Ich kenne den Holzi schon sehr lange - 15, 16 Jahre. Das hat für die Grasshoppers gesprochen. Wir sind drei Österreicher in einem Verein, die sich schon sehr lange kennen. Klar macht das einen Unterschied, wenn du Freunde im Team hast anstatt Kollegen.
SPOX: Lassen Sie uns vom Optimalfall ausgehen. Wie soll die Karriere weitergehen?
Marco Djuricin: Ich möchte einfach mehr Tore hier schießen, dem Verein helfen. Ich möchte verletzungsfrei bleiben, dann ist alles offen. Ich habe noch gar nichts abgeschrieben. Wir werden sehen, wo mein Weg hinführen wird.