Fuchs: "RB Leipzig beeindruckt mich"

"Das ÖFB-Team steht jetzt mit dem Rücken zur Wand"
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SPOX: Lass uns hart im Thema springen. Wie siehst du aktuell die Premier League? Ich dachte vor der Saison, dass die obere Tabellenhälfte noch enger zusammenrücken könnte, mit Everton, West Ham, Southampton und Leicester als Herausforderer der sechs vermeintlich großen Mannschaften. Gefühlsmäßig ist das Gegenteil eingetreten.

Fuchs: (lacht) Tut mir leid, mit der Tabellensituation habe ich mich nicht beschäftigt. Ich habe meinen Kopf nicht ständig beim Fußball und mir ist wichtig, was Leicester so macht und wo wir stehen. Ganz oben ist heuer eh nicht unser Thema. Ich schaue eher auf unsere Mitkonkurrenten. Aber jetzt stehen wieder die klassischen Mannschaften oben und das ist normal so. Im Sommer sind wieder große Summen geflossen, da verwundert mich das wenig. Wir sehen wieder das gewohnte Bild der Premier League.

SPOX: Als Kenner der deutschen Bundesliga: Wie realistisch ist für dich ein Szenario, in dem RB Leipzig Leicester City emuliert?

Fuchs: Mich beeindruckt und überrascht, wie sich Leipzig schlägt. Man kann zu Leipzig stehen wie man will, aber unter dem Strich sind es dann trotzdem die Spieler auf dem Platz, die ihre Leistung so abrufen. Und das machen sie richtig gut. Auch wenn Red Bull dahinter steht, ist es nicht selbstverständlich, dass sie ihre Leistungen in der zweiten Liga auch oben bestätigen können. Ich finde es erfrischend, dass die Bundesliga etwas durchgemixt wird.

SPOX: Du sagst man kann zu RB Leipzig "stehen wie man will" - wie stehst du zu Red Bull im Fußball?

Fuchs: Es gibt natürlich zwei Seiten. Die der Fans - und Fankultur ist sehr wichtig. Auf der anderen Seite stehe ich als Fußballer, der auch seinen Beruf ausübt. Genauso sind die RB-Leipzig-Spieler Arbeitnehmer wie jeder andere. Über den Konzern dahinter kann man debattieren. Da haben alle Seiten ihr gutes Recht, ihren Standpunkt zu vertreten. Aber wenn durch diese Debatte die Bundesliga aufgemischt wird, Reibungspunkte und Emotionen erzeugt werden, dann ist das jenes Salz in der Suppe, das den Fußball manchmal auch ausmacht.

SPOX: Man hört immer wieder mal, dass Red Bull gerne einen Ableger in England hätte. Wie würde ein solcher aufgenommen werden?

Fuchs: In England gibt es jetzt schon sehr viele Investoren. Und das ist mittlerweile ganz normal. So wird viel Geld in den Fußball gepumpt. Klar gibt es traditionelle Vereine, aber in England ist diese Investorensituation viel präsenter als in anderen Ländern.

SPOX: Christian, lass uns abschließend über das Nationalteam sprechen. Wie sehr hat der Abschied geschmerzt?

Fuchs: Das war keine Hauruck-Entscheidung, die ich nach so einer langen Zeit mit den Jungs und dem Nationalteam von heute auf morgen gefällt habe. Ich fühlte mich dem Nationalteam immer extrem verbunden, das Verhältnis war super. Aber meine familiäre Situation hat schließlich den Ausschlag gegeben. Ich will Vater sein und nicht ständig herumreisen. Das hat mir die Entscheidung leichter gemacht. Trotzdem war es nicht einfach und emotional. Ich habe unsere Farben immer gerne vertreten und sehe mich noch immer als Teil davon.

SPOX: Gleicher Trainer, gleiche Spieler, andere Ergebnisse - hast du eine Erklärung, warum es stockt?

Fuchs: Ich bin nicht mehr mittendrin und daher auch kein Insider. Jetzt bin ich ein großer Fan und werde die Jungs immer unterstützen und positiv sein. Nach zwei Jahren, in denen alles zusammengepasst hat, ist die Situation ziemlich schwer. Der Weg nach oben ist einfach. Aber das zu bestätigen, immer wieder zu liefern, ist der schwerste Teil. Die Mannschaft steht jetzt mit dem Rücken zur Wand und muss in der Qualifikation alles gewinnen - aber die Jungs werden sicher alles probieren, um das Unmögliche zu erreichen. Ich bin als Leicester-Spieler ein ziemlicher Optimist - ich glaube an die Jungs.

SPOX: Jetzt wo du Fan bist: Wie würdest du die unglaublich viel diskutierte Linksverteidigerdebatte lösen?

Fuchs: Dieses Thema wird enorm geschürt, und das verstehe ich auch. Ich kenne die Spieler, die für diese Position in Frage kommen. Sie haben ihre Qualitäten. Aber sie haben zunächst lange nicht gespielt und müssen jetzt ständig ran. Die Erwartungshaltung an Kevin (Wimmer, Anm.) und Sutti (Markus Suttner, Anm.) ist eine gewaltige. Das Problem ist: Sie haben keine Zeit und keine Vorbereitungsspiele gehabt. Dann ist mal was schief gegangen und sie sind voll in die Kritik geraten. Das finde ich nicht okay, auch wenn's normal ist. Auf kurz oder lang wird diese Diskussion bestimmt beendet werden und die Jungs geile Spiele abliefern.

SPOX: Auch Marcel Koller wird massiv kritisiert. Ich nehme an, dein Verständnis hält sich in Grenzen.

Fuchs: Die Leute vergessen schnell was war. Aber das ist ganz normal - Fußball ist ein Tagesgeschäft. Er ist der gleiche wie vorher. Ein Fußballfanatiker. Aber wenn es nicht so rennt, ist der Trainer schnell in der Schusslinie. Ich traue mich aber getrost zu sagen, dass er alles für das Nationalteam tut, um die Jungs zum Erfolg zu bringen.

SPOX: Habt ihr noch Kontakt?

Fuchs: Wir telefonieren ab und zu. Das geht nicht verloren. Wir haben eine lange, gemeinsame Geschichte, die schon 2008 angefangen hat.

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