2017: Das ist Kollers Plan für das ÖFB-Team

SID
2017 will Marcel Koller mit dem ÖFB-Team zurück in die Erfolgsspur
© GEPA

Nach dem ernüchternden Länderspieljahr 2016 gibt Teamchef Marcel Koller einen Ausblick, wie es mit dem ÖFB-Team im kommenden Jahr wieder bergauf gehen soll.

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Einen Tag nach dem 0:0 zum Jahresausklang im Heim-Testspiel gegen die Slowakei hat Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller ernüchtert Resümee gezogen. Die Bilanz von drei Siegen, drei Unentschieden und sechs Niederlagen 2016 stimmte den Schweizer nachdenklich. "Man muss feststellen, dass es ergebnistechnisch kein erfolgreiches Jahr war", sagte Koller am Mittwoch in Wien.

In einem über 20-minütigem Monolog versuchte der 56-Jährige die Gründe für die Misserfolge der vergangenen zwölf Monate darzulegen. "Schon Anfang des Jahres haben wir gemerkt, dass es nach der grandiosen EM-Qualifikation schwierig war, das zu bestätigen." Bereits beim ersten Lehrgang im März sei "eine gewisse Verunsicherung" unter den Spielern bemerkbar gewesen, erzählte Koller. "Da war die Leichtigkeit ein bisschen weg."

Koller: Kein Vorwurf an die Spieler

Dieser Trend setzte sich über die verkorkste EM bis zur laufenden WM-Qualifikation fort, in der die viertplatzierte ÖFB-Auswahl nach vier Runden sechs Punkte hinter Spitzenreiter Irland liegt. "Aber wenn man sich die Partien anschaut, kann ich der Mannschaft nicht den Vorwurf machen, nicht alles versucht zu haben. Es waren immer sehr enge Spiele."

Tatsächlich wurden in diesem Jahr nur zwei Matches mit mehr als einem Tor Unterschied verloren, es gelang jedoch auch kein einziger Sieg mit mehr als einem Tor Differenz. "Doch in Georgien hätten wir das 3:0 machen können, dann wären wir vielleicht in einen Lauf gekommen. Dann ist es aber noch eng geworden. Und gegen Wales hätten wir gewinnen können", meinte Koller und beklagte in diesem Zusammenhang einmal mehr die mangelnde Effizienz.

Leichte Kritik an Schöpf

Allerdings betonte der Teamchef auch: "Es war nicht alles schlecht, was schlechtgeredet wurde. Wir vom Trainerteam müssen aufpassen, dass nicht alles kaputtgeredet wird. Die Mannschaft hat funktioniert, auch das Betreuerteam." In der WM-Qualifikation sei "nach wie vor etwas möglich", ergänzte Koller. Weiter geht es für seine Truppe am 24. März 2017 in Wien gegen die Republik Moldau, jedoch ohne die gesperrten Julian Baumgartlinger und Alessandro Schöpf.

Letzterer wurde von Koller, ohne explizit danach gefragt zu werden, mit leiser Kritik bedacht. "Er hat gegen Irland nicht sein bestes Spiel gemacht. Ich denke schon, dass das mit dem Druck zu tun hatte, dem er vielleicht nicht ganz standgehalten hat." Schöpf hatte in dieser Partie sein erstes Pflichtspiel von Beginn an in der ÖFB-Auswahl absolviert - aber nicht wie üblicherweise im Nationalteam im Zentrum, sondern am rechten Flügel, wo der Tiroler bei Schalke zum Einsatz kommt. Koller erklärte dies nach der Pressekonferenz damit, dass Marcel Sabitzer seiner Meinung nach der geeignetere Gegenspieler für Irlands Zentrumsmann Glenn Whelan gewesen sei.

Sonderlob für Debütanten

Auch David Alaba blieb nach seiner Einwechslung gegen die Slowakei im zentralen Mittelfeld neuerlich unter den Erwartungen, wurde aber von Koller verteidigt. "In seinen viereinhalb Jahren im Mittelfeld ist niemandem in den Sinn gekommen, dass er links hinten spielen sollte." In dieser Zeit war aber auch noch der am Dienstag offiziell verabschiedete Christian Fuchs Bestandteil der Nationalmannschaft gewesen.

Sonderlob von Koller gab es nach dem Slowakei-Match für die Debütanten Andreas Lukse, Michael Madl sowie für Valentino Lazaro. Ansonsten sammelte der Nationaltrainer aus dem Duell mit dem EURO-2016-Achtelfinalisten wenig positive Erkenntnisse. "Man hat gesehen, dass wir im Moment Schwierigkeiten damit haben, Tore zu erzielen."

Kollers Plan für 2017

Dieses Problem solle im kommenden Jahr behoben werden. "Wir müssen konsequent versuchen, unseren Weg weiterzugehen", sagte Koller. Gravierende Adaptierungen in der Spielanlage dürften eher nicht zu erwarten sein. "Es ist schwierig, kurzfristig Dinge im großen Bereich zu verändern. Wir müssen viele kleine Dinge besser machen", erklärte der Coach, meinte aber auch, er habe nach wie vor eine zumindest phasenweise Umstellung auf eine Dreierkette im Kopf. Im Zusammenhang mit der Spielphilosophie stellte Koller wohl nur rhetorische Fragen. "Wollen wir unsere Spielweise, die wir in fünf Jahren aufgebaut haben, verlassen? Wollen wir nicht mehr Fußball spielen, sondern nur noch lange Bälle nach vorne schlagen?"

Das ÖFB-Team wird wohl weiter zumeist auf Ballbesitz, Offensiv-Pressing und geordneten Spielaufbau setzen - aber vielleicht nicht mehr in jeder Partie. Man könne einen Gegner auch überraschen, indem man sich hinten reinstelle und auf Konter lauere. "Wir müssen nicht immer schön spielen", erklärte Koller und versprach: "Wir werden uns Gedanken darüber machen, wie wir uns weiter verbessern und auf die Siegerstraße zurückkehren können."

Keine gravierenden Personal-Rochaden

Gelingen könnte dies auch mit mehr Gefährlichkeit bei Standards, aus denen in den vergangenen Monaten wenig Zählbares herausschaute. Allerdings sei das Üben von Situationen mit ruhenden Bällen beim Nationalteam auch ein Zeitproblem, gab Koller zu bedenken und wies auf eine Statistik hin, wonach man im Schnitt 40 Eckbälle für einen Torerfolg benötige.

An der Kaderzusammensetzung wird sich auch im kommenden Jahr nichts Entscheidendes ändern, ließ der Teamchef erkennen. "Wir haben in Österreich nicht 30 oder 40 Spieler, die auf einem sehr hohen Level sind."

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