Der SCR Altach hat sich den Winterkönig-Titel in der Tipico-Bundesliga gesichert. Das Überraschungsteam der laufenden Saison feierte zum Abschluss der 20. Runde in der Cashpoint Arena gegen Rekordmeister Rapid einen 3:1-Sieg und geht daher mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung auf Titelverteidiger Salzburg ins Jahr 2017. Rapid ist als Fünfter im Niemandsland der Tabelle zu finden.
Die Wiener haben vor den letzten 16 Runden 15 Zähler weniger als die Vorarlberger. Der 33. Titel der Klub-Geschichte ist daher schon vor dem Frühjahr quasi verloren. Das gilt aber genauso für einen Europacup-Fixplatz, den die Top-Drei sicher haben. Auf Salzburg fehlen 13 Punkte, auf Sturm Graz zwölf Zähler. Zudem hat auch der viertplatzierte Lokalrivale Austria, der zum Frühjahrsauftakt wartet, zehn Punkte mehr gesammelt.
Schwere Aufgabe für Rapid Wien
Auf Coach Damir Canadi wartet deshalb eine Mammutaufgabe im neuen Jahr. Seine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte hätte er sich sicher ganz anders vorgestellt. Die Altacher gingen dank Toren von Philipp Netzer (7., 60.) und Nikola Dovedan (55.) völlig zurecht als Sieger vom Feld, blieben damit auch im elften Heimspiel unbesiegt und holten dabei Sieg Nummer neun. Den in der Offensive völlig harmlosen Rapidlern gelang durch Srdjan Grahovac (59.) nur Ergebniskosmetik, der kurze positive Aufwärtstrend durch die Siege gegen St. Pölten (1:0) und Ried (3:1) wurde gestoppt.
Bei der mit Spannung erwarteten Rückkehr von Canadi in die Cashpoint Arena überraschte Rapids Coach mit einer 4-3-3-Formation. Die Ausrichtung war aber nur aufgrund der zahlreichen Ausfälle zustande gekommen. Maximilian Wöber fiel noch kurzfristig krankheitsbedingt aus, Mario Sonnleitner war nicht fit genug für einen längeren Einsatz, es fehlten in der Defensive also die Alternativen.
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Unmittelbar nachdem Canadi von seinem Ex-Klub offiziell verabschiedet worden war, starteten die Altacher druckvoller, energischer und legten einen Traumstart hin. Allerdings nur dank der Mithilfe des Schiedsrichterteams, dem zwei Fehler hintereinander unterliefen. Ein Lienhart-Freistoß wurde von Netzer leicht verlängert, der in Abseitsposition befindliche Benedikt Zech irritierte Goalie Richard Strebinger, der den Ball nicht festhalten konnte und Netzer staubte zum 1:0 ab (7.). Doppel bitter für die Wiener war, dass es den Freistoß gar nicht geben hätte dürfen, der Zweikampf von Grahovac mit Boris Prokopic war kein Foul.
Der schwungvolle Start wurde durch den Führungstreffer aber gebremst. Altach zog sich sehr weit zurück, überließ Rapid das Spiel. Die Hütteldorfer konnten sich aus dem größeren Ballbesitz aber keine Chancen herausarbeiten, Ex-Rapid-Goalie Andreas Lukse war in der ersten Hälfte völlig beschäftigungslos.
Altach schlägt eiskalt zu
Nach dem Seitenwechsel lief bei den Wienern noch weniger zusammen und Altach zeigte demgegenüber hohe Effizienz. Der starke Dimitri Oberlin bediente "Joker" Dovedan mit der Ferse, der ließ Stephan Auer aussteigen und traf an Strebinger vorbei ins Eck (55.). Rapid konnte mit einem direkt verwandelten Freistoß ins Eck von Grahovac (59.) zwar antworten, es sollte aber die einzige Topchance der Gäste überhaupt im Spiel bleiben. Und quasi im Gegenzug machten die Gastgeber alles klar. Nach einem Lienhart-Freistoß köpfelte Netzer, dessen Vertragsverlängerung um zwei Jahre bekannt wurde, völlig unbedrängt zum 3:1 (60.) ein.
Rapid, wo Kapitän Steffen Hofmann ab der 77. Minute sein Comeback gab, ist damit in Altach fünf Spiele sieglos. Der Trainereffekt blieb bisher wirkungslos, unter dem seit November amtierenden Canadi wuchs der Rückstand auf die Spitze von neun auf mittlerweile 15 Punkte an. Die Altacher konnten demgegenüber unter Interimstrainer Werner Grabherr ihren Sensationslauf fortsetzen, für den 31-Jährigen war es aufgrund der fehlenden Pro-Lizenz trotzdem die letzte Partie an vorderster Front. Ein Nachfolger soll bald präsentiert werden.
Die Stimmen
Werner Grabherr (Altach-Interims-Trainer): "Der Sieg war sehr wichtig, die Mannschaft wollte ihn unbedingt und hat es sich verdient. Wir wissen wie wichtig Standardsituationen sind, heute haben wir es einmal für uns genützt und selbst defensiv sehr wenig zugelassen, Rapid hat sich schwer getan."
Zum Winter und bevorstehenden Wechsel in die zweite Reihe: "Wir wollen über den Winter noch einmal einen Schritt nach vor machen. Das zweite Glied ist es nicht unbedingt. Wir arbeiten im Team alle zusammen, und versuchen die Mannschaft bestmöglich vorzubereiten und aufzustellen. Es ist ein verdienter Mannschaftserfolg und damit meine ich mehr als nur diese elf Spieler."
Damir Canadi (Rapid-Coach): "Man kann dem SCR Altach nur gratulieren, man sieht mit welchem Selbstvertrauen sie agiert haben. Von der Leistung her, war die erste Halbzeit von uns in Ordnung. Wir waren sehr gleichwertig mit Altach. Deren erster Torschuss war das 2:0. Dann kommt das 2:1 und wir kommen wieder aus einer Standardsituation in Rückstand. Daraus müssen wir lernen. Wenn es nicht so läuft, dann ist es auch für den SK Rapid so. Wichtig ist jetzt die Selbstreflektion. Da ist jeder Spieler gefordert, jeder Trainer. Wenn man selbstkritisch ist, werden im Sport auch andere Zeiten kommen, und Rapid wird in die Erfolgsspur kommen."
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