Frage: In der bisherigen WM-Qualifikation hat man keinen Sieg gegen die unmittelbaren Konkurrenten Serbien, Irland und Wales geschafft. Warum sollte das nun ausgerechnet auswärts gegen das laut FIFA-Weltrangliste stärkste Team der Gruppe gelingen?
Marcel Koller: "Warum nicht? Meine Mannschaft stimmt mich optimistisch. Wir hatten vor dem Irland-Match (Anm.: 1:1) aufgrund einiger Ausfälle das eine oder andere Problemchen, aber die Spieler haben das gut gelöst. Was schlussendlich zum Sieg gefehlt hat, waren acht, neun Minuten. Meine Spieler haben in diesem Match bewiesen, dass sie auswärts gegen einen starken Gegner bestehen können, das gilt es jetzt wieder abzurufen."
Frage: Vier Runden vor Schluss beträgt der Rückstand auf Platz eins und zwei je vier Punkte. Müssen daher in Wales unbedingt drei Punkte her, um die WM-Chance zu wahren?
Koller: "Aktuell ist es so, dass man sagt, wir müssen gewinnen. Aber wir kennen die Ergebnisse aus den Parallelspielen nicht und spekulieren nicht. Grundsätzlich schauen wir auf uns und spielen immer auf Sieg. Wenn dann ein Unentschieden rauskommt, müssen wir das so mitnehmen."
Frage: Mit welcher Mannschaft und mit welchem System soll ein Erfolg in Wales gelingen? Kann man sich diesbezüglich auf Überraschungen gefasst machen?
Koller: "Wir wollen den Gegner überraschen, aber wir müssen zuerst schauen, ob das möglich ist. Wie unser System ausschaut, wird sich in den Tagen der Vorbereitung zeigen. Das hat aber nichts mit der Art und Weise zu tun, wie wir in den sechs Jahren, die ich hier bin, spielen wollen. Es gibt keinen Grund, unsere Spielphilosophie zu ändern."F
Frage: Wird David Alaba wieder im Zentrum aufgeboten?
Koller: "Dafür gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit. Grundsätzlich ist er einer unserer besten Spieler, der mit seiner fußballerischen Qualität und seiner Wahrnehmung extrem wichtig für uns ist."
Frage: An Alabas Leistungen im Zentrum gab es zuletzt regelmäßig Kritik. Haben Sie dafür Verständnis?
Koller: "Nein. Wenn er in Irland das Tor erzielt hätte, wären wir jetzt nicht bei dieser Frage. Es geht nie um einen einzelnen Spieler, sondern um das Kollektiv."
Frage: Im ungünstigsten Fall könnte nach dem Georgien-Match die letzte theoretische Chance auf die WM verspielt sein. Würden Sie in diesem Fall Ihren bis zum WM-Quali-Ende laufenden Vertrag erfüllen?
Koller: "Diese Frage stellt sich mir nicht. Ich bin überzeugt, dass wir die bevorstehenden zwei Spielen gewinnen können, alles andere ist Spekulation."
Frage: In der Politik gibt es den Ausdruck "Lame Duck" für einen Amtsträger, der mit einem Ablaufdatum versehen ist. Wäre das ein erstrebenswerter Zustand für einen Teamchef?
Koller: "Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich denke an Wales und Georgien, nicht an das, was im Oktober oder November sein könnte."
Frage: Was würde eigentlich dagegensprechen, dass Sie Ihren Vertrag als Teamchef verlängern, selbst wenn es mit der WM-Qualifikation nicht klappen sollte?
Koller: "Jegliche Entscheidungen, die die Zukunft betreffen, müssen für beide Seiten passen und miteinander besprochen werden. Doch jetzt stehen Wales und Georgien im Fokus."
Frage: Nach den beiden September-Partien sind Sie hinter Hugo Meisl der ÖFB-Teamchef mit den meisten Länderspielen ohne Unterbrechung (Anm.: 52). Wie wichtig ist Ihnen diese Marke?
Koller: "Das ist einfach ein weiterer Eintrag in der Statistik. Mir ist es nicht wichtig, an welcher Position ich dort bin, für mich zählt die Arbeit mit dem Team und aktuell die Vorbereitung auf Wales und Georgien."