Wiener Wut: Eiszeit auf allen Ebenen

Von SPORTMAGAZIN/SPOX Österreich
Markus Kraetschmer, Christoph Peschek
© GEPA

Twitter-Scharmützel, Schimpftiraden, Plakat-Provokationen, Schuldzuweisungen: Angespannt war das Verhältnis der Wiener Erzrivalen Rapid und Austria schon immer, derzeit ist es weit jenseits des Gefrierpunkts. Wie konnte es so weit kommen?

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In diesem Punkt war man sich ausnahms­weise einig: Ein Doppelinterview mit Rapid-Präsident Michael Krammer (57) und Austria-Vorstand Markus Kraetschmer­ (45) wollte man weder in Hütteldorf noch in Favoriten. "Keine gute Idee", hieß es nach Anfragen des SPORTMAGAZIN von der Pressestelle der beiden Klubs. Dabei hätte es einiges zu bereden gegeben - die aktuelle Eiszeit zwischen den Klubs, beispielsweise. Und die Frage, wie man das vergiftete Verhältnis halbwegs normalisieren könnte.

"Ich würde sagen, unsere Beziehung zu Rapid ist momentan auf keinem besonders hohen Niveau", sagt Austria-Boss Kraetschmer im Einzelinterview. "Früher war zumindest hinter den Kulissen die Zusammenarbeit besser und intensiver." Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek (34) kontert wenig später kühl: "Ich verbringe keine Zeit damit, an die Austria zu denken. Mein Fokus gilt dem SK Rapid." Darüber hinaus gebe es regelmäßig gemeinsame Sitzungen der Bundesliga­gremien. "Da geht es sehr professionell zu und wir bringen uns konstruktiv ein", betont Peschek.

Dennoch bleibt der Eindruck: Grün-Weiß und Violett waren seit der Causa Didulica vs. Lawaree nicht mehr so innig verfeindet wie heute. Die unnötig vom Zaun gebrochene Diskussion, welcher der beiden Klubs nun der wahre Rekordmeister sei, goss zuletzt zusätzliches Öl ins Feuer der Rivalität.

Giftpfeile in Rekordmeisterfrage

"In dieser Frage haben wir intensiv recherchiert und Sporthistoriker konsultiert", erklärt Markus Kraetschmer. "Unser Schluss lautet: Wir sind der Rekordmeister." Rapid-Geschäftsführer Peschek entgegnet darauf: "Jede Diskussion darüber würde der Austria nur jene Bühne geben, die sie möchte. Vielleicht ist unser Lokalrivale durch eine von uns initiierte Studie aufgeschreckt worden, laut der rund jeder zweite Wiener Rapid zu seinem Lieblingsklub erklärt. Die Austria hingegen liegt bei 14 Prozent." Zudem sei Rapids Zuschauerschnitt zirka dreimal so hoch: "Letztlich ist völlig klar: Rekordmeister ist Rapid."

Dass Rapid und Austria nicht wie gewünscht in die Saison starteten, trug sicherlich dazu bei, dass die Feindseligkeiten im ersten Derby der Saison auch im Stadion einen Höhepunkt erreichten.

"Schweres Foul von Kraetschmer"

Auch in den Chefetagen wogten die Emotionen hoch: Kraetschmer echauffierte sich, dass "sich das ­Problem mit den Rapid-Fans nicht verbessert hat", und forderte, dass "man hier von der Liga versuchen muss, entsprechende Maßnahmen zu setzen". Rapid-Boss Michael Krammer reagierte prompt und forderte das Bundesliga-Ethikkomitee schriftlich auf, gegen den Austria-Vorstand tätig zu werden.

"Das Begehr des Herrn Krammer beim Ethikkomitee hat jedenfalls ganz sicher nicht dazu beigetragen, das Klima zu verbessern", sagt Kraetschmer im Rückblick. "Es geht doch auch um das Ansehen der Liga insgesamt." Einwand von Peschek: "Es ist ein schweres Foul, wenn Herr Kraetschmer als Bundesliga-Vizepräsident Strafen für Rapid fordert."

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