Freiwillig ließ Scharner sein Team in den letzten Minuten einer 0:2-Niederlage mit nur acht Spielern zu Ende spielen. Ein Vorgehen, das bei vielen für Kopfschütteln sorgte, der 37-Jährige dachte aber, die Hagenbrunner so kitzeln zu können. "Ich wollte meine Mannschaft herausfordern. Im modernen Fußball geht die Entwicklung dahin, dass wir auf dem Platz immer mehr Indianer ausbilden und immer weniger Häuptlinge", meint Scharner im Gespräch mit derStandard.at: "Es fehlen die Persönlichkeiten, die auch mit schwierigen Situationen im Spiel umgehen können."
Reaktion blieb aus
Die gewünschte Reaktion seines Teams blieb allerdings aus. "Ich wollte eine Meuterei der Mannschaft gegen ihren Trainer provozieren. Aber es gab keine große Reaktion. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll", wirkt der 40-fache Teamspieler ratlos. Seiner Meinung nach mangelt es Fußballern heute an Eigenverantwortung, wie er erläutert: "Ein gutes Beispiel ist unsere U14: Seit wir dort nicht mehr so aktiv coachen, nicht mehr so viele Anweisungen geben, läuft es sportlich nicht mehr. Die jungen Spieler müssen mehr Initiative zeigen."
"ÖFB ist ein Sumpf"
Ein anderes Thema, bei dem Scharner regelmäßig der Kragen platzt, ist der ÖFB bzw. die Fehlentwicklungen in eben diesem. Dementsprechend fühlt sich der langjährige England-Legionär von den Vorgängen der letzten Wochen in seiner wiederholten Kritik am Verband bestätigt. "Der ÖFB ist ein Sumpf. Ich hoffe, dass man mich jetzt besser versteht", sagt Scharner. "Es sollten beim Verband Professionisten ans Werk gehen und keine Leute, die sich nur in den Schaukasten setzen und persönliche Eitelkeiten befriedigen", fordert er.
Einen Anruf von Neo-Sportdirektor Peter Schöttel würde er dennoch - oder gerade deswegen - begrüßen. "Ich würde mich freuen und nicht Nein sagen", so Scharner.