Im Juni 2002 wurde das Konkursverfahren über den mit 60 Millionen Euro verschuldeten FC Tirol eröffnet. Der Verein löste sich in weiterer Folge auf, die Pleite beschäftigte noch jahrelang die Gerichte. Davor waren mehrere Jahrzehnte lang die sportlichen Schlagzeilen befüllt worden. 1971 holte Wacker Innsbruck unter Trainer Otto Baric den ersten Titel, vier weitere in den Jahren 1972, 1973, 1975 und 1977 machten die Siebzigerjahre zur goldenen Dekade des Tiroler Kicks.
1989 und 1990 wurde der legendäre Ernst Happel erneut Meister mit dem Klub, der sich von 1986 bis 1992 FC Swarovski Tirol nannte. Spieler wie Vaclav Danek, Nestor Gorosito und Hansi Müller zogen damals die Zuschauer ins Tivoli-Stadion im Innsbrucker Stadtteil Pradl. Mit dem Einstieg des Kristallkonzerns änderte der Verein aber nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Farben. In blau-weißer Dress erreichte Tirol 1987 auch das UEFA-Cup-Semifinale gegen IFK Göteborg.
Titel unter Weltmeister-Trainer Löw
Als FC Tirol folgten schließlich von 2000 bis 2002 noch drei Titel, der letzte wurde unter dem späteren deutschen Weltmeister-Macher Joachim Löw eingefahren. Zehn österreichische Meistertitel und sieben Cup-Erfolge standen am Ende auf der Visitenkarte. Hätte Roland Kirchler im September 2001 im Wiederholungsspiel gegen Lokomotive Moskau nicht die Querlatte, sondern ins Tor getroffen, hätte es sogar mit der Champions-League-Teilnahme geklappt.
Nach dem großen Crash gründete sich der FC Wacker Tirol 2002 als neuer Verein. Die Initiatoren wollten den heimatlos gewordenen Fans und Nachwuchskickern ein Auffangbecken bieten. Dank einer Spielgemeinschaft mit der WSG Wattens konnte man in der Regionalliga West einsteigen, wurde zweimal nacheinander Meister und spielte ab der Saison 2004/05 in der Bundesliga. 2007 wurde eine Namensänderung beschlossen, Wacker Innsbruck war wiedergeboren.
Ein Auf und Ab für Wacker Innsbruck
Rein rechtlich hat die neue Wacker-Inkarnation höchstens Berührungspunkte mit den Vorgängern. Emotional aber gibt es eine tiefe Verbundenheit, sehen sowohl der Verein als auch die Fans eine Kontinuität. Ebenso wird das vermeintliche Gründungsjahr 1913 weiter in Ehren gehalten, wenngleich Wacker selbst auf seiner Webseite betont, dass es sich um einen Mythos handelt. "Tatsächlich wurden die Statuten des FC Wacker Innsbruck erst im Dezember 1914 eingereicht", heißt es dort.
Nach dem Abstieg 2008 ging es 2010 erneut in die höchste Spielklasse, und auch diesmal konnten sich die Tiroler vier Jahre in der Bundesliga halten. Finanziell musste man sich von Beginn an nach der Decke strecken, die Suche nach Sponsoren gestaltete sich mitunter extrem schwierig. Schuldenfrei ist der Verein bis heute nicht.
In der neuen Bundesliga mit zwölf Teams wird das primäre Ziel der Innsbrucker Klassenerhalt heißen. Auch wenn die Hoffnung groß ist, irgendwann wieder Europacup-Atmosphäre am Tivoli erleben zu dürfen. Ein Durchmarsch von der Zweitklassigkeit in die Europa-League-Qualifikation, wie ihn der LASK heuer hingelegt hat, wäre eine riesige Überraschung. Solange nichts Unvorhergesehenes passiert, wird Wacker auch in den kommenden Jahren sorgsam mit seinen Mitteln umgehen müssen. Der sportliche Erfolg wird sich weiter der wirtschaftlichen Vernunft beugen.