Nach aufgrund von Verletzungen unglücklich verlaufenen Auslandsstationen in Frankreich bei Stade Rennes sowie in Deutschland beim 1. FC Köln und zuletzt Union Berlin will Hosiner in der Heimat wieder zu alter Leistungsstärke zurückfinden.
"Ich habe in Österreich schon bewiesen, dass ich Tore schießen kann und das werde ich auch diese Saison wieder zeigen", sagt der ehemalige Austrianer selbstbewusst und hat damit nicht unrecht. Schließlich erzielte Hosiner in 102 Bundesliga-Partien 56 Tore und bereitete 22 weitere vor.
Im Interview mit SPOX spricht der Torschützenkönig der Saison 2012/13 über seine Beweggründe für den Wechsel nach Graz, vergleicht die 2. deutsche Bundesliga mit der österreichischen und schätzt die Chancen von Sturm gegen Ajax Amsterdam ein.
SPOX: Sie haben vergangene Woche im Testspiel gegen Krasnodar (0:1, Anm.) zum ersten Mal für den SK Sturm gespielt. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Philipp Hosiner: Es war ein klassisches Testspiel am Ende der Vorbereitung, müde Beine, müder Kopf. Es war für mich aber wichtig, 45 Minuten Wettkampfpraxis mit der neuen Mannschaft zu bekommen und die Mitspieler besser kennen zu lernen.
Philipp Hosiner: "Habe mich nicht aktiv nach einem neuen Verein umgesehen"
SPOX: Im Winter haben Sie im Interview mit SPOX gesagt, dass Sie sich etwas überlegen müssen, wenn Sie in der Rückrunde in Berlin nicht zum Einsatz kommen. Sie haben wenig gespielt, haben Sie aktiv gesucht oder ist Sturm auf Sie zugekommen?
Hosiner: Nein, ich habe mich nicht aktiv nach einem neuen Verein umgesehen. Ich habe schon noch die Chance gesehen, in der Sommervorbereitung noch einmal anzugreifen und bin davon ausgegangen, dass ich die Saison in Berlin beginne und auch zu Ende spiele.
SPOX: In Berlin hätten Sie mit Urs Fischer einen neuen Trainer gehabt, war das auch ein Grund, warum Sie eigentlich gar nicht an einen Wechsel gedacht haben?
Hosiner: Ein Transfer war überhaupt nicht geplant. Wir wären in Berlin mit zwei Stürmern in die neue Saison gegangen, mit mir und mit Sebastian Anderson, der neu von Kaiserslautern gekommen ist. Mit ihm hätte ich um einen Platz im Angriff konkurriert, wenn das Angebot von Sturm nicht gekommen wäre. Der eigentliche Stamm-Stürmer Sebastian Polter hat sich die Achillessehne gerissen, der kommt erst in ein paar Monaten zurück, bis dahin hätte ich sicher gute Chancen gehabt, zu spielen. Aber das Gesamtpaket bei Sturm Graz mit Champions-League-Qualifikation, mit dem Trainer, mit der Mannschaft, wo ich schon einige von früher kenne, hat mich so überzeugt, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe.
Philipp Hosiner: "Habe in Österreich bewiesen, dass ich Tore schießen kann"
SPOX: Wie ist es letztendlich zum Transfer zum SK Sturm gekommen?
Hosiner: Der Transfer nach Graz hat sich dann recht kurzfristig ergeben, ich bin aber froh, dass es geklappt hat. Der Verein wollte mich unbedingt haben, ich habe super Gespräche mit dem Trainer (Heiko Vogel, Anm.) und dem Sportdirektor (Günter Kreissl, Anm.) geführt. Ich hatte das Gefühl, dass mir eine sehr hohe Wertschätzung entgegen gekommen ist und darum war die Entscheidung für mich nicht schwer, ich habe auch nicht lange überlegt.
SPOX: Gab es auch Gespräche mit anderen Vereinen?
Hosiner: Nein, die gab es nicht.
SPOX: Was sagen Sie zu den zahlreichen Abgängen, die Sturm kompensieren muss? Haben Sie die österreichische Liga verfolgt?
Hosiner: Ich habe die österreichische Liga die letzten Jahre immer verfolgt so gut es gegangen ist. Sturm hat eine super Entwicklung gemacht, ist letzte Saison Cupsieger geworden und Vizemeister. Wenn man Erfolg hat, ist es völlig normal im Fußball, dass Spieler abgeworben werden und den Verein wechseln. Aber die Neuzugänge haben alle Potential und sind jung. Ich nehme die Aufgabe gerne an, mit dieser jungen Mannschaft weitere Erfolge beim SK Sturm zu feiern.
SPOX: Deni Alar hat letzte Saison 20 Tore für Sturm erzielt, Sie wurden als sein Nachfolger geholt. Macht Ihnen das Druck?
Hosiner: Nein, das macht mir überhaupt keinen Druck. Erstens einmal wird von Seiten des Vereins keine fixe Toranzahl erwartet, sondern Leistungen und Einsatz. Und ich kann garantieren, dass ich mich voll reinhauen werde, um der Mannschaft zu helfen. Zweitens hab ich in Österreich schon bewiesen, dass ich Tore schießen kann und das werde ich auch diese Saison wieder zeigen. Ich muss mich mit meiner Statistik in Österreich vor niemandem verstecken, deswegen ist das für mich überhaupt kein Druck.
2012/2013 wurde Philipp Hosiner mit der Wiener Austria Meister und mit 32 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga
Philipp Hosiner: "In Deutschland steht der Kampf im Mittelpunkt"
SPOX: Wie würden Sie die 2. deutsche Liga mit der österreichischen Bundesliga vergleichen?
Hosiner: Es ist ein völlig anderer Fußball. Es gibt in jeder Liga einen etwas anderen Spielstil. Ich glaube dass mir der Spielstil in Österreich viel mehr entgegen kommt als der in der 2. deutschen Liga. In Österreich wird viel mehr Wert auf technischen Fußball, auf Ballbesitz und Offensive gesetzt. In Deutschland ist das eher umgekehrt, da steht mehr der Kampf im Vordergrund. Ich will jetzt nicht sagen, dass in Österreich nicht gekämpft wird oder mit weniger Leidenschaft gespielt wird, aber diese deutsche Mentalität, um jeden Zentimeter zu kämpfen, ist in der 2. Deutschen Liga so sehr ausgeprägt, dass es vielleicht meinem Spielstil nicht so entgegengekommen ist. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass ich wieder zurück bin in Österreich. Hier habe ich es auch nicht weit nach Hause zur Familie und kann hoffentlich wieder an meine Leistungen von früher anknüpfen.
SPOX: Was sagen Sie zum neuen Liga-Format?
Hosiner: Das ist für mich sehr schwer einzuschätzen, ich nehme ja zum ersten Mal an so einem Wettbewerb teil. Ich weiß gar nicht, ob es so etwas Vergleichbares in Europa gibt. Es wird auf jeden Fall interessant werden. Durch die Punkteteilung in der Hälfte der Saison kann man einen Vorsprung leichter wieder verlieren, man kann aber umgekehrt einen Rückstand schneller wieder wettmachen. Im oberen Playoff wird es jedes Wochenende Topspiele geben, das tut der österreichischen Liga sicher gut.
SK Sturm Graz - Fixe Deals: Neuzugänge für 2018/19
Spieler | Position | abgebender Verein | Ablöse | Vertrag bis |
Anastasios Avlonitis | Innenverteidiger | Panathinaikos | ablösefrei | 30.06.2020 |
Markus Lackner | Defensives Mittelfeld | Admira Wacker | ablösefrei | 30.06.2021 |
Lukas Grozurek | Stürmer | Admira Wacker | ? | 30.06.2021 |
Raphael Obermair | Rechtes Mittelfeld | FC Bayern München II | ablösefrei | 30.06.2020 |
Markus Pink | Stürmer | SV Mattersburg | ablösefrei | 30.06.2020 |
Filipe Miguel Neves Ferreira | Linksverteidiger | FC Pacos de Ferreira | ablösefrei | 30.06.2020 |
Philipp Hosiner | Stürmer | Union Berlin | ? | 30.06.2021 |
SPOX: Wie schätzen Sie Sturms Chancen in der CL-Qualifikation gegen Ajax Amsterdam ein?
Hosiner: Im Fußball ist immer alles möglich. Man hat gerade bei der Weltmeisterschaft gesehen, dass nicht immer die Mannschaft mit den besseren Einzelspielern gewonnen hat. Es geht sehr viel über die Teamleistung oder auch über Standardsituation. Auch wir werden gegen Ajax unsere Chancen bekommen, wie auch bei der WM jedes Team gegen die Großen Chancen hatte. Wir werden Vollgas geben uns reinhauen, und dann kann was gehen. Das hat man jetzt ja bei den Kroaten gesehen, die sich mit einer leidenschaftlichen Leistung bis ins Finale durchgekämpft haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir das gegen Ajax auch schaffen können.
Karrierestationen von Philipp Hosiner: Sandhausen, Admira, Austria, Rennes, Köln, Sturm
Jahre | Verein | Spiele | Tore | Assists |
2009-2010 | SV Sandhausen | 20 | 1 | 2 |
2010-2011 | First Vienna FC | 38 | 16 | 2 |
2011-2012 | FC Admira | 46 | 23 | 7 |
2012-2014 | FK Austria Wien | 81 | 47 | 18 |
2014-2015 | FC Stade Rennes | 13 | 1 | 1 |
2015-2016 | 1. FC Köln | 15 | 1 | 0 |
2016-2018 | 1. FC Union Berlin | 47 | 8 | 3 |
2018- | SK Sturm Graz | - | - | - |