Das ÖFB-Team kassierte unter ihm in bislang sieben Spielen gerade einmal fünf Gegentreffer - drei davon gegen Brasilien. "Der Trainer ist dadurch, dass er selbst Verteidiger war, darauf bedacht, dass wir eine sehr kontrollierte Defensive haben", erklärte Sebastian Prödl, der gegen Schweden zu Beginn das Abwehrzentrum einnahm.
"Keiner von uns weiß, ob er am Dienstag gegen Bosnien spielt oder ob wir Dreier- oder Viererkette spielen", sagte er. Foda will auf diese Weise die Spannung im Team hoch halten und die Variabilität fördern. Kein Spieler soll sich zu früh auf ein System fixieren.
Dabei deutet vieles darauf hin, dass der Teamchef auf die eingespieltere Variante einer Dreierkette setzen wird. Fünf der sieben Spiele unter seiner Riege wurden mit einer solchen in Angriff genommen - so auch im vorerst letzten Freundschaftsspiel am vergangenen Donnerstag.
Stefan Ilsanker in der ÖFB-Dreierkette: "Kann meine Stärken ausspielen"
"Wir haben während der Woche mehrere Systeme durchprobiert", erklärte Stefan Ilsanker, der dort etwas überraschend als Verteidiger im halbrechten Raum auflief. "Ich fühle mich dort sehr wohl da kann ich da meine Stärken einbringen, etwa aggressiv nach vorne verteidigen", sagte Ilsanker über seine neue Rolle im Nationalteam.
Dabei kommt ihm zugute, dass er bei seinem Klub RB Leipzig zuletzt von Trainer Ralf Rangnick ebenfalls in die Innenverteidigung rotiert wurde. "Jetzt bin ich 29 Jahre alt, ein bisschen Erfahrung habe ich mir schon angesammelt, die kann ich dann gerade hinten drin am besten ausspielen. Ich habe auch immer wieder probiert, mich ins Mittelfeld einzubauen, aber gerade dann, wenn der Gegner mit zwei Stürmern anläuft, brauchst du hinten drei, damit du sie ausspielen kannst."
Das wird gegen Bosnien-Herzegowina voraussichtlich anders werden. Die Elf aus dem Balkan spielt im Normalfall mit Edin Dzeko als alleinigem Stoßstürmer, allerdings legen die Flügelspieler Haris Duljevic und Edin Visca ihre Rolle offensiver an als jene der Schweden.
Martin Hinteregger in der ÖFB-Dreierkette: "Marko und David sind ein Luxus"
Auf Ilsankers gegenüberliegender Seite ist Martin Hinteregger das Stammleiberl aufgrund seiner soliden Auftritte kaum zu nehmen. Auch er hat sich mit dem System Dreierkette angefreundet.
"Wir spielen auch im Verein einmal dies einmal das. Ich fühle mich mit beidem richtig gut. Die Umstellung auf eine Dreierkette macht das ganze ein bisschen stabiler", sagte er. "Ich weiß genau, was ich zu tun habe, das ist auch bei jedem anderen der Fall. Wir sind sehr variabel geworden und haben zuletzt gute Auftritte gezeigt."
Das Spielsystem kommt ihm vor allem deshalb entgegen, da Hinteregger nicht nur lange, eröffnende Pässe spielt, sondern immer wieder Vorstöße wagt. "Wenn ich David und Marko vor mir habe, ist das schon ein Luxus für mich", sagte Hinteregger über seine Teamkollegen auf dem linken Flügel.
ÖFB-Team: Innenverteidiger und ihre Einsatzminuten unter Franco Foda
Name | Spiele | davon Startelf | Einsatzminuten in IV |
Sebastian Prödl | 6 | 6 | 495 |
Aleksandar Dragovic | 6 | 5 | 475 |
Martin Hinteregger | 5 | 5 | 450 |
Stefan Ilsanker | 4 | 2 | 180 |
Kevin Danso | 2 | 1 | 110 |
Sebastian Prödl in der ÖFB-Dreierkette: "Keiner ist einzementiert"
Zwischen Ilsanker und Hinteregger hat Trainer Foda den Luxus, sich für einen von zwei arrivierten Abwehrspielen entscheiden zu müssen. Trotz fehlender Spielpraxis bei Watford durfte Prödl gegen Schweden von Beginn an ran und kam so zu seinem 70. Länderspiel.
"Mittlerweile gehe ich in solche Spiele nicht mehr mit Sorgen rein", sagte Prödl. "Ich glaube, deshalb bin ich auch einberufen, deshalb stehe ich auch in der Startelf. Ich bin in der Lage, das Wochen oder auch Monate zu kompensieren. Aber auf Dauer ist so eine Situation persönlich nicht tragbar für die Nationalmannschaft."
In den ersten vier Spieltagen der Premier League kam der 31-Jährige zu keiner einzigen Spielminute, einzig im englischen Pokal durfte er über die gesamten 90 Minuten antreten. Deshalb stellt Prödl langfristig sogar einen Vereinswechsel in den Raum: "Mein nächstes großes Ziel ist die Qualifikation für die EM, dem werde ich einiges unterordnen. Wenn sich die Situation nicht verbessert, muss ich mir etwas überlegen."
Denn der derzeit erfahrenste Teamspieler hinter Arnautovic (73 Spiele) möchte sich für weitere Einsätze empfehlen, und verweist auf die faire Chance, die Foda seinen Spielern gibt. "Wir müssen es auch in Zukunft dem Trainer schwer machen, sich zu entscheiden, wer auf dem Platz steht. Er hat angekündigt, immer wieder auf den Konkurrenzkampf setzen zu wollen und dass keiner einzementiert ist", sagte Prödl.
Aleksandar Dragovic in der ÖFB-Dreierkette: "Muss eine gute Antwort geben"
Dieser Konkurrenzkampf wird von Dragovic, dem vierten Innenverteidiger im Bunde, angeheizt. Durch den überraschenden Einsatz Ilsankers war für den Stammspieler von Bayer Leverkusen nach vier Startelf-Auftritten in Folge plötzlich kein Platz.
"Natürlich war ich nicht amused. Aber man muss das akzeptieren und immer eine gute Antwort geben. Auf dem Platz natürlich - nicht verbal", sagte Dragovic zu seiner aktuellen Situation.
Während er in der deutschen Bundesliga in einer Viererkette tätig ist, findet Dragovic im Nationalteam lediglich zwei Abwehrspieler neben sich. "Innenverteidiger ist Innenverteidiger, egal ob halbrechts, Mitte, halblinks, das ist ziemlich ähnlich", erklärte Dragovic.
Und weiter: "Wir sind eine Mannschaft, kämpfen alle nach hinten, wo man spielt, ist egal. Gegen Island bei der EM habe ich diese Rolle auch schon gespielt, das ist nichts Neues. Ob ich spiele, weiß ich nicht. Ich kann nur auf dem Platz mein Bestes geben." Und damit Franco Foda die Qual der Wahl vergrößern.