Der Trainer: Werner Grabherr
Mit Werner Grabherr übernahm im Sommer ein junger Trainer die erste Mannschaft des SCR Altach, trotzdem ist der 33-Jährige kein Unbekannter in der Bundesliga. Als Damir Canadi im Herbst 2016 zu Rapid wechselte, übernahm Grabherr für 6 Spiele und war mit 4 Siegen, einem Remis und einer Niederlage äußerst erfolgreich. Auch nach der Beurlaubung von Martin Scherb als Altach-Trainer sprang Grabherr kurzfristig ein und verlor damals knapp mit 0-1 in Salzburg.
Seit Sommer 2018 steht der junge Trainer wieder in der Hauptverantwortung. Grabherr und sein Trainerteam entschieden sich für viele verschiedene Aufstellungen, die sich vor allem in der Formation unterschieden. In 6 verschiedenen Grundordnungen spielten die Altacher in dieser Saison, dabei variierte Grabherr häufig zwischen Aufstellungen mit Viererkette und Fünferkette. Auch verletzungsbedingt setzten die Altacher im Herbst 24 verschiedene Spieler ein, das ist der Höchstwert in der Liga. Bemerkenswert ist, dass alle 24 Spieler auch in der Startelf zum Einsatz kamen.
Grabherr versuchte sein Team modern und flexibel spielen zu lassen, auf die Ergebnisse hatte das vorerst keine positiven Auswirkungen. Allerdings muss festgehalten werden, dass die Altacher oft nur knapp den Kürzeren zogen. 9 der 10 Niederlagen kassierten die Vorarlberger mit nur einem Tor Differenz - Höchstwert. Zur Einordnung: Der Höchstwert in der Vorsaison lag beim SKN St. Pölten mit 12 knappen Niederlagen - allerdings in 36 Spielen.
Altach ist also nicht weit weg und trotzdem Vorletzter. Die Ursachen sind eher in der Defensive als in der Offensive zu suchen. Immerhin erzielte Altach 26 Tore in 18 Spielen, in der unteren Tabellenhälfte erzielte nur der Tabellensiebente Hartberg mehr Tore als die Vorarlberger (29). Altach erzielte auch mehr Tore als Sturm, St. Pölten oder die Austria. Allerdings blieb die Grabherr-Elf auch nur einmal ohne Gegentreffer - Tiefstwert in dieser BL-Saison.
Niederlagen mit einem Tor Differenz | |
CASHPOINT SCR Altach | 9 |
FC Wacker Innsbruck | 5 |
SV Mattersburg | 5 |
TSV Prolactal Hartberg | 5 |
FC Flyeralarm Admira | 4 |
SK Rapid Wien | 4 |
FK Austria Wien | 3 |
RZ Pellets WAC | 2 |
SK Puntigamer Sturm Graz | 2 |
LASK | 1 |
spusu SKN St. Pölten | 1 |
FC Red Bull Salzburg | 0 |
Offensive
Die Ballbesitzidee der Altacher ist anhand der Zahlen schwer zu definieren. Altach startete die wenigsten direkten Angriffe der Liga (24), spielte nach dem Ballgewinn also selten erfolgreich in die Tiefe. Auf der anderen Seite hatten die Altacher 87 Ballstafetten mit 10 oder mehr Pässen - Rang 5. In den meisten Kategorien, in denen Spielphasen mit Ball dargestellt werden, wird bei Altach eher ein geduldiges Ballbesitzspiel deutlich. So spielte die Mannschaft von Werner Grabherr im Schnitt 2.83 Pässe pro Ballstafette, das ist ligaweit der fünfthöchste Wert. Zudem hatten die Altacher pro Ballstafette im Schnitt einen Raumgewinn von etwas mehr als 13 Metern, das ist ligaweit Rang 7, also nur knapp unterdurchschnittlich.
Im Spielaufbau war Altach über die rechte Seite erfolgreicher. Mit Benedikt Zech verfügen die Altacher über einen spielstarken rechten Innenverteidiger. Mit dem rechten Außenverteidiger Andreas Lienhart spielte er im Herbst 132-mal den Ball hin und her. Das ist der Höchstwert bei den Vorarlbergern, obwohl die Beiden nur 11 BL-Spiele gemeinsam absolvierten. Auch der am häufigsten angespielte Offensivspieler ist mit Christian Gebauer auf der rechten Außenbahn zu finden. 38% der Angriffe liefen bei Altach über die rechte Seite - ein überdurchschnittlich hoher Anteil in der österreichischen Bundesliga.
Der Nachteil dieser Spielweise liegt an der möglichen Isolation am Flügel. Altach schlug 229 Flanken aus dem Spiel heraus - deutlich über dem Ligaschnitt (195). Salzburg führt diese Wertung mit 256 Flanken an, beim Tabellenführer ist aber die gesamt hohe Anzahl der Angriffe dafür ausschlaggebend. Im Fußball ist die Wahrscheinlichkeit, ein Tor nach einer Flanke zu erzielen, gering. Altach widerlegte diese Statistik beim imposanten 6-1 am 18. Spieltag gegen Hartberg. In dieser Begegnung erzielten die Altacher 5 der 6 Tore nach Flanken aus dem Spiel heraus und schraubten sich damit in der Wertung "Tore nach Flanken" noch auf den 2. Platz hinter Mattersburg (10).
In der Chancenverwertung präsentierte sich Altach als ein wahres Top-Team, sehr untypisch für eine Mannschaft in der unteren Tabellenregion. Die Vorarlberger verwerteten 16.9% der sich bietenden Torchancen - nur Salzburg war besser (17.9%).
Chancenverwertung | |
FC Red Bull Salzburg | 17.9% |
CASHPOINT SCR Altach | 16.9% |
SV Mattersburg | 16.1% |
TSV Prolactal Hartberg | 15.7% |
LASK | 15.0% |
spusu SKN St. Pölten | 14.6% |
FK Austria Wien | 14.5% |
FC Flyeralarm Admira | 14.0% |
SK Puntigamer Sturm Graz | 13.6% |
RZ Pellets WAC | 13.1% |
SK Rapid Wien | 10.3% |
FC Wacker Innsbruck | 9.6% |
Defensive
Die Defensive war im Herbst die Achillesferse des SCR Altach. Obwohl Altach unterdurchschnittlich wenige Großchancen zuließ, kassierten die Vorarlberger überdurchschnittlich viele Tore.
Eine Ursache, die in Zeiten des durchorgansierten Pressings durch Verengung des Raumes und der damit verbundenen erschwerten Entscheidungsfindung des Ballbesitzers, oft vergessen wird: Spieler machen individuelle Fehler. Bei Altach führten 4 solcher Fehler zu Gegentoren, diesen Wert erreichte sonst nur die Admira. Das ist auch ein Hauptgrund, warum Altach in dieser Saison so selten zu null spielte wie kein anderes Team und zwar nur 1-mal: beim 2-0-Sieg gegen den FK Austria Wien in Runde 10.
In der Arbeit gegen den Ball versuchte Altach aktiv zu sein, kam aber nicht an die hohen Werte des LASK oder des WAC heran. Die Vorarlberger pressten 244 Ballstafetten des Gegners an, das ist ligaweit immerhin Rang 5 hinter den Pressing-Mannschaften Salzburg, LASK, WAC und der Austria. Auffallend ist dabei allerdings der Abstand zwischen der absoluten Ligaspitze und der Zahl der Grabherr-Elf. Aus den Ballgewinnen in den entscheidenden Zonen machten die Vorarlberger zudem zu wenig. Nur 16% der der Balleroberungen innerhalb von 40 Metern-Abstand zum gegnerischen Tor resultierten in Abschlüssen - Platz 10 vor Innsbruck und Mattersburg.
Schlüsselspieler
Christian Gebauer
Im Sommer 2017 kam mit Christian Gebauer ein äußerst schneller Spieler aus Wattens ins Ländle. In seiner BL-Premierensaison hatte der 25-jährige Gebauer noch Probleme Zählbares aus seinen Stärken herauszuholen. Das änderte sich spätestens in dieser Saison, als er zum wichtigsten Offensivspieler der Vorarlberger wurde. Mit 5 Scorerpunkten (1 Tor, 4 Assists) ist Gebauer aktuell der Top-Scorer des Tabellenvorletzten. Insgesamt war er an 8 Ballstafetten beteiligt, die mit einem Torerfolg endeten - ebenfalls Topwert. Seine 19 Schussvorlagen werden teamintern nur von Andreas Lienhart überboten (24).
Auch seine 51 Beteiligungen an Ballstafetten, die mit einem Torabschluss endeten, sind Höchstwert bei den Altachern. Zudem schlug Gebauer 54 Flanken aus dem Spiel heraus, ebenfalls die meisten bei der Grabherr-Elf.
Adrian Grbic
Schon in der Vorsaison war Adrian Grbic mit 7 Toren der zweitbeste Torschütze bei Altach, nur Altmeister Johannes Aigner konnte ihn übertrumpfen (8 Treffer). In dieser Saison steht der technisch starke Mittelstürmer bei 4 Treffern - wie sonst nur Fischer und Aigner. Grbic gab die meisten Schüsse bei den Vorarlbergern ab (25). Grbic ist ein Zielspieler, einer der im Strafraum nicht lange fackelt und den Abschluss sucht. Mit 3 Schussvorlagen liegt er bei den Offensivspielern im untersten Bereich.
Beim U21-Nationalspieler mag die Konstanz noch fehlen, doch seine Werte sprechen für ihn. Immerhin benötigte Grbic für seine 4 Tore nur 589 Minuten Spielzeit, bei Altach war nur Routinier Aigner kaltschnäuziger. Auch ligaweit ist Grbic damit ein Top-Mann, nur Prevljak, Aigner, Kvasina und Dabbur konnten den Wert des Altach-Stürmers unterbieten (Spieler mit mindestens 4 Saisontoren).